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Wladimir I. Lenin 19030900 Die Aufgaben der revolutionären Jugend

Wladimir I. Lenin: Die Aufgaben der revolutionären Jugend1

Erster Brief

[„Student" Nr. 2/3 September 1903. Nach Sämtliche Werke, Band 5, 1930, S. 498-514]

Die Redaktionserklärung der Zeitung „Student", die, wenn wir nicht irren, zuerst in Nr. 4 (28) des „Oswoboschdenije" veröffentlicht wurde und die auch die „Iskra" erhalten hat, zeigt, unseres Erachtens, was für ein großer Fortschritt sich in den Anschauungen der Redaktion seit der Veröffentlichung der ersten Nummern des „Student" vollzogen hat. Herr Struve irrte sich nicht, als er sich mitzuteilen beeilte, dass er mit den in der Erklärung dargelegten Ansichten nicht einverstanden sei: diese Ansichten weichen tatsächlich sehr wesentlich von der Richtung des Opportunismus ab, an die sich das liberal-bürgerliche Organ so entschieden und eifrig hält. Die Redaktion des „Student", die anerkennt, dass „das revolutionäre Gefühl allein keine ideologische Einigung der Studentenschaft zu schaffen imstande ist", dass „zu diesem Zweck ein sozialistisches Ideal notwendig ist, das sich auf diese oder jene sozialistische Weltanschauung stützt", und zwar auf eine „klare, einheitliche" Weltanschauung, – hat mit der geistigen Indifferenz und dem theoretischen Opportunismus bereits grundsätzlich gebrochen und die Frage der Mittel zur Revolutionierung der Studentenschaft auf einen richtigen Boden gestellt.

Vom landläufigen Standpunkt des vulgären „Revolutionismus" gesehen, erfordert die ideologische Einigung der Studentenschaft allerdings keine einheitliche Weltanschauung, sondern schließt sie vielmehr aus; ideologische Einigung bedeutet „duldsames" Verhalten zu revolutionären Anschauungen aller Art, setzt Verzicht auf ein entschiedenes Bekenntnis zu irgendeinem bestimmten Gedankenkreis voraus, mit einem Wort – die ideologische Einigung setzt, vom Standpunkte dieser Weisen des Politikantentums, eine gewisse Ideenlosigkeit voraus (natürlich mehr oder weniger verhüllt durch abgedroschene Formeln vom weiten geistigen Gesichtskreis der Ansichten, von der Wichtigkeit der Einheit um jeden Preis usw. usw.). Als ziemlich eindrucksvoller und auf den ersten Blick überzeugender Grund einer solchen Fragestellung dient stets der Hinweis auf die allbekannte und unbestrittene Tatsache, dass es in der Studentenschaft – ihren politischen und sozialen Ansichten nach – sehr verschiedene Gruppen gibt und geben muss, und dass darum die Forderung der Einheitlichkeit und Klarheit der Weltanschauung unbedingt einige dieser Gruppen abstoßen – folglich die Einigung verhindern, folglich anstatt einmütiger Arbeit Streitigkeiten hervorrufen, folglich die Kraft des gemeinsamen politischen Ansturms schwächen wird usw. ohne Ende.

Sehen wir uns diese äußerlich so schöne Darlegung näher an. Nehmen wir z. B. die Einteilung der Studentenschaft nach Gruppen in Nr. 1 des „Student" – in dieser ersten Nummer war die Forderung einer klar umrissenen und einheitlichen Weltanschauung von der Redaktion noch nicht aufgestellt worden, der darum schwerlich eine Vorliebe für die sozialdemokratische „Engherzigkeit" vorgeworfen werden kann. Der Redaktionsartikel in Nr. 1 des „Student" unterscheidet in der heutigen Studentenschaft vier Hauptgruppen: 1. die „gleichgültige Menge" – Leute, die der Studentenbewegung vollkommen gleichgültig gegenüberstehen; 2. „Akademisten" – Anhänger der Studentenbewegungen auf ausschließlich akademischem Boden; 3. „Gegner der Studentenbewegungen überhaupt – Nationalisten, Antisemiten usw."; 4. „Politiker" – Anhänger des Kampfes für die Niederwerfung des Zarendespotismus. „Diese Gruppe besteht wiederum aus zwei entgegengesetzten Gruppen – aus einer rein bürgerlichen politischen Opposition, die revolutionär gestimmt ist, und – aus einer Schöpfung der letzten Tage (tatsächlich erst der letzten Tage? N. Lenin) – dem sozialistisch gesinnten, revolutionären intellektuellen Proletariat." Zieht man in Betracht, dass die zweite Untergruppe wiederum, wie allen bekannt ist, in Sozialrevolutionäre und sozialdemokratische Studenten zerfällt, so erweist es sich, dass in der heutigen Studentenschaft sechs politische Gruppen vorhanden sind: Reaktionäre, Gleichgültige, Akademisten, Liberale, Sozialrevolutionäre und Sozialdemokraten.

