Permanente Revolution 19320215 Krieg!

Permanente Revolution: Krieg!

[Nach Permanente Revolution, Zeitschrift der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten) (Sektion der Internationalen Linken Opposition) 2. Jahrgang Nr. 4 (Mitte Februar 1932), S. 1 f.]

Kriegsschiffe, Kanonen, Bombenflugzeuge, haben das Wort. Der imperialistische Krieg gegen China ist in vollem Gange. Städte wie Schanghai, Nanking werden vernichtet, – ein Stadtviertel nach dem andern wird zerstört. Millionen Werktätige werden aus ihren Häusern, von ihrem Boden vertrieben. Tausende am Krieg unbeteiligte Menschen werden getötet. Alles das geschieht im Namen der Zivilisation.

Es ist ein böses Spiel der Geschichte, dass die Abrüstungs-Konferenz dann zusammentritt, wenn alle wichtigen Städte in China von der imperialistischen Invasion Japans, begleitet von ungeheuren Gräueltaten, betroffen sind. Die Vorläufer der Genfer Konferenz, die Friedenspakte, der Kelloggpakt u. a. sind wie eine Seifenblase zerplatzt. Das Mitglied des Völkerbundes Japan führt einen Vernichtungsfeldzug gegen das andere Mitglied des Völkerbundes, China. Tardieu, der Führer des imperialistischen Frankreich, unterstützt mit allen Mitteln den japanischen Kriegsfeldzug und spielt gleichzeitig die erste Geige auf der Abrüstungskonferenz. England, Italien, Amerika schicken täglich neue Kriegsschiffe, Kriegstruppen, Flugzeuge u. a. nach China zum Zweck des «Schutzes ihrer dortigen Staatsangehörigen», – ihre Vertreter in Genf sprechen von Abrüstung. Das kapitalistische Deutschland bewahrt «Neutralität» im japanisch-chinesischen Konflikt, zieht Profit aus Munitionslieferungen, – sein Vertreter Brüning spricht in Genf von Abrüstung. So sind die Tatsachen.

Die Pazifisten aller Länder, die tagein, tagaus vom ewigen Frieden schwätzen, die II. Internationale, die «Nie wieder Krieg» schrie, decken wieder ihr wahres Gesicht auf. Die japanische Sozialdemokratie unterstützt den Räuberkrieg ihrer Bourgeoisie im Namen des Vaterlandes. Die europäische Sozialdemokratie übt «internationale Solidarität» gegenüber ihrer japanischen Bruderorganisation. Sie lenkt die Aufmerksamkeit des Proletariats vom imperialistischen Krieg in China auf die Abrüstungskonferenz in Genf ab.

Die Sozialdemokratie kann keine andere Politik führen. Ihre Führer sind Knechte des Kapitals und sie haben die Aufgabe, den Kapitalismus zu schützen, die Politik der Bourgeoisie durch Phrasen zu verschleiern. Die sozialdemokratischen Führer müssen Verrat an der Arbeiterklasse üben, sie stehen auf dem Boden des 4. August des Jahres 1914. Die Sozialdemokratie wird jeden imperialistischen Krieg unterstützen. Die Formulierung zur Begründung eines solchen Krieges wird sie von ihrer Auftraggeberin – der Bourgeoisie – bekommen.

Zum Glück für die Arbeiterklasse und Unglück für die Bourgeoisie gibt es heute eine Sowjetunion und kommunistische Parteien, die im Jahre 1914 nicht vorhanden waren. Es gibt in allen Ländern Millionen von Proletariern, die nicht mehr für einen Krieg für das Vaterland zu haben sind. Sie sind entschlossen jeden imperialistischen Krieg in den Bürgerkrieg umzuwandeln. Was diesen Millionen fehlt, ist eine Führung. Die falsche Politik der Kominternführung hat jede wirkliche Aktion des Proletariats im heutigen Moment unmöglich gemacht.

