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Leo Trotzki 19170921 Antrag an das ZEK-Büro

Leo Trotzki: Antrag an das ZEK-Büro1

[„Rabotschij Put" Nr 7, 10./23. September 1917. Eigene Übersetzung nach Л. Троцкий. Сочинения. Том 3, часть 1. Москва-Ленинград, 1924]

Wir, die unterzeichneten Mitglieder der ZEK, halten es für notwendig und dringend, das ZEK-Präsidium auf die in der Presse erschienenen Berichte und Enthüllungen über die Handlungen von Mitgliedern und Bevollmächtigten der Provisorischen Regierung im Zusammenhang mit der Vorbereitung einer militärischen Verschwörung im Kornilow-Hauptquartier gegen die Revolution, ihre Institutionen und Errungenschaften aufmerksam zu machen.

Diese Enthüllungen, die miteinander übereinstimmen und eine direkte oder indirekte Bestätigung in den Fällen finden, die nach allen objektiven Umständen bekannt sind und nicht von direkt betroffenen Personen und Institutionen unmittelbar und kategorisch widerlegt werden, geben den Eindruck einer tiefen inneren Glaubwürdigkeit. Das Wesen dieser veröffentlichten Dokumente und Enthüllungen läuft auf Folgendes aus: Der ehemalige Kriegsminister Sawinkow schlug vor, dass zur Erwägung des Generals Kornilow drei Varianten der Diktatur erwogen werden sollten, und im Gespräch war die Teilnahme von Kornilow, Sawinkow, Filonenko, und Kerenski selbst in verschiedenen Kombinationen. Die Ausrufung einer individuellen oder kollektiven Diktatur sollte mit der Erklärung des Kriegsrechts über Petrograd und mit der rücksichtslosen Zerstörung der Petrograder revolutionären Organisationen und der arbeitenden Massen unter dem Deckmantel der Unterdrückung der angeblichen bolschewistischen Verschwörung zusammenfallen. Mit diesem Ziel wurde von der Provisorischen Regierung und dem Hauptquartier die Verlegung von 3 berittenen Korps nach Petrograd vereinbart, und die Vollendung dieser militärischen Operation sollte als Signal für die Umsetzung der von Kornilow geforderten Repression und die Errichtung einer Militärdiktatur dienen.

In Anbetracht des enormen Eindrucks, den diese Berichte und Enthüllungen auf die Arbeiter von Petrograd und auf die gesamte Bevölkerung des Landes machen, schlagen wir vor, ohne auf die Arbeit der Untersuchungskommission zu warten, sofortige Schritte zu unternehmen, um die politische Seite der Sache zu beleuchten. Zu diesem Zweck halten wir es zunächst für notwendig, die ehemaligen Vertreter des Sowjets in der Provisorischen Regierung Skobelew, Awksentjew, Tschernow einzuladen, das Präsidium der ZEK über alles zu informieren, was sie über die Tatsachen wissen, die Gegenstand der oben darstellen Enthüllungen sind.

L. Trotzki

Ju. Kamenew

1 Dieser Antrag wurde am 8./21. September gestellt und hatte den folgenden Titel: „Antrag der bolschewistischen Fraktion an das Präsidium des Zentralen Exekutivkomitees über die Rolle der Mitglieder der Provisorischen Regierung in der Verschwörung von Kornilow". Der hier erwähnte Bericht wird in dem Artikel „Für sauberes Wasser" analysiert.

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