Es fragt sich: ist diese Gruppierung nicht eine zufällige? Ist sie nicht hervorgerufen durch vorübergehende Stimmungen? Es genügt, diese Frage geradeheraus zu stellen, um von jedem, mit der Sache einigermaßen vertrauten Menschen eine verneinende Antwort zu erhalten. Ja, eine andere Gruppierung könnte es in unserer Studentenschaft gar nicht geben, denn sie ist der empfindlichste Teil der Intelligenz, die Intelligenz heißt aber gerade darum Intelligenz, weil sie die Entwicklung der Klasseninteressen und der politischen Gruppierungen in der ganzen Gesellschaft am bewusstesten, entschiedensten, genauesten widerspiegelt und zum Ausdruck bringt. Die Studentenschaft wäre nicht, was sie ist, wenn ihre politische Gruppierung nicht der politischen Gruppierung in der ganzen Gesellschaft entspräche, – „entspräche" nicht im Sinne einer vollständigen Proportionalität zwischen den Studentengruppen und den gesellschaftlichen Gruppen nach Stärke und Zahl, sondern im Sinne des notwendigen und unvermeidlichen Vorhandenseins eben solcher Gruppen innerhalb der Studentenschaft, wie sie in der Gesellschaft vorhanden sind. Für die gesamte russische Gesellschaft, mit ihrer (verhältnismäßig) erst beginnenden Entwicklung der Klassengegensätze, mit ihrer politischen Unberührtheit, mit den gewaltigen, durch die Willkürherrschaft der Polizei eingeschüchterten und niedergedrückten Bevölkerungsmassen – sind eben diese sechs Gruppen kennzeichnend: Reaktionäre, Gleichgültige, Kulturförderer, Liberale, Sozialrevolutionäre und Sozialdemokraten. Anstatt „Akademisten" habe ich hier „Kulturförderer" gesagt, d. h. Anhänger des friedlichen Fortschritts ohne politischen Kampf, des Fortschritts auf dem Boden der Selbstherrschaft. Solche Kulturförderer gibt es in allen Schichten der russischen Gesellschaft, und überall beschränken sie sich, ebenso wie die „akademischen" Studenten, auf einen kleinen Kreis von Berufsinteressen, auf Verbesserungen in den betreffenden Kreisen der Volkswirtschaft oder der staatlichen und örtlichen Verwaltung, überall halten sie sich ängstlich fern von der „Politik", ohne die „Politiker" der verschiedenen Richtungen voneinander zu unterscheiden (ebenso wenig, wie es die Akademisten tun); mit Politik aber bezeichnen sie alles und jedes, was sich auf… die Form der Regierung bezieht. Die Schicht der „Kulturförderer" war immer und ist noch heute die breite Grundlage unseres Liberalismus: in „friedlichen" Zeiten (d. h. ins Russische übersetzt, in Zeiten politischer Reaktion) sind die Begriffe des Kulturförderers und des Liberalen fast vollkommen gleich, ja, auch in Kriegszeiten, in Zeiten des Aufschwungs der gesellschaftlichen Stimmungen, in Zeiten des wachsenden Ansturms gegen den Absolutismus bleibt der Unterschied zwischen diesen Begriffen oft ganz unklar. Der russische Liberale hört, auch wenn er in einer freien Zeitschrift des Auslandes mit einer unumwundenen und offenen Verwahrung gegen den Absolutismus vor die Öffentlichkeit tritt, dennoch nicht auf, sich vor allem als Kulturträger zu fühlen, und trotz allem fängt er plötzlich an, sich nach Sklavenart, oder, wenn man will, friedlich, loyal, untertänigst zu äußern: siehe „Oswoboschdenije".

Das Fehlen einer fest umrissenen und für alle klar erkennbaren Grenze zwischen Kulturförderern und Liberalen kennzeichnet überhaupt die ganze politische Gruppierung der russischen Gesellschaft. Man könnte uns vielleicht sagen, dass die oben angeführte Teilung in sechs Gruppen nicht richtig sei, weil sie der Klassenteilung der russischen Gesellschaft nicht entspricht. Aber ein solcher Einwand wäre unhaltbar. Die Klassenteilung stellt natürlich den tiefsten Untergrund der politischen Gruppierung dar; sie bestimmt letzten Endes diese Gruppierung natürlich immer. Aber dieser tiefe Untergrund wird erst sichtbar im Verlaufe der geschichtlichen Entwicklung und in dem Maße, wie die Bewusstheit der Teilnehmer und der Schöpfer dieser Entwicklung wächst. Dieses „letzte Ende" wird erst durch den politischen Kampf gegeben – manchmal durch das Ergebnis eines langen, hartnäckigen, Jahre und Jahrzehnte währenden Kampfes, der sich bald stürmisch in verschiedenen politischen Krisen äußert, bald abebbt und für einige Zeit scheinbar aufhört. Es ist kein Zufall, dass es z. B. in Deutschland, wo der politische Kampf besonders scharfe Formen annimmt und wo die fortgeschrittenste Klasse – das Proletariat – besonders klassenbewusst ist, noch solche Parteien (und mächtige Parteien) wie das Zentrum gibt, das seinen verschiedenartigen (und im allgemeinen unbedingt antiproletarischen) Klasseninhalt durch konfessionelle Merkmale verhüllt. Um so weniger kann man sich darüber wundern, dass der Klassenursprung der heutigen politischen Gruppen in Russland in stärkstem Grade verdunkelt wird durch die politische Rechtlosigkeit des ganzen Volkes, durch die Herrschaft der ausgezeichnet organisierten, ideologisch gefestigten, seit jeher in sich abgeschlossenen Bürokratie. Man muss sich eher darüber wundern, dass die europäisch-kapitalistische Entwicklung Russlands, trotz der asiatischen Staatsordnung, der politischen Gruppierung der Gesellschaft bereits einen so starken Stempel aufdrücken konnte.