Wenn die «Rote Fahne» vom 31. Januar schreibt: «Niemals wäre diese Invasion in China möglich, wenn dort, wie in Russland, die Sowjets herrschten», so ist es vollkommen richtig. Ein Sowjetchina würde jeden imperialistischen Kriegsangriff abwehren können. Wer hat aber ein Sowjetchina unmöglich gemacht? Nicht die Politik Stalins und seiner Kominternführung in China in den Jahren 1925–1927? Hören wir weiter die «R. F.»: «Wir lenken die Aufmerksamkeit der deutschen Arbeiter auf die chinesischen Ereignisse vor wenigen Jahren, als die Kuomintang noch nicht ihren furchtbaren Verrat begangen hatte, als Tschiang Kaischek noch ein Verbündeter der Sowjetunion und seine Armeen auf die Kader der Kommunisten gestützt waren.» (Hervorgehoben von uns. D. Red.). Diese Worte sprechen ein vernichtendes Urteil über die Politik der stalinschen Führung aus. Eben deswegen entstand die Tragödie des chinesischen Proletariats, die furchtbare Niederlage der chinesischen Revolution, weil die damalige Kominternführung die Kuomintang nicht als Partei der Konterrevolution einschätzte und deswegen der Verrat dieser Partei für sie unerwartet kam, weil die Kominternführung den Bluthund Tschiang Kaischek nicht als Verbündeten der Imperialisten einschätzte, sondern als «Verbündeten der Sowjetunion». Aus dieser falschen Einschätzung heraus lieferte die Kominternführung die Kader der Kommunisten Chinas als Kanonenfutter für die chinesische Konterrevolution, anstatt diese für den Aufbau einer kommunistischen Massenpartei in China zu verwenden, die bei dem unvermeidbaren Verrat der Kuomintang die Befreiung Chinas in ihre Hände nehmen sollte. Es ist ein Unsinn, wenn die «R. F.» sich über Tschiang Kaischek beklagt. Die feindliche Klasse kann nicht anders handeln. Man muss nicht darüber jammern. Es gibt mir eins: sie muss geschlagen werden.

Diese Politik hat die Kommunisten Chinas und aller anderen Länder in eine hilflose Situation hineingetrieben. Der japanische Imperialismus, unterstützt von den Imperialisten aller Länder, droht der Sowjetunion mit Krieg. Durch die Besetzung Charbins strecken die japanischen Imperialisten ihre Hände nach der Ostchinesischen Bahn aus. Chinesische Proletarier und Kommunisten werden abgeschlachtet. Wo bleibt die eindeutige und klare Stellungnahme der Sowjetregierung zum Raubzug des japanischen Imperialismus? jahrelang hat die Kominternführung von der Kriegsgefahr geschrien und heute gelingt es ihr nicht eine Antikriegsaktion zu entfalten. Wo bleibt die Organisierung der Aktion der Transportarbeiter zur Verhinderung von Munitionstransporten? Mit Geschrei und Resolutionen allein kommt eine wirkliche Aktion zustande.

Wenn Deutschland der Schlüssel für die proletarische Revolution im Westen ist. so ist China der Schlüssel für die proletarische Revolution im Osten. D» chinesische Bourgeoisie und ihre Partei, die Kuomintang, werden keinen ernsten Kampf gegen die Imperialisten führen, dazu müssten sie die chinesischen Masse die sie mehr als die japanischen Imperialisten fürchten, in Bewegung setzen. Die Nationale Frage kann in der Epoche des Imperialismus nicht mehr von der Bourgeoisie gelöst werden. Nur das Proletariat kam es. Die Aufgabe der Komintern ist es, alle gefährlichen abenteuerlichen Wege in China aufzugeben, an die Herausbildung einer wirklichen Kommunistischen Partei heranzugehen. Diese Partei, und nur diese, wird die werktätigen Massen Chinas in den siegreichen Kampf gegen die Imperialisten und die Kuomintang-Bourgeoisie führen können. Auf diesem Wege wird sie die weitgehende Unterstützung seitens der Linken Opposition der Kompartei Chinas und der gesamten internationalen Linken Opposition haben.

Deutschland und China sind die schwächsten Glieder in der Kette des Imperialismus. Gelingt es diese zu zerbrechen, so wird die soziale Revolution siegen.

Das bedeutet das Ende aller Kriege.

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