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Karl Liebknecht 19110315 Kunst und Wissenschaft im Dienste des Kapitals

Karl Liebknecht: Kunst und Wissenschaft im Dienste des Kapitals

Rede im preußischen Abgeordnetenhaus zum Kultusetat

[Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Preußischen Hauses der Abgeordneten, 21. Legislaturperiode, IV. Session 1911, 3. Bd., Berlin 1911, Sp. 4145-4147, 4150-4158. Nach Karl Liebknecht, Gesammelte Reden und Schriften, Band 4, S. 236-253]

Meine Herren, es fällt nicht ganz leicht, in diesem Hause heute über Kunst und Wissenschaft zu reden, nachdem dieses selbe Haus gestern einen Etatsposten votiert hat, der sich gegen Kunst und Wissenschaft richtet; denn dem Zweck hat ja unzweifelhaft ganz im Wesentlichen, wie mein Freund Ströbel zutreffend ausgeführt hat, der Ein-Millionen-Fonds zu dienen, der gestern von Ihnen beschlossen worden ist.

Meine Herren, es fällt einem auch nicht leicht, in einem Hause von Kunst und Wissenschaft zu reden, das einem Minister des Innern und einem Kultusminister die Stange hält, die in systematischer Weise alle die freien Bildungsbestrebungen, die aus der Masse des Volkes selbst herauswachsen, zu reglementieren, zu kastrieren, zu unterdrücken unausgesetzt bemüht sind. („Sehr richtig!" bei den Sozialdemokraten.) Ich habe bei anderer Gelegenheit auf die kleinlichen Maßregeln gegen die Freie Volksbühne in Berlin hingewiesen, und wir haben gestern und vorgestern Gelegenheit gehabt, uns zu befassen mit den Maßregeln der Schulaufsichtsorgane gegenüber denjenigen Bestrebungen der Arbeiterschaft und auch denjenigen volkstümlichen Bestrebungen anderer Art, die durchaus der Bildung, der Förderung von Kunst und Wissenschaft gewidmet sind, die aber von einer Weltanschauung getragen werden, die den Auffassungen der Regierung nicht entspricht, jedenfalls verdächtig ist und um deswillen mit Feuer und Schwert ausgetilgt werden sollen.

Ich kann zu meiner großen Freude gegenüber diesem kleinlichen Standpunkt, den die preußische Regierung systematisch zu der Selbstentwicklung des Volkes einnimmt, mich berufen auf eine Zeitung, die in diesem Hause ja einen guten Klang hat, auf die „Deutsche Tageszeitung". Die „Deutsche Tageszeitung" hat vor wenigen Tagen in einem Artikel zum bayerischen Prinzregentenjubiläum folgendes gesagt – ich werde es mit Erlaubnis des Herrn Präsidenten vorlesen: „Ohne ein Schönredner zu sein, kann man behaupten, dass es zum mindesten die Vorurteilslosigkeit des Regenten war, die in den neunziger Jahren der neuen Richtung in der Kunst gerade in München Licht und freie Luft gewährte, im Gegensatz zum hohen Norden" („Hört! Hört!" bei den Sozialdemokraten.) – so schreibt die „Deutsche Tageszeitung" –, „wo manche bedeutenden Künstlernamen an höchst offiziellen Stellen" – damit ist auch der Herr Kultusminister gemeint – „noch immer kaum ausgesprochen werden dürfen." – Noch immer! Das gilt für heute, die „Deutsche Tageszeitung" muss es wissen. –

Vorurteilslos, ausgleichend und die Gegensätze mildernd, hat der Regent auch in politischer Beziehung gewirkt. Bayern ist ein Land, in dem das demokratische Prinzip immer eine große Rolle gespielt hat" („Hört! Hört!" bei den Sozialdemokraten.); „dies hat sich in den letzten dreißig Jahren vielleicht noch verstärkt, und das Landesoberhaupt hatte eigentlich kaum Gelegenheit, in politischer Beziehung persönlich stark hervorzutreten. Um so tiefer ging der stille Einfluss des Regenten, wenn es galt, allzu große Parteileidenschaften und Gegensätze auf das Niveau der Verständigung zu bringen. Bezeichnend dafür ist ein sehr politisch gefärbtes Vorkommnis, das einst nicht nur in Bayern, sondern im ganzen Reich größtes Aufsehen erregt hat. Der noch jugendliche Kaiser Wilhelm II. machte bald nach seiner Thronbesteigung seinen ersten Besuch in München und trug sich, als er im Rathause empfangen wurde, mit der Devise ,suprema lex regis voluntas' (des Königs Wille ist höchstes Gesetz) ins Goldene Buch der Stadt ein, ein Satz, der sofort nicht nur in Bayern, sondern in ganz Deutschland und darüber hinaus viel Aufsehen erregte und lebhaft kommentiert wurde. Einige Zeit verging, und auch der Regent besuchte das Rathaus. Als er sich ebenfalls ins Goldene Buch eingetragen hatte, las man die Worte: salus publica suprema lex (das öffentliche Wohl ist das höchste Gesetz)."

