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Ledebour, Georg

Ledebour, Georg (1850-1947) war ab 1891 Sozialdemokrat, stand auf dem linken Flügel. 1900 wurde er in den Reichstag gewählt. Ab 1913 gehörte er zum Fraktionsvorstand. Im Ersten Weltkrieg nahm er an den internationalen Antikriegskonferenzen von Zimmerwald 1915 und Kienthal 1916 teil, bei denen er auf dem rechten Flügel stand. Im Dezember stimmte er im Reichstag gegen die Kriegskredite, wurde im März aus der SPD-Reichstagsfraktion ausgeschlossen und gründete die Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft im Reichstag und 1917 die USPD mit. Er war 1920 Gegner einer Vereinigung von USPD mit KPD oder SPD und gründete 1923 eine eigene Organisation (Sozialistischer Bund). 1931 trat er der SPD-Abspaltung Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands bei, 1933 emigrierte er in die Schweiz.

Ledebour, Georg (geb. 1850) – Alter Marxist, Mitglied der Sozialdemokratischen Partei, Mitkämpfer von Bebel und Haase. In den Kriegsjahren Internationalist, unterschrieb das Zimmerwalder Manifest, war ein typischer Vertreter des „Zentrums" auf der Zimmerwalder Konferenz. Im Jahre 1917 schrieb Lenin an Kollontai: „Die Zimmerwalder Mehrheit… Kautsky und Ledebour – alle sind zum Sozialpazifismus übergegangen, der in Kienthal so feierlich (und so fruchtlos!) ververdammt worden ist'' („Leninski Sbornik" II, Seite 285). Nach der Bildung der USPD wurde Ledebour zu einem ihrer Führer. War zusammen mit Karl Liebknecht und Scholze Mitglied des Revolutionskomitees in Berlin während des Januar-Aufstandes 1919, blieb aber Gegner der proletarischen Diktatur und Verfechter der „Demokratie". Nach dem Sieg der Kommunisten in Halle blieb er mit den Unabhängigen, aber nach der Verschmelzung dieser mit den Sozialdemokraten aus der II. Internationale verweigerte er ihnen die Gefolgschaft und behielt eine eigene kleine Gruppe von Anhängern. [Band 12]

Schriftsteller. Ende der achtziger Jahre war er Redakteur der Berliner „Volkszeitung", als diese unter der Leitung von Franz Mehring einen scharfen Kampf gegen das Ausnahmegesetz führte. Dann trat er zur Sozialdemokratie über, war Redakteur am „Vorwärts", der „Sächsischen Arbeiterzeitung" u. a. Blättern. Wegen seiner Schärfe war er einer der gefürchtetsten Redner im Deutschen Reichstag. In der Sozialdemokratie gehörte er zum linken Flügel. Während des Krieges konnte er sich jedoch nicht – trotz seines revolutionären Temperaments – für die klare revolutionäre Taktik namentlich in der Frage der Landesverteidigung entscheiden. Er blieb deshalb auf dem linken Flügel der USPD. Auf dem Spaltungsparteitag der USPD in Halle 1920 entschied er sich gegen den Anschluss an die Kommunistische Internationale, weil er gegen den internationalen Zentralismus war. Dagegen trennte er sich von der USPD, als diese 1922 den Übertritt zur SPD beschloss. Er leitet seitdem eine Splitterorganisation, den „Sozialistischen Bund", der in den meisten aktuell-politischen Fragen mit der KPD zusammenwirkt. [Band 20]

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