2. Jahrgang Nr. 5

Rakowski: Zum Fünfjahresplan (Schluss)

10 Pf. / Erscheint vierzehntägig Proletarier aller Länder, vereinigt euch!

Permanente Revolution

Zeitschrift der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten)

Sektion der Internationalen Linken Opposition

Nr. 5, 2. Jahrg.

Verleger A Grylewicz, Bln-Neukölln, Brusendorfer Str. 23 Anfang März 1932

Postscheck Berlin 17136 Fernsprecher Hermannplatz F O 0388

Aus dem Inhalt: Trotzki und die Rote Armee – Münzenbergs Optimismus – KPD oder 2. Partei – Opposition im Kampf – Der Zentrismus der SAP –Spanien – Rakowski in Gefahr – Jugendbeilage.

Wählt Ernst Thälmann, den Kandidaten der KPD

Öffentlicher Diskussionsabend

In Charlottenburg Freitag d. 4. März, 19 Uhr 30, im Lokal Germar, Kaiser-Friedrichstr. 13.

«Rote Einheitsfront oder Klassenfront des Proletariats?» – Referent E. Bauer.

im Nordosten, Dienstag d. 8. März, 20 Uhr im Lokal Morschikke, Rhinowerstr. 4.

«Einheitsfront – Kampf gegen Faschismus» Referent: O. Seipold M. d. L.

Trotzki und die Rote Armee

K. M.: Münzenbergs Optimismus

Herr“ Münzenberg

1. Sie nennen Trotzki einen konterrevolutionären Faschisten! Was ist konterrevolutionärer Faschist? Gibt es von Standpunkte eines Kommunisten auch revolutionäre Faschisten? Wenn ja, dann im welchem Verhältnis stellt die KPD-Führung zu ihnen?

2. Sie schreiben: die KPD ist «leninistisrh-stalinistisch». Was verstehen Sie eigentlich unter stalinistisch? Ist das eine neue Lehre vom Sozialismus oder wollten Sie damit nur sagen: die KPD ist bürokratisch geworden?

3. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass zwischen Ihnen und dem ZK ein Konflikt ausgebrochen sei über die Frage der Kontrolle der Ihnen unterstellten Unternehmungen, in schlichtem deutsch, man wollte Sie an die Wand drücken. Böse Menschen suchen darin eine Erklärung für Ihren «geistigen» Kampf gegen den konterrevolutionären faschistischen Trotzkismus. Wir wollen uns aus Gründen der absoluten Objektivität und geschichtlichen Wahrheit eines voreiligem Urteils enthalten. Was haben Sie dazu zu sagen, Gen. Münzenberg?

Otto Schüssler: KPD oder zweite Partei?

Stalin entzieht Trotzki das Sowjetbürgerrecht

Die Opposition im Kampf!

Erwin Ackerknecht 19320301 Der Zentrismus der SAP

Rakowski in Gefahr

Wie „Konterrevolutionäre“ sterben

Andreu Nin: Zur Lage in Spanien

Christian Rakowski: Industrie: Quantität und Qualität

Der Jungkommunist. Jugendbeilage der „Permanenten Revolution“

Erscheint monatlich, Nr. 2, II. Jahrgang

Die Lage im KJVD

Terror in Saloniki

Die Polizei hat soeben 14 Genossen unserer Organisation verhaftet und sie zu 42 Jahren Gefängnis und Deportation verurteilt. Ein Gen. in Agrini, der an der Spitze der Arbeitslosen verhaftet wurde, ist zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt.

Wettbewerbe statt Einheitsfront

SJV Versammlung Berlin

Am 23. Februar fand in Kliems-Festsälen eine stark besuchte öffentliche Versammlung des «Sozialistischen Jugendverbandes» mit Klaus Zweiling als Referenten statt. Auch zahlreiche Anhänger des KJV waren erschienen, die während des mehr langen als inhaltsreichen Referats Zweilings sich reichlich durch Zwischenrufe bemerkbar machten. Statt aber nun auf die kommunistischen Zwischenrufer beruhigend einzuwirken und sie auf die nachfolgende Diskussion zu verweisen, provozierte der seiner Aufgabe nicht gewachsene Versammlungsleiter der SAP-Jugend Kreßmann die Genossen vom KJV durch Drohung mit Hinauswerfen und bezeichnete z. B. einen kommunistischen Jugendgenossen als Kaschemmenbruder. Die Erregung stieg aufs Höchste, als zu Beginn der Diskussion Kreßmann, statt einem Vertreter des KJV das Wort zu geben, zuerst den Leninbündler Spieker sprechen ließ. Als die Versammlungleitung schließlich noch den «Sozialistischen Schutzbund» in Aktion treten ließ, benutzte die Polizei die entstandene Unruhe dazu, die Versammlung zu schließen und den Saal zu räumen.

