III. 8. Die Bedeutung der Maschinen in der Landwirtschaft

8. Die Bedeutung der Maschinen in der Landwirtschaft

Nachdem wir die Tatsache einer äußerst raschen Entwicklung der landwirtschaftlichen Maschinenfabrikation und Maschinenanwendung nach der Reform festgestellt haben, müssen wir jetzt die volkswirtschaftliche Bedeutung dieser Erscheinung untersuchen. Aus den bisherigen Darlegungen über die Bauern- und Gutswirtschaft ergeben sich folgende Sätze: einerseits bewirkt gerade der Kapitalismus die Einführung und größere Verbreitung von Maschinen in der Landwirtschaft, andererseits besitzt die Maschinenanwendung selbst kapitalistischen Charakter, d. h. fördert die Herausbildung und Entwicklung kapitalistischer Verhältnisse.

Geben wir auf die erste These näher ein. Wir haben gesehen, dass das System der Abarbeit und die mit ihm unzertrennlich verbundene patriarchalische Bauernwirtschaft eine rückständige Technik und veraltete Produktionsweise voraussetzen. Die innere Struktur dieser Wirtschaftsordnung bietet keinerlei Anreiz zur Umbildung der Technik, im Gegenteil, die Abgeschlossenheit und Isolierung der Wirtschaft, die Armut und Niedergedrücktheit der abhängigen Bauernschaft schließen die Möglichkeit von Verbesserungen aus. Insbesondere verweisen wir darauf, dass der Arbeitsentgelt in einer auf Abarbeit beruhenden Wirtschaft bedeutend niedriger ist (wie wir bereits gesehen haben) als bei der Verwendung freier Lohnarbeit; wie bekannt, ist aber niedriger Lohn eins der stärksten Hindernisse für die Einführung von Maschinen. Und wirklich sehen wir, dass die breite, auf die Umwandlung der landwirtschaftlichen Technik gerichtete Bewegung erst nach der Reform, in der Entwicklungsperiode der Warenwirtschaft und des Kapitalismus, aufgekommen ist. Die kapitalistische Konkurrenz und die Abhängigkeit des Landwirts vom Weltmarkt machten die Umgestaltung der Technik zu einer Notwendigkeit, die durch das Sinken der Getreidepreise besonders verschärft wurde.A

Bei Betrachtung der zweiten These müssen wir Gutswirtschaft und Bauernwirtschaft trennen. Wenn der Gutsbesitzer Maschinen oder verbesserte Geräte einführt, so ersetzt er damit das Inventar des (für ihn arbeitenden) Bauern durch eigenes Inventar; er geht also vom System der Abarbeit zum kapitalistischen System über. Die Verbreitung landwirtschaftlicher Maschinen bedeutet hier also die Verdrängung der Abarbeit durch den Kapitalismus. Nicht ausgeschlossen bleibt natürlich, dass bei Landverpachtung auch weiterhin Abarbeit in Form von Arbeitsleistung an Mäh- und Dreschmaschinen usw. gefordert wird; das ist aber schon Abarbeit zweiten Art, die den Bauer zum Tagelöhner macht. Solche Ausnahmen bestätigen also nur die allgemeine Regel, dass die Ausstattung der Gutswirtschaften mit verbessertem Inventar den Schuldarbeit leistenden (nach der Terminologie der Narodniki „selbständigen") Bauern zum Landarbeiter macht, genau so, wie die Anschaffung eigener Produktionsmittel durch den Heimarbeit verteilenden Aufkäufer (Verleger) den verschuldeten „Kustar" in einen Lohnarbeiter verwandelt. Die Ausstattung der Gutswirtschaft mit eigenem Inventar führt unvermeidlich zur Untergrabung der mittleren Bauernschaft, die sich ihre Existenzmittel durch Abarbeit erwirbt. Das Inventar der mittleren Bauern, deren spezifisches „Gewerbe", wie wir gesehen haben, die Abarbeit bildet, gehört demnach nicht nur der Bauern-, sondern auch der Gutswirtschaft als Bestandteil an.B Darum sind Verbreitung landwirtschaftlicher Maschinen und verbesserter Geräte und Expropriation der Bauernschaft untrennbar miteinander verbundene Erscheinungen. Dass die Verbreitung verbesserter Geräte unter den Bauern die gleiche Bedeutung hat, bedarf nach den Ausführungen im vorigen Kapitel wohl keiner weiteren Erklärung. Die systematische Mechanisierung der Landwirtschaft verdrängt den patriarchalischen „Mittelbauer" mit derselben Unerbittlichkeit, wie der Dampf Webstuhl den Kustarhandweber verdrängt.