Meine Herren, hier zeigt sich die lustige Erscheinung, dass die „Deutsche Tageszeitung" für die „Rinnsteinkunst", wie die moderne Kunst einstens von sehr hoher Stelle genannt worden ist, eintritt gegen die offizielle Kunstrichtung im hohen Norden – das ist nämlich Preußen , und dass die „Deutsche Tageszeitung" ein sehr feines Gefühl für das demokratische Prinzip und für den Zusammenhang des demokratischen Prinzips mit der freien Entwicklung von Kunst und Wissenschaft aufweist. Es muss ein eingeschmuggelter Sozialdemokrat sein, der in der „Deutschen Tageszeitung" diese Ausführungen gemacht hat.

In der Tat, es ist richtig: Selbsttätigkeit und Selbstentwicklung müssen gefördert werden, wenn man wirkliche Erfolge auf dem Gebiete der Massenbildung erzielen will; es besteht ein innerer organischer Zusammenhang zwischen Demokratie und freier Entwicklung von Kunst und Wissenschaft – das haben wir Sozialdemokraten von jeher betont. Und deshalb ergibt sich mit einer gewissen Logik, dass in dem gar nicht demokratischen, sondern durchaus bürokratischen und jeder Selbsttätigkeit der Masse abholden Preußen Kunst und Wissenschaft so beengt werden und sich nur mit großer Mühe auch nur einen Teil der Ellbogenfreiheit verschaffen können, die unerlässlich ist, um Luft und Licht zu haben zu freier Entwicklung.

Es ist nicht möglich, dass die Wissenschaft sich in dem Käfig der Bürokratie fortentwickeln kann. Die Wissenschaft und Kunst sind freie Kinder der Natur, der ursprünglichen Kräfte des Menschen, die nicht fortgesetzt nach oben schielen können und sich richten können nach allerhand Reglements, die von der Staatsgewalt ausgegeben werden. Man nehme ihr diese Naturwüchsigkeit und die Freiheit, sich naturwüchsig und frisch entfalten zu können nach allen Richtungen hin, und man macht sie unfähig, überhaupt ihre Kräfte in vollem Umfange zu entfalten.

Das ist vom Minister ja hier anerkannt worden, versteckt allerdings, in der bekannten Instruktion vom 18. Januar dieses Jahres, die bereits vorgestern zur Erörterung stand. Dort hat der Minister ein ganz feines Verständnis dafür gezeigt, dass alle die Jugendbestrebungen, die man jetzt zusammenfassen will, um die Sozialdemokratie zu bekämpfen, nur unter der Voraussetzung Erfolg haben werden, dass man ihnen möglichst freie Betätigung gewährt. In diesem Falle will man das taktische Prinzip, durch Gewährung von Freiheit alle Entwicklungsmöglichkeiten zu verwirklichen, allerdings im Schlussresultat nur anwenden zum Schaden der freien Entwicklung. Man will die Freiheit nur denjenigen Richtungen geben, die in ihrem Wesen und Grunde Feinde der Freiheit sind, zur Bekämpfung der Freiheit. Wenn es aber richtig ist, dass jene Bestrebungen sich nur bei Gewährung von Freiheit und Selbständigkeit in vollem Umfange entwickeln können, so ist das naturgemäß richtig für die ganze Kunst und Wissenschaft; da allerdings hört dann die Zuneigung unseres Kultusministeriums zu Freiheit und Selbsttätigkeit sofort auf.

Die Art, wie gegen Kunstbestrebungen und wissenschaftliche Bestrebungen der Bevölkerung angekämpft wird, habe ich bereits gekennzeichnet. Diese Art entspringt aber auch ganz logischerweise einer geistigen Richtung, die eng zusammenhängt mit den taktischen Prinzipien und Methoden, nach denen die politischen und materiellen Interessen der verschiedenen Schichten der Bevölkerung von den herrschenden Klassen behandelt werden. Diese geistige Richtung ist in Bezug auf die Wissenschaft ja von dem Führer der Zentrumspartei in diesem Hause, von Herrn Dr. Porsch, vor einigen Tagen, am 8. März, gegenüber einigen sehr beherzigenswerten Ausführungen des Abgeordneten von Campe1, in denen er auf den Vorzug des Strebens nach Wahrheit gegenüber demjenigen Banausentum, das sich einbildet, die Wahrheit schon in der Tasche zu haben, mit Fug und Recht hingewiesen hatte, vertreten und formuliert worden.

