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Wladimir I. Lenin 19070224 Die Ergebnisse der Petersburger Wahlen

Wladimir I. Lenin: Die Ergebnisse der Petersburger Wahlen

[Proletarij" Nr. 13 24. (11.) Februar 1907 Nach Sämtliche Werke, Band 10, Wien-Berlin 1930, S. 498-506]

Bei den Petersburger Wahlen haben die Kadetten gesiegt. Sie haben in 11 Bezirken 151 Wahlmänner durchgebracht. Der Linksblock hat nur in einem, dem Wiborger Bezirke, gesiegt und 9 von 160 Wahlmännern durchgebracht.

Die Hauptmerkmale der Petersburger Wahlen sind: Steigen der Wahlbeteiligung in fast allen Bezirken sowie Schwächung der Rechten. Die Kadetten stehen an erster Stelle. Sie haben 28.798 Stimmen erhalten (nach der höchsten Anzahl von Stimmen gerechnet, die für ihre Kandidaten abgegeben worden sind). An der zweiten Stelle steht der Linksblock, der 16.703 Stimmen erhalten hat. An der dritten Stelle die Oktobristen mit 16.613 Stimmen. An der vierten Stelle die Monarchisten mit 5270 Stimmen.

Im Vergleich mit Moskau ist das also ein großer Fortschritt. Ein Bezirk ist erobert worden. Die Linken sind in der Reihe der Listen vom dritten auf den zweiten Platz vorgerückt. Der Prozentsatz der Stimmen, die für den Linksblock abgegeben wurden, betrug in Moskau 13 Prozent, in Petersburg beträgt er fast das Doppelte 25 Prozent.

Hier haben natürlich auch die etwas breitere Agitation und der politische Einfluss der Dumawahlen im Lande, bei denen viel mehr Linke gewählt wurden, als man erwartet hatte, eine Rolle gespielt. In Moskau hat keine einzige Tageszeitung die Listen der Wahlmänner des Linksblocks veröffentlicht, in Petersburg hingegen mehrere Zeitungen: der „Towarischtsch" hat sogar, wie man sagt, seit seiner „Linksschwenkung" seine Auflage ganz erheblich vergrößert. In Moskau gab es keine Stelle, wo Auskünfte erteilt und linke Listen ausgefüllt wurden. In Petersburg gab es solche Stellen. In Moskau hat die Mehrzahl der kleinbürgerlichen Spießbürger dem Kadettenmärchen von der Schwarzhundert-Gefahr Glauben geschenkt. In Petersburg hat sich schon deutlich gezeigt, dass dieser Glaube der Kleinbürger und Opportunisten erschüttert ist.

Wir geben weiter unten die Wahlergebnisse in den einzelnen Bezirken wieder, wobei wir überall die Höchstzahlen der Stimmen nehmen, die die Kandidaten der verschiedenen Listen erhalten haben (die Zahlen sind der „Rjetsch" entnommen). (Siehe untenstehende Tabelle.)

Diese Zahlen gestatten, eine Reihe von interessanten Schlüssen zu ziehen.

Vor allem über die „Schwarzhundert-Gefahr". Die Wahlen haben bewiesen, dass sie nicht besteht. Unsere zahlreichen Erklärungen und Warnungen, die von allen Bolschewiki, bis zu den „Ternii Truda" und dem „Srenije", wiederholt wurden, haben sich als durchaus richtig erwiesen.

Stadtbezirke Petersburg

Höchste Zahl der Stimmen, die

abgegeben

wurden für

Unterschied in der Stimmenzahl der

Kadetten

und der Linken

wie viel Stimmen hätten wir den Kadetten

entreißen

müssen

um zu siegen ?

Kadett.

Linksblock

Oktobr

Monar.

Spasskije Worota . . .

3 397

1644

1 514

624

1 735

877

Narwaer Bezirk . . . .

2 377

1 643

1326

307

734

368

Litejny Prospekt . . . .

2 776

919

2 153

667

1 857

929

Kolomnaer Bezirk . . .