Die fortgeschrittenste Klasse jedes kapitalistischen Landes, das Industrieproletariat, hat auch bei uns, unter der Führung der Sozialdemokratie, unter dem Banner des Programms, das seit langem das Programm des gesamten internationalen klassenbewussten Proletariats geworden ist, bereits den Weg der organisierten Massenbewegung beschritten. Die Gattung der der Politik gleichgültig gegenüberstehenden Leute ist natürlich in Russland unvergleichlich größer als in irgendeinem europäischen Land, aber auch bei uns kann von einer kindlichen, ursprünglichen Unberührtheit dieser Gattung keine Rede mehr sein: die Gleichgültigkeit der rückständigen Arbeiter – zum Teil auch der Bauern – wird immer häufiger abgelöst von Ausbrüchen politischer Gärung und Auflehnung, was anschaulich beweist, dass diese Gleichgültigkeit mit der Gleichgültigkeit satter Bürger und Kleinbürger nichts zu tun hat. Die Klasse der Kleinbürger, die in Russland mit seinem verhältnismäßig noch schwach entwickelten Kapitalismus besonders zahlreich ist, beginnt einerseits bereits zweifellos zielbewusste und entschiedene Reaktionäre zu liefern, – andererseits, und das viel häufiger, hebt sie sich noch sehr wenig ab von der Masse des grauen und eingeschüchterten „werktätigen Volkes", sie findet ihre Ideologen in den breiten Schichten der Rasnotschinzy-Intelligenz, die eine noch ganz ungefestigte Weltanschauung hat und unbewusst demokratische und primitiv sozialistische Anschauungen miteinander vermengt. Eben diese Ideologie kennzeichnet die alte russische Intelligenz, sowohl den rechten Flügel ihres liberalen, volkstümlerischen Teiles als auch den radikalsten – die „Sozialrevolutionäre".

Ich habe gesagt: die „alte" russische Intelligenz. Es tritt bei uns bereits eine neue an die Oberfläche, deren Liberalismus fast ganz gesäubert ist (natürlich nicht ohne Hilfe des russischen Marxismus) von der kindlichen Volkstümlerei und dem verschwommenen Sozialismus. Die Bildung einer wirklichen bürgerlich-liberalen Intelligenz schreitet bei uns mit Siebenmeilenstiefeln vorwärts, insbesondere da an diesem Prozess so rührige und für jede neue Strömung des Opportunismus so empfängliche Leute, wie die Herren Struve, Berdjajew, Bulgakow und Konsorten, teilnehmen. Was schließlich die nicht zur Intelligenz gehörenden liberalen und reaktionären Schichten der russischen Gesellschaft anbelangt, so ist ihre Verbindung mit den Klasseninteressen dieser oder jener Gruppen unserer Bourgeoisie und unserer Grundbesitzer genügend klar für jeden, der z. B. mit der Tätigkeit unserer Semstwos, Dumas, Börsen- und Messekomitees usw. einigermaßen vertraut ist.

Wir sind also zu dem unanfechtbaren Schluss gelangt, dass die politische Gruppierung unserer Studentenschaft nicht zufällig, sondern notwendig und unvermeidlich gerade so ist, wie wir sie oben, in Übereinstimmung mit Nr. 1 der Zeitschrift „Student", geschildert haben. Nachdem wir diese Tatsache festgestellt haben, können wir uns leicht in der Streitfrage zurechtfinden, was unter „ideologischer Einigung der Studentenschaft", unter ihrer „Revolutionierung" usw. zu verstehen ist. Auf den ersten Blick erscheint es sogar sehr merkwürdig, dass eine so einfache Frage zu einer Streitfrage werden konnte. Wenn die politische Gruppierung der Studentenschaft der politischen Gruppierung der Gesellschaft entspricht, bedeutet das dann nicht schon an und für sich, dass man unter „ideologischer Einigung" der Studentenschaft nur eins von beiden verstehen kann: entweder die Gewinnung einer möglichst großen Zahl von Studenten für einen scharf umrissenen Kreis sozial-politischer Anschauungen, oder die möglichst enge Annäherung zwischen den Studenten einer bestimmten politischen Gruppe und den Vertretern dieser Gruppe außerhalb der Studentenschaft? Ist es nicht an und für sich klar, dass man von der Revolutionierung der Studentenschaft nur vom Standpunkt einer vollkommen bestimmten Ansicht über Inhalt und Wesen dieser Revolutionierung sprechen kann? Für einen Sozialdemokraten z. B. bedeutet sie erstens die Verbreitung der sozialdemokratischen Überzeugungen in der Studentenschaft und den Kampf gegen die Ansichten, die sich zwar „sozialistisch" und „revolutionär" nennen, aber mit dem revolutionären Sozialismus nichts zu tun haben, und zweitens das Bestreben, jede demokratische, darunter auch die akademische Bewegung in der Studentenschaft zu erweitern, bewusster und entschlossener zu machen.

