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Grigori Sinowjew 19191100 An die Proletarier aller Länder

Grigori Sinowjew: An die Proletarier aller Länder

[Manifest, Richtlinien, Beschlüsse des Ersten Kongresses. Aufrufe und offene Schreiben des Exekutivkomitees bis zum Zweiten Kongress. Hamburg 1920, S. 152-153]

Arbeiter! Proletarier!

In diesen Tagen feiert das Proletariat Russlands den zweiten Jahrestag seines großen Sieges. Nun sind es bereits zwei Jahre, seit die russischen Genossen mit ungewöhnlichem Heroismus und Mut unsere gemeinsame Sache verteidigen. Schon zwei Jahre lang läutet die Sowjetrepublik Sturm über die ganze Welt und ruft die Arbeiter der übrigen Länder unter die roten Banner.

Zwei Jahre lang wehrt sich Sowjetrussland, von allen Seiten von Feinden umringt, von den Verbündeten sowie von den deutschen Sozialverrätern blockiert. Zwei Jahre lang verblutet es. Die russischen Generäle haben ihm mit Hilfe ihrer ausländischen Freunde Naphtha und Kohle genommen. Man hat es des Brotes beraubt. Seinen Körper zerfleischen alltäglich und allstündlich die Zähne der internationalen Räuber. Und dennoch steht das heldenmütige russische Proletariat trotz allen Elends fest auf dem Posten. Alle Kräfte der alten Welt, alle Räuber und Henker, alle Bankiers und Sozialverräter haben sich gegen die erste proletarische Diktatur der Welt vereinigt: Wilson und Denikin, Lloyd George und der römische Papst, der elende Noske und Clemenceau, von der Goltz und Paderewski, die finnischen Menschenfresser und die rumänischen Gauner. Und doch steht die Kommunistische Partei Russlands, unsere ruhmvolle Vorhut, am Ruder der Macht.

In der gemeinen Hetze gegen dieselbe haben sich die Weißgardisten aller Länder mit den Herren Kautsky vereinigt. Doch die Arbeiter wissen diese Verleumdung zu werten. Und überall, wo ehrliche revolutionäre Arbeiterherzen schlagen, stellen die Proletarier jene Parole auf, welche die russischen Genossen vor zwei Jahren ausgaben: Alle Macht den Sowjets!

Proletarier!

Noch nie war der Ansturm der Weltgegenrevolution so wütend wie jetzt. Die Welträuber spannen ihre letzte Kräfte an, sie spielen ein Hazardspiel, sie setzen alles auf die Karte, um Russland zu erwürgen und die Arbeiterviertel mit Blut zu überschwemmen. Weil Russland zuerst das Banner der Internationale erhob, weil es die Fabriken und Werke der Arbeiterklasse gab, weil es die Arbeiterklasse an die Macht stellte, weil es ihr alle Reichtümer übergab, die das imperialistische Gemetzel noch nicht verkauft und geraubt hatte, weil die Arbeiter jetzt Herren in Russland sind – darum wollen die Herren Imperialisten die russische Revolution auf dem Schafott hinmorden.

Arbeiter!

Am großen Tage der zweiten Jahresfeier erhebt das Banner Eures Protests gegen den räuberischen Überfall auf Russland. Mögen Churchill und Lloyd George am 7. November erfahren, dass die englischen Arbeiter ihr Provokateurenwerk nicht geschehen lassen. Möge der Henker Noske am 7. November erfahren, dass seinen Machinationen mit Goltz nicht vergönnt ist, verwirklicht zu werden. Möge Clemenceau am 7. November erfahren, dass nicht Clemenceau die Sowjetrepublik hinrichten wird, sondern dass das französische Proletariat mit Clemenceau abrechnen wird.

Genossen! Möge das Proletariat am 7. November durch einen demonstrativen Proteststreik seinen Willen kundgeben!

Nieder mit den internationalen Räubern!

Nieder mit der Blockade Russlands!

Nieder mit der Intervention!

Nieder mit dem Bund der europäisch-amerikanischen Banditen und der russischen Monarchisten!

Es lebe die Verbrüderung der Proletarier!

Es leben die internationalen Sowjets!

Vorsitzender des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale

G. Sinowjew.

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