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Grigori Sinowjew und Angelica Balabanowa 19190922 An den Kongress der Italienischen Sozialistischen Partei in Bologna

Grigori Sinowjew und Angelica Balabanowa:

An den Kongress der Italienischen Sozialistischen Partei in Bologna

[Manifest, Richtlinien, Beschlüsse des Ersten Kongresses. Aufrufe und offene Schreiben des Exekutivkomitees bis zum Zweiten Kongress. Hamburg 1920, S. 150-151]

Werte Genossen!

Das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale sendet Eurem am 27. September 1919 stattfindenden Kongress seinen brüderlichen Gruß. Die Arbeiterklasse Italiens hat während der 4½ Jahre des verdammten imperialistischen Gemetzels niemals das rote Banner aus den Händen gelassen. In der italienischen sozialistischen Partei gab es seit dem ersten Augenblick des Zusammenbruchs der Zweiten Internationale Menschen, welche in Worten und Taten der Idee der internationalen Brüderlichkeit der Arbeiter zu dienen fortfuhren. Die Frauen der Arbeiterklasse Italiens und die italienische Arbeiterjugend gaben der ganzen Welt Beispiele revolutionären Heldenmuts und revolutionärer Standhaftigkeit im Kampf für die Befreiung des Proletariats. Die italienische Arbeiterklasse ging als erste zum aktiven Kampf gegen die verbündeten Imperialisten über, die einen räuberischen Feldzug gegen Sowjet-Russland führten. Alles das ist Euer großes Verdienst, welches die Dritte Internationale niemals vergessen wird,

Genossen! Das Wirken Eurer besten Genossen bereitete die Organisation der Kommunistischen Internationale und ihren künftigen Triumph vor. Der Kommunistischen Internationale folgen nun die Besten der Arbeiterklasse Europas, Amerikas und der ganzen Welt. Der Kommunistischen Internationale gehören trotz aller Verfolgungen schon jetzt etwa 30 Parteien an. Die Zweite Internationale ist zugrunde gegangen, getroffen von dem eigenen Opportunismus und der eigenen Verräterei. Was jetzt unter dem Namen der Zweiten Internationale wirkt, ist eine Versammlung elender Renegaten und gelber Agenten der Bourgeoisie, die von der Arbeiterklasse der ganzen Welt verstoßen und verlacht sind. Keine einzige sich selbst achtende Arbeiterpartei bleibt in der „Internationale“, in welcher die Mörder Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs und die Lakaien der Pariser Börse, der Londoner City und des belgischen Königs Albert einen Ehrenplatz einnehmen.

Der Kommunistischen Internationale ist natürlich auch die Sympathie der italienischen Proletarier gesichert. Doch unsere neue internationale Vereinigung der Arbeiter bedarf nicht nur der Sympathie. Wir brauchen Klarheit des Programms und der Ziele. Die Diktatur des Proletariats, die Sowjets als ihre Form, die Vernichtung der bürgerlich-demokratischen Parlamente, die ein Werkzeug der bürgerlichen Diktatur sind, Schaffung der Roten Armee – das sind die Aufgaben, welche das internationale revolutionäre Proletariat vereinigen sollen.

Die Kommunistische Internationale wird mit gespannter Aufmerksamkeit die Arbeit Eures Kongresses verfolgen. Einer der ersten Plätze in der Dritten Internationale gehört Euch, Genossen!

Es lebe das heldenmütige Proletariat Italiens! Es lebe der Kommunismus!

Vorsitzender des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale

G. Sinowjew.

Sekretär: A. Balabanoff.

22. September 1919.

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