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Karl Liebknecht 19110715 Ein Weltkrieg um Marokko?

Karl Liebknecht: Ein Weltkrieg um Marokko?

(Zeitungsbericht über eine Rede in Stuttgart)

[Schwäbische Tagwacht (Stuttgart) und Freie Volkszeitung (Göppingen) Nr. 163, 17. Juli 1911]

Überfüllt war der große Saal und dicht besetzt der Garten der Brauerei Dinkelacker, als am Samstag Abend Genosse Dr. Liebknecht, mit stürmischem Beifall begrüßt, die in der Mitte des Saales gegen den Garten hin aufgestellte Tribüne betrat, um über dieses Thema zu sprechen. Die Zahl der Versammlungsteilnehmer dürfte mit 6.000 nicht zu hoch angegeben sein.

Der Redner führte aus:

Wenn wir unsere offizielle auswärtige Politik in den letzten Jahren betrachten, so will es scheinen, als sei man auf einem Jahrmarkt und höre von allen Seiten Friedensschalmeien, Friedensflöten und Friedensgeigen, dann und wann schlägt aber schließlich die große Pauke dazwischen und es zeigt sich, dass die Friedenstöne nichts gewesen sind als ein leichtes Kräuseln an der Oberfläche. Wir Sozialdemokraten wissen, dass unsere innere und äußere Politik diktiert ist von wirtschaftlichen Verhältnissen und dass diese das Schicksal der Völker bestimmen. (Sehr richtig!) Es ist für uns Sozialdemokraten auch die Marokkoaffäre nichts Neues. Bereits 1906 standen Frankreich und Deutschland hart am Rande eines Krieges wegen Marokko. Es war damals der Minister Delcassé – so sagte man –, der durch seine provozierende Politik den Weltfrieden gefährdet hat. Nach langen Bemühungen gelang es, diesen Streitpunkt aus der Welt zu schaffen. Es dauerte jedoch nicht sehr lange, bis wieder Afrika in Deutschlands auswärtiger Politik eine Rolle spielte. Seit längerer Zeit ist von Frankreich in Marokko die Pazifizierungspolitik betrieben worden. Wir konnten beobachten, dass die deutsche Diplomatie sich gegen früher ruhig verhalten hat, und als Spanien in den Streit um Marokko eingriff, wurde dieses Vorgehen von der deutschen Diplomatie verurteilt. Zu unserem großen Erstaunen vernahmen wir aber, dass urplötzlich ein Tanker vor Agadir erschien, und dass auch Deutschland ein Stück von dem Kuchen Marokko sich sichern will. Spanien und Frankreich waren Räuber, so lange sie allein von dem Kuchen haben wollten; seit Deutschland auch den Versuch macht, ist dies ein Gebot der nationalen Pflicht, ist es nationale Weltpolitik, von deren Durchführung das Glück und die Wohlfahrt des großen deutschen Volkes abhängen soll. (Lebhafter Beifall.)

