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N. K. Krupskaja 19130400 Über die Lage der Volksbildung in Nordamerika und Westeuropa

N. K. Krupskaja: Über die Lage der Volksbildung

in Nordamerika und Westeuropa

(zur Einberufung des I. Allrussischen Kongresses über Volksbildung)

[Proswjeschtschenije, Nr. 11/1913, Nachdruck in N. K. Krupskaja Pedagogitscheskie Sotschinenija, Tom 1, Moskwa 1957, S. 201-208, deutsch in Sozialistische Pädagogik, Band 1, Berlin 1967, S. 231-238]

Zu Weihnachten veranstaltet die Gesellschaft für Elementarbildung den Ersten Gesamtrussischen Kongress über Volksbildung, auf dem 2000 bis 3000 Teilnehmer zu erwarten sind. Er wird aus drei Sektionen bestehen:

1. Sektion. Die Organisation der Elementarschule, Typ, Aufgaben und Lehrpläne. (Dazu gehört auch die Untersektion Erwachsenenschulen, die für die Bearbeitung von Problemen der Bildung unter der Arbeiterbevölkerung in den Hauptstädten wie in der Provinz von großer Bedeutung ist.)

2. Sektion. Unterrichtsmethoden sowie Unterrichts- und Erziehungssystem der Schule.

3. Sektion. Ausbildung der Volksschullehrer.

Drei Viertel der 77 Programmpunkte haben rein pädagogischen Charakter, doch es gibt auch viele Fragen allgemeinen Charakters, wie zum Beispiel: die allgemeinen Organisationsprinzipien der Schule, die Aufgaben der Volksschule, die Schulpflicht und andere.

Wenn diese allgemeinen Fragen auch wie die Fliegen in der Milch in ganz nebensächlichen pädagogischen Fragen untergehen, so beinhalten sie doch den Kern der Sache. Denn von ihrer Lösung hängt die gesamte Linie der pädagogischen Tätigkeit ab. Ist die Frage nach den Aufgaben der Volksschule gelöst, so wird sofort auch der Schlüssel zur Lösung einer ganzen Reihe anderer Fragen wie Prüfungen, Disziplin, Lehrpläne usw. gefunden sein.

Die Lehrer, die aus ganz Russland zusammenkommen, werden sehr bald erkennen, dass sie, ohne sich über die Hauptsache geeinigt zu haben, zu keiner Übereinstimmung gelangen werden.

Vielleicht ist es in einer anderen Gesellschaftsordnung, in einem anderen Land, in einem anderen historischen Augenblick sogar möglich, über zweit-, dritt- oder viertrangige Fragen zu sprechen, ohne die Hauptfragen zu erörtern, dazu aber bedarf es anderer Bedingungen – Bedingungen eines „stabilen Gleichgewichts“.

Natürlich bestehen sehr viele Aussichten, dass es nicht gelingt, diese Fragen auch nur halbwegs so eingehend zu erörtern, wie es in Anbetracht ihrer Wichtigkeit wünschenswert wäre.

Das Interesse an pädagogischen Problemen wächst bei uns zusehends, was in Perioden des gesellschaftlichen Aufschwungs, in denen die Fragen besonders breit und radikal gestellt werden, überall zu beobachten war. Nehmen wir beispielsweise das Ende des achtzehnten Jahrhunderts. In dieser Zeit machte die Schweiz eine Periode der Gärung durch, die 1798 durch die Ausrufung der Republik Helvetien beendet wurde. Diese Periode ist in der Schweiz mit einer Reihe glanzvoller Namen auf pädagogischem Gebiet verknüpft. Der Republikaner Martin Planta errichtet eine eigene Schule nach völlig neuen und für die damalige Zeit außerordentlich kühnen Prinzipien. Er führt die Selbstverwaltung der Schüler ein, um ihnen republikanische Tugenden anzuerziehen. Die Kühnheit dieses Versuchs lässt sich nur dann ermessen, wenn man bedenkt, dass noch heute, über ein Jahrhundert später, die Schülerselbstverwaltung etwas völlig Neues in Europa ist. Sie besteht nur in Amerika, und auch dort nicht überall; unter den europäischen Ländern sind es nur die Schweiz und Deutschland, wo einige schüchterne Versuche in dieser Hinsicht gemacht werden.

