Linke Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten) 19320416 An die Kommunisten!

Linke Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten):

An die Kommunisten!

An alle revolutionären Arbeiter Deutschlands!

[Nach Permanente Revolution, Zeitschrift der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten) (Sektion der Internationalen Linken Opposition) 2. Jahrgang Nr. 8 (Mitte April 1932), S. 5-7]

Wieder Krieg im fernen Osten! Der japanische Im­perialismus liefert neue Beispiele für die Friedfertigkeit der internationalen Bourgeoisie. Wehrlose Arbeiter und Bauern in Stadt und Land werden mit Bomben und Gra­naten zusammen geschossen.

Die Mandschurei wird mit einem Schlage besetzt und in eine «unabhängige Republik» mit einer scharfen Spitze gegen die Sowjetunion verwandelt. Die russischen Weiß­gardistengeneräle: Semjonow im Fernen Osten, in Jugo­slawien, Tschechoslowakei, Bulgarien wittern Kriegsluft. Überall wird der Krieg gegen die Sowjetunion fieberhaft vorbereitet. Nur damit kann man die Sympathien aller imperialistischen Staaten für Japan erklären. Trotz aller imperialistischen Gegensätze, die bei der Aufteilung des chinesischen Riesenmarktes zum Ausdruck kommen, wer­den doch letzten Endes alle Streitigkeiten auf einen Generalnenner reduziert: Vernichtungsfeldzug gegen die Sowjetunion.

Überall äußerst gespannte politische Situation. Fa­schismus vor den Toren in Deutschland! Arbeiterver­sammlungen und Arbeiterviertel von den Faschisten be­droht, täglich neue Arbeitermorde, Hitler, der Schildträ­ger des Interventionskrieges vor der Machtergreifung. Fieberhafte Kriegsvorbereitungen des französischen Im­perialismus und seiner Vasallen Polen, Tschechoslowakei, Rumänien. Hochkonjunktur in der Rüstungsindustrie der gesamten kapitalistischen Welt. Die polnische Textil­industrie setzt alle aufgestapelten Vorräte an Japan ab. Die tschechischen Skodawerke liefern Zehntausende von Granaten und Gewehre, Renault, Creuzot usw. in Frank­reich liefern Tanks und Maschinengewehre, England Flugzeuge und die I.G.-Farben und Stolzenberg Gift­gase und Sprengstoffe. Die Aktien der Kriegsindustrie steigen an allen Börsen. Die Bourgeoisie ist zufrieden. Die Pressekanaille der Bourgeoisie lässt immer eindeu­tiger und klarer den Ruf erschallen: Nur der Krieg kann uns aus der Wirtschaftskrise retten!

In dieser für die Sowjetunion äußerst gefährlichen Situation wäre die unabweisbare Pflicht der Kommunisti­schen Internationale, die Front aller Kommunisten enger zusammenzuschweißen, über alle Gegensätze hinweg die wirkliche Klassenfront aller Ausgebeuteten wiederherzustellen.

Was macht aber Stalin? Weist er der Arbeiterklasse einen Weg zur Überwindung dieser Schwierigkeiten? Nein! Umgekehrt, ungeachtet des drohenden Krieges, ohne Rücksicht auf den Kampf der internationalen Ar­beiterklasse und insbesondere des Wahlkampfes der KP in Deutschland, führt er einen neuen Schlag gegen die Linke Opposition.