Es ist interessant, in welcher Weise Deutschlands Vorgehen vorbereitet worden ist. Völkerrechtliche Gründe sind immer zu finden, sie sind feil wie Brombeeren. Wir hörten, dass Deutschland ein ungeheures materielles Interesse in Marokko habe. Wir hören, dass die Gebrüder Mannesmann und einige andere kapitalistische Unternehmungen ihre Interessen durch die deutsche Diplomatie vertreten lassen wollen. Wir hören von Farmern, zu deren Gunsten ein Kriegsschiff mobilisiert und der Feuerbrand geschleudert worden ist in den Völkerfrieden hinein. Es handelt sich nicht um ein zufälliges und durchaus plötzliches Eingreifen. Unser deutscher Kapitalismus schreit nach Profit, nach Absatzgebieten, nach Weltpolitik, nach Expansion, und wo sich irgend eine Gelegenheit bietet, Beute zu ergattern, da finden wir die deutschen Kapitalisten bei der Arbeit, genau wie die Kapitalisten anderer Länder. Der moderne Kapitalismus kann das Dichterwort „Raum für alle hat die Erde” nicht anerkennen. Nicht Raum für alle zu schaffen, nicht im Interesse des Gemeinwohls hat der Kapitalismus die gewaltigen technischen Errungenschaften der Neuzeit ausgenützt, sondern aus Eigennutz und nur zu dem Zweck, neue Profitmöglichkeiten zu schaffen. Infolgedessen leben trotz des ungeheuren Reichtums, den der Kapitalismus anhäuft, große Massen in Not und Elend dahin. (Sehr richtig!) Durch ihre Kapitalistenklassen vorwärts getrieben stoßen die verschiedenen Staaten gegeneinander. Allenthalben sehen wir auf dem Gebiete der Weltpolitik den Kampf um die Beute, für eine kleine Schicht der Gesellschaft, die den Profit aus dieser Politik saugt. Es ist deshalb begreiflich, dass das Proletariat seit jeher ein Gegner der internationalen Weltpolitik gewesen ist. Nicht kleinlicher Kirchturmpolitik, nicht unbedingter Beschränkung auf den engen Raum innerhalb der Grenzpfähle redet die Sozialdemokratie das Wort. Aber die kapitalistische Weltpolitik wird nicht für die gesamte Menschheit getrieben, sondern ist eine Klassenweltpolitik mit dem Ziel, immer noch mehr Ausbeutungsmöglichkeiten für die Kapitalistenklasse zu schaffen, die bereits heute das Volk ausbeutet bis aufs Blut. Der Weltpolitik des Kapitalismus setzt die Arbeiterschaft die Weltpolitik des Proletariats entgegen. (Lebhafter Beifall.)

Deutschlands Vorgehen ist auch merkwürdig nach einer anderen Seite hin. Als der Kuchen China verteilt werden sollte, hatte Deutschland auch eingegriffen, als der Reichstag auseinander gegangen war. Alle Mahnungen, die Regierung möge den Reichstag zusammenzuberufen, blieben erfolglos Es wurde nachträglich von den bürgerlichen Parteien der Regierung Indemnität bewilligt, trotz des blamablen Ausgangs der Chinapolitik. Die Vorschusslorbeeren des Grafen Waldersee (Große Heiterkeit) haben keine Früchte getragen; es ist nichts geworden mit dem „Kuchenverteilen”, im Gegenteil ist es inzwischen in China recht lebendig geworden. Das kleine Stückchen Kuchen Kiautschou, das in deutschem Besitz ist, hat sich als „madig” erwiesen (Heiterkeit), so dass niemand mehr viel Freude daran hat und immer ernster die Frage sich erhebt, ob man es nicht lieber wieder zurückgeben soll. Der Reichstag war auseinander gegangen, und so konnte die Diplomatie ihr schädliches Treiben fortsetzen unter Missachtung des Willens des ganzen Volkes.

So ging es auch in der jüngsten Affäre. Die Regierung hat mit ihrem Vorgehen gewartet, bis der Reichstag und das preußische Abgeordnetenhaus zu tagen aufgehört hatten. Wie bei der Chinapolitik, so werden erhebliche Etatüberschreitungen auch die Folge des jüngsten Vorgehens sein. Aber wir lesen aus der bürgerlichen Presse, dass die Regierung keine Opposition gegen ihr gemeingefährliches Treiben zu erwarten hat. Die einzige Partei, die Protest erhebt, ist die Sozialdemokratie.