Während der Name Martin Planta der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt ist, kennt jeder die Namen Pestalozzi und Jean Jacques Rousseau. Pestalozzi, der mit vielen Republikanern befreundet war, träumte in seiner Jugend selbst von einer Befreiung der Heimat.

Rousseaus Name ist eng mit der Großen Französischen Revolution verknüpft. Ein leidenschaftlicher Demokrat, leistet er auch auf dem Gebiet der Pädagogik eine große Arbeit als Kritiker. Wie eindringlich diese Kritik war, zeigt unter anderem die Einstellung der heutigen französischen Bourgeoisie zu Rousseau. Während die junge Bourgeoisie aus der Zeit der großen Revolution ihre eigene Sache mit der des ganzen Volkes gleichsetzte und Rousseau verehrte, hat die heutige französische Bourgeoisie ihren Idealismus längst verloren und verachtet den „naiven“ Demokraten Rousseau. Nehmen wir ein anderes Beispiel. Die zehn Jahre, die dem Bürgerkrieg vorausgingen, den die Nordstaaten Amerikas zur Beseitigung der Sklaverei gegen die Südstaaten führten, waren für Nordamerika Jahre eines umfassenden demokratischen Aufbaus. Die junge amerikanische Demokratie brachte einen Mann hervor, der die Aufgaben der Demokratie auf dem Gebiet der Volksbildung erkannte, Horace Mann, Rechtsanwalt, später Abgeordneter des Staates Massachusetts, besaß keine besondere pädagogische Bildung. Aber als leidenschaftlicher Kämpfer gegen die Sklaverei war er gleichzeitig ein leidenschaftlicher Demokrat. Deshalb ist seine ganze Tätigkeit auf dem Gebiet der Volksbildung im Grunde genommen nur eine Anwendung demokratischer Prinzipien auf diesem Gebiet.

Horace Mann hat sein ganzes Leben daran gearbeitet, die Schule aus einem Werkzeug der Versklavung zu einem Werkzeug der Befreiung zu machen.

Die Europäer wundern sich, dass es in Amerika kein Ministerium gibt, das das Volksbildungswesen leitet, lenkt, anleitet, beaufsichtigt usw. Es gibt wohl Regierungsbeamte, die in den Prüfungskommissionen mitarbeiten, aber sie sind weniger Vorgesetzte als Experten.

Das wirkt sich keineswegs nachteilig auf das Volksbildungswesen Amerikas aus. Im Gegenteil, nirgends steht es auf einem so hohen Niveau wie in Nordamerika. Nirgends vermittelt die Volksschule so gute Kenntnisse und bereitet so gründlich auf die weitere selbständige Entwicklung vor, nirgends ist sie so sehr auf die Bedürfnisse der Bevölkerung und der gesellschaftlichen Entwicklung eingestellt wie in Amerika. Nur ein Prozent der europäischen Pädagogen interessiert sich für pädagogische Ideen, die in den Vereinigten Staaten schon weitgehend verwirklicht werden.

Nirgends, glaube ich, sind der Drang nach Bildung, das Lesebedürfnis und der Wissensdurst so stark wie in Amerika.

Der Grund ist darin zu suchen, dass in Amerika die Verwaltung der Volksschule unmittelbar demokratischen Organisationen übertragen ist.

Es ist das Verdienst Horace Manns, dass die Volksschule in die Hände demokratischer Organisationen gelegt wurde. Die gesamte weitere Entwicklung des Schulwesens in Amerika erfolgte auf dem von ihm vorgezeichneten Weg. 1837 unterzeichnete Horace Mann als Senatspräsident in Massachusetts die Urkunde über die Gründung des „Board of Education“1, das an die Stelle eines Ministeriums treten sollte. Das „Board of Education“ übt seit seiner Gründung keine Verwaltungsrechte aus, sondern muss Umfragen durchführen, neue Methoden studieren und die pädagogischen Ideen weitgehend in der Bevölkerung popularisieren.