In diesen Tagen («Prawda» vom 23. Februar 1932) raubte er dem Gen. L. D. Trotzki die sowjetrussische Staatsangehörigkeit, er raubt demjenigen bewährten Führer der russischen Revolution das sowjetrussische Staatsbürgerrecht, dem alle bürgerlichen Regierungen der Welt, einschließlich die Herren sozialdemokrati­schen Führer und Minister Wels, Hilferding, Severing und Co. das Asylrecht verweigerten. Nicht genug mit den Erschießungen, Verbannungen der besten Revolutio­näre und Ausweisung des Führers und Organisators der Roten Armee. In diesen Tagen der äußerst gespannten Politischen Situation und der immer engeren Einkrei­sung des Vaterlandes aller Werktätigen, der Sowjet­union, hat Stalin nichts Eiligeres zu tun, als dem Gen. Trotzki das Staatsbürgerrecht zu rauben, ihn in einen Topf mit den Menschewisten Abramowitsch, Dan, Garwy zu werfen und ihm zugleich jeglichen Schutz gegen die Attentatspläne der Weißgardistengeneräle zu nehmen. Dadurch kompromittiert Stalin die Sowjetregierung und schwächt die Sowjetunion. Damit demonstriert Stalin vor aller Welt, dass ihm die Interessen seiner Fraktion und sein Prestige höher stehen als alle Interessen der Sowjet­union und des Weltproletariats.

Wer ist nun derjenige, den Stalin & Co. als «Vor­kämpfer der bürgerlichen Konterrevolution» zu be­zeichnen wagt, indem er auf die Vergesslichkeit des revolutionären Proletariats spekuliert?

War dieser «Konterrevolutionär» nicht der Führer und Vorsitzende des ersten Arbeitersowjets, der bestan­den hat, und zwar des Petersburger Sowjets in der Revolution von 1905?

Hat der Zar diesen «Konterrevolutionär» nicht des­wegen nach Sibirien verbannt?

Wurde er nicht wegen seiner unermüdlichen, revo­lutionären Propaganda während des Weltkrieges von Land zu Land gehetzt, zu einer Zeit, als noch viele seiner heutigen Ankläger brave Offiziere der imperia­listischen Armeen waren?

War er nicht nach Stalins eigener Aussage der Or­ganisator des Oktoberaufstandes?

War er nicht der Begründer der Roten Armee und ihr Führer von 1917 bis 1924? Sind nicht alle Siege der Ar­beiterklasse im Bürgerkrieg über die Konterrevolution mit dem Namen Trotzkis verknüpft?

Sind nicht die Mitarbeiter Trotzkis, die russischen Oppositionellen, die ältesten und erprobtesten Revolutionäre-Bolschewiki?

Rakowski, der Begründer der rumänischen Sozial­demokratie vor dem Krieg, der in Rumänien zum Tode verurteilt ist, der erste Präsident der Sowjetukraine, der Sowjetbotschafter in Paris und London, dessen Leben sich im mörderischen Klima Barnauls, im weiten Sibirien in höchster Gefahr befindet.

Die Zinzadse, Kasparowa, Muralow, Grünstein, El­zin, Dingelstedt, Sosnowski und Hunderte und Tausende andere sind genügend bekannt aus der Geschichte der Revolution. Z. B. Genossin Lola Zulukidse, die soeben den Folgen des Klimas und den körperlichen Misshand­lungen erlegen ist, war Mitglied der bolschewistischen Partei seit 1905. Das sind diejenigen, deren physische Ausrottung Stalin durchführt und durchfüh­ren wird, wenn ihm nicht die internationale Arbeiter­klasse in den Arm fällt.

Wir sind genötigt, die Aufmerksamkeit aller Arbei­ter auf folgenden Umstand zu lenken: Am 31. Oktober 1931 berichtete «Die Rote Fahne» von Attentatsvorberei­tungen der Weißgardisten gegen Sowjetstaatsmänner wie Litwinow, Maxim Gorki, darunter auch von Attentatsvorbereitungen des Weißgardistengenerals Turkul gegen Trotzki. Dass die Sowjetregierung diese Vorbe­reitungen vollständig ernst nimmt, zeigen die Schutz­maßnahmen für Litwinow.

