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Leo Trotzki 19171210 Vom Rat der Volkskommissare an die werktätigen Kosaken

Leo Trotzki: Vom Rat der Volkskommissare an die werktätigen Kosaken

[Iswestija Nr. 238, 28. November 1917. Eigene Übersetzung nach Л. Троцкий. Сочинения. Том 3, часть 2. Москва-Ленинград, 1925]

Brüder Kosaken!

Ihr werden getäuscht. Ihr werdet auf den Rest des Volkes gehetzt. Euch wird gesagt, dass die Sowjets der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputierten eure Feinde seien, als wollten sie euren Kosakenwillen, eure Kosaken„freiheit" wegnehmen. Glaubt es nicht, Kosaken! Sie lügen euch an. Ihr werdet verbrecherisch betrogen. Eure eigenen Generale und Großgrundbesitzer halten euch in Dunkelheit und in Knechtschaft. Wir, der Rat der Volkskommissare, appellieren mit diesem Wort an euch, Kosaken. Lest es sorgfältig durch und urteilt selbst, wo die Wahrheit ist und wo der böse Betrug.

Das Leben und der Dienst des Kosaken war immer Unfreiheit und Zwangsarbeit. Beim ersten Ruf seiner Vorgesetzten musste der Kosak sein Pferd besteigen und ins Feld ausrücken. Nach allem Militär„recht“ musste der Kosak seine ganze Kriegsausrüstung" selbst anschaffen. Wenn der Kosak auf dem Feldzug ist gerät die Wirtschaft durcheinander und verfällt. Ist diese Ordnung gerechtfertigt? Nein, sie muss für immer abgeschafft werden. Die Kosaken sollten von Knechtschaft befreit werden. Die neue, volkstümliche Sowjetmacht ist bereit, den werktätigen Kosaken zu Hilfe zu kommen. Es ist nur notwendig, dass die Kosaken selbst die alte Ordnung abschaffen, ihren Gehorsam gegenüber den Fronherren-Offizieren, Großgrundbesitzern, Reichen abwerfen, um ihr verdammtes Joch abzulegen. Rafft euch auf, Kosaken! Vereinigt euch! Der Rat der Volkskommissare ruft euch zu einem neuen, freieren, glücklicheren Leben auf.

Im Oktober und November fanden in Petrograd Allrussische Sowjetkongresse der Soldaten, der Arbeiter und der Bauern statt. Diese Kongresse übertrugen alle Macht über den Boden in die Hände der Sowjets, d. h. in die Händen von aus dem Volk gewählten Menschen. Von nun an sollte es in Russland keine Herrscher und Beamten mehr geben, die dem Volk von oben befehlen und es herumstoßen. Das Volk schafft seine eigene Macht. Der General hat nicht mehr Rechte als ein Soldat. Jeder ist gleich. Urteilt, Kosaken, ist das schlecht oder gut. Wir fordern euch auf, Kosaken, euch dieser neuen Volksordnung anzuschließen und eure eigenen Sowjets der Kosakendeputierten zu gründen. Diese Sowjets müssen alle Macht vor Ort haben: nicht Atamane im Generalsrang, sondern gewählte Vertreter der werktätigen Kosaken, ihre vertrauenswürdigen, zuverlässigen Menschen.

Die Allrussischen Kongresse der Soldaten-, Arbeiter- und Bauerndeputierten haben beschlossen, alles Großgrundbesitzerland zur Nutzung den Werktätigen zu übergeben. Ist das ungerecht, Kosaken? Die Kornilows, die Kaledins, die Dutows, die Karaulows, die Bardischs stehen mit ganzem Herzen für die Interessen der Reichen und sind bereit, Russland im Blut zu ertränken, wenn sie dabei nur das Land für die Großgrundbesitzer verteidigen. Aber ihr, werktätige Kosaken, leidet ihr nicht selbst unter Armut, Unterdrückung und Landmangel? Wie viele Kosaken gibt es, die nicht mehr als 4-5 Desjatinen pro Hof haben! Und neben ihnen sind die großgrundbesitzenden Kosaken, die Tausende von Desjatinen Land haben und außerdem militärischen Ländereien und Ländereien in die Hand nehmen. Nach dem neuen sowjetischen Gesetz muss das Land der großgrundbesitzenden Kosaken ohne Bezahlung in die Hände der werktätigen Kosaken und armen Kosaken übergehen. Ihr habt Angst, dass die Sowjets euch euer Land nehmen wollen. Wer macht euch Angst? Die reichen Kosaken, die wissen, dass die Sowjetregierung das Land der Grundbesitzer in eure eigenen Hände übertragen will. Wählt, Kosaken, für wen ihr steht: für die Kornilows und Kaledins, für Generale und Reiche oder für die Sowjets der Bauern-, Soldaten- und Arbeiterdeputierten.