Ein Parlament aber war bei Inaugurierung des jüngsten Vorgehens der Reichsregierung beisammen, ein Parlament in einem deutschen Bundesstaat, der sich rühmt, eine freiere Verfassung zu haben als andere Teile Deutschlands: der Bundesstaat Württemberg, von dem man sagt, dass er nicht beurteilt werden dürfe wie Preußen und andere „halbwilde” Bundesstaaten. Ganz Deutschland blickte auf den württembergischen Landtag als die Interpellation der Sozialdemokraten zur Sprache kommen sollte. Was war denn in der Interpellation verlangt? Es handelte sich um Gut und Blut des deutschen Volkes. Dieses hat ein Recht, zu erfahren, was mit ihm geschehen soll. Wer will sich anheischig machen, zu behaupten, dass diese ernsten Vorgänge das Volk nichts angehen? Wir sind mündig geworden. Wir lassen uns eine solche Politik nicht gefallen! (Stürmischer, anhaltender Beifall.) Blicken wir nach Frankreich. Dort hat das Parlament über die Angelegenheit verhandelt, dort hat die Regierung Rede und Antwort stehen müssen. Sogar in Ungarn, einem halbasiatischen Staat, hat die Regierung in dem sogenannten ungarischen Parlament Rede und Antwort gestanden. Und was haben wir in Württemberg erlebt? Eine Komödie kläglichster Art, eine unerhörte Beleidigung des Volkes. Die Regierung verschanzte sich hohnlächelnd hinter die Bestimmungen der Geschäftsordnung, die es ermöglicht, Interpellationen zu beantworten, wann es ihr beliebt und das Interpellationsrecht zu einer lächerlichen Farce zu machen. (Pfuirufe.) Die bürgerlichen Parteien waren schamlos genug, um in ein Hohngelächter auszubrechen gegen die sozialdemokratischen Interpellanten. (Stürmische Pfuirufe.) Wer aber erwartet hätte, dass über die Schmach des Absolutismus ein Feigenblatt gebreitet werde, dass ein wenig Balsam geträufelt werde aus dem demokratischen Süden auf die Wunde der deutschen auswärtigen Politik, der hatte sich bös in die Nesseln gesetzt. Staat einer Linderung der Schmerzen wurde die Wunde neu aufgerissen und der ganze Hohn unserer deutschen Verfassungen wurde enthüllt so deutlich wie nur irgend möglich. Wer der Meinung ist, dass von Süden aus gegen die Reaktion in Preußen-Deutschland vorgegangen werden kann, der befindet sich in einem Irrtum. Bei uns im Norden muss der Kampf gegen Junkerherrschaft und Reaktion ausgefochten werden, und Sie im Süden, die Sie wissen, dass unsere Sache Ihre Sache ist, werden uns zu helfen haben in unserem Wahlrechtskampf, der der wichtigste politische Kampf ist, den die Arbeiterklasse zu führen hat.

Bei der jüngsten Affäre sehen wir wieder, dass sich das gleiche Spiel in der deutschen Politik immer und immer wiederholt. Solange den Herrschaften nicht das Knie auf die Brust gesetzt und der Daumen aufs Auge gedrückt wird, wird eine Besserung dieser Zustände nicht zu erwarten sein. (Stürmischer Beifall.) In den jüngsten Vorgängen zeigt sich ein Stück Bonapartismus. Kaum jemals hat sich unser preußisches Junkerregiment so blamiert bis auf die Knochen wie in den letzten Tagen, wo das preußische Abgeordnetenhaus auseinander gejagt wurde wie eine Hammelherde, wo sich gezeigt hatte, dass zwei Sozialdemokraten das Abgeordnetenhaus züchtigen konnten, dass ihm Hören und Sehen verging. Der Wahlrechtskampf begann von neuem das Interesse des Volkes in Anspruch zu nehmen. Da galt es, die Aufmerksamkeit des Volkes abzulenken, Tamtam zu schlagen, in einem Meer von Chauvinismus und Patriotismus jede Regung innerer politischer Befreiung zu verhindern. Auf der monatelangen Suche nach einer Sammlungsparole gegen die Sozialdemokratie bei den nächsten Reichstagswahlen kam der Regierung die Forderung einiger Junker- und Kapitalistenblätter durch auswärtige Differenzen eine nationale Begeisterung für die kommenden Reichstagswahlen zu erzeugen, gerade recht. Die heutigen, durch die Marokkoaffäre heraufbeschworenen Differenzen sind nichts anderes als das Bestreben das Schäfchen Volk besser scheren zu können. Die Regierung hat sich allerdings in diesem Falle verrechnet. Der Delcassé von 1911 ist Herr von Kiderlen-Wächter. Er hat durch sein plumpes Manöver die ganze zivilisierte Welt gegen Deutschland aufgebracht. Frankreich, England, Russland, Spanien stehen gegen Deutschland. Italien hat schon während der Verhandlungen in Algeciras seine Extratour getanzt und wird sie weitertanzen. Sogar von der vielgerühmten „Nibelungentreue”, die im Jahre 1906 Österreich-Ungarn der deutschen Regierung bewahrt hatte, ist heute nichts mehr zu sehen, so dass sich Deutschland tatsächlich in einer „glänzenden” Isoliertheit befindet. Wir sehen uns einer Welt von Feinden gegenüber, die wir dem Säbelgerassel des Herrn v. Kiderlen-Wächter zu verdanken haben.