Gegenwärtig verbreitet das Nationale Erziehungsbüro über 40.000 Exemplare seiner Berichte und leistet eine riesige statistische Arbeit. Auf seine Stimme hört die gesamte pädagogische Welt der Vereinigten Staaten.

Wer aber ist für die Ausarbeitung der Stundentafel, des Lehrplans und der Richtlinien für die innere Schulordnung verantwortlich? Das alles ist Aufgabe des Schulinspektors. Der Inspektor aber wird von der Schulbehörde gewählt.

Die Schulbehörde ist eine gewählte Einrichtung. Früher beteiligte sich nur der männliche Teil der Bevölkerung eines Ortes an der Wahl der Schulbehörde (durch allgemeine und gleiche Abstimmung), jetzt nehmen auch Frauen und Mädchen daran teil. Die Schulbehörde verwaltet alle Schulen ihres Distrikts. Alle ihre Sitzungen sind öffentlich, ebenso ihre Maßnahmen. Die Tätigkeit der Inspektoren und Lehrer ist Gegenstand lebhafter Erörterung sowohl seitens der Presse als auch seitens der Eltern.

Überhaupt besteht in Amerika großes Interesse an pädagogischen Fragen. Außer den zahlreichen pädagogischen Zeitschriften räumt auch die politische Presse einen großen Platz ein. Die Eltern besuchen die Schulen, sprechen mit den Lehrern und Schulleitern und arbeiten Hand in Hand mit ihnen an der Verwirklichung dieser oder jener pädagogischen Aufgaben. Überhaupt gibt es in Amerika nicht jene Kluft zwischen Schule und Elternhaus, wie wir sie in Europa finden. Horace Mann wusste, als er die Leitung der Elementarschulbildung in die Hände der Bevölkerung legte, dass dies nur möglich war, wenn in der Bevölkerung das Interesse an pädagogischen Fragen geweckt wurde. Deshalb veranstaltete er in allen 14 Distrikten seines Staates (Massachusetts) öffentliche Vorlesungen und Diskussionen, reiste in die entlegendsten Dörfer, hielt Vorträge und bemühte sich, Interesse für seine Bestrebungen zu wecken. „Ein Minister“, sagte der französische Biograph Horace Manns, „hätte einfach ein Rundschreiben herausgegeben, Mann aber konnte nur Vorträge und Vorlesungen halten.“ Diese Vorträge waren oft nur sehr wenig besucht. „Wenn irgendwo Verschwörer zusammenkommen, braucht man sie nicht im Namen des Gesetzes auseinanderzujagen, es genügt bekanntzugeben, dass jetzt eine pädagogische Vorlesung stattfinden wird. Sofort werden alle auseinandergehen“, sagte Mann scherzend.

Nach und nach aber gelang es ihm, in der Bevölkerung ein lebhaftes Interesse an pädagogischen Fragen zu wecken.

Obwohl die Schulbehörden der einzelnen Staaten und Städte vollständig unabhängig voneinander sind, ist ihre Tätigkeit doch viel einheitlicher, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Diese Einheitlichkeit wird durch verschiedene pädagogische Vereine hineingetragen. Eine besonders rege Tätigkeit entfalten in letzter Zeit die National Educational Association und die Public Educational Association.

Die Mitglieder der National Educational Association sind ausschließlich Lehrer und Lehrerinnen aller Rangstufen: der gelehrte Universitätsprofessor und die hinterwäldlerische Dorfschullehrerin arbeiten Hand in Hand. Auf den alljährlichen Versammlungen der National Educational Association werden Erziehungsprobleme jeder Art erörtert, manchmal werden auch Beschlüsse gefasst. Alle größeren Zeitungen berichten ausführlich über diese Versammlungen und nehmen zu den erörterten Fragen Stellung. Durch die Presse und die örtlichen Ausschüsse des Vereins gelangen die Ergebnisse dieser Beratungen zu den Schulbehörden, die die Hinweise der Tagungen fast immer zur Richtschnur ihrer Tätigkeit machen.