Herr Porsch hat betont, dass selbstverständlich in jeder religiösen Glaubensbindung ein Verzicht liege auf voraussetzungslose, wissenschaftliche Forschung. Einen solchen „Verzicht" wollen nun die größten Parteien des Hauses klipp und klar nach aller Möglichkeit dem ganzen Volke aufnötigen, indem sie die religiöse Bindung allenthalben bei der Bevölkerung durchzusetzen suchen und auch den wesentlichen Staatsinstitutionen und ihren Funktionären zugrunde zu legen suchen. Herr Dr. Porsch hat weiter gesagt: Das höchste Prinzip ist nicht die freie Forschung, sondern die Wahrheit. Wenn man das hört, könnte es leidlich scheinen. Ja, was heißt da aber die „Wahrheit"? Ein religiöses Dogma! Die Wahrheit, von der Sie sprechen, ist eben eine Glaubens„wahrheit", intuitive „Wahrheit", die suggeriert ist durch phantastische Vorstellungen unter Ausschaltung der Souveränität der menschlichen Verstandestätigkeit. Indem Sie eine solche Glaubenswahrheit als das höchste Prinzip gegenüber der freien Forschung proklamieren, proklamieren Sie damit die Überlegenheit des Dogmas über die Wissenschaft. Sie erklären damit ohne jede Einschränkung, dass eine voraussetzungslose Forschung schlechterdings unmöglich ist und dass der Verstand Ihnen gegenüber anderen menschlichen Eigenschaften und Fähigkeiten als das Minderwertige erscheine, das zurückzutreten habe, sobald insbesondere religiöse Interessen in Betracht kommen. Hier klafft allerdings ein Widerspruch ohne jede Möglichkeit der Überbrückung zwischen uns und den dogmatisch gesonnenen Parteien in diesem Hause, zwischen uns und diesen dogmatischen Geistesrichtungen …

Meine Herren, wenn ich mich nun noch wende zu der Frage der Beteiligung des Privatkapitals an den wissenschaftlichen und künstlerischen Institutionen, so bedaure ich hier lebhaft, den Ausführungen des Herrn Abgeordneten Dr. Pachnicke2, der sonst manches sehr Beherzigenswerte und Erfreuliche gesagt hat, doch widersprechen zu müssen. Ich muss ihm widersprechen, weil er den Grundstandpunkt, von dem aus mein Freund Ströbel neulich die Bemerkung über die Kaiser Wilhelm-Gesellschaft3 gemacht hat, nicht richtig verstanden hat. Es mutet eigentümlich an, wenn heute von Seiten nicht nur des Herrn Pachnicke, sondern auch des Herrn Wagner4 so plötzlich an die Pflichten und. die Aufgaben appelliert wird, die der Besitz hat gegenüber der Allgemeinheit, und wenn der Besitz aufgerufen wird, sich in größerem Umfange nunmehr auf diese Pflichten zu besinnen und sie zu betätigen.

Meine Herren, wir sind es ja, die unausgesetzt durch unser Programm, unsere ganze politische Tätigkeit den Besitz aufzurufen suchen, seine Pflicht gegenüber der Allgemeinheit zu erfüllen. Das macht das Wesen der Sozialdemokratie aus, soweit die Sozialdemokratie sich an die besitzenden Klassen richtet. Meine Herren, wie können Sie wohl meinen, dass wir Sozialdemokraten, von diesem Grundprinzip ausgehend, nun plötzlich zu dem Ergebnis kommen: Auf den Gebieten der Kunst und Wissenschaft sollen die besitzenden Klassen nichts tun und keinerlei Pflichten gegenüber der Allgemeinheit erfüllen! Selbstverständlich wäre das absurd. Wir sind ja der Ansicht, dass unser Steuerwesen energisch revidiert werden müsste, so dass der Anteil, den der Besitz beibringt für die allgemeinen Interessen und Zwecke, immer größer werde. Meine Herren, das steht ja alles seit je in unserem Programm! Das Geld von den besitzenden Klassen zu nehmen – das werden Sie uns doch wohl zutrauen –, dazu sind wir jederzeit bereit; dagegen sträuben wir uns ganz gewiss nicht.

Es handelt sich aber hier um etwas ganz anderes. Mein Freund Ströbel hat gesagt: Es ist gefährlich, derartige Institute vom Privatkapital finanzieren zu lassen, unter Umständen, aus denen sich zweifelsohne die große Gefahr ergibt, dass die Zweckbestimmung der betreffenden Institute und die Art der Tätigkeit innerhalb der Institute durch diese Finanzierung beeinflusst werden wird oder mindestens werden kann. Meine Herren, das ist eine Gefahr, die gar nicht außer acht gelassen werden dürfte und die auch der Abgeordnete Dr. Pachnicke einsehen möchte.