Wie diese einfache und klare Frage verwirrt worden ist und sich als Streitfrage erwiesen hat – das ist eine sehr lehrreiche und bezeichnende Geschichte2. Der Streit ging zwischen der „Rewoluzionnaja Rossija" (Nr. 13 und 17) und der „Iskra" (Nr. 31 und 35), und zwar aus Anlass des „offenen Briefes" des Kiewer Bundesrates der vereinigten Landsmannschaften und Studentenorganisationen (veröffentlicht in Nr. 13 der „Rewoluzionnaja Rossija" und in Nr. 1 des „Student". Der Kiewer Bundesrat war der Meinung, dass der Beschluss des zweiten Allrussischen Studentenkongresses von 1902, nach dem die Studentenorganisationen mit dem Komitee der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands in Verbindung stehen sollten, „engherzig" sei, wobei die ganz offensichtliche Tatsache der Hinneigung eines gewissen Teiles der Studentenschaft verschiedener Gegenden zu der „Partei der Sozialrevolutionäre" schön bemäntelt wurde durch ganz „unvoreingenommene" und ganz unhaltbare Erwägungen über den Satz, dass die „Studentenschaft" als solche „sich weder der Partei der Sozialrevolutionäre noch der Partei der Sozialdemokraten vollständig anschließen könne". Die „Iskra" hat auf die Unzulänglichkeit dieser Behauptung hingewiesen, die „Rewoluzionnaja Rossija" aber trat selbstverständlich vorbehaltlos für sie ein und beschuldigte die „Entzweiungs- und Spaltungsfanatiker" der „Iskra" der „Taktlosigkeit" und des Mangels an politischer Reife.

Nach allem oben Gesagten tritt die Unsinnigkeit solcher Behauptungen nur allzu klar zutage. Es handelt sich um diese oder jene politische Rolle der Studentenschaft. Und da soll man zunächst die Augen vor der Tatsache verschließen, dass die Studentenschaft von der übrigen Gesellschaft nicht abgeschnitten ist und darum stets und unvermeidlich die ganze politische Gruppierung der Gesellschaft widerspiegelt. Dann, mit geschlossenen Augen, beginnt man große Reden zu halten über die Studentenschaft als solche oder über die Studentenschaft im Allgemeinen. Die Schlussfolgerung ist dann… der Schaden der Entzweiungen und Spaltungen, die mit dem Anschluss an diese oder jene politische Partei verbunden sind. Es ist klar wie der Tag, dass man, um diese absonderliche Beweisführung zu Ende zu führen, vom politischen Boden auf den beruflichen oder den Boden der Lehranstalten hinüber springen musste. Und die „Rewoluzionnaja Rossija" macht eben in dem Aufsatz „Studentenschaft und Revolution" (Nr. 17) einen solchen halsbrecherischen Sprung, sie beruft sich erstens auf die allgemeinen Interessen, den allgemeinen Kampf der Studenten und zweitens auf die Studienziele der Studentenschaft, die Aufgaben der Vorbereitung zu der bevorstehenden gesellschaftlichen Tätigkeit, die Aufgaben der Schulung zielbewusster politischer Kämpfer. Diese beiden Hinweise sind sehr gerechtfertigt – aber sie haben mit der Sache nichts zu tun und verwirren nur die Frage. Es geht hier um die politische Tätigkeit, die ihrem Wesen nach mit dem Kampf der Parteien untrennbar verbunden ist und unvermeidlich die Wahl einer bestimmten Partei verlangt. Wie kann man diese Wahl umgehen, indem man behauptet, dass für jede politische Tätigkeit eine sehr ernste und wissenschaftliche Vorbereitung, die „Ausarbeitung" fester Überzeugungen notwendig ist, oder dass keine politische Tätigkeit sich nur auf Zirkel von Politikern einer bestimmten Richtung beschränken kann, sondern in immer breitere Bevölkerungsschichten gerichtet werden, den Berufsinteressen jeder Schicht entsprechen, die gewerkschaftliche Bewegung mit der politischen vereinigen, die erste auf die Höhe der zweiten heben muss?? Zeigt doch schon allein die Tatsache, dass die Leute zur Verteidigung ihrer Stellung zu solchen Ausflüchten Zuflucht nehmen müssen, in anschaulicher Weise, in welch hohem Maße es ihnen an klaren wissenschaftlichen Überzeugungen und an einer festen politischen Linie fehlt! Von welcher Seite man an die Sache auch herangeht, man findet immer eine neue Bestätigung der alten Wahrheit, die die Sozialdemokraten seit langem predigen, indem sie sowohl in wissenschaftlich-theoretischer wie in praktisch-politischer Beziehung die Seiltänzerei der Sozialrevolutionäre – zwischen dem Marxismus auf der einen, dem westeuropäischen „kritischen" Opportunismus auf der zweiten und der russischen kleinbürgerlichen Volkstümlerei auf der dritten Seite – bekämpfen.*

