Lassalle, Ferdinand (1825–1864) – Einer der hervorragendsten Führer der deutschen Arbeiterbewegung, ausgezeichneter Redner und Publizist. Im Jahre 1848 nahm er teil an der revolutionären Bewegung am Rhein und arbeitete mit an der Marxschen „Neuen Rheinischen Zeitung". Ausgehend von der falschen Theorie des „Ehernen Lohngesetzes", maß er dem ökonomischen Kampf und der gewerkschaftlichen Organisation des Proletariats keine Bedeutung bei und lenkte die Hauptaufmerksamkeit auf die Eroberung des allgemeinen Wahlrechtes, das den Arbeitern einen Einfluss auf die Regierung geben sollte. Durch diesen Einfluss sollte es den Arbeitern gelingen, staatliche Kredite für freie Produktionsgenossenschaften zu erhalten, durch die sich der allmähliche Übergang zur sozialistischen Gesellschaftsordnung vollziehen sollte. Zu diesem Zweck verhandelte L., trotz der energischen Proteste von Marx und Engels, mit Bismarck. Im Jahre 1863 gründete er den „Allgemeinen deutschen Arbeiterverein". Er bekämpfte die von Bebel und Liebknecht gegründete „Sozialdemokratische Arbeiterpartei", mit der der Verein sich schließlich im Jahre 1875 zur einheitlichen „Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands", die später den Namen „Sozialdemokratische Partei Deutschlands" erhielt, vereinigte. [Band 4] Einer
der bedeutendsten Führer der deutschen Arbeiterbewegung,
hervorragender Redner und Publizist. 1848 beteiligte er sich an der
revolutionären Bewegung am Rhein und war Mitarbeiter der von Marx
geleiteten „Neuen Rheinischen Zeitung". Von der falschen
Theorie des „ehernen Lohngesetzes" ausgehend, legte er dem
ökonomischen Kampf und der gewerkschaftlichen Organisierung des
Proletariats keine Bedeutung bei und richtete das Hauptaugenmerk auf
das allgemeine Wahlrecht, das den Arbeitern eine Beeinflussung der
Regierung ermöglichen sollte. Dieser Einfluss sollte dazu dienen,
die Regierung zu bewegen, freien Produktiv-Assoziationen der Arbeiter
Kredite zur Verfügung zu stellen, und im Wege dieser Assoziationen
sollte sich der allmähliche Übergang zur sozialistischen Ordnung
vollziehen. Zu diesem Zwecke führte L. Verhandlungen mit Bismarck,
die von Seiten Marx' und Engels'
scharfen Protest auslösten. 1863 wurde der „Allgemeine deutsche
Arbeiterverein" begründet, der die von Bebel
und Wilhelm Liebknecht
gegründete „Sozialdemokratische Arbeiterpartei" lange
bekämpfte und sich mit ihr 1875 zur „Sozialistischen
Arbeiterpartei Deutschlands" verschmolz, die später in
„Sozialdemokratische Partei Deutschlands" umbenannt wurde. Das
Lassalleanertum war in der ganzen Geschichte der deutschen
Arbeiterbewegung das Banner der Opportunisten. Im Kriege und nachher
gaben die Sozialchauvinisten und Sozialfaschisten die Losung aus:
„Zurück zu Lassalle!" [Band 12]
Einer
der glänzendsten Redner, ein leidenschaftlicher Agitator, ein
unerschrockener Kämpfer und ganz dem Kommunismus ergeben. Ein Mann
von scharf zergliederndem, aber idealistisch gerichtetem Verstand. Es
fehlte ihm der sichere Kompass des Marxismus, und so verfehlte er den
Kurs und strandete schließlich an der Sandbank eines nationalen
Sozialismus und eines sozialen Reformismus. Am 20. Mai 1863
begründete Lassalle den „Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein".
Eine Tat, von der Marx (1868) sagte: „Nach 10jährigem Schlummern
hat L. die deutschen Arbeiter wieder wachgerufen, das bleibt sein
unsterbliches Verdienst." L. war zeitlebens Anhänger einer
idealistisch gefärbten Weltanschauung, er war Alt-Hegelianer und hat
sich nie, wie Marx, zum dialektischen Materialismus durchgerungen.