1318

1 122

1068

236

196

99

Wassiljewski Ostrow . .

2 313

1 949

2 102

418

346

183

Roshdjestwjenski Bezirk

2 784

1 325

1 195

537

1 459

730

Kasaner Bezirk . . . .

1 749

589

998

201

1 160

581

Admiralität

955

246

725

196

709

355

Moskauer Bezirk . . .

4 100

1 702

2 233

706

1 398

699

Alexander-Newski Bezirk .

2 735

1 421

799

588

1314

655

Petersburger Bezirk . . .

3 282

2 754

1 851

541

528

265

Wiborger Bezirk ….

1 012

1 389

649

249

+ 377

Insgesamt

28798

16 703

16 613

5 270

Stimmen in 5 nichthoffnungslosen Bezirken.

1573

Wie immer sich auch die Stimmen auf Kadetten und Linke verteilt hätten, – die Schwarzen konnten in Petersburg nicht siegen!

Wenn überdies sogar die Oktobristen und Monarchisten zusammengegangen wären (was besonders in Petersburg, wo sich die oktobristischen Deutschen auf dem Wassiljewski Ostrow beinahe sogar mit dem Bund vom 17. Oktober entzweit hätten, unmöglich ist), – selbst dann hätten die Schwarzen in Petersburg nicht siegen können. Das sieht jeder, der sich die Mühe nimmt, auf Grund der obenstehenden Zahlen einige ganz einfache Berechnungen anzustellen. Die Summe der Stimmen der Kadetten und der Linken (45 500) übertrifft um mehr als das Doppelte die Summe der oktobristischen und monarchistischen Stimmen (22.000).

Wie immer sich auch die Stimmen auf die vorhandenen vier Listen verteilt hätten, gleichviel welche „Schritte" die Rechten unternommen hätten, – es hätte keine Schwarzhundert-Gefahr gegeben.

Die Kleinbürger – die Narodniki und die opportunistischen Sozialdemokraten, die in das Kadetten-Geschrei über die Schwarzhundert-Gefahr einstimmten – haben das Volk betrogen. Wir haben das vor den Wahlen gesagt. Die Wahlen haben bewiesen, dass wir Recht hatten.

Die Petersburger Gesinnungslosigkeit und politische Kurzsichtigkeit, die dem kleinbürgerlichen Intellektuellen und Spießbürger eigen sind, haben sich ausgewirkt. Die Wahlen in Petersburg waren – obschon nicht in demselben Grade wie in Moskau – doch Wahlen von Spießbürgern, die die Kadetten eingeschüchtert und an der Nase geführt hatten. Die gesamte Petersburger Presse, von der „Rjetsch" bis zum „Towarischtsch", der beklommen den Linksblock verteidigte (sich wegen seiner Sympathie für die Linken rechtfertigte?), enthielt vor den Wahlen eine Unmenge von Meldungen, die davon zeugten, dass die Kadetten und ihre Anhängsel dem Spießbürger mit dem Gespenst der von ihnen erfundenen Schwarzhundert-Wahlen Angst eingejagt haben.

Die Kadetten lenkten die Gefahr, die ihnen von links drohte, mit dem Geschrei von Schwarzhundert-Wahlen ab, zugleich gingen sie aber selbst zu Stolypin und versprachen ihm, vernünftiger, loyaler zu werden und sich von den Linken zu trennen. Stolypin hat selbst zugegeben – nach den Worten der heutigen Nummer (vom 22. [9.] Februar) des „Towarischtsch" –, dass er so manches über diese Rechtsschwenkung der Kadetten weiß1!

Weiter. Die Ergebnisse der Petersburger Wahlen geben die Möglichkeit, die Frage zu beantworten: was haben uns diese Wahlen gebracht? Ist es uns durch unsere gerade, kadettenfeindliche Propaganda gelungen, neue Schichten von früher indifferenten Wählern zu politischem Leben zu erwecken? In welchem Umfange haben wir die Kleinbürger, die hinter den Liberalen einher trotteten, von den Liberalen getrennt und auf die Seite des Proletariats herübergezogen?

