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Tschernow, V. M.

Tschernow, Viktor Michailowitsch (Gardenin) (geb. 1876) Sozialrevolutionär, begann seine politische Tätigkeit 1893 als Mitglied der „Partei des Volksrechtes"; war Mitarbeiter des „Russkoje Bogatstwo", auf dessen Seiten er die Unzulänglichkeit der Marxschen Theorie und ihrer Anwendung auf die Landwirtschaft nachzuweisen suchte (diese Artikel sind von Lenin analysiert worden in seiner Arbeit „Die Agrarfrage und die Marx-Kritiker"). T. emigrierte 1899 ins Ausland, wo er bald der Führer und Ideologe der Sozialrevolutionären Partei, Mitglied ihres ZK und Redakteur des Zentralorgans „Das revolutionäre Russland" wurde. Seine Ansichten drückten der ganzen Politik und Ideologie der Sozialrevolutionären Partei, in der er stets eine führende Rolle gespielt hat, ihren Stempel auf. Charakteristisch für ihn ist der Eklektizismus seiner Weltanschauung, seine schwankende Politik, die Kleinbürgerlichkeit aller seiner Bestrebungen. In den Jahren des Krieges schwankte er zwischen Vaterlandsverteidigung und Internationalismus, nach der Februarrevolution war er Mitglied der Regierung Kerenskis. Nach der Oktoberrevolution führte er einen aktiven Kampf gegen die Sowjetmacht. [Band 4]

Einer der Führer der Partei der Sozialrevolutionäre. Begann seine politische Tätigkeit in den 90er Jahren als Mitglied der Sozialrevolutionären Partei „Narodnoje Prawo". War Mitarbeiter der Zeitschrift „Sawjety" („Ideale") und „Russkoje Bogatstwo", wo er die Unhaltbarkeit der Marxschen Theorie in Bezug auf die Landwirtschaft zu beweisen suchte. (Lenin befasste sich mit diesem Artikel Tschernows in seiner Schrift „Die Agrarfrage und die ,Marx-Kritiker'".) 1899 emigriert er ins Ausland, wo er bald Führer und Ideologe der Partei der Sozialrevolutionäre, Mitglied des Zentralkomitees und Redakteur des Zentralorgans „Rewoluzionnaja Rossija" wird. Typisch für Tschernow ist sein Eklektizismus, sein Schwanken in der Politik, der kleinbürgerliche Charakter seiner grundlegenden Bestrebungen. In den Kriegsjahren" schwankt er zwischen der Stellungnahme für die Vaterlandsverteidigung und dem Internationalismus. Beteiligte sich an der Zimmerwalder Konferenz, wo er sich bei der Abstimmung über das Manifest der Konferenz Stimme enthielt. Nach Russland zurückgekehrt, ist er für die Vaterlandsverteidigung. Als Minister für Landwirtschaft in der ersten Koalitionsregierung Kerenskis kämpft er gegen die Bauern, die sich gutsherrlicher Ländereien bemächtigt haben. Nach der Oktoberrevolution führt er einen aktiven Kampf gegen die Sowjetmacht. Im Januar 1918 wird er zum Vorsitzenden der Konstituierenden Versammlung gewählt, flieht nach Auflösung derselben zuerst ins Hauptquartier, dann ins Wolgagebiet und beteiligt sich am tschechoslowakischen Aufstand und am Direktorium in Ufa. Beteiligte sich am Pariser Kongress der Mitglieder der Konstituierenden Versammlung (Februar 1921). Auf diesem Kongress wurde ein aus Sozialrevolutionären und Kadetten bestehendes Komitee eingesetzt, das die Aufgabe hatte, von Reval aus den Kronstädter Aufstand zu fördern. Tschernow begab sich zu diesem Zweck speziell nach Reval. In der Emigration steht er an der Spitze der rechten Sozialrevolutionäre. [Band 12]