Man stelle sich, in der Tat, auch nur einigermaßen entwickelte politische Verhältnisse vor und betrachte die praktische Einstellung zu unserer „Streitfrage". Nehmen wir an, wir hätten die Parteien der Klerikalen, der Liberalen und der Sozialdemokraten vor uns. Sie wirken, sagen wir, in bestimmten Gegenden unter bestimmten Schichten der Studentenschaft und meinetwegen auch der Arbeiterklasse. Sie bemühen sich, eine möglichst große Zahl der einflussreichen Vertreter sowohl der einen wie der anderen Schichten für sich zu gewinnen. Es fragt sich nun, ob es denkbar sei, dass sie sich gegen die Wahl irgendeiner bestimmten Partei durch diese Vertreter auflehnen mit der Begründung, dass es gewisse gemeinsame Interessen des Studiums und Berufsinteressen der gesamten Studentenschaft und der gesamten Arbeiterklasse gebe? Das wäre so, als wollte man die Notwendigkeit des Kampfes der Parteien mit dem Hinweis auf die Buchdruckerkunst bestreiten, die für alle Parteien ohne Unterschied von so großem Nutzen ist. Es gibt in den zivilisierten Ländern keine einzige Partei, die nicht verstehen würde, von welch ungeheurem Nutzen möglichst umfassende und gut organisierte Studenten- und Berufsverbände sind, aber jede Partei strebt danach, dass eben ihr Einfluss in diesen Verbänden überwiegt. Wer weiß denn nicht, dass der Hinweis auf die Unparteilichkeit dieser oder jener Einrichtungen meist nichts anderes ist als eine heuchlerische Redensart im Munde der herrschenden Klassen, die gern die Tatsache vertuschen möchten, dass die bestehenden Einrichtungen in 99 von 100 Fällen von einem bestimmten politischen Geist durchtränkt sind? Unsere Herren Sozialrevolutionäre singen aber eigentlich eben zu Ehren der „Unparteilichkeit" ihre Loblieder. Man nehme z. B. folgenden gefühlvollen Erguss der „Rewoluzionnaja Rossija" (Nr. 17):

Was ist denn das für eine kurzsichtige Taktik, wenn eine revolutionäre Organisation in jeder anderen selbständigen, ihr nicht untergeordneten Organisation unbedingt einen Konkurrenten sehen will, der vernichtet werden muss, in dessen Kreise unbedingt Entzweiung, Uneinigkeit, Desorganisation hineingetragen werden muss?"

Das bezieht sich auf den Aufruf der Moskauer sozialdemokratischen Organisation im Jahre 1896, die gegen die Studentenschaft den Vorwurf erhebt, sie habe sich in den letzten Jahren zu sehr in den engen Kreis ihrer Universitätsinteressen verschlossen, und die von der „Rewoluzionnaja Rossija" darüber belehrt wird, dass das Bestehen der Studentenorganisation nie denjenigen hindert, seine Kräfte der Arbeitersache zu widmen, der „sich in revolutionärer Beziehung festgelegt hat".

Man sehe nur, welche Verwirrung hier herrscht. Eine Konkurrenz ist nur zwischen einer politischen und einer ebenfalls politischen Organisation, zwischen politischen und ebenfalls politischen Bestrebungen möglich (und unvermeidlich). Zwischen einem Verein für gegenseitige Hilfe und einem revolutionären Zirkel ist die Konkurrenz unmöglich, und wenn die „Rewoluzionnaja Rossija" dem revolutionären Zirkel den Wunsch zuschreibt, den Verein für gegenseitige Hilfe zu vernichten, so spricht sie reinen Unsinn. Wenn aber in diesem Verein für gegenseitige Hilfe ein gewisses politisches Streben zutage getreten ist – z. B. den Revolutionären nicht zu helfen oder aus der Bibliothek illegale Bücher auszuschließen –, so wird die Konkurrenz und der unmittelbare Kampf für jeden ehrlichen „Politiker" zur Pflicht. Wenn es Leute gibt, die die Zirkel auf den engen Rahmen der Universitätsinteressen beschränken (solche Leute gibt es zweifellos, und im Jahre 1896 hat es deren noch weit mehr gegeben), so ist der Kampf zwischen ihnen und den Leuten, die nicht eine Einengung, sondern eine Erweiterung der Interessen propagieren, ebenfalls notwendig und Sache der Pflicht. In dem offenen Brief des Kiewer Rates aber, der die Polemik der „Rewoluzionnaja Rossija" gegen die „Iskra" hervorgerufen hat, handelte es sich um die Wahl nicht zwischen Studentenorganisationen und revolutionären Organisationen, sondern zwischen revolutionären Organisationen verschiedener Richtungen. Folglich haben also diejenigen zu wählen begonnen, die sich bereits „in revolutionärer Beziehung festgelegt haben", unsere „Sozialrevolutionäre" treiben sie zurück unter dem Vorwand, dass die Konkurrenz zwischen einer revolutionären Organisation und einer reinen Studentenorganisation kurzsichtig sei … Das ist wirklich gar zu unlogisch, ihr Herren!