Meine Herren, es ist wahr, dass in Amerika in großem Umfange das Privatkapital für Wissenschaft und Kunst Geld gegeben hat. Aber, meine Herren, ich möchte Ihnen doch raten, sich einmal über diese Art der Leistungen des amerikanischen Kapitals im Lande selbst zu erkundigen. Es wird einem immer und immer wieder gesagt: Diese Dotationen sind eine andere Form der Reklame. Wenn Carnegie überall in den Staaten Amerikas Bibliotheken gestiftet oder doch finanziell unterstützt hat, so versteht man das in weiten Kreisen dahin, dass es sich um eine Reklame für den Carnegie-Trust handelt. Der amerikanische Kapitalist verschenkt das Geld auch nicht; er will vor allen Dingen – vielleicht noch mehr als der deutsche – einen Profit davon haben. In Amerika selbst hat die Art, wie wissenschaftliche Institute vom Privatkapital unterstützt worden sind, mit Recht die schwersten Angriffe erfahren, besonders, weil bei Stiftung gewisser Lehrstühle, gewisser Fakultäten zuweilen Vorschriften über die Richtung des zu Lehrenden gemacht worden sind. Meine Herren, ich könnte darüber noch sehr eingehende Ausführungen machen. Ich habe mich speziell mit dem Studium der amerikanischen Bibliotheken, soweit sie aus Stiftungen der Milliardäre, besonders Carnegies, stammen, eingehend beschäftigt. Ich habe gewiss 30 solcher Einrichtungen betrachtet, die über alle Teile des Landes, bis auf die Höhe des Felsengebirges hinauf, verstreut sind. Aber Sie können fest überzeugt sein: Man wird durch die unangenehme Art der Reklame, mit der diese „Wohltätigkeit" Hand in Hand geht, abgestoßen; und dabei sieht man ohne weiteres: Hier handelt es sich bestenfalls darum, dass wenigstens ein geringer Teil von dem zurückerstattet wird, was dem Volke durch die Ausbeutung weggenommen worden ist.

Ich kann noch auf eins hinweisen. Es ist richtig, dass in Amerika das Privatkapital sehr energisch an dem Ausbau von Universitäten und dergleichen arbeitet. Da spielen außer den Gründen, die ich eben nannte, noch andere sehr materielle Gründe mit. In Amerika fehlt es an der nötigen Intelligenz, und so gut wie man dort Kohle, Eisen und alle möglichen Artikel produziert, ist man jetzt drauf und dran, in echt amerikanischem Eiltempo auch die Intelligenz zu produzieren, die man für die Industrie, für die Verwaltung des Staates usw. braucht. Es ist also einfach ein Stück der gesamten kapitalistischen Produktionsarbeit, die drüben in Amerika von den Großkapitalisten geleistet wird.

Meine Herren, ich möchte hierbei noch feststellen, dass in Amerika die Institute der angewandten Wissenschaft viel rascher wachsen als die Institute, die sich mit reiner Wissenschaft befassen; die technischen Hochschulen wachsen noch rapider als die Universitäten, die allerdings auch wie Pilze aus der Erde schießen.

Meine Herren, uns liegt daran, dass die Aufwendungen für Wissenschaft und Kunst in der Weise erfolgen, dass eine Einwirkung des Privatkapitals nach Möglichkeit ausgeschlossen ist.

Meine Herren, nun wissen wir, wie das bei der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft gewesen ist. Nicht nur wir haben hier Anstand genommen, sondern es sind vielfach Zweifel dahin ausgesprochen worden, ob dieses Institut nach der Art seiner Gründung wirklich in der Lage ist, der „voraussetzungslosen" Wissenschaft und Kunst Dienste zu leisten. Selbstverständlich sind wir nicht so töricht, uns einzubilden, dass die Institute, die dem Staate untergeordnet sind, nunmehr der reinen Wissenschaft und Kunst dienen könnten. Wir wissen ja, dass unsere Königlich preußische Staatsregierung im Grunde nur die Vertreterin der Interessen der herrschenden Klassen ist, so dass es in gewissem Sinne fast als ein formalistischer Streit erscheinen könnte, ob wir uns damit einverstanden erklären, dass die herrschenden Klassen unmittelbar finanzieren oder dass die Finanzierung durch den Staat geschieht. Aus prinzipiellen Gründen und mit Rücksicht auf die vermehrte Kontrolle durch die Allgemeinheit, welche immerhin möglich ist und erfolgt, wenn die Unterstützung aus Staatsmitteln geschieht, und mit Rücksicht auf die Entwicklungsmöglichkeit, die bereits im Keime vergiftet werden würde durch den unmittelbaren Einfluss des Privatkapitals, müssen wir uns immer wieder auf diesen prinzipiellen Standpunkt stellen, den mein Freund Ströbel zum Ausdruck gebracht hat.

Meine Herren, selbstverständlich bietet uns der Kultusetat mancherlei erfreuliche Posten, und ich kann mich dem, was der Abgeordnete Dr. Pachnicke in Bezug auf unsere Museen, in Bezug auf wissenschaftliche Expeditionen und Institute gesagt hat, aus vollem Herzen anschließen. Auf diesem Gebiete mag vom Staate gefordert werden, was immerhin gefordert werden kann, es wird nicht zu viel sein.

