Liebknecht, Karl (1871-1919) – Führer
der deutschen revolutionären Arbeiterbewegung und einer der
Begründer der KPD sowie Begründer der kommunistischen
Jugendbewegung. Bereits vor dem Kriege erwarb er sich durch seinen
entschlossenen Kampf gegen den Imperialismus die Reputation eines
Revolutionärs. Dieser Kampf bestand in der Organisierung von
Arbeiter-Jugendverbänden zum Zwecke antiimperialistischer Propaganda
sowie in der Veröffentlichung von antimilitaristischen Schriften;
wegen der Broschüre
„Militarismus und Antimilitarismus" wurde er zu anderthalb
Jahren Festung verurteilt. Im Weltkrieg wurde der Name Liebknecht zum
Symbol des revolutionären Internationalismus. Am 3. August 1914
sprach er in der Sitzung der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion
gegen die Bewilligung der Kriegskredite, stimmte aber am 4. August in
der Sitzung des Reichstags unter dem Druck der Parteidisziplin mit
der gesamten Fraktion zusammen für die Kredite. Bei
der nächsten Abstimmung am 2. Dezember 1914 war er der einzige
Abgeordnete, der im Reichstag gegen die Kriegskredite stimmte. Im
Oktober des gleichen Jahres veröffentlichte er im Verein mit Franz
Mehring,
Rosa Luxemburg
und Clara Zetkin
in der schweizerischen sozialdemokratischen Presse eine Erklärung,
in der die Unterzeichner erklärten, dass sie mit dem offiziellen
Standpunkt der deutschen Sozialdemokratie nicht einverstanden seien.
Im März 1915, als bei der Abstimmung über die Kriegskredite im
Reichstag 30 Sozialdemokraten vor der Abstimmung den Saal verließen,
waren L. und Otto Rühle
die einzigen, die gegen die Kredite stimmten. Im
Laufe von 1915 entlarvte Liebknecht in seinen Reichtstagsreden den
deutschen Imperialismus, nahm aktiven Anteil an der Organisierung
des „Spartakusbundes" und an der Herausgabe der
„Spartakusbriefe"
und führte einen Kampf gegen den Sozialchauvinismus. Zum
Heeresdienst mobilisiert, richtet
er an die Zimmerwalder Konferenz einen Brief, der mit den Worten
schließt: „Nicht Burgfrieden, sondern Bürgerkrieg ist unsere
Losung." Am 12. Januar 1916 wird er aus der sozialdemokratischen
Reichstagsfraktion ausgeschlossen. Die Aktion Liebknechts bei der
Demonstration vom 1. Mai 1916 auf dem Potsdamer Platz in Berlin, wo
er gegen den Krieg gerichtete Flugblätter
in die Menge warf, verwandelte sich in eine Demonstration der
revolutionären Arbeiter. Liebknecht wurde verhaftet und zu einer
Zuchthausstrafe verurteilt. Aus dem Zuchthaus begrüßte er den Sieg
der Oktoberrevolution und forderte die deutschen Arbeiter auf, nach
russischem Muster Sowjets zu organisieren. Zur Zeit der
Brest-Litowsker Friedensverhandlungen solidarisierte er sich mit der
Taktik der Bolschewiki. Nach der Novemberrevolution 1918 aus dem
Gefängnis befreit, begann er einen Kampf gegen die verräterische
Politik der Scheidemannleute
und der USPD. Zusammen mit Rosa Luxemburg und L. Tyszka
(Jogiches) begründet er die KPD, die im Dezember 1918 das Bündnis
mit Haase,
Kautsky
und Co. bricht. Während des Aufstandes der Berliner Arbeiter im
Januar 1919 stand er als Mitglied des Revolutionären Komitees an der
Spitze der Bewegung Nach Unterdrückung der Bewegung wurde er von der
Scheidemann-Regierung
verhaftet und am 15. Januar mit Rosa Luxemburg
zusammen ermordet. [Band 12] Sohn
Wilhelm Liebknechts. Rechtsanwalt. Mitglied des preußischen Landtags