Die internationale Linksopposition wandte sich da­mals mit dem unten abgedruckten Dokument an die Sowjetregierung in der Frage der Schutzmaßnahmen für Trotzki. Die einzige Antwort, die Stalin nach Monaten gegeben hat, und zwar zum 14. Jahrestag des Bestehens der Roten Armee, war die Aberkennung des Staats­bürgerrechtes für Trotzki und seine Familienangehörigen. Diese Maßnahme vergrößert die Gefahr für Trotzkis Leben. So sind wir genötigt das nachfolgende Dokument der Arbeiteröffentlichkeit zu unterbreiten:

«Am 31. Oktober 1931 brachte das deutsche kommu­nistische Blatt «Die Rote Fahne» Enthüllungen über terroristische Pläne der russischen Weißgardisten im Auslande. Im Zentrum der Organisation steht der za­ristische General Turkul, der seine Gruppen und Ver­bindungen in verschiedenen Ländern, besonders in Bul­garien und Jugoslawien besitzt. Turkul hat sich die Durchführung eines Terroraktes gegen L. D. Trotzki zur Aufgabe gemacht, wobei er seine Berechnungen darauf stützt, dass Trotzki, nach den Worten der «Roten Fahne», «von den türkischen Behörden schlecht bewacht wird». Mit Trotzkis Ermordung ge­denkt Turkul eine doppelte Aufgabe zu lösen: nicht nur den gehassten Feind zu vernichten, sondern auch «die Verantwortung für den Mord auf die Sowjetregie­rung abzuwälzen»: so wird Turkuls Ziel in der Mittei­lung des Zentralorgans der deutschen Kommunisti­schen Partei formuliert.

Wiewohl das Blatt die Nachrichtenquelle nicht ver­merkt, liegt diese auch so auf der Hand: nur der Staats­apparat konnte in den Besitz solch streng konspirativer Angaben gelangen, die Namen, Städte, Pläne usw. enthalten. Die Mitteilung entstammt selbstverständlich der GPU. Ihre ausnehmende Wichtigkeit versteht sich von selbst: ein stalinistisches Blatt ist genötigt zu veröffent­lichen, dass Weißgardisten die Ermordung Trotzkis vor­bereiten, indem sie sich zunutze machen, dass er schlecht beschützt wird – ja auch nicht gut beschützt werden kann in der Türkei, wohin Trotzki von Stalin verschickt wurde.

Jeder Kommunist, jeder denkende Arbeiter muss sich sagen: Stalin hat Trotzki nach Konstantinopel ver­schickt, hat ihn folglich in solche Bedingungen gebracht, die Trotzki vollkommen in die Hände der Weißgar­disten geben: die Anerkennung dieser Tatsache liegt der ganzen Mitteilung der «Roten Fahne» zugrunde. Weiter: Bei seinen Vorbereitungen zur Ausführung des Terror­aktes geht der zaristische General von Anfang an von der Gewissheit aus, dass Trotzkis Ermordung ganz in Sta­lins Interessen liege und es daher ein Leichtes sei, die Organisierung des Terroraktes Stalin selbst zuzuschrei­ben. Die Tatsache dieser verblüffenden «Zusammen­arbeit» kommt ganz präzise zum Ausdruck in der Mit­teilung der «Roten Fahne», die von niemand anderem ausgeht als von Stalin und zweifellos von ihm selbst sorgfältig redigiert wurde.

Welches Ziel hat Stalin mit seiner Mitteilung ver­folgt? Die Enthüllung der weißgardistischen Pläne? Eine solche Erklärung ist vollkommen unangebracht, denn Stalin enthüllt dabei sich selbst: begründet sich doch der ganze Plan der Weißgardisten nach Stalins eigenem Geständnis auf jener ausnehmend vorteilhaf­ten Situation, die Stalin für die zaristischen Terrorhel­den geschaffen hat.

