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Haase, Hugo

Haase, Hugo (1863-1919) war 1897-1907 und 1912-1918 Reichstagsabgeordneter. 1911 wurde er als Vertreter des linken Parteiflügels in einer Kampfabstimmung gegen den rechten Friedrich Ebert einer der beiden SPD-Vorsitzenden, 1912 einer der beiden Fraktionsvorsitzenden. Am 3. August 1914 lehnte er in der Fraktion die Kriegskredite ab und begründete aus Fraktionsdisziplin am nächsten Tag im Parlament die Zustimmung der Fraktion. Erst im Dezember 1915 stimmte er im Plenum gegen die Kriegskredite und wurde im März nach einer erneuten Ablehnung von Kriegskrediten aus der Fraktion ausgeschlossen. Er wurde Vorsitzender der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft und 1917 der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD). In der Novemberrevolution trat er in den Rat der Volksbeauftragten (die provisorische Regierung) ein, nach der Wahl zur Nationalversammlung 1919 wurde er Fraktionsvorsitzer. Er stand auf dem rechten Flügel der USPD und wurde wenige Monate später von einem Offizier ermordet.

Haase, Hugo (1863-1919) – Bekannter deutscher Sozialdemokrat. Während der Kriegszeit in Gemeinschaft mit Ledebour und Kautsky Vertreter des „zentristischen" Standpunkts: in der Theorie Internationalismus, in der Praxis Rechtfertigung des Kriegs, H. verlas im Reichstag am 4. August 1914 die Deklaration der sozialdemokratischen Fraktion; veröffentlichte dann im Juni 1915 gemeinsam mit Bernstein und Kautsky ein Manifest gegen Annexionen. Mit Kautsky, Ledebour, Dittmann u. a. trennte sich H. im März 1916 von der Parteimehrheit, stimmte gegen die Kriegskredite und wurde der Führer der Minderheitsgruppe in der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion. 1917 begründete er dann zusammen mit Ledebour die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands, die in der November-Revolution 1918 die bekannte Rolle spielte. 1919 wurde H. von einem Offizier getötet. [Band 18]

einer der Führer der deutschen Sozialdemokratie, der dem Zentrum der Partei angehörte, langjähriger Vorsitzender der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, Mitglied des Internationalen Sozialistischen Büros der II. Internationale. Während des Krieges gehörte er zu jenen Sozialdemokraten, die zusammen mit Ledebour und Kautsky zunächst den Krieg billigten und später eine pazifistische Stellung einnahmen. In der Reichstagssitzung vom 4. August 1914 verlas er die Erklärung der Fraktion: „In der Stunde der Gefahr lassen wir das Vaterland nicht im Stich", gegen die er in der Fraktionssitzung gestimmt hatte. Er gehörte zu den Unterzeichnern des Manifestes gegen Annexionen vom Juni 1915. In der Zeit der Vorbereitung der Zimmerwalder Konferenz versuchte er zusammen mit Bernstein und Kautsky die Einladung der französischen Sozialchauvinisten durchzusetzen. Als dies abgelehnt wurde, lehnte auch er die Teilnahme an der Konferenz ab. Er gehörte zu den Begründern der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft und der USPD. 1918 gehörte er der ersten Regierung Ebert (sogen. Rat der Volksbeauftragten) an. Er wurde von einem Offizier ermordet. [Band 19]

Führer der ehemaligen Unabhängigen Sozialdemokratie. Rechtsanwalt. Einer der angesehensten Vertreter der deutschen Sozialdemokratie. 1911 wurde er neben Bebel Vorsitzender des Parteivorstandes. H. war als Linker gewählt worden, konnte sich aber gegen den robusteren Ebert, der nach Bebels Tode mit Vorsitzender wurde, nicht durchsetzen. Die Erwartung, dass er sich den Linksradikalen unter Führung Rosa Luxemburgs anschließen würde, schlug fehl. Am 4. August 1914 ließ er sich dafür gewinnen, die schändliche Erklärung der Reichstagsfraktion zum Kriege zu verlesen: „Wir machen wahr, was wir immer gesagt haben…!" Dadurch verschlimmerte er die Verwirrung in den Reihen der deutschen Arbeiterklasse. Während des Krieges stand er ganz unter Kautskys Einfluss. Bei der Gründung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei wurde er deren Vorsitzender. Am 9. November 1918 trat er mit Scheidemann und Ebert in die Regierung der „Volksbeauftragten" ein und ließ sich von diesen, mehr ahnungslos und ängstlich als bewusst, in die Vorbereitungen zum Bürgerkrieg gegen die Arbeiterklasse verstricken. Nach den Kämpfen um den Marstall, Weihnachten 1918, trat er aus der Regierung aus. Bezeichnend für ihn ist, dass er sich – unmittelbar vor Ausbruch der Januarkämpfe – von seinen ehemaligen Regierungskollegen trennte, indem er den Ebert und Noske viel Erfolg bei ihrem Werke wünschte. In der Unabhängigen Partei stand er auf dem rechten Flügel. Ein schwächlicher, nachgiebiger Charakter, war er zum Führer nicht berufen. Er trägt wesentlich mit die Verantwortung für die unentschiedene, schwankende Haltung der USP in der Kriegs- und Revolutionszeit. H. starb im November 1919 an den Folgen eines auf ihn verübten faschistischen Attentats. [Band 20]

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