Glossar‎ > ‎

Lenin auf dem VIII. Parteitag zur Mittelbauernschaft

Lenins Bericht über die Arbeit auf dem Lande, das von ihm auf dem VIII. Parteitag der KPR(B) erstattet wurde, und die zu diesem Bericht angenommene Resolution sind hervorragende Dokumente des Leninschen theoretischen und politischen Nachlasses. Ganz abgesehen davon, dass in diesen Dokumenten die Erfahrungen, die in der ersten Periode der proletarischen Diktatur hinsichtlich der Wechselbeziehungen zwischen dem Proletariat und der Bauernschaft gesammelt wurden, außerordentlich tiefgreifend verallgemeinert wurden, haben diese Dokumente auch für die gegenwärtige Periode unseres sozialistischen Aufbaus im Dorfe ihre ganze kolossale politische Aktualität behalten.

Zur Zeit des VIII. Parteitages war die Frage der Wechselbeziehungen zwischen dem Proletariat und den Hauptmassen der Bauernschaft äußerst akut. Obwohl die internationale Lage der Sowjetmacht zur Zeit des VIII. Parteitages sich erheblich gefestigt hatte (die Annullierung des Brester Friedensvertrages durch die deutsche Revolution, eine Welle von proletarischen revolutionären Aktionen im Westen usw.), hatten Intervention und Bürgerkrieg ihren Höhepunkt erreicht. Die Aufgabe, das im Prozess des Bürgerkrieges entstehende Bündnis zwischen dem Proletariat und der Mittelbauernschaft zu festigen und sich dabei auf die Dorfarmut zu stützen, ohne auch nur eine Minute lang den Kampf gegen den Kulaken einzustellen, war neben ihrer allgemeinen Tragweite für die Diktatur des Proletariats und für den sozialistischen Aufbau von ungeheurer Bedeutung auch für den Sieg über die bewaffnete Konterrevolution. Indessen wurde trotz der wiederholten Hinweise Lenins noch in der Periode der Komitees der Dorfarmut (siehe besonders den Artikel „Wertvolle Eingeständnisse Pitirim Sorokins“), dass man eine Politik der „Verständigung“ (des Bündnisses) mit den Mittelbauern befolgen, sie für das Proletariat gewinnen und sie führen muss, trotz des entsprechenden Kurses, der vom ZK der Partei und von den zentralen Organen der Sowjetmacht eingeschlagen wurde (siehe z. B. die Resolution des VI. Sowjetkongresses), die Bedeutung dieser Politik gegenüber dem Mittelbauern in der Provinz mitunter unterschätzt. Es kam zu offenkundigen Entstellungen der Parteilinie, die im Grunde von einer Verwechslung der Mittelbauernschaft mit dem Kulakentum herrührten (gegen den Mittelbauern gerichtete Abweichung in der Praxis der Komitees der Dorfarmut, Fälle, wo die Mittelbauern mit Gewalt zum Eintritt in die Kommunen gezwungen wurden usw.). Das führte zur Wiederbelebung der Schwankungen des Mittelbauern zum Kulakentum hin und in manchen Fällen sogar zur Teilnahme der Mittelbauern an den Kulakenaufständen gegen die Sowjetmacht. All das machte es notwendig, dass die Frage des Mittelbauern als besonderer Punkt („Über die Arbeit auf dem Lande“) auf die Tagesordnung des VIII. Parteitages gesetzt wurde.

In seinem Bericht zu diesem Punkt der Tagesordnung des Parteitages entwickelt Lenin die Grundthesen zur Frage des Mittelbauern, die er im „Bericht des Zentralkomitees“ auf demselben Parteitag in knapper Form aufgestellt hatte. Er übt dabei eine strenge Kritik an den gegen den Mittelbauern gerichteten Abweichungen in der Praxis der lokalen Organe und verwirft aufs Schärfste jede Anwendung von Gewalt gegenüber dem Mittelbauern bei der sozialistischen Umgestaltung des Dorfes. In dem ganzen Bericht geht Lenin von jener zwiespältigen Natur der Mittelbauernschaft aus, die er in seinem Artikel „Ökonomie und Politik in der Epoche der Diktatur des Proletariats“ mit solcher Klarheit geschildert hatte und die diese Bauernschaft in eine „schwankende Klasse“ verwandelt, weshalb das Proletariat und seine Partei ihr gegenüber eine besonders vorsichtige Haltung einnehmen und eine besonders behutsame und gleichzeitig feste Führung ausüben muss. Dabei ordnet Lenin die ganze Frage des Bündnisses mit dem Mittelbauern vollständig der Frage der proletarischen Diktatur unter. [...]

In der vom VIII. Parteitag angenommenen Resolution „Über die Stellung zur Mittelbauernschaft“ und in dem Paragraphen 18 des auf diesem Parteitag angenommenen Parteiprogramms finden die von Lenin in seinem Bericht entwickelten Gedanken ihren vollständigen Ausdruck. Die im vorliegenden Band enthaltene kurze Rede Lenins „Über die Mittelbauern“ gibt in außerordentlich knapper und gleichzeitig populärer Form dieselben Gedanken wieder.

Die in den Beschlüssen des VIII. Parteitages niedergelegte Leninsche Linie des unter der Führung des Proletariats stehenden festen Bündnisses zwischen dem Proletariat und dessen Stütze, der Dorfarmut, einerseits und dem Mittelbauern anderseits für den gemeinsamen Kampf gegen das Kulakentum und die Bourgeoisie der Übergangsepoche überhaupt wurde von der Partei in der Folge konsequent durchgeführt. Dies erleichterte den Sieg des Proletariats im Bürgerkrieg, festigte den wirtschaftlichen Zusammenschluss zwischen der Arbeiterklasse und den mittelbäuerlichen Massen unter den Verhältnissen des sozialistischen Aufbaus auf den Gleisen der NÖP [...] [Ausgewählte Werke, Band 8, Anm. 64]

Kommentare