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Wladimir I. Lenin 19180201 Äußerungen Lenins in der Sitzung des ZK der SDAPR(B)

Wladimir I. Lenin: Äußerungen Lenins in der Sitzung des ZK der SDAPR(B)

am 1. Februar (19. Januar) 1918. Protokollarische Aufzeichnungen

[Zum ersten Mal veröffentlicht in N. Lenin, Gesammelte Werke, Bd. XV. Nach Sämtliche Werke, Band 22, Zürich 1934, S. 257-259]

I

Lenin stellt die Frage, was für eine Konferenz man einberufen soll.1 Seiner Ansicht nach muss man sich mit den Anhängern des revolutionären Krieges ein für allemal klar auseinandersetzen, denn in ihren Zwischenrufen kann man die Anklage erkennen, dass in der Partei eine Gruppe die andere der Diplomatie in der Frage des Friedens verdächtigt. In Wirklichkeit kann hier von Diplomatie gar keine Rede sein, da in dem Beschluss über den Waffenstillstand ganz offen erklärt wird, dass jede Partei, die den Waffenstillstand einstellen will, sieben Tage vor Beginn der militärischen Operationen darüber Mitteilung machen muss.2 Wir zögern aus diesem Grunde den Friedensschluss hinaus. Wie ist der Beschluss auf dem III. Rätekongress angenommen worden?

Wie das Zentralexekutivkomitee es vorgeschlagen hat. Das Zentralexekutivkomitee aber hat seinen Beschluss auf Grund des Beschlusses der Fraktion gefasst und die Fraktion auf Grund des Beschlusses des ZK. Um die Genossen, die Anhänger eines revolutionären Krieges sind, von ihrer Überzeugung abzubringen, meint Lenin, wäre es am besten für sie, an die Front zu gehen und sich dort mit eigenen Augen davon zu überzeugen, dass die Führung eines Krieges ganz unmöglich ist. Er hält auch eine Konferenz für zwecklos, weil ihre Beschlüsse für das ZK nicht verbindlich sein können. Möglich, dass wir aber zur Erlangung genauer Direktiven von der Partei einen Parteitag einberufen müssen. Indem wir die Friedensverhandlungen hinausschieben, schaffen wir die Möglichkeit für die Fortdauer der Verbrüderung der Soldaten, und wenn wir Frieden schließen, so erhalten wir sofort die Möglichkeit des Austausches der Kriegsgefangenen und bringen auf diese Weise nach Deutschland eine gewaltige Masse von Menschen, die in der Praxis unsere Revolution gesehen, durch sie geschult worden sind und besser an der Erweckung der Revolution in Deutschland arbeiten können. Außerdem ist er der Auffassung, dass man zur genauen Feststellung, dessen, was in Deutschland vor sich geht, nach Berlin Flieger schicken müsste, was nach deren Meinung durchaus möglich sein soll.

II

Lenin schlägt zur Geschäftsordnung vor, dass Bucharin Mitteilung über die Lage im Petersburger Parteikomitee mache …

III

Lenin stellt einen bestimmten Antrag. Er weist die Befürworter der Einberufung einer Konferenz darauf hin, dass die Konferenz die entstandenen Differenzen nicht beilegen werde. Ein Parteitag ist notwendig, eine Konferenz aber wäre nur ein Jagen nach der Meinung der Partei, die man fixieren muss. Zu. diesem Zweck schlägt er vor, eine Beratung einzuberufen, in der alle Auffassungen, alle Standpunkte vertreten sein sollen, und zwar soll jede Richtung drei Vertreter stellen. Diese Beratung soll ein Abkommen ausarbeiten.

IV

Lenin tritt dafür ein, die Beratung in zwei oder drei Tagen einzuberufen, aber Thesen nicht zu veröffentichen, da sie in Deutschland nicht bekannt werden dürfen. Bis zur Beratung darf die Frage der Einberufung einer Konferenz nicht entschieden werden, die Frage des Friedens aber bis zum Parteitag zurückzustellen, ohne Veröffentlichung von Thesen, ist unsinnig.

V

Lenin beantragt, eine Beratung der abreisenden Delegierten des III. Rätekongresses einzuberufen, aber nichts schriftlich zu. geben.

VI

Lenin weist darauf hin, dass man mit dem Parteiprogramm zum 28. (15.) Februar nicht fertig werden kann und beantragt:

Die Beratung am 2. Februar (20. Januar) einzuberufen und sie wie folgt zusammenzusetzen:

1. Das Zentralkomitee, 2. Vertreter der Auffassungen, die klar zutage getreten sind, und zwar: Lenin, Sokolnikow, Bucharin, Obolenski, Stukow. Wenn zwischen Smirnow, Obolenski, Stukow und Pjatakow Meinungsverschiedenheiten über ihre Grundsätze vorhanden sein sollten, so entsenden sie zwei Vertreter, sonst einen; 3. Das Petersburger Parteikomitee, vertreten durch Fenigstein; 4. Ein Lette.

Bucharin und Lomow werden beauftragt, mit den Moskauern und Pjatakow zu reden. Jede Gruppe legt ihre Thesen vor.

1 Die Sitzung des ZK am 1. Februar (19. Januar) 1918 beschäftigte sich hauptsächlich mit der Einberufung einer Außerordentlichen Parteikonferenz oder eines Parteitags. Im Zusammenhang mit der Annahme der Resolution auf dem III. Allrussischen Rätekongress, die der Regierung die weitesten Vollmachten in der Frage des Friedens erteilte, reichte eine Gruppe führender Parteigenossen (G. Oppokow-Lomow, W. Obolenski-Ossinski, W. Jakowlewa, S. Schewerdin, N. Krestdnski, W. Smirnow, M. Wassiljew, M. Saweljew, G. Pjatakow, N. Bucharin, J. Preobraschenski) eine Erklärung im ZK ein, in der sie vorschlugen, eine Parteikonferenz einzuberufen, und drohten, im Falle einer Unterzeichnung des Friedens ohne Einberufung einer Parteikonferenz, die verantwortlichen Posten in der Partei und im Staatsapparat niederzulegen. Eine analoge Erklärung reichte der Vollzugsausschuss des Petrograder Parteikomitees ein.

In der Sitzung des ZK sprachen sich für die Einberufung einer außerordentlichen Parteikonferenz aus: G. Oppokow-Lomow, M. Urizki, N. Bucharin. Gegen die Einberufung einer Konferenz und für die Beschleunigung der Einberufung eines ordentlichen Parteitags waren: J. Swerdlow, A. Bubnow u. a. Nach der Debatte im ZK wurde einstimmig der Vorschlag Lenins angenommen über die Einberufung einer Parteiberatung auf den 3. Februar (21. Januar) und die Festsetzung des VII. Parteitags auf den 5. März.

2 Lenin meint den § 1 der „Waffenstillstandsbedingungen", die in Brest-Litowsk am 15. (2.) Dezember 1917 geschlossen wurden.

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