Lassalles philosophische Arbeiten in seinen Gesammelten Schriften
(herausgegeben von Ed. Bernstein, Berlin 1919/20), Bd. 6 bis 8. [Band 13]
Einer
der glänzendsten Agitatoren und Redner der Frühzeit der deutschen
Arbeiterbewegung. 1848 nahm er an der revolutionären Bewegung im
Rheinlande teil und schrieb in der von Marx geleiteten „Neuen
Rheinischen Zeitung". Theoretisch unklar, Verfechter des
falschen, von Ricardo entlehnten „ehernen Lohngesetzes",
konzentrierte er seine Aufmerksamkeit auf die politische Aktivierung
des Proletariats und den Kampf um das allgemeine Wahlrecht. Seine
Idee der Schaffung von Genossenschaften mit staatlicher Hilfe brachte
ihn mit Regierungskreisen – besonders mit Bismarck – in
Berührung. Seine bedeutendste Tat war die Schaffung des „Allgemeinen
Deutschen Arbeitervereins" im Jahre 1863, der ersten
sozialdemokratischen Organisation, die nach 1848 in Deutschland Boden
und legale Entfaltungsmöglichkeiten finden konnte. In neuester Zeit
aufgefundene Dokumente sprechen dafür, dass L. an die von Bismarck
verkörperte preußische Monarchie Zugeständnisse machte, die mit
seiner Rolle als Führer einer proletarischen Massenorganisation
nicht zu vereinbaren waren. Nach seinem frühen Tode entwickelte sich
die von ihm begründete Organisation in einem Sinne, der 1875 ihre
Verschmelzung mit den marxistischen Organisationen zur deutschen
Sozialdemokratie gestattete. [Band 21] Lassalle ist der große Agitator der deutschen Arbeiterbewegung zu Beginn ihrer Entwicklung. In den späten 50er und frühen 60er Jahren wirkte Lassalle als feuriger Agitator für die politischen Interessen des Proletariats, als die deutsche Arbeiterklasse gerade zum Klassenkampf und zum politischen Leben zu erwachen begann. Er strebte, die fortgeschrittenen Teile der Arbeiterklasse vom korrumpierenden Einfluss der liberalen Bourgeoisie durch Bildungsvereine, Genossenschaften und so weiter zu befreien. Bei der Organisation der Vorhut des Proletariats stellte Lassalle in den Mittelpunkt seiner Agitation die Frage nach einer unabhängigen politischen Arbeiterpartei und dem allgemeinen Wahlrecht, um das Proletariat zu befreien. Im Jahre 1864 [d. h. 1863] wurde dank der Bemühungen seiner Anhänger die erste sozialistische Massenorganisation von halb gewerkschaftlichem, halb parteilichem Charakter, der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein, geschaffen. In diesen Jahren entwickelte Lassalle ein intensives literarisches Werk, dessen Ergebnis seine berühmten Werke waren: „Über Verfassungswesen", „Offenes Antwortschreiben an das Central-Comité", „Die Assisenrede" usw. Zugleich sprach Lassalle als Wissenschaftler und Theoretiker der Arbeiterbewegung. Aber die Werke, die er über Philosophie und politische Ökonomie schrieb, waren aus marxistischer Sicht unhaltbar, obwohl Lassalle sich auch als Schüler von Marx bezeichnete. So wurde seine Arbeit „Das System der erworbenen Rechte" durch Hegels Idealismus ziemlich verdünnt, und sein „ehernes Lohngesetz" war mit den theoretischen Bestimmungen des „Kapitals" unvereinbar. Lassalles überschwängliche Tätigkeit wurde durch seinen Tod unterbrochen, dessen Ursache ein unerwartetes Duell wegen seiner Braut war. Seine Nachfolger setzten seine Arbeit fort, indem sie die politischen Fehler Lassalles weiter vertieften, nämlich gegen den bürgerlichen Liberalismus mit der Bismarck-Junker-Regierung zu flirten. Im Jahre 1875 vereinigten sich die Lassalleaner auf dem gemeinsamen Kongress in Gotha mit der Partei von W. Liebknecht und Bebel, wodurch sich die deutsche Sozialdemokratie bildete. [Trotzki „Sotschinenija“, Band 3.1] Lassalle, Ferdinand (1825-1864) war ein berühmter deutscher Sozialist, einer der Begründer der deutschen Sozialdemokratie. Das historische Verdienst Lassalles und das Hauptergebnis seiner politischen Tätigkeit besteht darin, dass er die Arbeitermassen Deutschlands aus dem Winterschlaf wecken konnte, in den sie nach der Revolution im Jahre 1848 versanken. Lassalle führte einen verzweifelten Kampf mit den Liberalen, die die Arbeiter unter ihrem Einfluss hielten, und drängte durch seine energische Agitation letztere zur Organisierung des eigenständigen Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins. Dieser wurde auch im im Jahre 1863 unter dem Vorsitz auf Lebenszeit Lassalles geschaffen. Auf dem Gebiet der Theorie des Sozialismus und des Programms der politischen Tätigkeit wich Lassalle, obgleich er sich auch als Schüler von Marx und Engels betrachtete, dennoch beträchtlich von deren Weltanschauung ab. So betrachtete er, ausgehend von einem falschen Verständnis des Gesetzes, welche den Arbeitslohn der Arbeiter regulierte, dessen Minimum als beständige und unabänderliche Größe, Er forderte vom Staat finanziell unterstützte Arbeiter-Produktivgenossenschaften als Allheilmittel vom Übel der kapitalistischen Gesellschaft. Auf der anderen Seite verlieh Lassalle dem allgemeinen Wahlrecht übertriebene Bedeutung, für dessen Durchführung er sich auf nicht immer tadellose politische Geschäfte mit Bismarck einließ. Lassalle hinterließ eine ganze Reihe großer wissenschaftlicher Arbeiten und gedruckter Reden. Wir nennen dessen „Heraklit", eine Forschung auf dem Gebiet der griechischen Philosophie, „Das System der erworbenen Rechte", eine Philosophisch-juristische Forschung, „Bastiat-Schulze", eine ökonomische Forschung, schließlich dessen Reden: „Über Verfassungswesen", „Arbeiterprogramm", die bisher ihren eigenen wissenschaftlichen und literarischen Wert nicht eingebüßt haben. Nach Lassalles Tod verschmolzen dessen Anhänger, die Lassalleaner, mit den marxistischen Eisenachern auf dem Parteitag in Gotha im Jahre 1875 und bildeten eine einheitliche deutsche sozialdemokratische Partei. [Trotzki, Sotschinenija, Band 8, Anm. 3]
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