Wladimir I. Lenin: Rede in einer Volksversammlung im Basmanny-Bezirk

30. August 1918. Kurzer Zeitungsbericht

[„Prawda" Nr. 185. 31. August 1918. Nach Sämtliche Werke, Band 23, Moskau 1940, S. 256 f.]

Die Bourgeoisie wurde im revolutionären Russland vorübergehend zum Herrn und herrschte hier mit Unterstützung der Sozialkompromissler vom Februar bis Oktober.

Schon mit den ersten Schritten der Regierung Miljukow-Gutschkow begann es den Volksmassen klarzuwerden, wohin die Bourgeoisie sie führt. Aber das niederträchtige Treiben der russischen Kapitalisten und Gutsbesitzer, die im Grunde genommen die Politik des vom Volke gestürzten Zaren fortsetzten, wurde von den Menschewiki und Sozialrevolutionären gedeckt, die als Sozialisten auftraten, tatsächlich jedoch den Sozialismus der engiisch-französischen Börse zuliebe verschacherten.

Die vom Oktoberaufstand beiseite geschleuderten Paktierer, hinweggefegt von der Revolution, haben sich in der Ukraine, im Kaukasus, in Sibirien und an der Wolga an ihre gewohnte Arbeit gemacht. Sie haben schließlich erreicht, dass in diesen Gebieten die Sowjets gestürzt und die bolschewistischen Funktionäre den tschechoslowakischen Söldlingen und den russischen Weißgardisten zur Abschlachtung ausgeliefert wurden.

Und was sehen wir nun in diesen Gebieten auf den Trümmern der Sowjets? Vollen Triumph der Kapitalisten und Gutsbesitzer, Stöhnen und Verwünschungen in den Reihen der Arbeiter und Bauern. Der Grund und Boden ist den Adeligen, die Fabriken und Werke sind ihren früheren Besitzern zurückgegeben worden. Der Achtstundentag ist beseitigt, die Arbeiter- und Bauernorganisationen sind aufgelöst worden, an ihrer Stelle sind die zaristischen Semstwos und die alte Polizeimacht wiederhergestellt worden.

Möge jeder Arbeiter und Bauer, der in der Frage der Macht noch schwankt, nach der Wolga, nach Sibirien und nach der Ukraine schauen, dann wird die Antwort – eine klare und bestimmte Antwort – von selbst kommen.