Permanente Revolution 19320301 Wählt Ernst Thälmann, den Kandidaten der KPD

Permanente Revolution: Wählt Ernst Thälmann, den Kandidaten der KPD

[Nach Permanente Revolution, Zeitschrift der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten) (Sektion der Internationalen Linken Opposition) 2. Jahrgang Nr. 5 (Anfang März 1932), S. 1 f.]

Die andauernde und immer zunehmende Weltwirtschaftskrise hat die Gegensätze zwischen Kapital und Arbeit in einer noch nie dagewesenen Weise zugespitzt. Besonders in Deutschland, das die Wirtschaftskrise am empfindlichsten getroffen hat, haben sich die Klassengegensätze ungeheuer verschärft. Einerseits über sechs Millionen Erwerbslose, Verelendung des gesamten Proletariats und der übrigen werktätigen Schichten, immer zunehmende wirtschaftliche Ausbeutung, politische und kulturelle Unterdrückung, andererseits eine winzige Schicht, die sich durch die Krise bereichert, die aus dem Elend der breiten Massen Profite zieht, die zu ihrem Schutz ein Diktatur-Regime eingeführt hat, den Faschismus bereit hält, um ihn auf die Arbeiterklasse im geeigneten Moment loszulassen.

In dieser Situation finden die Reichspräsidentenwahlen statt. Im Gegensatz zu den Präsidentenwahlen 1925 sind die heutigen Wahlen nicht allein vom parlamentarischen Gesichtspunkt aus zu betrachten. Hier geht es scharf Klasse gegen Klasse. Im Vordergrund steht nicht die Präsidentenwahl, sondern der Kampf gegen den Faschismus, der Kampf gegen die Ausbeutung der Arbeiterklasse.

Was tut die SPD, die Partei die leider immer noch gewaltige Millionenmassen von Werktätigen hinter sich hat? Stellt sie ihren eigenen republikanischen Kandidaten auf? Nein, die SPD-Führer sind für Hindenburg. 1925 war die SPD gegen Hindenburg. Ihre Parole war damals: «Wer für Hindenburg ist, der ist für Monarchie, Reaktion und Krieg». Heute ist Hindenburg für sie ein Republikaner. Wer ist zu wem gekommen? Die SPD-Führer zu Hindenburg, nicht er zu ihnen. Hindenburg regiert mit dem § 48, von der Weimarer Verfassung ist nur noch dieser § geblieben, die übrigen sind durch Notverordnungen ersetzt worden. Die Partei des Verrates, die SPD, hat diesen Weg konsequent durchgemacht, sie ist zu Hindenburg gelangt. Dass die SPD-Führer einen solchen Standpunkt einnehmen ist nicht verwunderlich. Das ist die logische Entwicklung des Weges des Verrates, den sie seit 1914 beschritten haben. Die Breitscheids, Wels, Noskes und wie sie alle heißen, sind für alles zu haben, bereit alles durchzuführen, was den revolutionären Aufstand des Proletariats verhindern kann. Sie fürchten eine proletarische Revolution mehr als irgendeine kapitalistische Diktatur. Sie wissen worum es geht. Dass es aber diesen Verrätern noch immer gelingt, trotz der gewaltigen wirtschaftlichen und politischen Krise, trotz der gewaltigen Ausbeutung des Proletariats, entscheidende Teile der deutschen Arbeiterklasse trotz der Verbrechen die sie täglich begehen, zu halten, ist kaum glaubhaft. Dass die Unterstützung der Notverordnungspolitik, die sich ausschließlich gegen die gesamte Arbeiterklasse richtet, die jetzige Einschwenkung in die Hindenburg-Front, die nur der Reaktion dient, möglich ist, ohne gewaltige Erschütterungen in der Sozialdemokratie, den Gewerkschaften, Sportorganisationen usw. hervorzurufen, ist katastrophal.

Trotz dieses klaren und ausgesprochen neuen Verrates der SPD-Führer, ist es bis jetzt noch zu keinen entscheidenden Auseinandersetzungen zwischen der SPD-Arbeitermasse und ihren Führern gekommen.

Die Schuld daran trägt die heutige Führung der KPD und nicht die SPD- und freigewerkschaftlichen Arbeiter. Durch die jahrelang betriebene falsche Politik hat die Thälmann-Führung die kommunistischen Arbeiter von der SPD-Arbeitermasse getrennt. Sie hat eine künstliche Wand zwischen ihnen geschaffen. Durch die RGO-Politik wurde der kommunistische Einfluss in den Gewerkschaften auf den Nullpunkt gebracht, die 5 Millionen Arbeiter den Leiparts und den übrigen Verrätern ausgeliefert. Durch das Ablehnen der Einheitsfronttaktik mit der SPD und den übrigen proletarischen überparteilichen Organisationen wurde ein Einwirken auf die SPD-Arbeiter im konkreten Kampfe unmöglich gemacht. Die sozialdemokratischen Arbeiter fühlen schon längst, dass man mit der Politik ihrer Führer Schluss machen müsste. Sie sehen aber einerseits nicht klar genug den offenen und bewussten Verrat ihrer Führer, andererseits finden sie bei der KPD keine Politik, die ihr Vertrauen gewinnen könnte.

Trotzdem ist es klar, dass die Arbeiter in diesem Kampf den kommunistischen Kandidaten unterstützen müssen. Die SAP erlebte es in diesem Kampf am eigenen Leibe, dass es auf die Dauer keine Mittelstellung zwischen Reformismus und Kommunismus geben kann.

Man muss aber eins ganz klar sehen:

Der Kampf zwischen Proletariat und Faschismus wird niemals durch die Präsidentenwahl erledigt. So wichtig diese parlamentarische Aktion in diesem Moment ist. der Entscheidungskampf steht noch bevor. Wir warnen die Parteigenossen und alle proletarischen Revolutionäre von den großen Zahlen sich einwickeln zu lassen. Nicht die Zahlen, die die KPD bei den Parlamentswahlen gewinnen wird, werden über das Schicksal des der deutschen Proletariats entscheiden, sondern die Aktion, die die KPD im außerparlamentarischen Kampf zu entfachen imstande sein wird.

Die faschistische Gefahr steht in ihrer ganzem Größe. Die Herstellung der Klassenfront des Proletariat ist das Gebot der Stunde. Nicht berauscht werden von parlamentarischen Siegen, sondern Änderung der Politik der KPD verlangt der Ernst der Lage.

Wir, die Linke Opposition der KPD, stehen immer treu zur Partei. Keine Verfolgungen der Parteibürokratie waren imstande, uns von der Partei zu trennen. Immer und wieder stellen wir unsere Kräfte in den Dienst des Wachstum des Kommunismus. Auch heute rufen wir das deutsche Proletariat auf: Wählt Thälmann. Trotz Thälmannkurs – alle Kräfte für Stärkung der KPD. Die Kommunistische Partei Deutschlands verkörpert in sich die besten Traditionen des revolutionären Proletariat in Deutschland, seine revolutionärsten Kader. Stärkung dieser Partei ist Pflicht des gesamten deutschen Proletariats. Kommunisten, Revolutionäre an die Arbeit!

Kommentare