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Woronescher Komitee

Das im November 1902 auf der Konferenz in Pskow gegründete Organisationskomitee zur Einberufung des 2. Parteitags der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands veröffentlichte eine Mitteilung über seine Gründung in Nr. 32 der „Iskra" vom 15. Januar 1903. Sehr bald schlossen sich fast alle Komitees der SDAPR in der einen oder anderen Form dem Organisationskomitee an, sprachen ihm ihr Vertrauen aus und unterstützten seine Initiative zur Einberufung des 2. Parteitags. Eine Ausnahme machte das Woronescher Komitee, das sich unter dem Einfluss der „Ökonomisten" befand, an deren Spitze Lydia Machnowez stand (auf dem Parteitag nannte sie sich Bruker, sie war dort Delegierte von der ebenfalls ökonomistischen Petersburger Arbeiterorganisation). Das Woronescher Komitee nahm sofort eine feindliche Haltung gegenüber dem Organisationskomitee ein und wandte sich im Februar 1903 an eine Reihe von Komitees mit einem Brief (der Brief war hektographiert und begann mit den Worten: „Wir haben das Flugblatt erhalten, das den Titel trägt ,Mitteilung über die Bildung des Organisationskomitees'"), in dem der Versuch gemacht wurde, die Bedeutung des Organisationskomitees zu untergraben, und zwar durch die Behauptung, das Organisationskomitee sei äußerst tendenziös auf der Grundlage einer „Vetternwirtschaft" zusammengesetzt worden; die „Iskra", die bei der Gründung des Organisationskomilees die Hauptrolle gespielt hatte, wird in diesem Brief die „Knüppelgarde der Sozialdemokratie" genannt, und es wird ihr die Durchführung einer Spaltungspolitik vorgeworfen. Das Organisationskomitee gab dem Woronescher Komitee in Nr. 36 der „Iskra" vom 15. März 1903 eine sehr scharfe Antwort (Notiz: „Aus Anlass des Protestes des Woronescher Komitees"), worauf im Mai 1903 (auf dem Hektographen gedruckt) die „Antwort des Woronescher Komitees der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands an die Gruppe, die sich ,Organisationskomitee' nennt, und an die ,Iskra' auf ihre Erklärungen in Nr. 36 der Zeitung ,Iskra'" erschien. In dieser „Antwort" sprach das Woronescher Komitee dem Organisationskomitee das Recht ab, den Parteitag einzuberufen, es schrieb, „die Handlungen und Methoden der Iskra und der Iskristen sind durchdrungen vom Geist des absolutistischen Regimes". Da das Woronescher Komitee dem Organisationskomitee und dem von ihm einberufenen Parteitag gegenüber eine offen feindliche Stellung einnahm, so hielt es das Organisationskomitee nicht für zweckmäßig, das Woronescher Komitee zum Parteitag einzuladen. Der 2. Parteitag bestätigte diesen Beschluss des Organisationskomitees über das Woronescher Komitee (siehe auch „Die neue „Iskra" – Der Opportunismus in organisatorischen Fragen“ in „Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück).

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