und des Reichstags. Er gehörte vor dem Weltkriege zur linksradikalen
Gruppe der deutschen Sozialdemokratie und stand in engen Beziehungen
zu den Bolschewiki, deren illegale, von Deutschland aus betriebene
Arbeit er bedeutend förderte. Seine politische Arbeit konzentrierte
er besonders auf den Kampf gegen den Militarismus und die
Kriegsgefahr. Namentlich versuchte er, die internationale
Jugendbewegung, zu deren Gründern und Führern er gehörte, zu einem
Werkzeug dieses Kampfes zu machen. 1907 gab er die Schrift
„Militarismus und Antimilitarismus" heraus, in der er
leidenschaftlich den Gedanken verfocht, den Klassenkampf in das Heer
zu tragen. Diese Propaganda stieß auf den heftigsten Widerstand der
deutschen Parteiführung, die den Boden der Gesetzlichkeit nicht
verlassen, die Revolution nicht vorbereiten wollte. Die
antimilitaristische Propaganda konnte sich deshalb in Deutschland nur
sehr schwach und dies nur partei-illegal entfalten. Wegen der Schrift
wurde L. des Hochverrats angeklagt und zu anderthalb Jahren
Festungshaft verurteilt, die er auf der Festung Glatz verbüßte.
Später erwarb sich L. besondere Verdienste durch die Aufdeckung der
internationalen Versippung der Rüstungsindustrie, ihrer korrupten
Beziehungen zu den Militärbehörden, ihrer Spionagetätigkeit und
der Vorbereitungen für den Krieg. In der Sozialdemokratie trat
er schon frühzeitig für den Generalstreik ein. Ebenso gehörte
er 1910 zu denjenigen, die die preußische Wahlrechtsbewegung
weitertreiben wollten und die Kautskysche „Ermattungsstrategie"
bekämpften. Bei Ausbruch des Weltkrieges forderte er in der
Reichstagsfraktion die Verweigerung der Kriegskredite und eine
entschlossene Kampfpolitik gegen den Krieg. Er fügte sich aber der
Disziplin, weil er die Haltung der Fraktionsmehrheit und des
Parteivorstandes noch für eine augenblickliche Verwirrung ansah. Er
nahm aber sofort den Kampf gegen den Krieg, in engster Verbindung mit
Rosa
Luxemburg, Clara
Zetkin, Franz
Mehring u. a. auf, und da er schnell erkannte, dass die
Parteimehrheit bewusst zum Feinde übergegangen war, brach er die
Disziplin und stimmte als einziger gegen die Kriegskredite. Durch
diese Tat und durch seinen leidenschaftlichen Kampf gegen den Krieg
im Parlament und in der Öffentlichkeit wurde sein Name zum
Losungswort des internationalen revolutionären Proletariats während
des Weltkrieges. L. war einer der Gründer des Spartakusbundes. Am 1.
Mai 1916 wurde er aus einer Antikriegsdemonstration heraus verhaftet,
im Juni vom Kriegsgericht zu 2¼, in der Berufungsverhandlung zu 4
Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Oktober 1918 wurde er aus dem
Zuchthaus befreit. Sofort nahm er die Vorbereitung der Revolution
auf. Von den Novembertagen an entfaltete er eine gewaltige,
anfeuernde Tätigkeit unter den Berliner Arbeitern und Soldaten, um
die Konsolidierung der bürgerlichen Republik zu verhindern und die
proletarische Revolution durchzusetzen. Er nahm an der Gründung der
„Roten Fahne" und der Kommunistischen Partei Deutschlands
teil. Nach der Niederwerfung des sogenannten Spartakusaufstandes
wurde er am 14. Januar 1919 mit Rosa Luxemburg verhaftet und wie sie
von einer Offiziersbande bestialisch ermordet. [Band 20] |
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