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Bucharin, N. I.

Bucharin, Nikolai Iwanowitsch (1889-1938): 1906 Bolschewik, 1917 im Zentralkomitee, 1920-21 und 1924-1929 Mitglied des Politbüros, seit Anfang der zwanziger Jahre auf dem rechten Flügel, 1926-29 Vorsitzender des Exekutivkomitees der Komintern, 1938 hingerichtet

Bucharin, Nikolai Iwanowitsch (geb. 1889) – Als Gymnasiast Teilnehmer an sozialdemokratischen Zirkeln, 1906 im Moskauer Komitee der SDAPR. (Bolschewiki) tätig. 1909 zum ersten, bald darauf zum zweiten Male verhaftet und in das Gouvernement Archangelsk verschickt, von wo er jedoch sofort entfloh. 1911 wiederum verhaftet, vor den Moskauer Gerichtshof gestellt, aber gegen Kaution in Freiheit gesetzt, worauf er in die Emigration ging. Arbeitete mit Lenin in Krakau und war tätig für den im Ausland erscheinenden „Sozialdemokrat" und für die Petersburger „Prawda". Kurz vor Kriegsausbruch in Österreich verhaftet und auf Festung geschickt. Nach seiner Übersiedlung nach Stockholm wirkte B. an der in Genf herausgegebenen Zeitschrift „Kommunist" mit und arbeitete mit den linken Sozialdemokraten in Schweden zusammen. Seine Auffassungen in der nationalen Frage gingen in dieser Periode mit denen Lenins auseinander. In den Prozess Höglund und Genossen verwickelt, saß B. anderthalb Monate im Gefängnis und wurde dann durch Urteil für immer aus Schweden ausgewiesen. Auf dem Weg nach Amerika in England erneut verhaftet, und dann auch aus Amerika ausgewiesen. Nach der Februar-Revolution 1917 gehörte B. dem Moskauer Komitee, dem Moskauer Gebietsbüro und der Redaktion des „Sozialdemokrat" an. Auf dem 6. Parteitag der bolschewistischen Partei zum Mitglied des ZK. gewählt, dem er bis heute angehört. Zur Zeit des Brester Friedens zusammen mit Radek und Ossinski an der Spitze der „Linken" und Herausgeber des „Kommunist". Nach der deutschen November-Revolution überzeugte er sich von der Unrichtigkeit des „linken" Standpunkts. In der Diskussion des Jahres 1921 nahm er eine „Puffer-Stellung" ein. 1923/24 und später beteiligte sich B. energisch am Kampf gegen den Trotzkismus und die „Vereinigte Opposition". Chefredakteur der „Prawda" seit der Zeit ihrer Überführung nach Moskau 1918, Mitglied des Politischen Büros des ZK., Mitglied sämtlicher Exekutiv-Komitees der Kommunistischen Internationale. Verfasser einer ganzen Reihe von – meist auch ins Deutsche übersetzten – Schriften: „Die politische Ökonomie des Rentners", „Ökonomik der Transformationsperiode", „Imperialismus und Weltwirtschaft", „Theorie des historischen Materialismus", „Attacke" (eine Aufsatzsammlung), „Der Imperialismus und die Akkumulation des Kapitals" usw. [Band 18]

Bolschewik, Theoretiker des Marxismus, Ökonom. Gehörte schon als Gymnasiast sozialdemokratischen Zirkeln an. 1906 nahm er an der Arbeit des Moskauer Komitees der Bolschewiki teil. 1909 wurde er zum ersten Mal verhaftet und kurz darauf in das Gouvernement Archangelsk verbannt, von wo er floh. Im Jahre 1911 wurde er neuerlich verhaftet, vom Moskauer Strafgericht verurteilt, aber gegen Bürgschaft freigelassen, woraufhin er ins Ausland ging. Er arbeitete mit Lenin in Krakau und gehörte zu den Mitarbeitern des im Ausland erscheinenden „Sozialdemokrat" und der Petersburger „Prawda". Kurz vor Kriegsausbruch wurde er in Wien, wo er seine Studien fortsetzte, verhaftet und längere Zeit gefangen gehalten. Nach seiner Freilassung übersiedelte er nach Stockholm, von wo aus er an der Zeitschrift „Kommunist", die in Genf erschien, mitarbeitete. Er nahm an der Organisierung der schwedischen linken Sozialdemokraten teil. In diese Zeit fallen seine Differenzen mit Lenin in der nationalen Frage. B. war verwickelt im Prozess gegen Höglund, verbrachte sechs Wochen im Gefängnis und wurde dann zur Ausweisung aus Schweden auf Lebenszeit verurteilt. Im Oktober 1916 wanderte er nach Nordamerika aus, wo er aktiven Anteil an der Organisierung der internationalistischen Elemente nahm. Er gehörte zu den Mitarbeitern der Zeitschrift „Nowy Mir" („Neue Welt"). Nach der Februarrevolution wurde er in das Moskauer Komitee der Partei gewählt und zum Redakteur der Zeitung „Sozialdemokrat" bestimmt. Seit dem 6. Parteitag gehörte er dem ZK der KPR an. Während des Kampfes um den Brester Frieden stand er zusammen mit Radek und Ossinski an der Spitze der Gegner desselben und gab die linkskommunistische Zeitschrift „Kommunist" heraus. Nach der Novemberrevolution in Deutschland gab er seine Fehler zu. In der Diskussion des Jahres 1921 nahm er eine vermittelnde Stellung ein. 1923-1927 war er einer der Wortführer des Kampfes gegen den Trotzkismus und die „vereinigte" Opposition. 1918-1929 Chefredakteur der „Prawda", Mitglied des Politischen Büros des ZK und aller Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale. An der Ausarbeitung des Programms der Kommunistischen Internationale hatte er hervorragenden Anteil. (...) Die Analyse seiner in verschiedenen kleineren Schriften (u. a. in „Bemerkungen eines Ökonomen") niedergelegten Theorien ergab, dass sie in einer grundsätzlich falschen Auffassung der Dialektik („Gleichgewichtstheorie", siehe auch seine „Theorie des historischen Materialismus") und der Entwicklungstendenzen der Weltwirtschaft (Theorie des „organisierten Kapitalismus") verankert sind. Seit 1929 Leiter der Wissenschaftlich-technischen Abteilung des Obersten Volkswirtschaftsrats. B. ist Rektor des Instituts der Roten Professur und seit 1929 Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Seine Hauptwerke sind: „Der historische Materialismus" (Verlag der Kommunistischen Internationale, 1922), „Ökonomik der Transformationsperiode" (ebenda, 1922), „Die politische Ökonomie des Rentners" (Marxistische Bibliothek, Bd. II), „Imperialismus und Weltwirtschaft" (ebenda, Bd. XII) und viele andere. [Band 21]

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