Vom Allrussischen Kongress gewählt, bot der Rat der Volkskommissare allen Völkern einen sofortigen Waffenstillstand und einen ehrlichen demokratischen Frieden, ohne Kränkungen und Verluste für alle Völker an. Alle Kapitalisten, Gutsbesitzer, Kornilow-Generale empörten sich gegen die Friedenspolitik der Sowjetmacht. Ihnen gab der Krieg Profite, Macht, Rang. Und was hat er euch gebracht, gewöhnliche Kosaken? Ihr seid ohne Sinn und Ziel gestorben, wie eure Brüder, die Soldaten und Matrosen. Es sind fast dreieinhalb Jahre, die sich dieses verfluchte Massaker, das die Kapitalisten und Grundbesitzer aller Länder wegen ihres Vorteils, wegen des Raubes der Welt begonnen haben, hinschleppt. Der Krieg brachte den werktätigen Kosaken nur Ruin und Tod. Aus der Kosakenwirtschaft hat der Krieg alle Säfte gesaugt. Die einzige Erlösung für unser gesamtes Land und insbesondere für die werktätigen Kosaken ist ein schneller und ehrlicher Frieden. Der Rat der Volkskommissare hat allen Regierungen und allen Völkern gesagt: Wir wollen keinem anderen etwas nehmen und wollen von uns nichts hergeben. Ein Frieden ohne Annexionen und ohne Kontributionen! Jedes Volk muss über sein eigenes Schicksal entscheiden. Es sollte keine Unterdrückung einer Nation durch eine andere geben. Solch einen ehrlichen, demokratischen, d.h. Volksfrieden bietet der Rat der Volkskommissare allen Regierungen, allen Völkern, den verbündeten und feindlichen. Und das erste Ergebnis ist offensichtlich: Ein Waffenstillstand wurde bereits an der russischen Front geschaffen. Es fließt kein Soldaten- und Kosakenblut mehr. Nun, Kosaken, entscheidet für euch selbst: Wenn ihr dieses zerstörerische, sinnlose, kriminelle Gemetzel fortsetzen wollt, dann unterstützt die Kadetten, die Volksfeinde, unterstützt Tschernow, Zereteli, Skobelew, die euch am 18. Juni in die Offensive warfen, Kornilow, der die Todesstrafe für Soldaten und Kosaken einführte. Und wenn ihr einen frühen und ehrlichen Frieden wollt, dann tretet in die Reihen der Sowjets ein und unterstützt den Rat der Volkskommissare. Euer Schicksal, Kosaken, liegt in euren Händen. Unsere gemeinsamen Feinde – die Gutsbesitzer, die Kapitalisten, die Kornilowisten, die bürgerlichen Journalisten täuschen euch und drängen euch auf den Weg der Zerstörung. In Orenburg verhaftete Dutow den Sowjet und entwaffnete die Garnison. Kaledin bedroht die Sowjets am Don. Er hat dort das Kriegsrecht erklärt und Truppen zusammen gezogen. Karaulow erschießt Eingeborene im Kaukasus. Die Kadetten-Bourgeoisie versorgt sie mit Millionen. Ihr gemeinsames Ziel ist es, die Volkssowjets zu erwürgen, die Arbeiter und Bauern zu unterdrücken, die Stockdisziplin in der Armee wieder einzuführen und die Knechtschaft der arbeitenden Kosaken zu verewigen.

Unsere revolutionären Truppen zogen an den Don und Ural, um den verbrecherischen Aufstand gegen das Volk zu beenden. Die Befehlshaber der revolutionären Truppen erhielten den Befehl, keine Verhandlungen mit den rebellischen Generalen aufzunehmen, entschlossen und gnadenlos zu handeln.

Kosaken! Es hängt jetzt von euch ab, ob Bruderblut weiter fließen wird. Wir reichen euch die Hand. Vereinigt euch mit dem ganzen Volk gegen seine Feinde. Erklärt Kaledin, Kornilow, Dutow, Karaulow und alle ihre Mittäter und Handlanger zu Volksfeinden, Abtrünnigen und Verrätern. Verhaftet sie selbst und übergebt sie den Sowjetbehörden, die sie vom Revolutionsgericht öffentlich und offen aburteilen werden.

Kosaken! Vereinigt euch in den Sowjets der Kosakendeputierten. Nehmt die Verwaltung aller Kosakenangelegenheiten in eure Hände. Nehmt das Land euren eigenen reichen Grundbesitzer weg. Übertragt ihr Getreide, ihr Inventar zum Bebauen des Bodens den werktätigen Kosaken, die durch den Krieg ruiniert wurden.

Vorwärts, Kosaken, um für die Sache des ganzen Volkes zu kämpfen!

Hoch die werktätigen Kosaken!

Hoch die Vereinigung der Kosaken, Soldaten, Bauern und Arbeiter!

Hoch die Macht der Sowjets der Kosaken-, der Soldaten-, der Arbeiter- und der Bauerndeputierten!

Nieder mit dem Krieg! Nieder mit den Grundbesitzern und kornilowistischen Generalen –!

Hoch der Frieden und die Brüderlichkeit der Völker!

Rat der Volkskommissare.

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