Ginge es um eine einfache politische Enthüllung, würde Stalin selbstverständlich in der Sowjetpresse be­ginnen. Doch nein: In den russischen Blättern finden wir die Sache mit keinem Worte erwähnt. Stalin wagt nicht, den russischen Kommunisten, Arbeitern, Rotar­misten, Bauern zu erzählen, dass er den Weißgardisten den Rachestreich gegen Trotzki erleichtert hat und durch die Vermittlung der GPU im Voraus Kenntnis hat von den Folgen, die dies nach sich ziehen kann und muss. Stalin verbirgt vor der Bevölkerung der USSR aufs Sorgfältigste seine faktische Zusammenarbeit mit den Weißgardisten, seine Einheitsfront mit ihnen gegen Trotzki.

Warum aber hat Stalin dennoch, wenn auch nur in der deutschen Presse, die Mitteilung veröffentlicht, die ihn selbst in eine schwere Lage bringt? Die Antwort ist klar: um nicht in eine noch schwerere Lage zu ge­raten. In Erwartung der möglichen Katastrophe will Stalin, mit dem kleinsten Lärm, den geringsten Schwie­rigkeiten – sich das schaffen, was man in der Gerichtssprache ein Alibi nennt, d. h. den Beweis seines faktischen, materiellen unmittelbaren Unbeteiligtseins an der Ermordung Trotzkis. Würde der Plan Turkuls, des Gardehauptmanns Fors und der übrigen Teilnehmer der Organisation von Erfolg gekrönt und auf dem Tatorte von den Weißen Beweisstücke für die Schuld der Agen­ten der Sowjetregierung verstreut sein, so könnte dann Stalin erklären, er habe längst die Pläne Turkuls, Forsens und Co. «entlarvt», und der Terrorakt sei zweifel­los das Werk von deren Hand. Noch mehr, bei Stalin würden sich in diesem Falle ohne Zweifel noch andere Papierchen finden, zu beweisen, das er die türkischen Behörden um Verstärkung des Schutzes «gebeten», die GPU ihrerseits Maßnahmen getroffen habe usw. usw. Solche Papierchen werden, wie unschwer zu erraten ist, mit Vorbedacht verfertigt, mit Nummer und Unter­schrift versehen, in der Berechnung, sie im Notfalle veröffentlichen zu können und durch die «Geheim-Dokumente», in Verbindung mit den Enthüllungen der «Roten Fahne», Stalin ein Alibi zu sichern, d. h. den Beweis seines Unbeteiligtseins an dem Terrorakt.

Anders gesprochen: Stalins Sorge ist nicht, die Unternehmens zu hindern, sondern lediglich, ihnen die Möglichkeit zu nehmen, die Verantwortung für den Terrorakt auf Stalin und seine Agenten abzuwälzen.

Um die Lage bis ans Ende zu beleuchten, muss man auf einige Tatsachen zurückgreifen, von denen Trotz­kis Ausweisung in die Türkei begleitet war. Die Frage der Sicherheit wurde damals im Namen des Politbüros von den GPU-Agenten (Bulanow, Wolinski, Fokin usw.) aufgeworfen. Alle gingen sie davon aus, dass ein wirk­licher Schutz – soweit der Schutz eines russischen revo­lutionären Kommunisten in der Türkei überhaupt zu verwirklichen ist – nur unter der Bedingung zustande gebracht werden kann, wenn daran Personen teilhaben, die unmittelbar und wahrhaftig an dem Schutze interes­siert sind und vertraut mit den Bedingungen zu dessen Herstellung. Während Trotzki sich noch auf Sowjet­territorium befand, gab das Politbüro über den direk­ten Draht durch den Vertreter der GPU Bulanow die kategorische Verpflichtung, die zwei alten Mitarbeiter Trotzkis, die Bolschewiki-Leninisten Sermux und Poz­nanski in die Türkei nachzusenden. Bis zu deren An­kunft aus der Verbannung sollte Trotzki der Aufenthalt im russischen Konsulatsgebäude in Konstantinopel frei­stehen. Das kategorisch abgegebene Versprechen wurde jedoch nach Trotzkis Ankunft in der Türkei gebrochen. Im Namen der Regierung (das heißt Stalins) erklärte Fokin: Sermux und Poznanski würden nicht geschickt werden. Als Trotzki und seine Familie zum Zeichen des Protestes sich weigerten, das Konsulatsgebäude zu verlassen, wurden sie unter Gewaltanwendung mit Hilfe eines Dutzends bewaffneter Konsulatsangestellter hinaus­geschafft. Trotzki wurde tatsächlich auf die Straße hinausgestoßen, im Zentrum des von Weißgardisten wimmelnden Konstantinopel, ohne Obdach und ohne den geringsten Schutz. Wie Mirski, eine sehr verantwort­liche Persönlichkeit, offiziell mitteilte, hatte man zu dieser Maßnahme gegriffen über direkte telegrafische Verfügung «Moskaus», d. h. Stalins.

