Rosa Luxemburg: Brief an Karl Kautsky

[Nach Rosa Luxemburg, Briefe, Band 1, Berlin 1982, S. 84]

Zürich, 31. März 1896

Universitätsstraße 77

Sehr geehrte Redaktion, das Manuskript habe ich erst heute (Dienstag) erhalten. Ich habe alle von Ihnen geforderten Kürzungen und noch einige damit zusammenhängende gemacht. Aus Rücksicht auf den von Ihnen gewährten Raum habe ich darauf verzichten müssen, auch annähernd vollständig die durch die Kürzungen entstandene Lücke auszufüllen, und habe nur in wenigen Sätzen den Übergang von I zu II ebenso wie die gänzlich verschwundene positive Stellung des Artikels am Ende angedeutet. Der Artikel umfasst jetzt 31½ Seiten (unter den 33 nummerierte Seiten sind einige unvollständige), ich habe absolut nichts mehr zu kürzen gefunden.

Nachdem ich das Manuskript zurückerhalten, habe ich bemerkt, dass ich aus Versehen meinen Namen darauf nicht gesetzt hatte. Ich tue es jetzt, denn ein solcher Artikel darf natürlich nicht anonym erscheinen.

Noch eine Bitte. Ich weiß nicht, ob Sie beabsichtigen, auch in der »Neuen Zeit« die Äußerung, die Sie in Ihrem werten Schreiben vom 28. März getan, anzuführen, dass Sie nämlich meinem Artikel nicht ganz zustimmen können. Wäre dies aber der Fall, so würde eine solche in dieser allgemeinen Fassung gemachte redaktionelle Bemerkung natürlich die Bedeutung des Artikels stark herabsetzen. Ich würde Ihnen daher sehr dankbar sein, wenn Sie eventuell diese Bemerkung Inhaltlich präziser fassen wollten, damit eventuell mir dadurch die Möglichkeit gewährt wird, in der Diskussion auch auf diese Bezug zu nehmen.

Hochachtungsvoll

R. Luxemburg