Damit wir hierüber urteilen können, wollen wir vor allem die Zahlen über die Stimmen der Kadetten und Linken (wie früher, die Höchstzahlen) von den Jahren 1906 und 1907 zusammenstellen:

Abgegebene Stimmen (Höchstzahlen)

Stadtbezirke Petersburgs

1906


1907

Unterschied zwischen letzter und

erster Rubr.

für K.-d.

f. K.-d.

für Linke

zusammen

Spasskije Worota

5009

3397

1644

5041

32

Narwaer Bezirk

3578

2377

1643

4020

442

Litejny Prospekt

3767

2776

919

3695

72

Kolomnaer Bezirk

2243

1318

1122

2440

197

Wassiljewski Ostrow

3777

2313

1949

4262

485

Roschdjestwjenski-Bezirk

3393

2784

1325

4109

716

Kasaner Bezirk

2242

1749

589

2338

+96

Admiralität

1553

955

246

1201

352

Moskauer Bezirk

5124

4100

1702

5802

678

Alexander-Newski Bezirk

2991

2735

1421

4156

1165

Petersburger Bezirk

4946

3282

2754

6036

1090

Wiborger Bezirk

1988

1012

1389

2401

413

Zusammen

40611

28798

16703

45501

4 890

Aus diesen Zahlen ergibt sich mit völliger Klarheit das Verhältnis der Abstimmung für die Opposition und für die Revolution in den Jahren 1906 und 1907. Von den rund 17.000 Stimmen, die wir erobert haben, haben wir etwa 12.000 den Kadetten entrissen und etwa 5000 von der früher indifferenten (teilweise boykottistisch gestimmten) Masse erhalten.

Hierbei fällt sofort der Unterschied auf zwischen „hoffnungslosen" Bezirken, d. h. solchen Bezirken, wo wir offenbar auch bei der größten Anspannung unserer Kräfte im Jahre 1907 nicht hätten siegen können, und nicht hoffnungslosen Bezirken. An der Spitze der „hoffnungslosen" Bezirke stehen z. B. die Bezirke Admiralität und Litejny Prospekt. Das Übergewicht der Kadettenstimmen über unsere Stimmen ist ungeheuer. Wie ist das zu erklären?

Die Ursache ist klar. In dem ersten Bezirk besteht die Bevölkerung aus Beamten, in dem zweiten aus Großbürgern (wir haben vor den Wahlen in den „Tjernii truda" darauf hingewiesen2). Wo es kein Handels- und Industrieproletariat gibt, wo die Beamten überwiegen, dort konnte die Sozialdemokratie, die von den Trudowiki unterstützt wurde, nicht siegen. Dort ist sogar die Wahlbeteiligung zurückgegangen: man kümmerte sich nicht um die Wahlen! Dort haben wir nur ungefähr ein Viertel der Kadettenstimmen auf die Seite des Linksblocks herübergezogen.

Auf dem andern Pol stehen die nicht hoffnungslosen Bezirke, wo die Sozialdemokratie, unterstützt von den Trudowiki, eine Masse von neuen Elementen geweckt und die städtische Armut aus dem Sumpf und dem Schlaf in das politische Leben hineingezogen hat. Es sind der Alexander-Newski und der Petersburger Bezirk. Hier beträgt der Stimmenzuwachs gegen die Schwarzen, d. h. der Stimmenzuwachs, den Kadetten und Linke zusammen zu verzeichnen haben, mehr als tausend Stimmen in jedem Bezirk. Hier ist der größere Teil der linken Stimmen nicht den Kadetten entrissen worden, sondern es sind neue Stimmen. Die Stimme des Kampfes, die Stimme der Sozialdemokratie und Trudowiki hat diejenigen geweckt, die der rührselige Singsang der Kadetten nicht aufzurütteln vermochte.