In Bestätigung unserer Darlegungen zeigt die maschinelle Landwirtschaft in der Praxis alle typischen Züge und Widersprüche des kapitalistischen Fortschritts. Die Maschinen erhöhen in enormem Maße die Arbeitsproduktivität der Landwirtschaft, die bis auf die Gegenwart von der gesellschaftlichen Entwicklung kaum berührt wurde. Schon die bloße Tatsache der zunehmenden Mechanisierung der russischen Landwirtschaft widerlegt völlig die Behauptung N.-ons, wonach ein „absoluter Stillstand" der russischen Getreideproduktion („Skizzen", S. 32) und sogar ein Rückgang der landwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität zu verzeichnen ist. Auf diese, den allgemein bekannten Tatsachen widersprechende Behauptung, die N.-on zur Idealisierung der vorkapitalistischen Einrichtungen benötigte, werden wir noch zurückkommen.

Die Maschinen führen ferner zur Konzentration der Produktion und zur kapitalistischen Kooperation in der Landwirtschaft. Erstens erfordern sie bedeutendes Kapital und sind darum nur den Großlandwirten zugänglich, und zweitens rentieren sie sich nur bei ausgedehnter Produktion, deren Erweiterung Bedingung ihrer Anwendung ist. Die Verbreitung von Mähmaschinen, Dampfdreschmaschinen usw. ist deshalb ein Zeichen der landwirtschaftlichen Konzentration, und wirklich werden wir weiter unten sehen, dass der Bezirk mit den größten landwirtschaftlichen Betrieben auch die Anwendung von Maschinen am stärksten entwickelt hat (Neurussland). Wir bemerken nur, dass man sich die landwirtschaftliche Konzentration natürlich nicht ausschließlich in der Form extensiver Ausdehnung der Aussaat vorstellen darf (wie es N.-on macht); in Wirklichkeit weist diese Konzentration in den verschiedenen Zweigen der landwirtschaftlichen Marktproduktion die mannigfaltigsten Formen auf (vgl. das nächste Kapitel). Die Konzentration der Produktion ist von einer ausgedehnten Kooperation der Arbeitskräfte untrennbar. Wir haben früher das Beispiel einer großen Wirtschaft angeführt, die bei der Getreideernte gleichzeitig Hunderte von Mähmaschinen benutzt.

Eine Pferdedreschmaschine für 4–8 Pferde erfordert 14–23 und mehr Arbeiter, von denen die Hälfte auf Mädchen und halbwüchsige Burschen, d h Halbarbeiter entfällt… Dampfdreschmaschinen mit 8–10 Pferdekräften wie sie in allen großen Wirtschaften zu finden sind (Gouv. Cherson), erfordern gleichzeitig 50-70 Arbeiter, von denen der größere Teil aus Halbarbeitern, aus jungen Mädchen und Burschen im Alter von 12-17 Jahren besteht" (Tesjakow, a. a. O. 93).

Die Großbetriebe, in denen gleichzeitig 500–1000 Arbeiter beschäftigt sind können ohne weiteres industriellen Betrieben gleichgesetzt werden", bemerkt richtig derselbe Verfasser (S. 151)*.C

Während unsere Narodniki noch davon reden, dass die landwirtschaftliche Kooperation „ohne Schwierigkeiten durch die Gemeinde verwirklicht werden könne", ist das Leben seinen eigenen Gang gegangen: der Kapitalismus spaltete die Gemeinde in entgegengesetzte ökonomische Interessengruppen und schuf landwirtschaftliche Großbetriebe, die auf weitgehender Kooperation der Lohnarbeiter beruhen.