Ich habe im vergangenen Jahre mit allem Nachdruck erklärt, dass meiner Ansicht nach auf dem Gebiete der Erhaltung der ethnologischen Überreste noch lange nicht genug geschieht.1 Ich habe auf die Gefährdung hingewiesen, die den noch vorhandenen Überresten tagtäglich droht, so dass wir hier unter Umständen Schäden auf alle Ewigkeit erleiden können, unersetzliche Schäden für die Erkenntnis der Entwicklungsgeschichte des Menschengeschlechts. Meine Herren, ich spreche hier einmal von den Überresten der niederen Kulturen, der niederen, der primitiven, noch existierenden oder auch bereits vergangenen Kulturen, die körperlich erhalten geblieben sind, andererseits aber spreche ich von den geistigen Gütern jener Kulturen, die noch erhalten geblieben sind. Was in Bezug auf die Sitten, die Gewohnheiten, die wissenschaftlichen, religiösen Anschauungen usw. der Naturvölker noch lebt, das sollte mit der größten Geschwindigkeit von sachkundiger Seite aufgenommen und konserviert werden. Bei der rapiden Entwicklung des Kapitalismus und des modernen Verkehrs gehen die nur im Geiste, im Gedächtnis traditionell aufbewahrten Schätze gänzlich verloren, auf Nimmerwiedersehen und unrekonstruierbar verloren. Die primitiven Völker haben ja meist fast keine Aufzeichnungen, die mündliche Tradition, die Erinnerungstradition ist bei ihnen überhaupt die einzige Tradition. Meine Herren, auf diesem Gebiete ist die große Gefahr einer Verwirrung der reinen Erinnerungsschätze vorhanden, sobald überhaupt die moderne Kultur mit diesen ursprünglichen Naturvölkern in Berührung kommt. Deshalb ist hier alle Eile geboten, damit wir nicht vollständig korrumpierte, verzerrte Bilder von den geistigen Schätzen jener Naturvölker bekommen, die wahrscheinlich doch in absehbarer Zeit mit Stumpf und Stiel ausgerottet sein werden und dann nur, wenn sie in ihrem ganzen Wesen rechtzeitig wissenschaftlich fixiert worden sind, für die wissenschaftlichen Untersuchungen über die menschliche Geschichte noch erhalten bleiben können.

Meine Herren, wir können uns beglückwünschen zu einer großen Zahl bedeutender Gelehrter, insbesondere möchte ich hier wiederum den Namen des Herrn Professor von Luschan erwähnen, der zweifellos einer der bedeutendsten und tüchtigsten Forscher auf ethnologischem Gebiete ist; wir können uns beglückwünschen, dass speziell dieser Mann an unserem ethnographischen Museum beschäftigt ist. Aber, meine Herren, wenn man andererseits sieht, wie dieses ethnologische Museum in der Aufstellung und in der Verwertbarkeit seine Schätze für das große Publikum – aber auch für die Fachleute – durch die engen Räume beeinträchtigt wird, dann möchte man wahrhaft in Verzweiflung geraten. Es ist ja richtig, dass hier von der Regierung bereits die Verpflichtung zur Abhilfe anerkannt und die Absicht erklärt ist, nach aller Möglichkeit bald Remedur zu schaffen; aber es dauert doch entsetzlich lange, ehe wir dazu kommen.

Meine Herren, das Museum für Völkerkunde ist ja nicht das einzige, das unter solcher Überfüllung leidet; wir können da auch auf das Kunstgewerbemuseum hinweisen. Dieses Kunstgewerbemuseum ist jetzt auch aus einem anderen Grunde zu einem Unglück geworden. Es ist jüngst von der Vereinigung Berliner Architekten über die Veränderungen, die im Königlichen Kunstgewerbemuseum während der letzten Jahre vorgenommen worden sind, verhandelt worden; man hat sich besonders über die neue Ausmalung beschwert. Auch ich bin der Ansicht, die nach Zeitungsberichten in dieser Architektenversammlung zum Ausdruck gekommen ist, dass diese Änderungen dem Kunstgewerbemuseum durchaus nicht zum Vorteil gereicht haben und dass hier mindestens eine sehr unglückliche Hand obgewaltet hat.

Meine Herren, dann möchte ich sofort hinüber springen auf die Königliche Bibliothek. Diese hat bereits im vergangenen Jahre Anlass zu Angriffen gegeben wegen der Art ihrer inneren Einrichtung, insbesondere wegen der abscheulichen Bilder, die da zum Teil angebracht sind, und andererseits in Bezug auf die Art der Ausleihebedingungen usw. Meine Herren, jüngst, erst am 5. März 1911, ist eine ziemlich detaillierte Beschwerde aus Bibliothekarkreisen im Generalanzeiger des „Berliner Tageblatts" publiziert worden, in der unter anderem geklagt wird über die ungeheure Schwerfälligkeit der Katalogisierung und der Möglichkeit, sich im Katalog zu orientieren, und – das scheint mir recht bemerkenswert – auch darüber, mit welchen subalternen Arbeiten man hier akademisch geschulte Kräfte, die Bibliothekare, vielfach beschäftigt, mit welch rein mechanischen Arbeiten, die minder qualifizierte Kräfte verrichten könnten. Und das nicht ein oder zwei Jahre, sondern unter Umständen ein halbes Menschenalter hindurch in dieser geisttötenden Arbeit. Hier könnte sehr wohl Remedur geschaffen werden.

