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Neue Zeit 19051115 Dr. Willy Hellpach

Neue Zeit: Dr. Willy Hellpach

[Nach „Die Neue Zeit: Wochenschrift der deutschen Sozialdemokratie.“ - 24.1905-1906, 1. Band.(1905-1906), Heft 8 (15. November 1905), S. 271 f.]

Man sendet uns über ihn folgende Berichtigung: „In Nr. 7 der „Neuen Zeit" findet sich auf S. 226 in einem Artikel von Ludwig Radlof über eine Schrift von Dr. Willy Hellpach: „Rentenhysterie und Sozialgesetzgebung" die folgende Anmerkung:

Herr Dr. Hellpach ist vielen Parteigenossen als ständiger Mitarbeiter der ,Sozialistischen Monatshefte' bekannt. Die Redaktion." Diese dem Artikel von der Redaktion eigens angefügte Bemerkung erweckt den Anschein, als ob jemand, der – wenn auch ungewollt und nur auf Grund seiner wissenschaftlichen Überzeugung – der Arbeiterklasse ihren Kampf erschwert, an den „Sozialistischen Monatshefte" mitarbeiten könnte. Dagegen muss ich Verwahrung einlegen. Die Behauptung, dass Herr Dr. Hellpach ständiger oder überhaupt Mitarbeiter der „Sozialistischen Monatshefte" ist, ist unrichtig. Richtig ist, dass Herr Dr. Hellpach in früheren Jahren an den „Sozialistischen Monatsheften" mitgearbeitet hat. Im Jahre 1903 hat er aber auf Grund einiger Vorkommnisse seine Stellung zur sozialdemokratischen Partei ändern zu müssen geglaubt. Er war so loyal, mir dies mitzuteilen und daraus die selbstverständliche Konsequenz zu ziehen, dass er fortan an den „Sozialistischen Monatsheften" nicht mehr mitarbeiten könne. Seine weitere literarische Tätigkeit steht außer jedem Zusammenhang mit den „Sozialistischen Monatsheften", und man kann ihn jetzt ebenso wenig zu deren Mitarbeitern zählen, wie man etwa die Herren Dr. Alfred Nossig oder Peter v. Struve, die früher mehrfach an der „Neuen Zeit" mitgearbeitet haben, jetzt zu den Mitarbeitern der „Neuen Zeit" zählen dürfte.

Berlin, 14. November 1905

J. Bloch.

Wir nehmen selbstverständlich Notiz von dem uns unbekannten Vorgang, dass Herrn Dr. Hellpach seit zwei Jahren auch die „Sozialistischen Monatshefte" schon zu rot sind. Mit Recht wird er mit den Herren Nossig und Struve in einen Topf geworfen, die vor Jahren ebenso wie Herr Hellpach (Ernst Gystrow) selbst einige Artikel in der „Neuen Zeit" veröffentlichten. Die anschwellende Woge des Revisionismus spülte sie alle drei an den gleichen Strand, auf dem auch die „Sozialistischen Monatshefte" landeten. Auf dem Münchener Parteitag haben unsere Kritiker uns vorgeworfen, dass wir durch unsere Intoleranz im Gegensatz zu den „Monatsheften“ die schätzbarsten Kräfte von uns stießen und das Niveau der „Neuen Zeit" herabdrückten. Die drei genannten Herren sind Prachtexemplare jener Sorte, die wir uns durch unsere Intoleranz entfremdet. Von Herrn Dr. Hellpach speziell erinnern wir uns einiger rüden Anpöbelungen Mehrings, die er sich in den „Monatsheften" zu jener Zeit leistete, wo er noch nicht seine Stellung zur sozialdemokratischen Partei „geändert".

Diese „Änderung" selbst ist jedenfalls eine verdienstvolle Tat. Wir wünschten, jeder seiner Gesinnungsgenossen handelte ebenso konsequent. Unserer Partei würde dadurch mancher „Literatenkrakeel" erspart.

Die Redaktion.

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