Dies war der erste offene Akt jener Tätigkeit Sta­lins, die wir oben seine Einheitsfront mit Turkul gegen Trotzki genannt haben. In den seither verstrichenen drei Jahren hat Stalin nicht den Finger gerührt, auch nur zur geringsten Mitwirkung an der Verbesserung der Sicherheitsbedingungen, obwohl es in dieser Zeit genügend Anlässe zu Besorgnis gab: verweisen wir nur auf den Brand, nach welchem Gen. Trotzki mit seiner Familie einen Monat hindurch buchstäblich in einer von allen vier Seiten ungeschützten hölzernen Baracke hausen musste.

Allein, nach Veröffentlichung der von Stalin ausge­henden Mitteilungen über die Pläne des Generals Tur­kul, unternahmen die nächsten Gesinnungsgenossen und Freunde Trotzkis noch einen Versuch, Stalin seine per­sönliche Verantwortung für Trotzkis Leben in Erinne­rung zu bringen. Im Namen führender Genossen der deutschen Linksopposition besuchte der preußische Landtagsabgeordnete Gen. Seipold die Berliner Sowjet­botschaft und richtete an eine verantwortliche Persön­lichkeit die Frage nach der Erfüllung der Verpflichtung in Bezug auf die ehemaligen Mitarbeiter Trotzkis oder andere mehr oder minder wirksame Sicherheitsmaßnah­men. Gen. Seipold wurde Bescheid versprochen, nach der notwendigen Erkundigung in Moskau. Eine Ant­wort wurde nicht gegeben.

Erst nach dieser Weigerung Stalins, mit den Freun­den Trotzkis ein sachliches Übereinkommen zum Schutze von Trotzkis Leben vor Gefährdung seitens der konter­revolutionären Mörder zu schließen, haben wir uns be­rechtigt gefühlt, klar und deutlich unsere Anklage zu formulieren: Stalin steht in faktischer Einheitsfront mit General Turkul, dem Organisator des Terroraktes gegen. Trotzki.

Kein «Alibi», in Form von Enthüllungen, die man in deutschen Zeitungen abdruckt, vor der Bevölkerung der USSR aber verbirgt; keinerlei Geheimdokumente des Stalinschen Archivs, im Voraus bereitgehalten für die Veröffentlichung im Moment der Not, können unsere Anklage widerlegen oder abschwächen; im Gegenteil, sie verstärken und vertiefen diese.

Wir konstatieren:

1. Schon allein die Tatsache der Verschickung ins Ausland hat Gen. Trotzki zur Zielscheibe der Klassen­feinde gemacht.

2. Als Verbannungsort wurde die Türkei gewählt, deren Verhältnisse die Möglichkeit jeglicher Schutzmaß­nahmen für Gen. Trotzki durch einheimische Kommuni­sten ausschließen.

3. Stalin hat die bei der Verschickung abgegebene Verpflichtung in Bezug auf den Schutz des Genossen Trotzki gebrochen (Frage der Gen. Poznanski und Sermux).

