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Leo Trotzki 19380126 Ein ausgezeichneter Artikel über Defätismus

Leo Trotzki: Ein ausgezeichneter Artikel über Defätismus

[Eigene Übersetzung nach Writings of Leon Trotsky (1937-38, S. 153 f., der hier erwähnte stenographische Bericht „The Case of Leon Trotsky“ ist das Protokoll von Trotzkis Befragung durch die unabhängige Dewey-Kommission, die die in den Moskauer Schauprozessen gegen Trotzki erhobenen Beschuldigungen untersuchte (dass Trotzki auf die Wiederherstellung des Kapitalismus in der UdSSR hinarbeite etc.)]

In meinem Artikel an den Genossen Van (2. Januar 1938) habe ich die Möglichkeit eingeräumt, dass im stenographischen Bericht („The Case of Leon Trotsky“) ein paar unglückliche Ausdrücke passiert sein könnten (im Moment hatte ich das Buch nicht zur Hand). Nebenbei wird kein Mensch, der gesund und ehrlich denkt, anfangen, die Antwort auf die grundlegenden Probleme unserer Politik während dem Krieg in einer kurzen, mündlichen Bemerkung zu suchen die ich während Diskussionen machte, die eine Woche dauerten. Ich sehe jedoch jetzt mit Befriedigung, dass meine Antwort auf Stolberg in dem Bericht mit ausreichender Genauigkeit wiedergegeben wird und in voller Übereinstimmung mit unseren programmatischen Thesen ist („Krieg und die Vierte Internationale“).

Es gibt jedoch keine Notwendigkeit für mich, zu dieser Frage zurückzukehren. Genosse W. St. hat einen Artikel auf Deutsch über dieses Thema geschrieben („Zu den Aufgaben des Proletariats im Kriege“). Ich empfehle diesen Artikel wärmstens der Aufmerksamkeit aller Genossen. Da der Artikel keiner „internen“ Polemik gewidmet ist, kann und muss er meiner Meinung nach in allen unseren Veröffentlichungen wiedergegeben werden. Der ausgezeichnete Artikel des Genossen W. St. zeigt von neuem, dass neue, sehr ernsthafte marxistische Kader unter uns aufgewachsen sind. Dieser Artikel hat jede Notwenigkeit völlig beseitigt, dass ich persönlich gegen die jüngsten Schriften des Genossen Ver[eecken] polemisiere, in denen es nichts als Scholastik und Wortklauberei gibt.

Ich erlaube mir, eine besondere Bemerkung zum Thema des Artikel des Genossen W. St. zu machen. W. St. macht einen völlig richtigen prinzipiellen Unterschied zwischen revolutionärem „Defätismus“ bezüglich der eigenen imperialistischen Regierung und Handlungen von direkter militärischer Sabotage zu Gunsten eines andren Landes (Arbeiterstaat, Kolonialland etc.). Es wäre jedoch kaum richtig, „Massendesertion“ zu den Handlungen dieses Typs dazu zu zählen. Desertion mit revolutionärem Charakter kann nur massenhaft werden unter Bedingungen eines ungeheuren Einflusses der revolutionären Partei. Aber solch eine Bedingung in der Armee und dem Land an sich zeigt schon das Herannahen oder den Beginn der Revolution an. Unter diesen Bedingungen wäre es kaum zulässig, die revolutionäre Vorhut von ihrer Massenarmee im Namen von vorübergehender militärischer Hilfe für einen Arbeiterstaat der ein unterdrücktes Land abzuschneiden. Man kann in diesem Fall wie in vielen anderen bezüglich „Massendesertion“ das selbe wie in vielen anderen Fällen sagen: es ist entweder unmöglich oder überflüssig und schädlich.

Ich hoffe, dass der deutsche Text von W. St.s Artikel an alle Sektionen geschickt wurde und in die verschiedenen Sprachen übersetzt wird.

T.

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