Russischer Schriftsteller und Politiker, Schüler von N. K. Michailowski. Einer der Begründer der kleinbürgerlichen „Partei der Sozialisten-Revolutionäre" (abgekürzt P. S.-R.), deren Führer und Theoretiker. Emigrierte 1899 nach dem Ausland, wo er ständiges Mitglied des Zentralkomitees und Chefredakteur des Zentralorgans der Partei war; Mitarbeiter der Monatsschrift „Russkoje Bogatstwo" („Der russische Reichtum"), des Organs der sogenannten Narodniki (Volkstümler). Zur Zeit des Weltkrieges schwankte T. dauernd zwischen Sozialchauvinismus und Internationalismus hin und her. 1917 Landwirtschaftsminister in der Kerenski-Regierung; Januar 1918 Präsident der Konstituante. Nach dem Oktoberumsturz aktiver Förderer aller auf die Wiederherstellung eines bürgerlichen Regimes in Russland abzielenden Bestrebungen. Gegenwärtig Führer der kläglichen Reste emigrierter „Rechter Sozialrevolutionäre"; Mitglied der II. Internationale und Apostel des englischen „konstruktiven" Spießbürgersozialismus. Entsprechend der buntscheckigen Zusammensetzung der P. S.-R. aus Elementen verschiedenster sozialer Schichten und daher opportunistischen Politik der Partei, bildet die Philosophie ihres Häuptlings das Muster eines eklektischen Mischmasches erkenntnistheoretischer Gedankengänge der verschiedensten „modernsten" bürgerlichen Philosophenschulen. T. suchte die „subjektive Soziologie" des verschämten Spencerianers Michailowski mit ihrer typisch intellektuellen, idealistischen Theorie der gesellschaftlichen Entwicklung als eines Werkes „kritisch denkender Persönlichkeiten" durch Heranziehung sowohl der Empiriokritiker als der Neukantianer und der Positivisten der verschiedensten Richtungen erkenntnistheoretisch einzukleiden. Gleichzeitig liebäugelte T. mit der ökonomischen Lehre von Marx, während er den historischen Materialismus samt der Lehre vom Klassenkampf aufs heftigste bekämpfte. T.s philosophische Artikel erschienen gesammelt unter dem Titel: „Philosophische und soziologische Studien" (Moskau 1907, russisch). Die meisten seiner Arbeiten betreffen die Agrarfrage und Fragen aktueller Politik. [Band 13]

Führer der Sozialrevolutionäre; begann seine politische Tätigkeit in den neunziger Jahren in den Reihen der Partei „Narodnoje Prawo" („Volksrecht"). Emigrierte 1899 ins Ausland, wo er an die Spitze des Verbandes, später Partei der Sozialrevolutionäre trat, als ihr Ideologe und Führer (ständiges Mitglied des ZK. und Redakteur des Sozialrevolutionären Zentralorgans „Rewoluzionnaja Rossija") („Das revolutionäre Russland"). In den Kriegsjahren schwankend zwischen Internationalismus und Vaterlandsverteidigung; Teilnehmer an der Konferenz in Zimmerwald (wo er sich bei der Annahme des Manifests der Stimme enthielt). Nach seiner Rückkehr nach Russland nach der Februarrevolution entschiedener Anhänger der Vaterlandsverteidigung. Landwirtschaftsminister im ersten Koalitionskabinett der Provisorischen Regierung, kämpfte gegen die Bauern, die den Gutsbesitzern das Land wegnahmen. Demissionierte nach den Julitagen von 1917. Wurde am 18. Januar 1918 (5. Januar alten Stils) zum Vorsitzenden der Konstituierenden Versammlung gewählt. Nahm lebhaften Anteil an dem Aufstande der Tschechen und Sozialrevolutionäre an der Wolga im Jahre 1918, leitete die Konferenz der Mitglieder der Konstituierenden Versammlung in Ufa; von Koltschak verhaftet, bald aber wieder freigelassen. Teilnehmer der Pariser Konferenz der Konstituante-Mitglieder (Februar 1921), die ein aus Sozialrevolutionären und Kadetten bestehendes Komitee einsetzte. T. versuchte den Kronstädter Aufstand von Reval aus energisch zu unterstützen, wohin er sich speziell zu diesem Zweck begeben hatte. [Band 18]

Einer der Begründer der Sozialrevolutionären Partei, deren Führer und Theoretiker. Während des Krieges schwankte er dauernd zwischen Sozialchauvinismus und Internationalismus hin und her. Nach der Februarrevolution entschiedener „Vaterlandsverteidiger". Als Landwirtschaftsminister in der ersten Koalitionsregierung kämpfte er gegen die revoltierenden Bauern. Januar 1918 Präsident der Konstituante. Nach dem Oktoberumsturz aktiver Förderer aller auf die Wiederherstellung eines bürgerlichen Regimes in Russland abzielenden Bestrebungen. Gegenwärtig Führer der kläglichen Reste emigrierter „Rechter Sozialrevolutionäre"; Mitglied der II. Internationale und Apostel des Macdonaldschen „konstruktiven" Spießbürgersozialismus. [Band 20]

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