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Leo Trotzki 19171022 Rede in der Sitzung des Petrograder Sowjets über das Vorparlament

Leo Trotzki: Rede in der Sitzung des Petrograder Sowjets über das Vorparlament

(9. Oktober)

[„Rabotschij Putj“ Nr. 33, 24. (11.) Oktober 1917. Eigene Übersetzung nach Л. Троцкий. Сочинения. Том 3, часть 1. Москва-Ленинград, 1924]

Nach den Reden von Genossen, die direkt aus den Schützengräben hierher kamen, ist es schwierig, eure Aufmerksamkeit auf die Petrograder politische Küche zu lenken, wo die alten Köche ihre politischen Lieblingsgerichte zubereiten.

In der Rede über das Vorparlament erklärt der Redner, dass nicht im Mariinski-Palast und vielleicht auch nicht in diesem Saal, sondern dort in den Schützengräben die Freiheit der Zukunft Russlands geschmiedet wird.

Genosse Trotzki informiert die Versammlung, dass die Fraktion der Bolschewiki das Vorparlament verlassen hat und betont, dass das Hauptziel der Demokratischen Beratung die Einschränkung der alleinigen Macht Kerenskis war, von der selbst der vorsichtige Zereteli sagte, es könne nicht überraschen, dass einem Mann, der auf solche Höhen gestiegen war, schwindelig werde. Mit der Duldung der Vaterlandsverteidiger wurde das Vorparlament gebildet, das praktisch die unverantwortliche Macht legitimiert! Wer braucht denn dieses Vorparlament? Die Vaterlandsverteidiger, die sagen, dass sie ins Vorparlament gehen, um um die Staatsgewalt zu kämpfen, brauchen offensichtlich kein Vorparlament, denn die Macht war in der ersten Ära der russischen Revolution in ihrer Hand, und die Vaterlandsverteidiger machten keinen Gebrauch von dieser Macht. Die Kadetten brauchen auch kein Vorparlament, denn sie sind gewohnt, hinter den Kulissen des öffentlichen Lebens um die Macht zu kämpfen. Auch Kerenski braucht kein Vorparlament. So wird das Vorparlament einberufen, um als Wandschirm zu dienen, der die tatsächliche Machtübertragung in die Hände der Imperialisten verdeckt.

Bei der Kritik am Vorparlament sagt Genosse Trotzki, es habe sich nicht die Aufgabe gestellt, die wichtigsten Fragen unseres Lebens zu lösen; weder die Fragen des Bodens noch der Konstituierenden Versammlung noch die dringlichste Frage der Gegenwart, die Frage des Friedens. Die Bolschewiki konnten nicht in solch einem Vorparlament bleiben, wo Vertreter der Bourgeoisie sitzen, die vielleicht kriminell vorbereiten, den Deutschen die wichtigste revolutionäre Festung – Petrograd – zu übergeben, die wissen, dass bei einem Friedensschluss die Bourgeoisie Petrograd ausliefern würde, das dann noch mehr von deutschen Mühlsteinen zermahlen würde, als es jetzt der Fall ist.

Wir haben das Vorparlament verlassen, schließt der Genosse Trotzki, um zu sagen, dass nur die Macht der Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten die Friedenslosung aufstellen und sie über die Köpfe der Imperialisten hinweg den Demokratien anderer Länder übermitteln kann.

Hoch der direkte und offene Kampf für die revolutionäre Macht im Lande!

Hoch der Friede aller Völker! (Stürmischer lang anhaltender Applaus).

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