Wenn es der SAP daran gelegen ist, sich mit den kommunistischen Arbeitern politisch auseinanderzusetzen, so hätte sie an diesem Abend unbedingt einem Vertreter des KJV als erstem Diskussionsredner das Wort geben müssen. Andererseits hätten aber auch die Genossen von der kommunistischen Jugend sich nicht provozieren lassen und die Diskussionsrede ihres Vertreters abwarten sollen. So aber waren sie in den Augen der Versammlungsteilnehmer die Störer, und das Schweigen der «Roten Fahne» über diese Versammlung beweist, dass selbst die Parteiführung den Verlauf des Abends nicht als einen Erfolg für sich zu buchen wagt.

W. M.

SJV Versammlung Charlottenburg

Ahlerts Festsäle waren ganz voll, da die Partei ihre Leute hergeführt hatte. Seigewasser hielt ein Referat, wo ziemlich viel und sehr allgemein von der Einheitsfront, aber sehr wenig von der SAP die Rede war. Interessant, dass er ebenfalls den Standpunkt vertrat, dass wir heute Faschismus haben. Ein Teil der KJ-Mitglieder machte unaufhörlich Störungsversuche. Sie erzwangen 2 Korreferenten, von denen der eine, der unmögliche J. aber nicht einmal genug Phrasen wusste, um seine Zeit zu füllen. Auch der andere konnte, obwohl er außer Beschimpfungen der SAP als «Helfer Hindenburgs» und «Faschisten» auch versuchte sachliches Material zu bringen, mit seiner ganzen hochnäsigen Art (er titulierte die SAP-Genossen immer als «Herrn») nicht an die Jungarbeiter herankommen. Unser Genosse Bauer ging im Anschluss an das viel entstellte Trotzkizitat über «Noske und Greszinski» auf die Art der Einheitsfront ein, die kein Verzicht auf Prinzipien, sondern eine praktische Abmachung sein soll. Die SAP kann auf Grund ihres zentristischen Charakters, den unser Gen. einerseits an Hand der reformistischen Auffassungen über «Überflüssigkeit von Prinzipien» (Levi, Klassenkampf) über die Partei, wo Zweiling Lenin durch Paul Levi ersetzt über Demokratie und Diktatur, über Krieg (Pazifismus der SAZ) andererseits an Hand der ultralinken Auffassungen zum sächsischen Volksentscheid, beim Referenten über Faschismus usw. nachwies, weder die Führerin der Einheitsfront noch die neue kommunistische Partei sein. Denn andrerseits, trotz aller ihrer Fehler, trotz dieser Korreferenten und Schreier, die die Partei und den Kommunismus nur diskreditieren, ist die KPD noch immer die kommunistische Partei, die keinen Verrat an der Arbeiterklasse geübt hat.

Darum war es auch von vornherein klar, dass man ihren Kandidaten unterstützen muss. Das Ziel kann nur sein die Reform der Partei und dafür müssten sich auch die SAP- Genossen einsetzen, weil es keine andern Weg gibt. Unter anderen sprach dann noch Jurr von der KPO, der die Anbiederungslinie an Stalin in der russischen Frage vertrat. Dann der Vorsitzende des Kampfbundes, der es als einziger verstand, allerdings nicht selten auf Kosten der Linienreinheit die SAP-Mitglieder wenigstens zum Eingehen auf seine Argumente zu bringen. Einen Diskussionsredner der SAP «erledigte» die KP durch eine gut inszenierte Komödie mit Sprechchor usw. Solche Methoden müssen jeden ernsten Arbeiter anekeln. So wird die KPD allerdings nie die SAP-Mitglieder gewinnen und überzeugen können mit solchen Methoden.

