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Bogdanow, A. A.

Bogdanow (Pseudonym von Alexander Alexandrowitsch Malinowski, 1873 bis 1928) –

(Literarisches Pseudonym von A. A. Malinowski – Parteinamen: Werner, Rachmetow, Rjadowoj, Maximow, Syssoika u. a. m.) – Mitte der neunziger Jahre schloss er sich der Arbeiterbewegung an, seit 1896 leitete er Arbeiterzirkel. Ein Resultat dieser Tätigkeit war sein „Kurzer Kursus der ökonomischen Wissenschaft" (s. Besprechung von Lenin). Seiner Bildung nach war Bogdanow Naturwissenschaftler und Mediziner. Seit Herbst 1903 Bolschewik. War Mitglied des „Büros der Mehrheits-Komitees", beteiligte sich energisch an der Organisationsarbeit zum 3. Parteitag. Die meisten Aufrufe des „Büros der Mehrheitskomitees" stammen aus seiner Feder. Auf dem 3. Parteitag war Bogdanow Vertreter der Organisation von Tula (Maximow), hielt eine Reihe von Referaten und wurde zum Mitglied des ersten bolschewistischen ZK gewählt. Arbeitete in den „Freiheitstagen" in der bolschewistischen Zeitung „Nowaja Shisn", wurde auf dem 3. und 4. Parteitag ebenfalls zum Mitglied des ZK als Vertreter der Bolschewiki und auf dem 5. Parteitag zum Mitglied der „Bolschewistischen Zentrale" gewählt. Ende 1907 Mitglied der Dreier-Redaktion des „Proletarij" (mit Lenin und Innokentij). Trat für den Boykott der III. Duma ein. Zur selben Zeit verschärften sich die Meinungsverschiedenheiten zwischen Bogdanow und Lenin in philosophischen Fragen. Auf philosophischem Gebiet Anhänger von Mach und Avenarius, versuchte er eine selbständige philosophische Richtung ins Leben zu rufen (s. seine Arbeit „Empiriomonismus", drei Bände, 1904–06, und „Tektologie", 1. Teil, 1913, 2. Teil, 1917). 1907 verfocht er den Boykott der III. Duma, später den „Ultimatismus" und stand an der Spitze der „Linken" in der bolschewistischen Fraktion. Wurde 1909 aus der bolschewistischen Zentrale ausgeschlossen, organisierte im Herbst desselben Jahres, gemeinsam mit Lunatscharski und unter Mitwirkung Gorkis, die Parteischule auf Capri, stellte sich an die Spitze der „Wperjod"-Gruppe und verließ später die Partei. Im Jahre 1918 einer der Leiter des „Proletkult", widmete sich seit 1921 völlig der wissenschaftlichen Arbeit. Übte im Jahre 1923 einen ideologischen Einfluss auf die parteifeindliche Gruppe „Rabotschaja Prawda" („Arbeiterwahrheit") aus. Organisator und Direktor des Moskauer Instituts für Bluttransfusion. B. starb an den Folgen eines von ihm an sich selbst ausgeführten Experiments. Mit der Kritik der philosophischen Anschauungen Bogdanows beschäftigt sich das Buch Lenins „Materialismus und Empiriokritizismus" (ebenda auch Verzeichnis der philosophischen und ökonomischen Arbeiten Bogdanows). [Band 12]

Zeitgenössischer russischer Philosoph, Soziologe, Nationalökonom und Arzt. 1904–1907 einer der Führer des bolschewistischen Flügels der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands. Um 1907/08 wandte er sich von der Leninschen Richtung des Bolschewismus ab und bildete mit einigen anderen Bolschewiki die Sondergruppe der sog. Ultimatisten und Otsowisten, die die Abberufung der sozialdemokratischen Fraktion aus der Reichsduma forderten. Im Jahre 1909 erfolgte der offizielle Bruch der Leninschen Richtung mit Bogdanow. Später kehrte die Mehrzahl seiner Gesinnungsgenossen zur bolschewistischen Partei zurück, während sich B. der revolutionären proletarischen Massenbewegung allmählich ganz entfremdete. Während des Weltkrieges war B. Militärarzt; an der Oktoberrevolution und an dem Bürgerkriege nahm er keinen Anteil. Zur Zeit wirkt B. als Leiter des „Instituts für Bluttransfusion" in Moskau, dessen Arbeiten in B.s kürzlich erschienenem Buche „Der Kampf um die Lebensresistenz" (1927) zusammengefasst sind. [Band 13]