In dem Petersburger Bezirk hätten wir den Kadetten insgesamt nur 265 Stimmen entreißen müssen, und wir hätten gesiegt. 265 Stimmen außer den 2754 Stimmen, die wir erhalten haben, – es ist klar, dass der Sieg durchaus im Bereich der Möglichkeit lag. Klar ist auch, dass die städtische Armut durchaus nicht proletarischen Schlages – die Angestellten, die Droschkenkutscher, die kleinen Mieter – sich hier für die Linken erhoben hat. Es ist klar, dass die Aufforderung der Sozialdemokratie, die von den Trudowiki unterstützt wurde, nicht umsonst geschehen ist, dass die Volkskreise, die fähig sind, weiter zu gehen als die Kadetten, radikaler sind als die Kadetten, hier in erheblicher Stärke vorhanden sind.

Im Alexander-Newski Bezirk war der Kampf unvergleichlich schwerer. Wir hätten den Kadetten 658 Stimmen entreißen müssen, um zu siegen. 658 Stimmen mehr als die 1421 Stimmen, die wir erhalten haben, – das ist eine ziemlich hohe Zahl, aber immerhin weniger als die Hälfte. Solche Bezirke, wo eine Steigerung unserer Stimmenzahl um die Hälfte uns den Sieg gebracht hätte, dürfen wir nicht als hoffnungslos bezeichnen.

Der Kolomnaer Bezirk hätte uns leicht einen Sieg bringen können: Wir hätten den Kadetten nur insgesamt 99 Stimmen zu entreißen brauchen. In dem Bezirk Wassiljewski Ostrow, wo die drei Hauptlisten – die der Kadetten, der Oktobristen und der Linken – fast die gleiche Stimmenzahl erhielten, hätten wir gesiegt, wenn wir den Kadetten 183 Stimmen entrissen hätten. In dem Narwaer Bezirk hätten wir den Kadetten 368 Stimmen entreißen müssen, um zu siegen.

Das Fazit. Der Linksblock hat in Petersburg zweifellos die Angestellten und die städtischen Kleinbürger angezogen, hat einen Teil von ihnen zum ersten Mal zum politischen Leben erhoben und einen ganz erheblichen Teil von ihnen den Kadetten entrissen.

Der Standpunkt der völligen Hoffnungslosigkeit, die Massen wären den sozialdemokratischen Anschauungen nicht zugänglich, wenn die Sozialisten in einer Übergangszeit von den Trudowiki unterstützt würden, ist durch die Petersburger Wahlen, was die Handels- und Industrieangestellten betrifft, ein für allemal widerlegt worden. Wenn wir es wollen und es verstehen, können wir Hunderte und Tausende aus der städtischen Armut in jedem einzelnen Bezirk der Hauptstadt zu politischem Kampfe erwecken. Wir können Hunderte von Handlungsgehilfen, Kontoristen usw. in jedem einzelnen Bezirk der Partei der mit Stolypin schachernden liberalen Bourgeois entreißen. Wenn wir unermüdlich in dieser Richtung arbeiten, wird der überragende Einfluss der verräterischen Kadetten auf die städtische Armut gebrochen werden. Noch einen Wahlkampf mit dem Linksblock in Petersburg werden die Kadetten nicht überstehen! Sie werden bei dem gegenwärtigen Wahlgesetz aufs Haupt geschlagen werden, wenn sie nach einigen weiteren Monaten „Stolypinscher" Agitation und Miljukowschen Schachers nochmals in den Kampf gehen!

Man kann in der Tat leicht erkennen, dass auch bei diesen Wahlen ganz wenig zu einem Sieg des Linksblocks fehlte. Hoffnungslos waren nur die Bezirke Admiralität, Litejny Prospekt, Spasskije Worota, Roschdjestwjenski, der Kasaner und der Moskauer Bezirk. In allen diesen sechs Bezirken hätten wir die Zahl unserer Stimmen um mehr als das Anderthalbfache vergrößern müssen, – was wohl kaum denkbar ist, so sehr wir uns auch in der Wahlagitation, der Literaturverbreitung u. dgl. m. angestrengt hätten (d. h. richtiger gesagt, im Allgemeinen wäre es wohl denkbar, jedoch nicht unter der Stolypinschen Feldgerichts-Wahlfreiheit!). Die beiden ersten dieser sechs Bezirke sind nach ihrer sozialen Zusammensetzung für die Sozialdemokraten und die Trudowiki unzugänglich. Die vier letzten sind wohl zugänglich, jedoch war hier unsere Arbeit unter den Handels- und Industrieangestellten noch viel, viel zu schwach.