Der Redner ging hierauf mit einigen Worten auf die Haltung ein, die die deutsche Reichsregierung der von anderen Staaten angeregten Rüstungsbeschränkung eingenommen hat. Durch die bei diesem Anlass gegebenen Erklärungen Bethmann Hollwegs wurde ein Zündstoff gefährlicher Art in die Welt geschleudert. Nun sehen wir den Philosophen Bethmann Hollweg in der Pose des Demokraten auftreten. Derselbe Bethmann Hollweg, der bei der Beratung der preußischen Wahlrechtsvorlage behauptet hat, das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht führe zur Verflachung, gab Elsass-Lothringen ein demokratisches Wahlrecht. Wenn jetzt behauptet wurde, die Sozialdemokratie habe bei diesem Anlass Regierungspolitik getrieben, so ist dies ein falscher Ausdruck. Richtig ist, dass die Sozialdemokratie die Regierung gezwungen hat, sozialdemokratische Politik zu treiben. (Lebhaftes Sehr richtig!) Wie kommt Bethmann Hollweg dazu, die Notwendigkeit einer solchen Demokratisierung Elsass-Lothringens zu empfinden? Wie kommt er dazu, den Stachel aus dem elsass-lothringischen Fleisch herauszureißen? Bethmann weiß genau, dass mit einem feindselig gestimmten Elsass-Lothringen eine Aktion gegen Frankreich ungleich viel schwerer auszuführen ist als mit einem versöhnten. Es besteht der dringende Verdacht, dass die demokratischen Allüren des Reichskanzlers zu nichts anderen führen sollten als der deutschen Regierung die weitere Ausdehnung der aggressiven Weltpolitik gegen Frankreich zu erleichtern.

Wir kommen zu dem Ergebnis, dass die deutsche Regierung ein frivoles Spiel getrieben hat mit den Interessen des deutschen Volkes, indem sie plötzlich versucht hat, ihre gepanzerte Faust auf Marokko zu legen. (Lebhafter Beifall.) Wir sind aber der Überzeugung und sprechen sie erneut aus, Marokko ist nicht die Knochen eines einzigen deutschen Arbeiters wert. (Stürmischer Beifall.) Wir werden diese Politik der deutschen Regierung nicht mitmachen.(Beifall.) Wir wollen unsere Macht in Bewegung setzen, um die Regierung zu hindern, auf dem betretenen Weg weiter zu schreiten. Wir wissen uns darin einig mit den sozialdemokratischen Parteien anderer Länder. Unsere Genossen in Frankreich haben keinen Augenblick gezaudert, die französische Expansions- und Beutepolitik zu brandmarken, denn es handelt sich ja um eine internationale Expansions- und Beutepolitik. Wir haben einen gemeinsamen Feind, das ist der Kapitalismus, die kapitalistische Reaktion, die besonders über Deutschland so schwer lastet. Den internationalen Kapitalismus zu schlagen ist unsere höchste Aufgabe. Er kann aber nur geschlagen werden vom internationalen Proletariat, das im internationalen Ausbeutertum seinen Feind über alle Grenzen hinaus erblickt. (Sehr richtig!) Wir sind eins mit unseren französischen Arbeitsbrüdern, wir werden uns nicht entzweien lassen. (Lebhafter Beifall.) Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr. (Stürmischer, langanhaltender Beifall.)

