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Wladimir I. Lenin 19040500 Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück

Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück. Die Krise in unserer Partei1

[Geschrieben Februar-Mai 1904 Veröffentlicht als Sonderbroschüre im Mai 1904 in Genf. Nach Sämtliche Werke, Band 6. Wien-Berlin 1930, S. 195-448]

Vorwort

a) Die Vorbereitung des Parteitages

b) Die Bedeutung der Gruppierungen auf dem Parteitage

c) Beginn des Parteitages – Der Konflikt mit dem Organisationskomitee

d) Die Auflösung der Gruppe „Juschny Rabotschij"

e) Der Konflikt wegen der Gleichberechtigung der Sprachen

f) Das Agrarprogramm

g) Das Parteistatut – Der Entwurf des Genossen Martow

h) Die Debatten über den Zentralismus vor der Spaltung bei den Iskristen

i) Der Paragraph 1 des Statuts

j) Die unschuldigen Opfer der falschen Beschuldigung des Opportunismus

k) Fortsetzung der Debatten über das Statut. – Die Zusammensetzung des Parteirates

l) Das Ende der Debatten über das Statut – Die Kooptation in die zentralen Körperschaften – Die Delegierten der „Rabotscheje Djelo"-Gruppeverlassen den Parteitag

m) Die Wahlen – Das Ende des Parteitages

n) Das allgemeine Bild des Kampfes auf dem Parteitag – Der revolutionäre und der opportunistische Flügel der Partei

o) Nach dem Parteitag – Zwei Kampfmethoden

p) Kleine Unannehmlichkeiten dürfen ein großes Vergnügen nicht stören

q) Die neue „Iskra" – Der Opportunismus in organisatorischen Fragen

r) Einiges über Dialektik – Zwei Umwälzungen

Beilage. Der Zusammenstoß zwischen Genossen Gussew und Genossen Deutsch

1 Als der Druck der Broschüre „Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück" seinem Ende entgegenging (sie wurde in der allgemeinen Parteidruckerei gedruckt), da machte der Versöhnler Noskow-Glebow, der Mitglied des Zentralkomitees war, den Versuch, den Druck und die Verbreitung der Broschüre aufzuhalten, dieser Versuch scheiterte aber.

Die Broschüre Lenins beantworteten die Menschewiki in der „Iskra" mit den Artikeln Martows („Vorwärts oder rückwärts?" – Nr. 67 und 69 vom 1. Juni und 10. Juli 1904) und der Sassulitsch („Organisation, Partei, Bewegung" – Nr. 70 vom 25. Juli 1904), die voller persönlicher Ausfälle gegen Lenin waren. Der Artikel der Sassulitsch schloss z. B. mit folgenden Worten: „Die Partei ist für Lenin sein ,Plan', sein Wille, der die Verwirklichung des Planes leitet. Das ist die Idee Ludwigs XIV: L'etat c'est moi – die Partei das bin ich, Lenin."

Im Jahre 1908 gab Lenin die Broschüre neu heraus, und zwar im Sammelbuch „In 12 Jahren". Über die zweite Auflage der Broschüre schrieb Lenin im Vorwort zum Sammelbuch (geschrieben im September 1907) folgendes:

Die Broschüre ,Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück' ist in Genf im Sommer 1904 erschienen. Sie beschreibt das erste Stadium der Spaltung zwischen Menschewiki und Bolschewiki, das auf dem 2. Parteitag (August 1903) begonnen hatte. Aus dieser Broschüre habe ich etwa die Hälfte herausgeworfen, denn die kleinen Einzelheiten des Organisationskampfes, insbesondere des Kampfes um die persönliche Zusammensetzung der Parteikörperschaften, können den heutigen Leser absolut nicht interessieren und verdienen eigentlich, der Vergessenheit preisgegeben zu werden. Wesentlich erscheint mir hier die Analyse des Kampfes der taktischen und anderen Anschauungen auf dem 2. Parteitag und die Polemik gegen die organisatorischen Auffassungen der Menschewiki: das eine und das andere ist notwendig für das Verständnis des Bolschewismus und des Menschewismus als Strömungen, die der ganzen Tätigkeit der Arbeiterpartei in unserer Revolution ihren Stempel aufgedrückt haben.

Von den Debatten auf dem 2. Parteitag der Sozialdemokratischen Partei will ich die Debatte über das Agrarprogramm besonders betonen. Die Ereignisse haben zweifellos gezeigt, dass unser damaliges Programm (die Rückgabe der abgetrennten Bodenstücke) viel zu eng war und die Kräfte der revolutionär-demokratischen Bauernbewegung unterschätzt hat, – davon werde ich im zweiten Band dieser Schrift ausführlicher sprechen. Hier ist es wichtig, zu unterstreichen, dass auch dieses viel zu enge Agrarprogramm dem rechten Flügel der Sozialdemokratischen Partei damals zu weitgehend erschien. Martynow und andere Ökonomisten bekämpften das Agrarprogramm, weil es angeblich zu weit ging! Hieraus ist ersichtlich, welche große praktische Bedeutung der ganze Kampf der alten „Iskra" gegen den Ökonomismus, der Kampf gegen die Einengung und Herabsetzung des ganzen Charakters der sozialdemokratischen Politik hatte.

Die Meinungsverschiedenheiten mit den Menschewiki beschränkten sich zu jener Zeit (in der ersten Hälfte des Jahres 1904) auf organisatorische Fragen. Ich formulierte die Stellung der Menschewiki als „Opportunismus in organisatorischen Fragen". Р. B. Axelrod schrieb als Antwort darauf an Kautsky: „Mit meinem schwachen Verstand bin ich nicht imstande, zu verstehen, was das für ein Ding ist, der ,Opportunismus in organisatorischen Fragen', der als etwas selbständiges, ohne organische Verbindung mit den Ansichten über Programm und Taktik in den Vordergrund geschoben wird" (Brief vom 6. Juni 1904, abgedruckt im Sammelbuch der neuen „Iskra" „In zwei Jahren", Teil 2).

Welche organische Verbindung zwischen dem Opportunismus in organisatorischen Fragen und dem Opportunismus in taktischen Auffassungen besteht, das hat die ganze Geschichte des Menschewismus in den Jahren 1905 bis 1907 zur Genüge gezeigt. Was aber das „unverständliche Ding" anbelangt, den „Opportunismus in organisatorischen Fragen", so hat das Leben die Richtigkeit meines Urteils so glänzend bewiesen, wie ich es nicht einmal erwarten konnte. Es genügt darauf hinzuweisen, dass jetzt sogar der Menschewik Tscherewanin gezwungen ist zuzugeben (siehe seine Broschüre über den Londoner Parteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands im Jahre 1907), dass aus den Organisationsplänen Axelrods (der berühmte „Arbeiterkongress" usw.) nur für die Sache des Proletariats verhängnisvolle Spaltungen entstehen. Mehr als das. Derselbe Menschewik Tscherewanin erzählt dort, dass Plechanow in London gezwungen war, innerhalb der menschewistischen Fraktion gegen den Organisationsanarchismus zu kämpfen. Ich habe also im Jahre 1904 nicht umsonst gegen den „Opportunismus in organisatorischen Fragen" gekämpft, wenn im Jahre 1907 sowohl Plechanow als auch Tscherewanin den .Organisationsanarchismus' der einflussreichen Menschewiki zugeben mussten" (Band XII der Werke).

Das Manuskript der Broschüre „Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück" befindet sich im Lenin-Institut.

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