Der revolutionäre Teil der Studentenschaft hat begonnen, unter den revolutionären Parteien seine Wahl zu treffen, und da erteilt man ihm folgende Belehrung: „Nicht durch Aufzwingen" eines „klaren" (vorzuziehen ist natürlich die Unklarheit) „Parteiaushängeschildes" (für den einen ist es ein Aushängeschild, für den anderen – ein Banner), „nicht durch Vergewaltigung des geistigen Gewissens der Genossen Studenten" (die gesamte bürgerliche Presse aller Länder erklärt das Wachstum der Sozialdemokratie stets aus der Vergewaltigung des Gewissens friedlicher Leute durch Führer und Hetzer …) „ist dieser Einfluss erreicht worden", d. h. der Einfluss des sozialistischen Teils der Studentenschaft auf die übrigen Studenten. Es ist anzunehmen, dass jeder anständige Student diese gegen die Sozialisten erhobene Anklage des „Aufzwingens" eines Aushängeschildes und der „Vergewaltigung des Gewissens" nach Gebühr einschätzen wird. Und diese charakterlosen, faulen und grundsatzlosen Reden werden in Russland gehalten, wo die Begriffe von Parteiorganisation, Parteigrundsätzen, Parteiehre, Banner der Partei noch so unendlich schwach sind!

Unsere „Sozialrevolutionäre" empfehlen der revolutionären Studentenschaft als Vorbild die früheren Studentenkongresse, die ihre „Verbundenheit mit der allgemein-politischen Bewegung" verkündeten, „und von dem Fraktionszwist, der im revolutionären Lager bestand, vollkommen absahen". Was ist die „allgemein-politische" Bewegung? Die sozialistische und die liberale Bewegung. Von diesem Unterschied absehen – heißt sich auf die Seite des Unmittelbaren und Nächsten, nämlich der liberalen Bewegung stellen. Und dazu rufen die „Sozialrevolutionäre" auf. Zur Entfernung vom Parteikampf fordern Leute auf, die sich eine besondere Partei nennen! Zeigt das nicht, dass eine solche Partei nicht imstande ist, ihre politische Ware unter eigener Flagge zu befördern, sondern gezwungen ist, zum Schmuggel Zuflucht zu nehmen? Ergibt sich nicht hieraus, dass dieser Partei die Grundlage eines eigenen klaren Programms gänzlich fehlt? Wir werden das gleich sehen.

Die Fehler der Sozialrevolutionäre in ihren Ausführungen über die Studentenschaft und die Revolution können nicht nur aus dem Mangel an Logik erklärt werden, den wir oben nachzuweisen bemüht waren. In einem gewissen Sinne kann das Umgekehrte behauptet werden: der Mangel an Logik in ihren Behauptungen ist die Folge ihres Grundfehlers. Sie haben als „Partei" von Anfang an eine innerlich so widerspruchsvolle, eine so unsichere Stellung eingenommen, dass vollkommen ehrliche und zu politischem Denken vollkommen fähige Leute sich in ihr nicht halten konnten, ohne ständig zu schwanken und umzufallen. Man darf nie vergessen, dass die Sozialdemokraten den Schaden, den die „Sozialrevolutionäre" der Sache des Sozialismus zufügen, nicht aus den verschiedenen Fehlern dieser oder jener Schriftsteller, dieser oder jener Führer erklären, sondern dass sie, im Gegenteil, all diese Fehler als das unvermeidliche Ergebnis der falschen programmatischen und politischen Haltung betrachten. In einer Frage, wie der der Studenten, tritt dieser Irrtum besonders anschaulich zutage, und es offenbart sich der Widerspruch zwischen dem bürgerlich-demokratischen Standpunkt und der flittergoldenen Hülle des revolutionären Sozialismus. In der Tat, man betrachte den Gedankengang des programmatischen Aufsatzes der „Rewoluzionnaja Rossija": „Studentenschaft und Revolution." Der Verfasser hebt besonders die „Uneigennützigkeit und die Reinheit der Bestrebungen", „die Kraft der idealen Beweggründe" bei der „Jugend" hervor. Gerade darin sucht er eine Erklärung für die politischen „Neuerungs"-Bestrebungen, nicht aber in den wirklichen Verhältnissen des gesellschaftlichen Lebens Russlands, die einerseits einen unversöhnlichen Gegensatz zwischen dem Absolutismus und sehr breiten und sehr mannigfaltigen Schichten der Bevölkerung hervorrufen, und andererseits eine andere Äußerung der politischen Unzufriedenheit, als durch die Universitäten, außerordentlich erschweren (bald wird man sagen müssen: erschwerten).

Der Verfasser fällt dann über die Versuche der Sozialdemokraten her, sich zu der Entwicklung der politischen Gruppen innerhalb der Studentenschaft zielbewusst einzustellen, die gleichartigen politischen Gruppen enger zusammenzufassen und das voneinander zu trennen, was politisch verschiedenartig ist. Der Verfasser kritisiert nicht etwa die Fehlerhaftigkeit dieses oder jenes Versuches – es wäre lächerlich zu behaupten, dass alle diese Versuche stets und in allem glücklich gewesen seien. Nein, dem Verfasser ist selbst der Gedanke vollkommen fremd, dass der Unterschied der Klasseninteressen sich unvermeidlich auch in der politischen Gruppierung widerspiegeln muss, dass die Studentenschaft keine Ausnahme innerhalb der gesamten Gesellschaft sein kann – trotz all ihrer Uneigennützigkeit, Reinheit, idealen Gesinnung usw., dass es Aufgabe der Sozialisten ist, diesen Unterschied nicht zu vertuschen, sondern, im Gegenteil, ihn einer möglichst breiten Masse klarzumachen und in einer politischen Organisation zu erhärten. Der Verfasser betrachtet die Dinge vom idealistischen Standpunkt des bürgerlichen Demokraten, und nicht vom materialistischen – des Sozialdemokraten.

