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Wladimir I. Lenin 19190331 Über die Mittelbauern

Wladimir I. Lenin: Über die Mittelbauern

Gesprochen für Schallplatten

[Gesprochen {Ende März} 1919. Nach Ausgewählte Werke, Band 8. Der Kriegskommunismus 1918-1920. Zürich 1935, S. 197 f.]

Die Hauptfrage, vor der heute die Partei der Kommunisten steht und die auf dem letzten Parteitag die meiste Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, ist die Frage der Mittelbauern.

Es ist natürlich, dass zunächst gewöhnlich die Frage gestellt wird, wer ein Mittelbauer sei.

Eis ist natürlich, dass wir von Parteigenossen oft hören, sie seien auf dem Lande gefragt worden, wer ein Mittelbauer sei. Darauf antworten wir: der Mittelbauer ist ein solcher Bauer, der keine fremde Arbeit ausbeutet, nicht von fremder Arbeit lebt, in keiner Weise die Früchte fremder Arbeit genießt, sondern selber arbeitet, von seiner eigenen Hände Arbeit lebt.

Unter dem Kapitalismus gab es weniger solcher Bauern als jetzt, denn die Mehrzahl gehörte zu den ganz Bedürftigen, und nur eine verschwindende Minderheit gehörte damals, wie jetzt, zu den Kulaken, den Ausbeutern, den reichen Bauern.

Seitdem das Privateigentum an Grund und Boden abgeschafft ist, nimmt die Zahl der Mittelbauern zu. Und die Sowjetmacht ist fest entschlossen, mit dem Mittelbauern um jeden Preis in vollem Frieden und in voller Eintracht zu leben. Begreiflicherweise kann der Mittelbauer sich nicht mit einem Schlag auf die Seite des Sozialismus stellen, denn er hält zähe am Gewohnten fest, verhält sich allen Neuerungen gegenüber vorsichtig, prüft das, wozu man ihn auffordert, zunächst praktisch nach, entschließt sich nicht, sein Leben zu ändern, solange er nicht zur Überzeugung gelangt, dass diese Änderung notwendig ist.

Gerade deshalb dürfen wir nicht übersehen, nicht vergessen und müssen uns in der Praxis daran halten, dass kommunistische Arbeiter, die aufs Land kommen, verpflichtet sind, ein kameradschaftliches Verhältnis zu dem Mittelbauern zu suchen, ein kameradschaftliches Verhältnis zu ihm zu schaffen, dass sie verpflichtet sind, dessen eingedenk zu sein, dass ein Werktätiger, der keine fremde Arbeit ausbeutet, ein Genosse des Arbeiters ist und dass mit ihm ein freiwilliges, aufrichtiges, vertrauensvolles Bündnis erreicht werden kann und muss. Alle Maßnahmen, die von der kommunistischen Staatsmacht vorgeschlagen werden, sind so aufzufassen, dass sie für den Mittelbauern nur ein Ratschlag, ein Fingerzeig, ein an ihn gerichteter Vorschlag sind, zur neuen Ordnung überzugehen.

Nur durch gemeinsame Arbeit, die diese Maßnahmen in der Praxis erprobt, sie auf ihre Fehler hin überprüft, eventuelle Fehler beseitigt und mit der Mittelbauernschaft eine Verständigung erreicht, nur durch eine solche Arbeit wird das Bündnis der Arbeiter und der Bauern gesichert werden. Dieses Bündnis ist die wichtigste Kraft und Stütze der Sowjetmacht, dieses Bündnis ist die Gewähr dafür, dass wir die Sache der sozialistischen Umgestaltung, der Niederwerfung des Kapitals, der Beseitigung jeder Ausbeutung zum siegreichen Ende führen werden.

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