Der Public Educational Association gehören Personen an, die zwar nicht selbst unterrichten, sich aber für das Volksbildungswesen interessieren. Die Mitglieder der Public Educational Association befassen sich mit dem Studium der Kindesnatur und der verschiedenen pädagogischen Methoden. Sie sind aktive Mitarbeiter der Lehrer. Gleichzeitig verfolgen sie aufmerksam die Tätigkeit der Lehrer und üben, wenn es ihnen nötig erscheint, strenge Kritik.

So werden in Nordamerika die Prinzipien der Demokratie im Volksbildungswesen verwirklicht. Seine Organisation liegt in den Händen der Bevölkerung selbst, die unter breitester Kontrolle der Öffentlichkeit auf diesem Gebiet mitarbeitet.

In Europa befindet sich die Schule bis zum heutigen Tage in den Händen der Bürokratie. In letzter Zeit beginnen sich die Arbeiter immer mehr für Erziehungsfragen zu interessieren. In Frankreich unternehmen die Arbeiter Versuche, eigene Schulen zu errichten, die von völlig anderem Geist erfüllt sind als die von der Regierung eingerichteten Schulen. Eine solche Schule ist zum Beispiel die von Sebastian Faure gegründete Schule „La Ruche“ oder die neue Schule „L’avenir social“. Auf die allgemeine Organisation des Schulwesens haben diese Schulen keinen Einfluss, sie sind nur Tropfen im trüben Meer der Volkserziehung in Frankreich. Doch wie bescheiden diese Schulen auch sind, so werden sie doch von der Bourgeoisie sehr feindselig angesehen. Der Inhaberin der Schule „L’avenir social“, in der Knaben und Mädchen gemeinsam lernten, wurde dieser gemeinsame Unterricht untersagt, und sie wurde verpflichtet, die Kinder ihres Heims in die Gemeindeschule zu schicken.

Die organisierten Arbeiter Deutschlands denken weniger daran, eigene Arbeiterschulen einzurichten, als vielmehr durch ihre Abgeordneten in den Landtagen usw. Einfluss auf die Organisation des Schulwesens im Lande zu nehmen.

Vorläufig ist in der Arbeiterschaft keine Rede von einem radikalen Umschwung in der Schulpolitik und von einer völlig anderen, demokratischen Gestaltung des Schulwesens. Erst wenn Europa aus dem jetzigen Zustand des stabilen Gleichgewichts herauskommt, werden die Fragen des demokratischen Aufbaus erneut in ihrer ganzen Bedeutung vor der Demokratie stehen.

Noch weniger denken die Vertreter der bürgerlichen Pädagogik an eine grundlegende Umwälzung im Schulwesen. Dagegen reden sie sehr viel von Reformen verschiedener Art. Dieses Gerede zeigt, dass das Schulwesen eine ernste Krise durchmacht, die alte Schule von unheilbarer Krankheit befallen ist und keinerlei Reformen ihr neuen Auftrieb zu geben vermögen. Nehmen wir als besonderes Beispiel die Schuldisziplin. Die Schuldisziplin war der Grundpfeiler der bürokratischen Schule. In ihr sah man ein Mittel zur Willenserziehung der Schüler. Durch die Schuldisziplin wurde die Lebensfreude der Kinder erstickt und ihr Streben nach schöpferischer Betätigung unterdrückt. In der Schule mussten die Kinder Gehorsam lernen, wenn sie nicht gehorsam waren, wurden sie bestraft und sogar geprügelt.