Der Verfasser schämt sich darum nicht, die revolutionäre Studentenschaft zur „allgemein-politischen Bewegung" aufzufordern, und diese Aufforderung immer zu wiederholen. Für ihn liegt der Schwerpunkt gerade im allgemein-politischen, d. h. in der allgemein-demokratischen Bewegung, die einheitlich sein müsse. Diese Einheit dürfe nicht durch „rein revolutionäre Zirkel", die sich „parallel zu der allgemeinen Studentenorganisation" gruppieren sollen, gestört werden. Vom Standpunkte dieser breiten und einheitlichen demokratischen Bewegung ist es natürlich verbrecherisch, Parteiaushängeschilder „aufzuzwingen" und das geistige Gewissen der Genossen zu vergewaltigen. Das eben war auch der Standpunkt der bürgerlichen Demokratie im Jahre 1848, als die Versuche, auf den Gegensatz zwischen den Klasseninteressen der Bourgeoisie und denen des Proletariats hinzuweisen, die „allgemeine" Verurteilung der „Entzweiungs- und Spaltungsfanatiker" hervorriefen. Das eben ist auch der Standpunkt der neuesten Abart der bürgerlichen Demokratie – der Opportunisten und Revisionisten, die sich nach einer einheitlichen, großen, friedlich auf dem Wege der Reformen, auf dem Wege der Arbeitsgemeinschaft der Klassen marschierenden demokratischen Partei sehnen. Sie alle waren stets Feinde des „Fraktions"-Zwists und Anhänger der „allgemein-politischen" Bewegung und mussten es sein.

Man sieht: der Gedankengang der Sozialrevolutionäre, vom Standpunkt eines Sozialisten lächerlich sinnlos und widerspruchsvoll, ist vollkommen verständlich und folgerichtig vom bürgerlich-demokratischen Standpunkt, und zwar, weil die Partei der Sozialrevolutionäre eigentlich nichts anderes ist als eine Fraktion der bürgerlichen Demokratie, eine Fraktion, die ihrer Zusammensetzung nach eine vorwiegend intellektuelle, ihren Anschauungen nach eine vorwiegend kleinbürgerliche ist und ihrem theoretischen Banner nach den neuesten Opportunismus mit der altväterlichen Volkstümlerei eklektisch verbindet.

Die beste Widerlegung der Rederei des bürgerlichen Demokraten von der Einigkeit ist der Verlauf der politischen Entwicklung und des politischen Kampfes. Auch in Russland hat das Wachstum der wirklichen Bewegung bereits zu einer solchen Widerlegung geführt. Ich habe die Absonderung der „Akademisten", als einer besonderen Gruppe der Studentenschaft, im Auge. Solange es keinen wirklichen Kampf gab, hatten sich die Akademisten von der „allgemeinen" Studentenmasse nicht abgesondert, und die „Einheit" des gesamten „denkenden Teiles" der Studentenschaft schien unverletzbar. Sobald es aber zur Tat kam, war das Auseinandergehen der verschiedenartigen Elemente unvermeidlich.**

Der Fortschritt der politischen Bewegung und des offenen Ansturms auf den Absolutismus ist sofort gekennzeichnet worden durch die fortschreitende Klärung in der politischen Gruppierung – trotz allem leeren Gerede von der Vereinigung aller und eines jeden. Niemand wird wohl daran zweifeln wollen, dass die Trennung der Akademisten von den Politikern einen großen Schritt vorwärts bedeutet. Bedeutet es aber eine Spaltung, wenn die sozialdemokratischen Studenten mit den Akademisten „brechen"? „Rewoluzionnaja Rossija" glaubt, dass es das bedeute (siehe Nr. 17, S. 3).

Sie glaubt es aber nur infolge der Verwirrung, die wir weiter oben aufgedeckt haben. Die vollständige gegenseitige Abgrenzung der politischen Richtungen bedeutet keineswegs die Spaltung der Berufs- und Studentenverbände. Ein Sozialdemokrat, der sich die Arbeit in der Studentenschaft zur Aufgabe stellt, wird sich unbedingt bemühen, selber oder mit Hilfe seiner Agenten in eine möglichst große Zahl möglichst umfassender „reiner Studenten"-Zirkel und Selbstbildungszirkel einzudringen, er wird sich bemühen, den Gesichtskreis der Studenten zu erweitern, die nur akademische Freiheit fordern, er wird sich bemühen, unter denen, die noch nach einem Programm suchen, gerade für das sozialdemokratische Programm Propaganda zu machen.