Der Vorsitzende, Genosse Westmeyer, ergriff, nachdem der Referent geendet hatte, das Wort, um zu erklären, dass, nachdem die württembergische Regierung auf die Interpellation der sozialdemokratischen Landtagsfraktion eine Antwort zu geben nicht für notwendig gehalten und dem Volk eine Aufklärung nicht gegeben habe, so werden die heute anwesenden 6.000 Versammlungsteilnehmer der Regierung sagen, was sie von einer derartigen Politik denken. Wir wollen keinen Massenmord, wir strecken aus die Bruderhand, auch unseren Brüdern jenseits der Grenze entgegen. Wir wollen keinen Krieg, sondern den Völkerfrieden, Glück und Wohlfahrt für das ganze Volk. Wir wollen Gut und Blut einsetzen, das unsere Kultur erhalten bleibt, aber wir wollen nicht unsere Knochen opfern für Mannesmann & Co. Der Redner verliest hierauf die folgende Resolution, die einstimmige Annahme fand:

Die am 15. Juli in Dinkelackers Saal tagende von 6.000 Personen besuchte Versammlung protestiert mit allem Nachdruck gegen die Einmischung Deutschlands in Marokko als gegen ein leichtfertiges und gefährliches Kolonialabenteuer, das geeignet ist, die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich zu verschlechtern, die Schwere der Ausbeutung und Unterdrückung der arbeitenden Bevölkerung zu vergrößern und die Schrecken eines Weltkrieges heraufzubeschwören. Sie verurteilt dieses Abenteuer auch darum auf das Entschiedenste, weil es ohne Beratung und Zustimmung von Seiten des Reichstags unternommen worden ist, also mit Ausschaltung des Parlaments einen Ausfluss des persönlichen Regiments darstellt. Die Versammelten erheben daher aufs Schärfste Protest gegen die Nichtachtung, mit welcher die sogenannte liberale Regierung Württembergs die Interpellation der sozialdemokratischen Landtagsfraktion behandelt hat, wie gegen das Verhalten der bürgerlichen Parteien, die sich aus diesem Anlass wieder einmal zu Mitschuldigen der Regierung gemacht und die Bedeutung der Volksvertretung herabgesetzt haben. Die Versammelten erklären in Übereinstimmung mit den klassenbewussten Proletariern Deutschlands und Frankreichs, dass für das marokkanische Abenteuer nicht ein Mann und nicht ein Groschen aufgewendet werden darf. Sie sprechen ihre Überzeugung aus, dass es Pflicht der Arbeiterklasse beider Länder ist, mit allen zu ihrer Verfügung stehenden Machtmitteln sich einem brudermörderischen Krieg zu widersetzen.

Die Versammelten betrachten das Zwischenspiel in Marokko als eine Frucht der kapitalistischen Kolonialpolitik. Unter der Losung des größeren Deutschlands sucht diese den Bestand der von ihren wirtschaftlichen und sozialen Gegensätzen bedrohten kapitalistischen Ordnung dadurch zu verlängern, dass sie die Sphäre der Ausbeutung und Unterdrückung international erweitert. Die Nutznießer dieser Kolonialpolitik sind ausbeutende kleine Klüngel, ihre Lastenträger sind die breiten ausgebeuteten Massen. Sie sind sich viel bewusst, dass die mord- und raubbesudelte Weltmachtspolitik außerdem die Blicke der werktätigen Massen von der volksfeindlichen Heimatpolitik ablenken soll und als unvermeidliche Folge Militarismus und Marinismus mit ihrem wahnsinnigen Wettrüsten begünstigt und steigert, ebenso wie das persönliche Regiment. Die Versammelten erklären, dass sie diese Politik grundsätzlich auf das Entschiedenste verdammen und ihr die Forderungen einer großzügigen Reformpolitik und der konsequenten Demokratie entgegenstellen, wie sie in Deutschland allein von der Sozialdemokratie vertreten wird, und in deren Mittelpunkt für den Augenblick die Eroberung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts für alle großjährigen Staatsangehörigen ohne Unterschied des Geschlechts in Preußen steht.”

Hierauf wurde die imposante Versammlung geschlossen. Die Teilnehmer zerstreuten sich unter Absingung der Arbeitermarseillaise.

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