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Wladimir I. Lenin 19011000 Auslandsangelegenheiten

Wladimir I. Lenin: Auslandsangelegenheiten

[„Iskra" Nr. 9, Oktober 1901. Nach Sämtliche Werke, Band 4.2, Wien-Berlin 1929, S. 19 f.]

Die Auslandsabteilung der „Iskra"-Organisation hat sich mit der revolutionären Auslandsorganisation „Sozialdemokrat" zu einer Organisation vereinigt: zur „Auslandsliga der revolutionären russischen Sozialdemokratie". Wie aus der von ihr veröffentlichten Erklärung hervorgeht, beabsichtigt die neue Organisation an die Herausgabe einer Anzahl von Broschüren propagandistischen und agitatorischen Charakters heranzugehen. Die Liga ist die Vertreterin der „Iskra" im Auslande. Die Auslandsorganisation der revolutionären Sozialdemokraten, an deren Spitze die Gruppe „Befreiung der Arbeit" steht, hat sich also endgültig mit der Organisation vereinigt, die sich um unsere Zeitung gruppiert. Die Gruppe „Befreiung der Arbeit" nimmt nach wie vor den engsten Anteil an der Redaktion unserer Schriften.

Die Vereinigung der russischen revolutionären sozialdemokratischen Organisationen im Auslande vollzog sich, nachdem der Versuch dieser Organisationen, sich mit dem „Auslandsbund der russischen Sozialdemokraten" (der das „Rabotscheje Djelo" herausgibt) zu vereinigen, gescheitert war. Zu Beginn des Sommers hat eine Konferenz von Vertretern aller drei Organisationen den Entwurf zu einer Abmachung zwischen ihnen ausgearbeitet. Der Verständigung wurde eine Reihe grundsätzlicher Resolutionen zugrunde gelegt, die den vollständigen Verzicht des „Auslandsbundes" auf jedes Liebäugeln mit dem Ökonomismus und dem Bernsteinianertum und die Anerkennung der Prinzipien der revolutionären Sozialdemokratie enthielten. Man durfte auf das Zustandekommen der Vereinigung hoffen, denn bisher hatte nur die Unzuverlässigkeit der Grundsätze des „Auslandsbundes" und seines Organs, des „Rabotscheje Djelo", eine Annäherung verhindert. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht: die jüngst erschienene Nummer 10 des „Rabotscheje Djelo" enthielt Redaktionsartikel, die sich direkt gegen die Resolutionen richteten, die zusammen mit den Delegierten des „Auslandsbundes" auf der Konferenz ausgearbeitet worden waren.1 Der „Auslandsbund" ist augenscheinlich wieder zum rechten Flügel unserer Bewegung abgeschwenkt. In der Tat brachte er auf der Konferenz aller drei Organisationen „Verbesserungen" zu den obenerwähnten Resolutionen ein, aus denen klar hervorging, dass er zu seinen früheren Verirrungen zurückkehrt. Die übrigen Organisationen waren gezwungen, die Konferenz zu verlassen, was sie auch taten. Offenbar sind sich unsere Genossen aus dem „Auslandsbund" noch nicht genügend im Klaren über die Gefahr einer solchen Mittelstellung ihrer Organisation zwischen dem revolutionären Sozialismus und dem Opportunismus, der den Liberalen in die Hände arbeitet. Wir hoffen, dass die Zeit und die bittere Erfahrung sie von der Unrichtigkeit ihrer Taktik überzeugen werden. Das überall in der Partei an den Tag tretende Streben, nicht nur an der Ausbreitung unserer Bewegung zu arbeiten, sondern auch an der Hebung ihres qualitativen Niveaus, ist für uns die beste Gewähr, dass die so sehr erwünschte Vereinigung aller unserer Kräfte sich vollziehen wird unter dem Banner der revolutionären Sozialdemokratie, in deren Dienst unsere Zeitung steht.

1 Nr. 10 des „Rabotscheje Djelo" (September 1901) brachte zwei Artikel mit heftigen Angriffen gegen die „Iskra" und die von ihr veröffentlichten Artikel: B. Kritschewskis „Prinzipien, Taktik und Kampf" und A. Martynows „Die Enthüllungsliteratur und der proletarische Kampf". Eine vernichtende Kritik dieser Artikel ist in „Was tun?" enthalten.

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