Diskussionsabend in Leipzig

Während eines Diskussionsabend der KPO-Jugendgruppe zwischen KPO – LO – und SAP-Jugend, über das Thema «Soll der Faschismus wirklich siegen», konnten wir sehen wie groß das Interesse der proletarischen Jugendlichen an den Broschüren von Gen. Trotzki ist…

Viele, wohl der größte Teil der Anwesenden hatte Broschüren oder Zeitungen der Linken Opposition bei sich. Z. T. konnte man eine systematische Durcharbeitung, an den Unterstreichungen und Randbemerkungen der offen daliegenden Broschüren feststellen. Einige Jugendliche kamen auch zu uns und verlangten noch mehr Material.

Auf Verlangen der KPO-Jugend sprach einer unserer Genossen über unsere Stellung zum Faschismus und Einheitsfront.

Es ist bemerkenswert festzustellen, dass der Führer der Westl. Jugendgruppe der KPO in der Diskussion den Standpunkt vertrat; «Trotzki sagt heute in seinen Broschüren dasselbe, was unsere Führer der KPO seit Jahren behaupteten. Trotzki sagt es aber besser, schärfer und propagandistischen.

Unbegreiflich war ihm und noch einem Redner unser Standpunkt, die Einheitsfront nicht von uns aus zu organisieren und unsere Ablehnung dem von der KPO ins Leben gerufenem Kartell (Rechte, Syndikalisten, AAU Urbahnsleute) gegenüber. Ein Jugendlicher ging so weit, sogar ein organisatorisches zusammengehen, auf Grund unseres in den Broschüren niedergelegten Standpunktes, zu fordern.

Wenn man hier auch keinesfalls vergessen darf, dass der größte Teil der Jugendlichen viele prinzipielle und trennende Fragen unserer Fraktion nicht kennt, so ist es doch dringend nötig unter den KPO-Jugendlichen eine systematische Arbeit im bolschewistisch-leninistischen Sinne vorzunehmen.

Diese Auffassung muss unbedingt als richtig anerkannt werden, wenn man noch hinzufügt, dass J.-Genossen aus dieser Gruppe während persönlicher Diskussionen mit unseren J.-Genossen diesen sagten, dass sie voll und ganz auf dem Boden unserer Broschüren stehen. Vergessen wir nicht, dass viele Jugendliche angesteckt von dem Bürokratismus der Partei und seinen Methoden zur KPO stießen und dass das politische Niveau dieser Genossen in der Regel höher ist als das der Parteimitglieder und der KJ.-Genossen.

Scharkotter.

Magdeburg

Im Anfang Januar d. J. hatten wie hier in Magdeburg eine RGO-Versammlung, auf der der Referent mit den Trotzkisten Abrechnung halten wollte. Das Thema seines Vortrags war: Einführung in den Thälmannschen Artikel «Einige Verbesserungen unserer praktischen Arbeit», der in der Internationale erschienen ist. Als der Referent uns sah, provozierte er. Als wir im Laufe des Vortrages, der sich gar nicht mit dem angegebenen Thema beschäftigte, von unserer Seite einige sachgemäße Zwischenrufe kamen, wollte der Referent zur Schlägerei übergehen. Gerade dieser Referent ist ein würdiger Vertreter des augenblicklich vorherrschenden minderwertigen Geistesgrads der Partei

Dank der Disziplin unserer Genossen ist es jedoch nicht zu der Schlägerei gekommen. Man brach das Thema ab, wo es erst anfangen musste. Statt dessen sollte man nur Fragen stellen. Als unsere Genossen hinwiesen, dass dies tagungsordnungswidrig sei, begann eine neue Hetzkampagne. Endlich bekam ein Genosse von uns das Wort. Dieser Genosse stützte sich in seinen Ausführungen auf die neuesten Broschüren Trotzkis und deckte die Fehler des Stalinschen Systems wie die gefährlichen Folgen für das deutsche Proletariat auf. Die Anwesenden folgten diesen Ausführungen mit Spannung. Bis es der Leitung zu gefährlich wurde, und sie ihn plötzlich wieder das Wort entzog und nach nichts besagendem Schlusswort die Versammlung schloss.

W. [=Oskar Seipold?]

Verbreitet die neue Broschüre L. Trotzkis Was nun

Verantwortlich für den Inhalt: W. Marxthaler, Berlin. Nachdruck nur mit Quellenangabe. «Energiadruck», Berlin SW 64.