Ich habe bereits im vergangenen Jahre den Wunsch ausgesprochen, dass in der Königlichen Bibliothek doch einmal eine Katalogisierung größten Stils in Angriff genommen werden möge. Das würde ein wissenschaftlich hoch bedeutsames Werk sein, durch dessen Herausgabe sich die Königliche Staatsregierung ganz gewiss verdient machen würde.

Meine Herren, ich habe mir im vergangenen Jahre auch erlaubt, die außerordentliche Geschmacklosigkeit des Äußeren unserer neuen Königlichen Bibliothek zu rügen. Diese Angriffe sind in der Tat berechtigt. Ich darf behaupten, dass das Äußere dieser Königlichen Bibliothek, wie mir scheint, selbst dem primitivsten Geschmack in das Gesicht schlägt.

Da man mich wiederholt wegen meiner Amerikareise koramiert hat, möchte ich diese Gelegenheit auch benutzen, um den Herren, die anscheinend neugierig sind, meine Erfahrungen zu hören, auch in diesem Punkte ein Wort zu sagen. Wenn man sehen will, was in Bezug auf großartigen Bibliotheksbau geleistet werden kann, dann bitte ich Sie, sich einmal die große Public Library in Boston und dann vor allem die berühmte Congress Library in Washington anzusehen. Das sind Bibliotheken, die in ihrer baulichen und inneren Einrichtung einen geradezu überwältigend großartigen Eindruck machen. Dabei ist die erste nicht einem Staatsinstitut, einer Universität oder dergleichen angegliedert, sondern ist eine öffentliche Leihbibliothek für die Masse des Volkes in einer Großartigkeit, wie wir sie bei uns nicht im Entferntesten finden. Hier könnte sicherlich manches gelernt werden; gerade auch in Bezug auf den Geschmack hat man sich in Amerika in der Baukunst außerordentlich entwickelt.

Ich weise dann noch darauf hin, dass gerade unsere moderne Technik es ermöglicht, Kunst und Wissenschaft in viel höherem Maße als bisher zu popularisieren, die Technik, die uns insbesondere gerade auch in der Kinematographie entgegentritt. Diese Dinge können nicht hoch genug eingeschätzt werden. Der Kinematograph ist unzweifelhaft ein Bildungsmittel allerersten Banges, selbstverständlich, wenn sich die kinematographischen Vorführungen auf Gegenstände erstrecken, die wahrhaft der Bildung dienen.

Trotz all dieser Möglichkeiten, die durch die moderne Technik geboten werden, die Massen des Publikums in immer größerem Umfange mit den Schätzen unserer Wissenschaft und unserer Kunst vertraut zu machen, sehen wir nicht, dass die Königliche Staatsregierung eine derartige volksbildende Tätigkeit in großem Stile in Angriff genommen hätte, wie sie insbesondere möglich wäre auf dem Gebiete des Theaterwesens, auf dem Gebiete populärwissenschaftlicher Vorträge mit Lichtbildervorführungen und dergleichen; im Gegenteil, meine Herren, wir haben – und damit komme ich zum Teil auf das zurück, was ich eingangs erwähnt habe – leider zu konstatieren, dass die Königliche Staatsregierung sogar den Volkshochschulkursen neuestens Schwierigkeiten bereitet, wie ich bereits erwähnt habe. Die Schulaufsichtsbehörde hat, wie ich neulich vortrug, den Volkshochschulkursen in Charlottenburg dadurch ein Ende zu bereiten gesucht, dass sie den Lehrkräften aufgab, sich die berüchtigten Unterrichtserlaubnisscheine zu beschaffen.

