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Gapon, G. A.

Gapon, G. A. (1870–1906) – russischer Pope. Als Student der Petersburger geistlichen Akademie veranstaltete er religiöse Unterhaltungen unter den Arbeitern. 1902 machte er die Bekanntschaft Subatows, auf dessen Veranlassung er Arbeiterzirkel zu gründen begann, wobei er das Hauptgewicht auf die religiöse Erbauung und die Befriedigung der kulturellen und Bildungsbedürfnisse der Arbeiter legte. Februar 1904 erreichte er mit Hilfe Plehwes (des damaligen Innenministers) die Bestätigung der Satzungen eines von der Ochrana (der politischen Geheimpolizei) subventionierten „Vereins der russischen Fabrikarbeiter der Stadt Petersburg". Gegen Ende des Jahres erfasste der Verein etwa 9000 Arbeiter. Die Petitionskampagne der Semstwos brachte G. auf den Gedanken, eine Petition der Arbeiter dem Zaren zu überreichen, und der Konflikt der Arbeiter mit der Direktion der Putilow-Werke, der zum allgemeinen Streik des Petersburger Proletariats geführt hatte, erzeugte in der Arbeiterschaft die entsprechende Stimmung für einen Bittgang zum Zaren. Nach dem „blutigen Sonntag" flüchtete G. ins Ausland, wo er Verhandlungen mit Plechanow, Lenin, den Sozialrevolutionären usw. führte. Später kehrte er nach Russland zurück und nahm seine verräterischen Beziehungen zum Polizeidepartement wieder auf. Nachdem seine Spitzeltätigkeit einwandfrei festgestellt worden war, wurde G. im April 1906 in Oserki bei Petersburg von sozialrevolutionären Arbeitern getötet.

Gapon, G. wurde im Jahre 1870 im Poltawaer Gouvernement in einer Kosakenfamilie geboren. Er studierte im Poltawaer geistlichen Seminar, nach dessen Ende er eine gewisse Zeit als Semstwostatistiker diente. Auf Drängen der Ehefrau nahm er die Priesterwürde an, kurz danach trat er in die Petersburger geistliche Akademie ein, aber nach dem Abschluss der letzteren erhielt er eine Stelle im Petersburger Durchgangsgefängnis. Noch als Hörer der Akademie ließ er sich mit Arbeitern ein und kam dem Leiter der Moskauer Geheimpolizeiabteilung Subatow und anderen höchsten Dienstgraden der Polizei nahe, in deren Dienst er sich in der ganzen Zeit seiner Tätigkeit in den Arbeiterorganisationen befand. im selben Jahr gründete Gapon in Petersburg die „Gesellschaft der Fabrik- und Betriebsarbeiter" nach dem Typ der Subatowschen Organisationen und war dessen Vorsitzender. Im Anfang des Jahres 1904 organisierte Gapon einen Zirkel der Arbeiter der polygraphischen Gewerbe, welcher zu Ende Jahres 70-80 Menschen zählte. Der Zirkel eröffnete auf der Wassilijewski-Insel eine Teestube, in welcher er Gespräche veranstaltete. Auf seine Verbindungen zur Polizei angesprochen erklärte Gapon sie damit, dass sie unerlässlich für die Erledigung der Aufgaben seiner Organisation seien. Gapon schwärmte von der Organisierung von Klubs für die Vereinigung aller Arbeiter in ganz Russland und beabsichtigte, bei einem allgemeinen ökonomischen Ausbruch politische Forderungen zu erheben. Zur Zeit seiner Gespräche entfaltete Gapon auch manche Bestimmungen seiner künftigen Petition. Im Dezember des Jahres 1904 hatte die Gaponsche Gesellschaft der Fabrik- und Betriebsarbeiter bereits Bezirksorganisationen in ganz Petersburg. Trotz des Misstrauens der bewussten Arbeiter und der Warnungen der sozialdemokratischen Organisationen gelang es Gapon, in seiner Organisation eine große Menge Arbeiter zu vereinigen. Die Streiks der ersten Tage des Januar 1905 und der Ansturm der Arbeitermassen zwangen die Gaponsche Gesellschaft, die Führung der Bewegung einzunehmen. Anstelle des revolutionären Kampfes richtete Gapon die elementare Bewegung der Massen auf den Weg der Bittschrift an den Zaren. Er persönlich agierte in den letzten Tage vor dem 9. Januar auf allen Bezirksversammlungen, hielt überall feurige Reden. Zur Zeit der Prozession zum Winterpalast wurde Gapon verwundet, aber von seinen Freunden gerettet. Mit Hilfe eines SRler, des Ingenieurs Rutenberg, floh er über die Grenze.

In Paris probierte Gapon, sich mit den revolutionären Organisationen zusammenzufinden, einige Male traf er sich mit Plechanow, zeigte aber volle Unwissenheit in politischen Fragen, Ehrgeiz und Herrschsucht. später entfernte er sich vollkommen von den revolutionären Organisationen, die ihn nicht ohne Grund der Verbindung mit der Geheimpolizei verdächtigten.

Nach der Oktoberamnestie politischer Persönlichkeiten kehrte Gapon nach Russland zurück, von neuem knüpfte er Verbindung mit der Geheimpolizei an, erhielt von ihr die Aufgabe die zerstörte Gesellschaft der Fabrik- und Betriebsarbeiter wiederherzustellen, erhielt Geld, beabsichtigte sogar seine Zeitung herausgeben, aber am 28. März des Jahres 1906 wurde er bei einer Datscha nahe Petersburg, in Oserki, von demselben Rutenberg umgebracht. [Trotzki, Sotschinenija, Band 8, Anm. 9]

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