Aus dem Bisherigen geht klar hervor, dass die Maschinen den inneren Markt für den Kapitalismus schaffen: erstens einen Markt für Produktionsmittel (für Produkte der Maschinenindustrie, des Bergbaues usw.) und zweitens einen Arbeitsmarkt. Wie wir bereits gesehen haben, führt die Einführung von Maschinen zum Ersatz der Abarbeit durch freie Lohnarbeit und zur Entstehung von Bauernwirtschaften mit Landarbeitern. Die Massenanwendung landwirtschaftlicher Maschinen setzt das Vorhandensein landwirtschaftlicher Arbeitermassen voraus. In den Gebieten des höchst entwickelten landwirtschaftlichen Kapitalismus wird dieses gleichzeitige Aufkommen der Maschinen und der Lohnarbeit von einem andern Prozesse, der Verdrängung der Lohnarbeiter durch die Maschine, durchkreuzt. Einerseits lässt die Bildung der Dorfbourgeoisie und der Übergang der Grundbesitzer von der Abarbeit zum Kapitalismus die Nachfrage nach Lohnarbeitern entstehen, andererseits werden Lohnarbeiter durch die Maschine dort verdrängt, wo die Lohnarbeit schon länger die wirtschaftliche Grundlage bildete. Welches Ergebnis diese beiden Prozesse im gesamtrussischen Maßstabe zeitigen, d. h. ob sich die Zahl der landwirtschaftlichen Lohnarbeiter vermehrt oder verringert, darüber fehlt eine genaue Massenstatistik. Doch unterliegt es keinem Zweifel, dass bis heute sich diese Zahl vergrößert hat (vgl. den nächsten Paragraphen). Wir nehmen an, dass sie auch heute noch wächstD: Angaben, die auf die Verdrängung der Lohnarbeiter durch landwirtschaftliche Maschinen hinweisen, gibt es zunächst nur für Neurussland, während in den ihrigen Bezirken kapitalistischer Landwirtschaft (Baltikum, Westen, östliche Randgebiete, einige Industriegouvernements) dieser Prozess in größerem Umfange noch nicht festgestellt werden konnte. In dem gewaltigen Gebiet, in dem die Abarbeit noch überwiegt, wird mit der Einführung der Maschinen eine wachsende Nachfrage nach Lohnarbeitern entstehen. Außerdem aber muss die Nachfrage nach Lohnarbeitern mit der Ausdehnung der intensiven Kulturen (Hackfrüchte usw.) ganz erheblich steigen (siehe Kapitel IV). Natürlich muss die Zahl der landwirtschaftlichen Lohnarbeiter (im Gegensatz zu den Industriearbeitern) auf einer gewissen Stufe der kapitalistischen Entwicklung abnehmen, dann nämlich, wenn die gesamte Landwirtschaft vollständig kapitalistisch organisiert ist und die allgemeine Maschinenanwendung alle ländlichen Arbeitsverrichtungen ergriffen hat.

Was Neurussland betrifft, so konstatieren hier die Statistiker dieses Gebietes die üblichen Begleiterscheinungen des hochentwickelten Kapitalismus. Die Maschinen setzen Lohnarbeiter frei und bilden in der Landwirtschaft eine kapitalistische Reservearmee.

Die Zeiten fabelhafter Arbeitslöhne sind im Gouv. Cherson vorüber Dank der stärkeren Verbreitung landwirtschaftlicher Gerätschaften" (und anderen Ursachen) „werden die Arbeitslöhne systematisch heruntergedrückt" (im Original gesperrt)……Die Verbreitung landwirtschaftlicher Maschinen, die die Großbetriebe von den Arbeitern unabhängig machenE und damit die Nachfrage nach Arbeitskräften abschwächen, bringt die Arbeiter in eine schwierige Lage" (Tesjakow, a. a. O., S. 66–71).

Das gleiche konstatiert auch Kudrjawzew, ein anderer Semstwoarzt, in „Die zugezogenen landwirtschaftlichen Arbeiter auf dem Nikolajewer Jahrmarkt in dem Flecken Kachowka, Taurien, und ihre sanitäre Beaufsichtigung 1895" (Cherson 1896)!