In einem von den restlichen sechs Bezirken haben wir schon bei dem ersten Auftreten des Linksblocks gesiegt. In vier Bezirken fehlten uns zu einem Siege über die Kadetten insgesamt 99-368 Stimmen, die wir den Kadetten hätten entreißen müssen. In einem Bezirk hätten wir den Kadetten 658 Stimmen entreißen müssen. Insgesamt hätten wir in diesen fünf Bezirken nur 1573 Stimmen den Kadetten zu entreißen brauchen, und unser Linksblock hätte gesiegt, hätte ganz Petersburg erobert!

Es wird wohl kaum jemand den Mut haben, zu behaupten, dass es die Kräfte der Sozialdemokratie überstiegen hätte, in fünf Bezirken zusammen den Kadetten 1573 Stimmen zu entreißen, wenn die Sozialdemokraten geschlossen vorgegangen wären, – wenn die mit den Kadetten schachernden Opportunisten nicht das Zustandekommen des Linksblocks für sehr lange verzögert hätten, – wenn nicht der Teil der Menschewiki, der sich abgespalten hat, eine Streikbrecherrolle gegenüber dem Linksblock gespielt hätte.

Was ist ein Streikbrecher? Ein Mensch, der mit dem kämpfenden Proletariat verbunden ist und ihm im Augenblick eines gemeinsamen Kampfes ein Bein stellt.

Treffen diese Merkmale auf die Menschewiki, die sich abgespalten haben, zu? Jawohl, natürlich, denn sie haben die sozialdemokratische Organisation in Petersburg gespalten, Zwiespalt in die Reihen der Kämpfenden getragen, sich mitten im Feuer des Kampfes zu den Kadetten geschlagen und sind uns schließlich sogar nach dem Zustandekommen des Linksblocks offen entgegengetreten. Man braucht sich nur daran zu erinnern, dass der Linksblock am 7. Februar (25. Januar) zustande kam und dass am 10. Februar (28. Januar) die Menschewiki, die sich abgespalten hatten, im „Towarischtsch" dazu aufforderten in fünf Bezirken Stimmenthaltung zu üben!3 Am 14. (1.) Februar veröffentlichten dieselben Menschewiki (in der „Rjetsch") einen Aufruf, der den Spießbürger mit der Schwarzhundert-Gefahr bange zu machen versucht!

Nicht genug daran. In der heutigen „Rjetsch" lesen wir auf der dritten Seite in einer Schilderung der Wahlen in dem Bezirk Petersburger Seite: Auf einem Wahlzettel stand: „Enthalte mich der Stimme. Ein Menschewik".

Möge sich der Leser recht gut die Bedeutung dieses Beispiels überlegen!

Am 10. Februar (28. Januar) veröffentlichten die Menschewiki im „Towarischtsch" Beschlüsse des Vollzugsausschusses des Teils der Menschewiki, der sich abgespalten hatte. In Punkt 6 dieser Beschlüsse wurde der Petersburger Bezirk direkt aus der Zahl der Bezirke ausgeschlossen, wo es eine Schwarzhundert-Gefahr gibt.

In Punkt 6 wird direkt erklärt, dass im Bezirk Petersburger Seite ein Abkommen mit den Linken zweckmäßig ist. In Punkt 3 wird direkt erklärt, dass die Menschewiki selbst für den Fall, dass ein Abkommen mit den Linken nicht zustande kommt, dazu auffordern, für die Linken zu stimmen, wo es keine „offenkundige" Schwarzhundert-Gefahr gibt. Trotzdem enthält sich ein „Menschewik" in dem Petersburger Bezirk der Stimme!! Und wie haben die Menschewiki, die sich abgespalten haben, in den andern Bezirken gehandelt?

