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Tag der Arbeiterpresse

Der Tag der Arbeiterpresse. Im Zusammenhang mit der Verfolgung der Presse und der Vorbereitung eines reaktionären Pressegesetzentwurfes durch die Regierung wurde von verschiedenen gesellschaftlich-politischen Gruppierungen eine gemeinsame Kundgebung der gesamten Presse gegen den neuen Gesetzentwurf geplant. In der Tagung der Petersburger literarischen Gesellschaft, die vom 30. Januar bis zum 1. Februar (17.–19. Januar) 1914 stattfand und an welcher die Vertreter der verschiedenen politischen Richtungen teilnahmen, stellten die Liquidatoren unter anderem den Antrag, einen Tag der Presse zu veranstalten. Die an der Sitzung teilnehmenden Bolschewiki verwiesen darauf, dass der Gesetzentwurf der Regierung hauptsächlich gegen die Arbeiterpresse gerichtet und daher die Organisierung eines selbständigen Tages der Arbeiterpresse notwendig sei.

Zu einer anfangs geplanten gemeinsamen Kundgebung der gesamten Presse ist es nicht gekommen. Die Bolschewiki beschlossen, einen Tag der Arbeiterpresse zu organisieren, und setzten ihn auf den 2. Jahrestag des Erscheinens der ersten Nummer der „Prawda" fest, wobei sie beschlossen, diesen Tag im Zeichen der Verstärkung des Pressefonds und der Festigung der Presse sowie der Verstärkung ihrer Verbindung mit den Arbeitermassen zu begehen. Im „Putj Prawdy" vom 3. April (21. März) 1914 wurde ein „Offener Brief" einer „Gruppe von Marxisten" veröffentlicht, in welchem auf die Bedeutung dieses Tages hingewiesen wurde. Der Gedanke, einen Tag der Presse zu veranstalten, fand bei den Arbeitern lebhaftes Echo. Die Sammlungen für die Zeitung wurden verstärkt. Aus Anlass dieses Tages wurden an den eisernen Fonds der „Prawda" 21.584 Rubel abgeliefert, davon 18.584 Rubel ausschließlich von Arbeitern.

Außer der „Prawda" begingen diesen Tag der Arbeiterpresse noch 17 bolschewistische oder der bolschewistischen Richtung nahestehende Zeitungen und Zeitschriften: „Rabotniza" (siehe Anmerkung 1), „Metallist", „Sarja Powolschja", („Morgenrot des Wolgagebiets"), „Prosweschtschenije", „Wjestnik Prikastschika" („Bote des Handlungsgehilfen"), „Nowa Trybuna" iin polnischer Sprache) u. a. An diesem Tage erschien außer der gewöhnlichen Nummer des „Putj Prawdy" noch die Nummer 1 der Zeitung „Rabotschij" als Broschüre mit Artikeln von Lenin und Sinowjew.

Der Versuch der Liquidatoren, den Tag der Presse in ihrem Interesse auszunützen, misslang. Als Argument für die Durchführung eines gemeinsamen Pressetages und die Aufteilung der gesammelten Gelder zu gleichen Teilen diente den Liquidatoren die Tatsache, dass im Jahre 1912 die Gründung einer fraktionslosen „Rabotschaja Gaseta" („Arbeiterzeitung") geplant war, die am 3. Mai (20. April) erscheinen sollte, aber infolge der Verhaftung der Redaktion nicht erschien.

Die Sozialrevolutionäre zeigten siich konsequenter als die Liquidatoren und erklärten, dass „dieser Tag, der nur mit einer Richtung des Arbeitergedankens verbunden ist, nicht als Tag der gesamten Arbeiterpresse dienen kann".

Der Erfolg des Tages der Arbeiterpresse war gewaltig. Im „Putj Prawdy" vom 17. (4.) April 1914 hieß es, dass dieser Tag der Presse zu einem historischen Tage in der russischen Arbeiterbewegung werden wird. Diese Voraussage hat sich vollkommen bestätigt.

Im April 1922 wurde auf dem 11. Parteitage der KPR (B) beschlossen, am 10. Jahrestage der Gründung der „Prawda" in ganz Russland einen Tag der Presse zu veranstalten. Seither wird in der Sowjetunion an jedem 5. Mai der Pressetag begangen. [Band 17]

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