Wir fassen zusammen. Ein gewisser Teil der Studentenschaft will sich eine klare und einheitliche sozialistische Weltanschauung herausarbeiten. Das Endziel dieser Vorbereitungsarbeit kann – für Studenten, die an der revolutionären Bewegung wirklich teilnehmen wollen – nur die zielbewusste und unwiderrufliche Wahl einer der beiden Richtungen sein, die sich gegenwärtig im revolutionären Lager herausgebildet haben. Wer gegen eine solche Wahl im Namen der ideologischen Einigung der Studentenschaft, im Namen ihrer Revolutionierung im Allgemeinen usw. Widerspruch erhebt, der verdunkelt das sozialistische Bewusstsein, der predigt in Wirklichkeit nur Gedankenlosigkeit. Die politische Gruppierung der Studentenschaft muss notgedrungen die politische Gruppierung der ganzen Gesellschaft widerspiegeln, und es ist Pflicht jedes Sozialisten, nach einer möglichst zielbewussten und entschiedenen Abgrenzung der politisch verschiedenartigen Gruppen zu streben. Die an die Studentenschaft gerichtete Aufforderung der Sozialrevolutionären Partei – „ihre Verbundenheit mit der allgemeinpolitischen Bewegung zu verkünden und sich fernzuhalten von den Fraktionsstreitigkeiten im revolutionären Lager" – ist ihrem Wesen nach nichts anderes als eine Aufforderung zur Rückentwicklung vom sozialistischen zum bürgerlich-demokratischen Standpunkt. Das ist nicht verwunderlich, denn die „Sozialrevolutionäre Partei" ist nur eine Fraktion der bürgerlichen Demokratie in Russland. Der Bruch der sozialdemokratischen Studenten mit den Politikern und Revolutionären aller übrigen Richtungen bedeutet keineswegs die Spaltung der allgemein-studentischen und der Bildungsorganisationen; im Gegenteil, nur wenn man auf dem Standpunkt eines vollkommen klar umrissenen Programms steht, kann und muss man in den breitesten Kreisen der Studentenschaft an der Erweiterung des akademischen Gesichtskreises und an der Propaganda des wissenschaftlichen Sozialismus, d. h. des Marxismus, arbeiten.

PS. In den nächsten Briefen möchte ich mich mit den Lesern des „Student" über die Bedeutung des Marxismus für die Herausarbeitung einer einheitlichen Weltanschauung, über die grundsätzlichen und taktischen Unterschiede zwischen der sozialdemokratischen und der Sozialrevolutionären Partei, über die Fragen der Studentenorganisation und über das Verhältnis der Studentenschaft zur Arbeiterklasse überhaupt unterhalten.

1 Der Artikel „Die Aufgaben der revolutionären Jugend", veröffentlicht in Nr. 2/3 der Zeitschrift „Student" mit dem Untertitel „Erster Brief" ist ohne das Postskriptum auch besonders herausgegeben worden, und zwar hektographiert, mit folgendem Titel (auf dem Umschlag): „An die Studentenschaft. Die Aufgaben der revolutionären Jugend (Sozialdemokratie und Intellektuelle)". Weitere Briefe, Fortsetzungen des Briefes in Nr. 2/3 des „Student", sind nicht erschienen.

2 Der weiter unten erwähnte „Offene Brief an die Bundesräte und Organisationskomitees der höheren Lehranstalten Russlands", verfasst am 12. Oktober 1902 vom Kiewer Bundesrat der vereinigten Landmannschaften und Organisationen und vom Organisationskomitee der Kiewer Technischen Hochschule, wurde in Nr. 13 der „Rewoluzionnaja Rossija" (November 1902) und in Nr. 1 des „Student" (3. April 1903) veröffentlicht, wobei „Rewoluzionnaja Rossija" dem Brief (seinen Inhalt gibt Lenin an) die Notiz vorausschickte, dass „man den für den Erfolg der revolutionären sozialistischen Sache so schädlichen Fraktionskampf nicht in die Studentenschaft hinein tragen solle". Den Brief der Studenten und die Notiz der „Rewoluzionnaja Rossija" beantwortete die „Iskra" mit einem Artikel unter dem Titel „Die bevormundete Studentenschaft" (Nr. 31 vom 1. Januar 1903, Artikel L. Trotzkis). Weiter folgten noch zwei Artikel zur selben Frage: „Die Studentenschaft und die Revolution" („Rewoluzionnaja Rossija" Nr. 17 vom 1 Februar 1903) und „Wie sie Frieden stiften" („Iskra" Nr. 35 vom 1. März 1903, Artikel L. Trotzkis).

* Selbstverständlich erfordert der Satz von der Inkonsequenz und den inneren Widersprüchen im Programm und in der Taktik der Sozialrevolutionäre eine besondere, ausführliche Erläuterung. Wir hoffen, in einem der nächsten Briefe auf diese Frage näher eingehen zu können.

** Wenn man gewissen Nachrichten glauben kann, so offenbart sich in letzter Zeit immer stärker auch ein weiteres Auseinandergehen der verschiedenartigen Gruppen, und zwar die Absonderung der Sozialisten von den „revolutionären Politikern", die vom Sozialismus nichts hören wollen. Man sagt, dass unter den nach Sibirien verbannten Studenten diese letzte Richtung sehr klar hervorgetreten sei. Wir werden sehen, ob sich diese Nachrichten bestätigen.

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