Die Arbeitslöhne… fallen ununterbrochen, ein bedeutender Teil der herangeströmten Arbeiter bleibt ohne Beschäftigung und Verdienst, bildet die in der wissenschaftlichen Sprache sogenannte Reservearmee, eine künstliche Überbevölkerung" (S. 61). Der von dieser Reservearmee ausgehende Lohndruck ging mitunter so weit, dass „viele Besitzer von Erntemaschinen die Einbringung der Ernte durch menschliche Arbeitskraft der Maschinenarbeit vorzogen" (ebenda, S. 66, aus der Semstwostatistik für Cherson, August 1895)!

Diese Tatsache zeigt anschaulicher und überzeugender als alle Erörterungen die ganze Tiefe der Widersprüche der kapitalistischen Anwendung der Maschinen!

Eine weitere Folge der Maschinenanwendung ist vermehrte Frauen- und Kinderarbeit. Die kapitalistische Landwirtschaft bildete überhaupt eine Hierarchie, eine Stufenleiter der Arbeitskräfte aus, die den Verhältnissen in der Fabrikindustrie sehr ähnlich ist. So unterscheidet man auf den südrussischen Gütern: a) Vollarbeiter, erwachsene, zu jeder Arbeit fähige Männer; b) Halbarbeiter, Mädchen und Burschen unter 20 Jahren; die Halbarbeiter dieser Art zerfallen wieder in zwei Kategorien, und zwar in Halbarbeiter in engerem Sinne von 12–16 Jahren und in „Dreiviertelarbeiter"F, wie in der Gutssprache kräftigere Arbeiter von 16 bis zu 20 Jahren genannt werden, die alle Arbeiten des Vollarbeiters, mit Ausnahme des Mähens, ausführen; c) Halbarbeiter für kleine Hilfsarbeiten, Kinder zwischen 8 und 14 Jahren, die als Schweinehüter, Kälberknechte, Jäter und Treiber bei der Pflugarbeit dienen und häufig nur Kost und Kleidung erhalten. – Die Einführung landwirtschaftlicher Maschinen „entwertet die Arbeit des Vollarbeiters" und ermöglicht seine Ersetzung durch billigere Frauen- und Kinderarbeit. Die Statistik über die zugewanderten Arbeiter bestätigt die Verdrängung der Männer- durch die Frauenarbeit; 1890 wurden im Flecken Kachowka und in der Stadt Cherson unter diesen Arbeitern registriert: 12,7% Frauen, 1894 im ganzen Gouv. 18,2% (10.239 von 56.464), 1895 – 25,6% (13.474 von 48.753). 1893 wurden 0,7% Kinder (10–14 Jahre), 1895 – 1,69% (7–14 Jahre) gezählt. Von den ansässigen Gutsarbeitern im Kreis Jelisawetgrad, Gouv. Cherson, sind 10,6% Kinder (ebenda).

Die Maschinen verstärken die Arbeitsintensität der Arbeiter. Eine Mähmaschine, bei der das Abwerfen mit der Hand erfolgt (Handabwerfer), erhielt so die charakteristische Bezeichnung „Stirnwärmer" oder „Schopfwärmer", weil die Arbeit an ihr vom Arbeiter äußerste Kraftanspannung erfordert: der Arbeiter ersetzt eine maschinelle Abwurfvorrichtung (vgl. „Produktivkräfte", I, S. 52). Ebenso verlangen die Dreschmaschinen erhöhte Arbeitsintensität. Die kapitalistisch angewandte Maschinerie schafft auch hier (wie überall) einen enormen Impuls zur Verlängerung des Arbeitstages. Auch in der Landwirtschaft kommt die dort bisher unbekannte Nachtarbeit auf.

