W. M. 19320400 Claus Heim und die Bauernpolitik der KPD

W. M.: Claus Heim und die Bauernpolitik der KPD

[Nach Permanente Revolution, Zeitschrift der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten) (Sektion der Internationalen Linken Opposition) 2. Jahrgang Nr. 7 (Anfang April 1932), S. 10]

Wie «Die Rote Fahne» berichtet, hat die nationalistische Bauernorganisation «Schwarze Front» beabsichtigt, den Bauernführer Claus Heim als Präsidentschaftskandidaten aufzu­stellen. «Die Rote Fahne» knüpfte daran die Bemerkung, dass eine solche Kandidatur «aufs Schärfste bekämpft» werden müsse. Inzwischen wurde diese Absicht der «Schwarzen Front» wieder aufgegeben.

Wir weisen auf die Tatsache nur deshalb hin, weil sie ein Musterbeispiel darstellt für eine fatale Taktik in der Bauern­frage überhaupt, die sich die Komintern und ihre Sektionen nach Lenins Tod hat zu Schulden kommen lassen. Während nämlich Lenin immer die Führerrolle des Proletariats in den verschiedenen Formen der Bauernbewegung betonte und auf die Unfähigkeit des Bauerntums zu einer selbständigen Klassenpolitik hinwies, überschätzten die Epigonen die Rolle der Bauernschaft erheblich. In Russland gab man die Losung «Bereichert Euch!» (Bucharin) heraus, im Weltmaßstab schuf man die «Bauerninternationale» und nahm den Kurs auf Schaffung von «Arbeiter- und Bauernparteien» anstelle von Parteien mit klarer revolutionärer Bezeichnung. Der Schiff­bruch dieser Taktik trat bald so offen zutage, dass man diesen Kurs wieder abbremste. Der Kern der falschen Auffassungen wurde jedoch nur äußerlich überwunden, und so zeigten sich sehr bald die alten Fehler in neuen Formen.

Der leninistische Standpunkt in der Bauernfrage kann nur der sein, dass man den werktätigen Bauern den Gedanken einer selbständigen Bauernrevolution austreibt und sie auf die unbedingte Notwendigkeit der Verbindung ihres Kampfes mit dem Kampf des städtischen Proletariats hinweist. Würde die KPD auf Grund einer richtigen Einheitsfrontpolitik die Massen der Arbeiter in den Städten und Industriezentren zu sammeln verstehen, so würden sicher breite Schichten der werktätigen Bauern sich diesem Kampf gegen Großkapital und Agrariertum anschließen. Indem aber Thälmann-Remmele das Ent­stehen einer wirklichen proletarischen Einheitsfront ver­hindern, nützen ihnen alle Konzessionen an kleinbäuerliche Stimmungen sehr wenig. Im Gegenteil: diese Bauern werden weiter versuchen, eine selbständige politische Rolle zu spielen, auch wenn sie das nationale Freiheitsprogramm der Partei oder ein ähnliches zweifelhaftes Dokument unterschreiben.

W. M.

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