Meine Herren, ich betone, dass das Volk nicht nur ein leidenschaftliches Bedürfnis danach hegt, an dem Genuss unserer höchsten Güter der Wissenschaft und Kunst teilzunehmen, sondern auch danach, die in ihm wohnenden wissenschaftlichen und künstlerischen Produktionskräfte nutzbar zu machen, zu betätigen. Meine Herren, wenn Sie vom Standpunkt einer verständigen Kräfte-Ökonomie des Menschengeschlechts ausgingen, dann müsste Ihnen sofort in die Augen springen, wie unsere Klassengesellschaftsordnung dem im Wege steht, dass wirklich alle die Kräfte in Bewegung gesetzt werden, die im Interesse dieser heiligsten und höchsten Güter der Menschheit in Bewegung gesetzt werden könnten. Meine Herren, das wird von der Masse des Volkes immer wieder als ganz besonders grausam an der heutigen Gesellschaftsordnung empfunden, dass sie einmal von Licht und Luft beim Genuss unserer idealsten Schätze abgesperrt ist und dass denjenigen aus ihrer Mitte, die die Fähigkeit in sich verspüren, die lebendige Kraft in sich fühlen, in Wissenschaft und Kunst Großes und Nützliches zu leisten, schlechterdings die Arme gefesselt sind, dass ihnen das Gehirn künstlich verkleistert wird, dass sie in den Käfig gesperrt werden, den unser Klassen- und Ausbeuterstaat für sie aufgerichtet hat. („Sehr richtig!" bei den Sozialdemokraten.) Meine Herren, das ist die tief innerlichste Barbarei unserer heutigen Gesellschaft; und wem daran läge, wirklich zum Wohle der Menschheit alle Kräfte – Kräfte des Genusses und Kräfte des Schaffens, der Produktion – frei entfaltet zu sehen, der müsste dafür sorgen, dass all den sozialen Unterschieden ein Garaus gemacht werde, dass die gesellschaftlichen Ideale der Sozialdemokratie ihrer Verwirklichung zugeführt werden. („Sehr gut!" bei den Sozialdemokraten.)

Meine Herren, ich habe dann noch ein kurzes Wort über ein anderes Gebiet zu verlieren, speziell über die Bühnenkunst; ich habe mich vorhin bereits mit einigen Worten mit dieser Frage beschäftigt.

Meine Herren, es muss lebhaftes Bedauern erwecken, wenn auch kein Erstaunen, dass sich auch die neuen Formen der Bühne, die man jetzt im großen Stile auszunutzen sucht, um der Masse des Volkes gute Kunst zu bieten, die Zentralbühnenform und auch die Freilichttheaterform, wiederum nicht innerhalb der staatlichen Schablone haben entwickeln können, sondern dass sie sich als wilde, freie Gewächse, als Unkraut der „Rinnsteinkunst", um mich dieses klassischen Wortes zu bedienen, haben entwickeln müssen. Meine Herren, diese Bestrebungen verdienen sicherlich überall die höchste Förderung, und wir können sie nur durchaus begrüßen.

Aber noch eine andere, die Theater betreffende Frage bedarf hier einer kurzen Erwähnung, nämlich die Schauspieler- und Schauspielerinnenbewegung, die von mir bereits im vorigen Jahre angedeutet worden ist. Im Schauspielerberufe haben sich gerade in letzter Zeit so erhebliche Missstände herausgestellt, oder vielmehr, diese Missstände sind endlich so lebhaft empfunden und erkannt worden, dass die Schauspieler dazu übergegangen sind, sich energisch zu organisieren, und wir können innerhalb dieser Organisation einen recht erfreulichen, energischen und zielklaren Geist feststellen.

So sehr wir nun diese Organisationsbestrebungen begrüßen, so ist es doch geradezu verblüffend, mit welcher Promptheit auf diese ernsten organisatorischen Bestrebungen bereits das Satyrspiel gefolgt ist. (Glocke des Präsidenten.)

Präsident von Kröcher: Herr Abgeordneter, die Theater gehören doch hier nicht her; sie gehören unter das Ministerium des Innern. („Sehr richtig!") Dabei können sie behandelt werden. Also, über die Theater, glaube ich, darf ich Sie hier nicht sprechen lassen.

Liebknecht: Hier liegt eine Differenz mit dem Herrn Präsidenten Dr. Porsch vor, der mir vorhin, nachdem ich schon ein paar Worte über die Theaterfrage gesagt hatte, gestattete, kurz darauf einzugehen. Von dieser Erlaubnis wollte ich jetzt Gebrauch machen und nur noch zwei Sätze darüber sagen.

Präsident von Kröcher: Ja, wenn Sie wirklich mit zwei Sätzen zum Schluss kommen, dann -!

Liebknecht: Ich komme wirklich zum Schluss. (Heiterkeit.) Meine Herren, es ist prompt eine gelbe Bühnengewerkschaft gegründet worden unter dem Namen Reichsverband deutscher Bühnenangehöriger, und zwar besonders für die Provinzbühnen. Sie ersehen auch aus dieser Erscheinung, in welchem Umfange gegenwärtig bei uns die Kunst auf dem Gebiete des Theaterwesens unter der Fuchtel der herrschenden Klassen steht („Sehr richtig!" bei den Sozialdemokraten.) und wie die Theaterdirektoren als die Ausbeuter in diesem Berufe nun genau mit denselben sozial-organisatorischen Machenschaften auf die Organisationsbestrebungen der ausgebeuteten Bühnenangehörigen antworten wie die Unternehmer rein materieller Betriebe, Fabrikanten usw.

