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„Puffer“-Plattform der Bucharin-Gruppe

Die „Puffer“-Plattform der Bucharin-Gruppe stellte den Versuch dar, aus den verschiedenen, ihrem Wesen nach einander völlig entgegengesetzten Plattformen „Stückchen zusammenzukleben“. „Die Thesen der Bucharin-Gruppe sind eine durch und durch eklektische Nichtigkeit“ – sagte Lenin. Bucharin versuchte, den Ideen Trotzkis einige Thesen aus der „Plattform der Zehn“ sowie aus der der „Arbeiteropposition“ anzuhängen. Bei Trotzki entnahm Bucharin die Grundlage – dessen Auffassungen von den Aufgaben der Gewerkschaften, von ihrer „beschleunigten Verstaatlichung“. Von Lenin versuchte er die Behandlung der Frage der Arbeiterdemokratie zu entlehnen. Von der „Arbeiteropposition“ entlehnte er die Idee der „obligatorischen Kandidaturen“, d. h. Kandidaturen, die von den Gewerkschaften für die leitenden Wirtschaftsorgane ohne Vereinbarung mit den Parteiinstanzen, mit dem ZK der KPR(B), aufgestellt werden sollten. [...]

Auf dem X. Parteitag, als der Übergang zur neuen ökonomischen Politik bereits beschlossen war, bestritt Genosse Bucharin die Notwendigkeit, im Sowjetstaat Arbeiterinteressen wahrnehmen zu müssen. Die Frage anders stellen, bedeutete nach Bucharins Meinung auf den Standpunkt des Kampfes gegen die Sowjetmacht übergehen.

Bucharins Plattform enthielt die syndikalistische These von den obligatorischen Kandidaturen der Gewerkschaften bei der Besetzung der „Hauptverwaltungen“ und „Zentralstellen“. Lenin sagte darüber: ;,Wenn die Gewerkschaften, d. h. zu neun Zehnteln die parteilosen Arbeiter, die Verwaltung der Industrie ernennen (,obligatorische Kandidaturen'), wozu dann die Partei? Sowohl logisch, theoretisch wie praktisch bedeutet das, wozu sich Bucharin verstiegen hat, die Spaltung der Partei, richtiger: den Bruch der Syndikalisten mit der Partei“.

Die theoretische Grundlage aller Fehler Bucharins in der Gewerkschaftsdiskussion sah Lenin in der „Ersetzung der Dialektik durch Eklektik“. Bucharin zeigte sich vollständig unfähig, sich marxistisch in der ökonomischen und politischen Situation zu orientieren. Er verstand es nicht, dialektisch die Klassenverhältnisse im Lande einzuschätzen.

Bucharins Fehler in der Periode der Gewerkschaftsdiskussion waren „linker“ [...] Natur; der gleichen Art waren seine Fehler im Jahre 1918 („linker Kommunismus) und während des imperialistische Krieges. Im Jahre 1928 dagegen wurde Genosse Bucharin Führer der Rechtsopposition in der Partei. Diese Tatsache ist für das richtige Verständnis der Klassennatur sowohl des „linken“ als auch des rechten Opportunismus, die den Druck der feindlichen Klassen auf das Proletariat widerspiegeln, von sehr großer Bedeutung. Bei aller Verschiedenheit der Fehler des Genossen Bucharin in den verschiedenen Perioden der Geschichte der bolschewistischen Partei hatten sie eine gemeinsame Grundlage, nämlich die unmarxistische Art, an die Einschätzung der gesellschaftlichen Erscheinungen heranzugehen, die Unfähigkeit, sich die revolutionäre Theorie des Proletariats, die marxistische Dialektik, anzueignen und sie anzuwenden. In der Gewerkschaftsdiskussion „vergaß“ Genosse Bucharin die Bauernschaft, in den Jahren 1928-1929 sah er eine kompakte Bauernmasse vor sich, war er unfähig, den armen Bauern, den Mittelbauern und den Kulaken auseinanderzuhalten. Er glitt faktisch auf die Positionen des Kulaken ab und verteidigte in Wirklichkeit den kapitalistischen Entwicklungsweg der Landwirtschaft gegen ihre sozialistische Rekonstruktion. So verschieden diese Fehler auch sind, sowohl in dem einen wie in dem anderen Fall fehlte dem Genossen Bucharin die Fähigkeit, das wirkliche Verhältnis der Klassen, das Wesen und die Besonderheiten des Klassenkampfes in der gegebenen Etappe zu erkennen. In der Gewerkschaftsdiskussion „übersprang“ Genosse Bucharin die Übergangsperiode, „übersah“ er die Schwierigkeiten des Kampfes um die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft, später stellte er die Theorie des „friedlichen Hineinwachsens des Kulaken in den Sozialismus“ auf, d. h. er „liquidierte“ die überaus scharfen Klassengegensätze der Übergangsperiode.

[...] Die Plattform der „Puffer“-Gruppe erschien in der „Prawda“ am 16. Januar 1921. Und bereits am 1. Februar wurde die vereinigte Plattform Trotzkis und Bucharins in Form eines von beiden unterzeichneten „Resolutionsentwurfes“ zum X. Parteitag veröffentlicht. [...] In der Plenarsitzung des Moskauer Komitees am 17. Januar z. B. erhielt Genosse Bucharin bei der Abstimmung der Vertreter der Bezirke von 113 Stimmen bloß eine Stimme. Die Bucharinsche „Puffer“-Gruppe innerhalb des ZK der KPR(B) unterstützte in Wirklichkeit die ganze Zeit Trotzki, und teilte das ZK in zwei fast gleiche Teile. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 9, Anm. 7]

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