Wie kann man danach die Tatsache leugnen, dass es eben das Streikbrechertum eines Teiles der Menschewiki gewesen ist, das den Wahlsieg des Linksblocks in Petersburg, wo es nicht die geringste Schwarzhundert-Gefahr gab, verhindert hat?

Möge das Proletariat eine Lehre ziehen aus den Schwankungen und Verrätereien des Kleinbürgertums. Wir werden stets fest und kühn unser Banner früher als andere entfalten. Wir werden stets die Kleinbürger auffordern, die Fittiche der Liberalen zu verlassen und auf die Seite des Proletariats zu treten. Und diese Taktik – die einzige revolutionäre proletarische Taktik in der bürgerlichen Revolution – wird uns bei jeder Belebung des politischen Massenkampfes den Sieg bringen.

Saratow, Nischni-Nowgorod waren die ersten Siege4; Moskau, Petersburg sind der erste Ansturm. Genug, ihr Herren Kadetten! Der Betrug der liberalen Grundbesitzer und der bürgerlichen Advokaten an der städtischen Armut nähert sich seinem Ende. Mag Stolypin zusammen mit den Miljukow auf den „roten Fetzen" schimpfen. Die Sozialdemokratie steht vor allen Werktätigen und Ausgebeuteten auf ihrem Posten.

1 Lenin meint die Äußerung von P. A. Stolypin, die er in einer Beratung der Hofleute und des Ministerkabinetts vom 20. (7.) Februar 1907 im Zusammenhang mit den Befürchtungen machte, die die Teilnehmer der Konferenz über eine mögliche revolutionäre Stimmung der Duma ausgesprochen hatten: „Die konstitutionellen Demokraten werden, eingedenk der Geschichte der ersten Duma, nicht den revolutionären Weg betreten und werden sich streng an die konstitutionellen Prinzipien halten." („Towarischtsch" Nr. 187 vom 22. [9.] Februar 1907). „Wetschernyje Iswestija" („Abendnachrichten").

2 Lenin meint den Artikel: „Besteht eine Schwarzhundert-Gefahr in Petersburg?" („Ternii Truda" [Dornen der Arbeit"] Nr. 3 vom 19. [16.] Januar 1907), in dem eine ausführliche Analyse der sozialen Zusammensetzung aller Wahlkreise gegeben wird.

3 Lenin bezieht sich auf den am 6. Februar (24. Januar) 1907 veröffentlichten Aufruf des Vollzugsorgans der 31 Menschewiki (siehe Anm. 190), in dem es die Menschewiki für möglich hielten, den Weg bezirksweiser Abkommen mit dem „narodnikisch-bolschewistischen Block" zu beschreiten, wobei die Menschewiki aufforderten, dort, wo Abkommen nicht zustande kämen, für den Block zu stimmen, falls keine ausgesprochene Schwarzhundert-Gefahr gegeben wäre. Im Wiborger Stadtteil wurde es für notwendig erachtet, mit einer selbständigen sozialdemokratischen Liste aufzutreten; in den Bezirken (Stadtteilen), wo eine Schwarzhundert-Gefahr vorliege – „in den Stadtteilen Wassiljeostrow, Roshdjestwjenski, Litejny, Admiralität und Kasanski –, werden die Menschewiki auf die Beteiligung an der Wahlkampagne verzichten"; in den übrigen – erklärten sie „Abkommen mit dem narodnikisch-bolschewistischen Block für zulässig" („Towarischtsch" Nr. 177 vom 10. Februar [28. Januar] 1907).

4 In Saratow und Nischni Nowgorod siegten bei den Dumawahlen die Kandidaten des Linksblocks. So wurden in Nischni Nowgorod von den Linken 39 Wahlmänner, von den konstitutionellen Demokraten , 38 und von den Oktobristen – 3 gewählt (siehe Rjetsch" Nr. 133 vom 22. [9.] Februar 1907).

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