Meine Herren, es macht sich bei uns auf dem Gebiete der Kunst zweifellos eine Tendenz zur Amerikanisierung bemerkbar. Ich habe im vergangenen Jahre auf eine ganze Zahl von Erscheinungen auf diesem Gebiete detailliert hingewiesen, und wenn wir jetzt von Amerikanisierung der Kunst sprechen, so können wir schon sagen, dass dieses Wort, dieser Begriff in Deutschland sich bereits ein vollkommenes Bürgerrecht erworben, mit Fug und Recht Bürgerrecht erworben hat, weil es eine Erscheinung kennzeichnet, der wir tagtäglich gegenüberstehen: dass die Kunst im Dienste des Kapitals, im Dienste der herrschenden Gewalten steht, dass die Kunst ausgenützt wird zur Erhaltung derjenigen Gesinnungen und Anschauungen, die der Regierung und den herrschenden Klassen genehm sind, dass das Kapital und die politischen Gewalten ihren materiellen Einfluss auszunutzen suchen, um die Kunst ihrem Willen zu unterwerfen.

Meine Herren, wenn Sie so auf der einen Seite sehen, wie sich im ganzen Volke diese am wenigsten dem freien Willen unterliegenden psychischen Kräfte regen, Triebe nach künstlerischer und wissenschaftlicher Produktion, nach wissenschaftlichem und künstlerischem Genuss, wie diese Triebe in ihrer Ursprünglichkeit sogar die Grenzen der Gesellschaftsklassen fortgesetzt überspringen, über sie hinaus schweifen, und die Bande zu sprengen suchen, in die unsere Klassengesellschaft an und für sich ihre einzelnen Glieder einschmiedet – meine Herren, wenn Sie auf der anderen Seite sehen, wie diese ihrem ganzen inneren Wesen nach dem bornierten Drill an sich abholde Wissenschaft und Kunst sofort von der Staatsgewalt und den herrschenden Klassen gefasst werden und durch bürokratische Reglementierung und durch Zwangsmaßregeln der Staatsgewalt in spanische Stiefeln eingeschnürt wird, wenn Sie dann sehen, wie sich in der großen breiten Masse des Volkes die lebendigen, starken, urwüchsigen Bildungsbestrebungen in Wissenschaft und Kunst regen, immer mehr und unwiderstehlicher regen – ja, meine Herren, haben Sie einen Zweifel, wo schließlich der Sieg bleiben wird, haben Sie einen Zweifel darüber, dass schließlich doch die große Masse, die im wesentlichen von der Sozialdemokratie repräsentiert wird, den immanenten Gesetzen, die der künstlerischen und wissenschaftlichen Psychologie an und für sich innewohnen, am allerehesten gerecht wird und all jene Kräfte allein zu einer freien Entfaltung gelangen lassen kann?

Meine Herren, es ist unsere innere Überzeugung, dass wir auf dem Gebiet von Wissenschaft und Kunst in Wahrheit den Fortschritt vertreten. Diese Überzeugung werden Sie uns nie und nimmer rauben, dass unsere Ziele überall in der Richtung liegen, in der die Gesamtentwicklung der Menschheit sich notwendig vollzieht und in der auch Wissenschaft und Kunst ihren immanenten Gesetzen entsprechend sich immer weiter entwickeln. Das gibt uns unsere große Zuversicht; das ist nicht zum allerletzten dasjenige, was uns Sozialdemokraten mit diesem sicheren, felsenfesten Glauben, mit dieser felsenfesten Überzeugung erfüllt, dass die von uns vertretenen Ideale in Wahrheit die Ideale sind, die den Bedürfnissen der Gesamtheit des Menschengeschlechts entsprechen und mit derselben Notwendigkeit ihrer Verwirklichung entgegengehen, mit der die große Masse des Volkes nach Licht und Luft drängt, die ihr auf die Dauer niemals werden vorenthalten werden können, mögen ihr noch so viele Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden und mögen die speziell in Preußen herrschenden finsteren Gewalten sich noch so sehr in die Illusion einwiegen, dass es Ihnen möglich sei, den Geist der Zeit zu hemmen, dass es Ihnen möglich sei, die gewaltige geistige Entwicklung, die sich innerhalb des Volkes vollzieht, zu hemmen, zu knebeln, zu kastrieren.

Meine Herren, das Volk, geführt von der Sozialdemokratie, wird seinen Weg weitergehen und auf dem Gebiete von Kunst und Wissenschaft dasjenige erfüllen, was die größten Geister des Menschengeschlechts geträumt und gewünscht haben. Meine Herren, das ist unsere Überzeugung. Tun Sie, was Sie wollen – Sie werden uns unsere Überzeugung nicht rauben und nie und nimmer den Siegesmarsch der proletarischen Bildung und der proletarischen Kunstbewegung aufzuhalten in der Lage sein. („Bravo!" bei den Sozialdemokraten.)

1 Nationalliberale Partei. Die Red.

2 Fortschrittliche Volkspartei. Die Red.

3 Kaiser Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, 1911 in Berlin gegründet. Die Red.

4 Freikonservative Partei. Die Red.

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