4. Die Stalinsche Agentur hat auf direkten Befehl Stalins, Trotzki auf die Straßen Konstantinopels ge­stoßen, ohne die geringsten Schutzvorkehrungen.

5. Stalin ist bereits seit einigen Monaten von den Attentatsvorbereitungen der Weißgardisten gegen Gen. Trotzki unterrichtet und bekennt so einschneidend seine Teilhaberschaft an dieser Sache, dass er im Vor­aus Maßnahmen trifft, sein Alibi herzustellen.

6. Stalin verbirgt vor der Bevölkerung der USSR die ihm bekannten Tatsachen über die Tätigkeit Tur­kuls und Co., denn er begreift, dass selbst die ter­rorisierte, gedrosselte, zu Boden gedrückte Partei ihm die Frage stellen würde: was er unternommen hat, nicht zur Vorbereitung seines Alibis, sondern zur wirksamen, tatsächlichen, praktischen Verhinderung des terroristi­schen Vorhabens der zaristischen Offiziersbande?

7. Durch die Ablehnung, gemeinsam mit uns, Bolschewiki-Leninisten, an der Verwirklichung der not­wendigen Maßnahmen zum Schutze des Lebens Gen. Trotzkis teilzunehmen, hat Stalin endgültig und gänzlich auf sich die Verantwortung geladen für seine Einheitsfront mit dem General Turkul.

In dieser unserer Erklärung werfen wir keinerlei politische Fragen auf. Wir erheben nicht einmal die Forderung nach Trotzkis Rückkehr in die Sowjetunion. Wir begreifen, dass für Stalin dies unmöglich ist, solange er die Politik grausamer und dabei auch blutiger Repressalien gegen die Bolschewiki-Leninisten fort­setzt. Der Kampf zwischen revolutionärem Marxismus und bürokratischem Zentrismus ist ein historischer Kampf, der bis zu Ende geführt werden wird, und über dessen Ausgang wir nicht zweifeln. Wir erheben hier eine ernste Frage, auf deren Boden eine praktische Übereinkunft möglich ist, ohne jede Abschwächung des allgemeinen theoretischen und politischen Kampfes.

Indem wir diese Frage absondern, stellen wir umso deutlicher und konkreter die persönliche Verantwortung Stalins in der Frage des Lebens L. D. Trotzkis. Um nicht den mindesten Missverständnissen Raum zu bieten, erklären wir vollkommen formell, dass wir auch weiterhin, in jedem Augenblick geneigt sind, in Gemeinschaft mit den verantwortlichen Vertretern der Sowjetregierung die erforderlichen Schutzvorkehrungen auszuarbeiten und unsere persönlichen Kräfte für die Verwirklichung dieser Maßnahmen bereitzustellen. Gerade deshalb sehen wir vorderhand von der Ver­öffentlichung der vorliegenden «Erklärung» ab.»

Alle revolutionären Arbeiter, das gesamte Proletariat, haben das größte Interesse an der Erhaltung von Trotz­kis Leben. In dieser gefährlichen Situation bedarf die Arbeiterklasse eines Führers von seinen Fähigkeiten, Erfahrungen und Leistungen.

Darum stellt in den Zellen der Kommunistischen Partei die Frage nach der Sicherheit Trotzkis und dem Leben der russischen Opposition!

Fasst in allen Arbeiterorganisationen Beschlüsse und Resolutionen in diesem Sinne!

Rettung der russischen Opposition bedeutet Stärkung der Sowjetunion!

Physische Vernichtung der russischen Opposition be­deutet Diskreditierung der Sowjetunion!

Für die Befreiung der eingekerkerten und verbannten Bolschewiki-Leninisten!

Gegen Stalins Unterdrückungsmethoden und Verleum­dungssystem in USSR und in der Komintern!

Für die Reform der russischen Partei und der Komin­tern!

Für den Schutz der Sowjetunion!

Linke Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten)

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