In ertragreichen Jahren … wird auf verschiedenen Gütern und in zahlreichen Bauernwirtschaften sogar nachts gearbeitet" (Tesjakow, a. a. O., S. 126),

und zwar bei künstlicher Beleuchtung durch – Fackeln (S. 92). Schließlich veranlasst die systematische Maschinenanwendung zahlreiche Unfälle der landwirtschaftlichen Arbeiter, besonders unter den jungen Mädchen und Kindern. Z. B. werden die Semstwo-Krankenhäuser im Gouvernement Cherson während der landwirtschaftlichen Arbeitssaison

fast ausschließlich durch Opfer von Arbeitsunfällen in Anspruch genommen und bilden gewissermaßen Feldlazarette für die Verwundeten der gewaltigen landwirtschaftlichen Arbeitsarmee, für die Opfer der schonungslos vernichtenden landwirtschaftlichen Maschinen und Geräte" (ebenda, S. 126).

Es entsteht bereits eine medizinische Spezialliteratur über die Verletzungen durch landwirtschaftliche Maschinen. Es werden obligatorische Benutzungsvorschriften für landwirtschaftliche Maschinen vorgeschlagen (ebenda). Wie in der Industrie, fordert die große Maschinerie auch in der Landwirtschaft mit eherner Kraft gesellschaftliche Beaufsichtigung und Regelung der Produktion. Auf die Versuche einer derartigen Beaufsichtigung werden wir weiter unten noch zu sprechen kommen.

Wir erwähnen zum Schluss noch die äußerst unkonsequente Stellung der Narodniki zur Anwendung von Maschinen in der Landwirtschaft. Den Nutzen und die Fortschrittlichkeit der Maschinenanwendung in der Landwirtschaft anerkennen, für alle die Maschinenanwendung fördernden und erleichternden Maßnahmen eintreten, dabei aber nicht beachten, dass die russische Landwirtschaft die Maschinen kapitalistisch anwendet, das ist ein Hinabgleiten auf den Standpunkt der Klein- und Großagrarier. Unsere Narodniki sehen von dem kapitalistischen Charakter der Anwendung landwirtschaftlicher Maschinen und verbesserter Geräte ab, ohne überhaupt den Versuch einer Analyse zu machen, zu welchem Typ die Maschinen einführenden Bauern- und Gutswirtschaften gehören. Empört bezeichnet W. W. Herrn W. Tschernjajew „als Vertreter der kapitalistischen Technik" („Fortschritliche Tendenzen", S. 11). Als ob ausgerechnet Herr Tschernjajew, der sonst ein Beamter des Ministeriums für Landwirtschaft die Schuld an der kapitalistischen Maschinenanwendung in Russland trüge! Trotz seiner prahlerischen Ankündigung, „bei den Tatsachen zu bleiben" („Skizzen", S. 14), zieht N.-on die Umgehung der Tatsache vor, dass der Kapitalismus die Maschinenanwendung in unserer Landwirtschaft entwickelt hat, und stellt sogar die ergötzliche Theorie auf, dass der Warenaustausch die Arbeitsproduktivität der Landwirtschaft herabsetzt (S. 74)! Diese ohne jede Tatsachenanalyse dekretierte Theorie zu kritisieren, ist weder möglich noch erforderlich. Wir beschränken uns auf ein kleines Musterbeispiel der Ausführungen N.-ons.

Wenn die Arbeitsproduktivität bei uns auf das Doppelte stiege, so würde man für den Tschetwert Weizen nicht mehr 12, sondern nur 6 Rubel bezahlen, das ist alles" (S. 234).

Bei weitem nicht alles, verehrtester Herr Ökonom. „Bei uns" (wie in jeder Warenwirtschaft) wenden nur einige Landwirte die höhere Technik an, während die übrigen sie nur allmählich übernehmen. „Bei uns" können nur die landwirtschaftlichen Unternehmer die Technik verbessern. „Bei uns" ist dieses Vordringen der ländlichen Unternehmer untrennbar mit dem Ruin der Bauernschaft und der Bildung des Landproletariats verknüpft. Wenn daher die verbesserte Technik der ländlichen Unternehmer zur gesellschaftlichen Notwendigkeit würde (nur unter dieser Voraussetzung könnte der Preis auf die Hälfte sinken), so würde dies den Übergang fast der ganzen Landwirtschaft in die Hände der Kapitalisten und die völlige Proletarisierung von Millionen Bauern bedeuten; und weiter würde eine gewaltige Zunahme der nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung und eine Vermehrung der Fabriken eintreten müssen (damit sich die Produktivität unserer Landwirtschaft auf das Doppelte heben könnte, wäre eine enorme Entwicklung der Maschinenfabrikation, des Bergbaus, des Dampftransports, die massenhafte Errichtung moderner landwirtschaftlicher Gebäude, Magazine, Lager, Kanäle usw. erforderlich). N-on wiederholt hier seinen gewöhnlichen kleinen Fehler: er überspringt die einzelnen Vorgänge, die für die Entwicklung des Kapitalismus erforderlich sind, er überspringt den verwickelten Komplex volkswirtschaftlicher Umbildungen, die mit Notwendigkeit die Entwicklung des Kapitalismus begleiten – und dann jammert und wehklagt er über die Gefahren des kapitalistischen Bruches mit dem Althergebrachten.