literarisches Pseudonym von А. A. Malinowski – Philosoph, Ökonom, Publizist, Biologe. Einer der hervorragenden Bolschewiki in den Jahren 1904–1907. Schloss sich der sozialdemokratischen Bewegung im Jahre 1896 an. Nach der Spaltung der SDAPR im Jahre 1903 war er im Lager der Bolschewiki. War einer der Organisatoren des Dritten Parteitages. In der bekannten Beratung der „22", die den Standpunkt der Mehrheit des Zweiten Parteitags vertraten, wurde er in das „Büro der Mehrheits-Komitees" gewählt, in dessen Namen er auf dem Dritten Parteitag ein Referat hielt. War Mitglied der Redaktionen der illegalen bolschewistischen Zeitungen „Wperjod" („Vorwärts") und „Proletarij". In den „Tagen der Freiheit" arbeitete er in der Redaktion der bolschewistischen „Nowaja Schisn" („Das neue Leben"). Auf dem Dritten, Vierten und Fünften Parteitag wurde er von den Bolschewiki in das Zentralkomitee, auf dem Fünften Parteitag in die „Bolschewistische Zentralstelle" gewählt. Die Meinungsverschiedenheiten in philosophischen Fragen, die bereits zur Zeit der ersten Revolution zwischen den Bolschewiki und B. auftraten, verschärften sich in den Jahren der Reaktion, und B. begann, sich politisch vom Marxismus und Bolschewismus zu entfernen. Im Jahre 1907 trat er für die Taktik des Boykotts der Dritten Reichsduma ein und bestand auf die Abberufung der sozialdemokratischen Fraktion aus der Duma. Anfang 1909 grenzte sich die „Bolschewistische Zentralstelle" in ihrem Organ „Proletarij" offen von den Ansichten B.s ab. Zu der Zeit organisierte B. zusammen mit A. W. Lunatscharski und mit Unterstützung von M. Gorki auf der Insel Capri eine Parteischule, wobei er versuchte, aus dieser Schule den Kern einer Fraktionsorganisation zu machen. Im Juni 1909 lehnte die „Bolschewistische Zentralstelle" (in einer Beratung der erweiterten Redaktion des „Proletarij") die Verantwortung für diese Schule und für die politische Tätigkeit B.s ab. Nach dem Bruch mit den Bolschewiki stand B. zusammen mit A. W. Lunatscharski, M. Gorki und M. N. Pokrowski an der Spitze der Gruppe der sogenannten „Wperjodowzy", die ihr Organ „Wperjod" herausgaben. Bald brach B. endgültig mit der Sozialdemokratie. In den Jahren des Krieges war er „platonischer Internationalist", Mitarbeiter des „Sowremennik" („Der Zeitgenosse") und der „Ljetopis" („Die Annalen"). Der Oktoberrevolution stand er ablehnend gegenüber. Im Jahre 1918 war er einer der Führer und Inspiratoren des „Proletkult". Unter dem Einfluss seiner Ideen (über die Rolle der Organisatoren usw.) stand die Gruppe „Rabotschaja Prawda" („Die Arbeiter-Wahrheit") (1923), aber B. selber hatte sich zu der Zeit bereits vollständig vom politischen Leben zurückgezogen. In den letzten Jahren seines Lebens beschäftigte sich B. mit Naturwissenschaften, insbesondere mit dem Problem der Bluttransfusion. Er starb im März 1928 an den Folgen eines an sich selber vorgenommenen missglückten Experiments. [Band 6]

russischer Philosoph, Soziologe, Ökonom und Arzt. 1904-1907 einer der Führer des bolschewistischen Flügels der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands. 1907/08 wandte er sich vom Bolschewismus ab und bildete mit einigen anderen Bolschewiki die Sondergruppe der sogenannten Otsowisten, die die Abberufung der sozialdemokratischen Fraktion aus der Reichsduma forderten. Im Jahre 1909 erfolgte der offizielle Bruch der Leninschen Richtung mit Bogdanow. Später kehrte die Mehrzahl seiner Gesinnungsgenossen zur bolschewistischen Partei zurück, während sich B. der revolutionären proletarischen Massenbewegung allmählich ganz entfremdete. Während des Weltkrieges war B. Militärarzt; an der Oktoberrevolution und an dem Bürgerkriege nahm er keinen Anteil. 1918 begründete er den „Proletkult". Unter dem Einfluss seiner politischen Ideen stand die oppositionelle Gruppe „Arbeiterwahrheit" (1922), an der jedoch B., der sich in dieser Zeit bereits aus dem politischen Leben zurückgezogen hatte, keinen direkten Anteil nahm. In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte sich B. mit Fragen der Naturforschung, besonders mit dem Problem der Bluttransfusion. Er war Direktor des „Instituts für Bluttransfusion". Im März 1928 starb er an den Folgen eines unglücklichen Transfusionsexperiments am eigenen Leibe. [Band 19]

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