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Verhandlungen mit den Alliierten über militärische Unterstützung

Die Verhandlungen mit den Alliierten über eine militärische und technische Unterstützung begannen bald nach der Oktoberrevolution. Lenin und Trotzki führten diese Verhandlungen mit den Franzosen General Niessel und Hauptmann Sadoul und dem amerikanischen Oberst Robbins. Am 21. Februar telegraphierte der Botschafter Noulens im Zusammenhang mit der Fortsetzung der Offensive durch die Deutschen an Trotzki: „Bei Ihrem Widerstand gegen Deutschland können Sie auf die militärische und finanzielle Unterstützung Frankreichs rechnen." Bei der Beratung der Frage im Rat der Volkskommissare am 21. Februar abends wurde nach der Abstimmung der linken Sozialrevolutionäre gegen die Ausnutzung der militärtechnischen Unterstützung der Alliierten zur Verteidigung gegen den deutschen Imperialismus folgender Beschluss angenommen: „Infolge der entstandenen Meinungsverschiedenheiten aus Anlass der Verhandlungen mit den Alliierten über die Versorgung des Landes mit Lebensmitteln und Waffen wird eine Pause eingelegt, damit die Fraktionen beraten könnten."

Am Tage darauf, am 22. Februar, richtete Trotzki an J. Sadoul das Ersuchen, eine offizielle Note abzufassen, in der die Bereitschaft der Franzosen, Sowjetrussland bei der Organisierung der Verteidigung gegen die deutschen Truppen zu unterstützten, ausgedrückt und gesagt wird, in welcher Weise die Militärmission sofort Unterstützung erweisen kann. Am selben Tage, nach dem Mittagessen, übergab Sadoul an Trotzki eine von General Niessel verfasste Note. Der Text dieser Note ist nicht erhalten geblieben. (Siehe: Capitaine Jacques Sadoul, membre de la mission militaire française en Russie. Notes sur la révolution bolchevique. Édition de la Sirène, seizième édition, Paris, 1920). Am selben Tage erstattete Trotzki im ZK Bericht über diese Note. Bei der Behandlung dieser Frage im ZK der Partei erklärten Bucharin, Lomow und Urizki, dass Verhandlungen mit Imperialisten prinzipiell unzulässig seien. Swerdlow, Smilga und Krestinski waren der gegenteiligen Ansicht, hielten es aber praktisch nicht für zweckmäßig, die Unterstützung der englischen und französischen Imperialisten anzunehmen. Trotzki und Sokolnikow erklärten sich für die Annahme von Waffen. Lenin wohnte dieser Sitzung des ZK nicht bei, schickte aber dem ZK folgende Erklärung: „An das ZK der SDAPR. Ich bin dafür, dass wir Kartoffeln und Waffen von den Räubern des anglo-französischen Imperialismus annehmen. Lenin.“

Mit 6 Stimmen gegen 5 wurde folgende von Trotzki eingebrachte Resolution angenommen: „Als Partei des sozialistischen Proletariats, das an der Macht steht und Krieg mit Deutschland führt, wenden wir vermittels der Staatsorgane alle Mittel an, um unsere revolutionäre Armee aufs Beste mit allem Notwendigen auszurüsten und um sie dort, wo es nur möglich ist, zu erlangen, also auch bei den kapitalistischen Regierungen. Dabei bewahrt die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands ihre völlige Unabhängigkeit in Bezug auf ihre Außenpolitik, verpflichtet sich den kapitalistischen Regierungen gegenüber zu nichts und betrachtet in jedem einzelnen Falle ihre Vorschläge unter dem Gesichtspunkte der Zweckmäßigkeit." Bucharin gab darauf folgende Erklärung ab: „An das ZK der SDAPR. Werte Genossen! Hiermit erkläre ich, dass ich aus dem ZK austrete und den Posten des Redakteurs der ,Prawda' niederlege. N. Bucharin."

Am selben Tage, d. h. am 22. Februar, wurde die Frage der Erlangung von Waffen und Lebensmitteln und anderen Waren in England, Frankreich und anderen „verbündeten" Ländern abermals in der Sitzung des Rates der Volkskommissare gestellt und der Beschluss gefasst, eine solche Unterstützung anzunehmen.

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