A„Unter dem Einfluss der sinkenden Getreidepreise und der damit verbundenen Notwendigkeit, die landwirtschaftlichen Arbeitskosten irgendwie zu verbilligen, dehnte sich in den letzten zwei Jahren der Gebrauch von Mähmaschinen so schnell aus, dass die Lager nicht imstande waren, die Nachfrage rechtzeitig zu befriedigen.“(Tesjakow, a.a.O., S. 71) Die gegenwärtige landwirtschaftliche Krise ist kapitalistischer Natur. Wie alle kapitalistischen Krisen ruiniert sie die Pächter und Eigentümer eines Gebietes, eines Landes. eines Zweiges der Landwirtschaft und gibt zugleich der Entwicklung des Kapitalismus in einer anderen Gegend, in einem anderen Lande, in anderen Zweigen der Landwirtschaft einen gewaltigen Anstoß. In dem Nichtverstehen dieses Grundzuges der gegenwärtigen Krise besteht der Hauptfehler der Herren N.-on, Kablukow usw. usw.

B Diese Tatsache (dass die Existenz der mittleren Bauernschaft in bedeutendem Grade von der Existenz des Systems der Abarbeit in den Gutswirtschaften abhängt) druckt W. W. auf folgende wirklich originelle Art aus: „Der Gutsbesitzer nimmt sozusagen an den Unterhaltungskosten des bäuerlichen Inventars teil.“ {Die angeführte These befindet sich im Artikel von W. W., „Was geht in der Großwirtschaft vor sich?", in der Zeitschrift „Sewerny Westnik", Februar 1886, Nr. 2, S. 33 des zweiten Abschnittes.} Darauf erwidert Sanin mit vollem Recht: „Dann arbeitet also der Arbeiter für den Gutsbesitzer, sondern der Gutsbesitzer für den Arbeiter. (A. Sanin, „Einige Bemerkungen zur Theorie der Volksproduktion", Anlage zu der russischen Übersetzung des Buches von Hourvich, „Die Wirtschaftslage des russischen Dorfes", Moskau 1896, S 47 )

C § 3 des nächsten Kapitels gibt genauere Angaben über die Größe der kapitalistischen Landwirtschaftsbetriebe in diesem Gebiete Russlands.

D Es bedarf wohl kaum einer Erklärung, dass in einem Lande mit großer Bauernmasse die absolute Vermehrung der landwirtschaftlichen Lohnarbeiter nicht nur mit einer relativen, sondern auch einer absoluten Abnahme der Landbevölkerung durchaus vereinbar ist.

E Herr Ponomarew äußert sich hierüber folgendermaßen: „Die Maschinen, die die Löhne der Erntearbeiter regeln, tragen außerdem zweifellos zu einer Disziplinierung der Arbeiter bei" (aus der Zeitschrift „Land- und Forstwirtschaft , zitiert nach dem „Wjestnik Finansow", 1896, Nr. 14). Auch der „Pindar der kapitalistischen Fabrik“, Andrew Ure, feierte die Maschinen weil sie „Ordnung und Disziplin" unter den Arbeitern schafften. Dem landwirtschaftlichen Kapitalismus Russlands gelang es nicht nur, „landwirtschaftliche Fabriken zu schaffen, sondern auch schon „Pindare" dieser Fabriken zu finden.

F Tesjakow. a. a. O., S. 72.

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