Jetzt aber ist es nach eigenem Eingeständnis bürgerlicher Pädagogen, wie Friedrich Wilhelm Foerster, mit der Disziplin sehr schlecht bestellt, besonders in den Großstädten. Die Kinder, in den meisten Fällen Arbeiterkinder, oft aus sozialdemokratischen Familien, hören im Elternhaus ganz andere Reden als früher. Der Lehrer ist für das Kind keine unbedingte Autorität mehr. Es ist nicht so leicht, ein solches Kind durch Disziplin gefügig zu machen. Für den Lehrer ist es viel schwerer, mit der Klasse fertigzuwerden als früher. Deshalb schlagen die heutigen Pädagogen vor, die Schülerselbstverwaltung einzuführen. Für Martin Planta war die Schülerselbstverwaltung ein Mittel, republikanische Tugenden bei den Schülern zu entwickeln. In Amerika verfolgen die Schulgemeinden das Ziel, die künftigen amerikanischen Staatsbürger von klein auf an Selbstverwaltung zu gewöhnen und sie zu befähigen, unter ihren Mitbürgern zu leben und zu arbeiten. In Deutschland aber und sogar in der Schweiz betrachtet man die Schülerselbstverwaltung als ein Mittel, dem Lehrer die Beaufsichtigung der Schüler zu erleichtern, den Schüler sozusagen moralisch zur Disziplin zu zwingen. Doch was in Amerika um der Schüler selbst willen geschieht und um das demokratische Prinzip auch bei der inneren Ordnung der Schule anzuwenden, artet in Europa in eine vervollkommnete Methode der Polizeiaufsicht aus. Die andere gesellschaftliche Atmosphäre und die andere Ordnung des gesellschaftlichen Lebens drücken allem ihren Stempel auf.

Der Versuch, im Departement Seine – als Experiment – die Schülerselbstverwaltung einzuführen, scheiterte. Im Einvernehmen mit den Mitgliedern der „Société libre pour l’étude psychologique de l’enfant“ Binet und Belat wurde den Lehrern im Februar 1910 vorgeschlagen, die Schüler aus ihrer Mitte 12 Schüler wählen zu lassen. Jeder von ihnen erhielt eine besondere Funktion: zu kontrollieren, ob Gesicht, Hände und Kleidung sauber waren, ob im Klassenzimmer Sauberkeit herrschte, die Anordnungen des Lehrers pünktlich befolgt wurden, die Hefte ausgeteilt waren und anderes mehr. Aber die Kinder fielen auf diese Schülerselbstverwaltung nicht herein. Die gewählten Schüler waren der Meinung, sie seien von den Lehrern für diese Funktion bestimmt worden, und drückten sich vor ihren Pflichten; niemand hörte auf sie, und sie selber empfanden die Aufseherrolle als eine Last.

Der Versuch ist missglückt“, schreibt der bekannte französische Pädagoge Cousinet, „die Selbstverwaltung hat nicht die Wunder gewirkt, die man von ihr erwartet hatte.“

Wir sind uns über die Ursache dieses Fiaskos völlig klar. Was in der von demokratischem Geist erfüllten amerikanischen Schule eine große Rolle spielt, das wird in der bürokratischen französischen Schule, in der die Persönlichkeit des Kindes an letzter Stelle steht, zur bloßen Farce.

Auf dem Programm des Ersten Gesamtrussischen Kongresses stehen viele Fragen, die jetzt in Europa „in Mode gekommen“ sind: Klassenverband, Kinderklubs, Film, Exkursionen, Arbeitsprinzip, freie Erziehung, ästhetische Erziehung usw. usf. Diese Fragen entbehren natürlich nicht eines gewissen Interesses, lenken aber unter den gegebenen Bedingungen nur vom Wesentlichen ab.

Nehmen wir beispielsweise den Punkt 7 (Sektion 2). Der erste Teil dieses Punktes besagt, dass die Lehrer Initiative und Eigentätigkeit entwickeln müssen. Der zweite Teil des Punktes spricht von den „Bedingungen, die die Freiheit des Unterrichts gewährleisten“.

Man kann selbstverständlich die Aufmerksamkeit auf den ersten Teil konzentrieren und fruchtlose Erwägungen darüber anstellen, was für eine gute Sache doch Initiative und Selbsttätigkeit sind. Man kann aber die Aufmerksamkeit auch auf den zweiten Teil konzentrieren und die Initiative und Selbsttätigkeit der Lehrer nicht außerhalb von Raum und Zeit, sondern unter den Bedingungen der russischen Wirklichkeit betrachten.

Das gleiche gilt auch für eine ganze Reihe anderer Fragen.

Wie sich die Arbeit des Kongresses weiterentwickelt, das wird die Zukunft lehren.

1 Horace Mann leitete dieses auf seine Initiative hin im Staat Massachusetts geschaffene „Board of Education“ von 1837 bis 1849.

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