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ZK der SDAPR 19180222 Sitzung

Sitzung des ZK der SDAPR am 22. Februar 1918

Protokoll, 22. Februar 1918

[Druck [russisch]: Sedmoj ekstrennyj sjesd S. 263-65. Nach „Brest-Litovsk, ausgew. u. eingel. von Winfried Baumgart und Konrad Repgen“, Göttingen 1969, S. 122 f.]

Teilnehmer [nach der Liste des Protokolls]: Trotzki, Lomow [Oppokow], Krestinski, Dzierżyński, Smilga, Joffe, Sokolnikow, Bubnow, Swerdlow, später Urizki; mit beratender Stimme: Pjatakow.)

Gen. Trotzki berichtet über den Vorschlag der Franzosen und Engländer, mit uns im Krieg gegen die Deutschen zusammenzuarbeiten, und verliest die Note der französischen Militärmission.

Gen. Swerdlow schlägt vor, die Note ohne Diskussion abzulehnen.

Sie wird abgelehnt.

Gen. Bucharin meint, dass hier auf Seiten der „Verbündeten“ der Plan vorliegt, Russland in ihre Kolonie zu verwandeln. Er weist darauf hin, dass es unzulässig sei, Unterstützung irgendeines Imperialismus anzunehmen.

Gen. Trotzki weist darauf hin, dass Bucharins Argumente der Kritik nicht standhalten. Der Staat muss das machen, was die Partei nicht machen würde. Die Imperialisten wollen die Gelegenheit nutzen, wenn wir schwach sind, werden sie es tun; wenn wir stark sind, werden wir es nicht zulassen. Wenn wir einen revolutionären Krieg führen, müssen wir uns die Hilfe Frankreichs und Englands zunutze machen.

Gen. Dzierżyński erklärt, dass er gegen die Unterzeichnung des Friedens sei, aber ebenso entschieden gegen den Standpunkt Bucharins.

[…]

Gen. Sokolnikow weist darauf hin, dass alle Argumente Bucharins Argumente gegen den revolutionären Krieg sind. Annahme von Unterstützung der Imperialisten verpflichtet uns zu nichts. Man muss immer die politischen Folgen im Auge haben, Man muss die Frage von Fall zu Fall entscheiden: die eine kann man annehmen, die andere muss man verwerfen.

Gen. Trotzki. Wir haben immer gesagt, dass für den Sozialisten das Recht auf Vaterlandsverteidigung dann von Interesse ist, wenn er an der Macht ist. Wenn wir gegen die Deutschen kämpfen, unterstützen wir dadurch indirekt den englischen Imperialismus. Wenn wir kämpfen, müssen wir uns gut verteidigen. Alle Argumente weisen gegen den revolutionären Krieg. [] Am Schluss gibt er eine formelle Erklärung ab, dass er vom Posten des Volkskommissars für die auswärtigen Angelegenheiten zurücktrete.

Gen. Bucharin bringt einen konkreten Vorschlag vor: kein Übereinkommen über Waffenkauf und Verwendung der Dienste von Offizieren und Ingenieuren mit den französischen, englischen und amerikanischen Missionen zu treffen.

Gen. Trotzki. Als Partei des sozialistischen Proletariats, das die Macht hat und gegen Deutschland Krieg führt, benutzen wir durch die Regierungseinrichtungen alle Mittel, um auf die beste Weise unsere revolutionäre Armee mit allen erforderlichen Mitteln auszustatten und auszurüsten und sie uns, wo immer möglich, zu verschaffen, folglich auch bei den kapitalistischen Regierungen. Dabei bewahrt die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands ihre volle Unabhängigkeit in ihrer Außenpolitik, geht gegenüber den kapitalistischen Regierungen keinerlei politische Verpflichtung ein und beurteilt ihre Angebote in jedem einzelnen Fall unter dem Blickwinkel der Zweckmäßigkeit.

Der Vorschlag Trotzkis wird angenommen: dafür – 6 Stimmen, dagegen – 5.

An das ZK der SDAPR

Ich bitte, meine Stimme für die Annahme von Kartoffeln und Waffen von den Räubern des anglo-französischen Imperialismus zu zählen.

Lenin

An das ZK der SDAPR

Verehrte Genossen.

Hiermit erkläre ich, dass ich aus dem ZK austrete und das Amt des Redakteurs der „Prawda“ niederlege.

N. Bucharin

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