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Wladimir I. Lenin 19050405 Das europäische Kapital und der Absolutismus

Wladimir I. Lenin: Das europäische Kapital und der Absolutismus

[Wperjod" Nr. 13, 23. März/5. April 1905. Nach Sämtliche Werke, Band 7, 1929, S. 239-247]

Die sozialdemokratische Presse hat bereits mehrmals darauf hingewiesen, dass das europäische Kapital den russischen Absolutismus rette. Ohne Auslandsanleihen hätte er sich nicht halten können. Es war für die französische Bourgeoisie vorteilhaft, ihren militärischen Verbündeten zu unterstützen, besonders solange die Zahlungen auf die Anleihen pünktlich geleistet wurden. Und die französischen Bourgeois liehen denn auch der absolutistischen Regierung den kleinen Betrag von rund zehn Milliarden Franken (etwa 4000 Millionen Rubel).

Doch … nichts ist ewig unter der Sonne! Der Krieg mit Japan, der die ganze Morschheit des Absolutismus enthüllt hat, untergrub schließlich auch seinen Kredit selbst bei der „befreundeten und verbündeten" französischen Bourgeoisie. Erstens hat der Krieg die militärische Schwäche Russlands offenbart; zweitens hat die ununterbrochene Reihe von Niederlagen, eine schwerer als die andere, die Aussichtslosigkeit des Krieges und die Unausbleiblichkeit des völligen Zusammenbruchs des gesamten Regierungssystems des Absolutismus gezeigt; drittens hat das mächtige Anschwellen der revolutionären Bewegung in Russland die europäische Bourgeoisie in eine tödliche Angst versetzt, eine solche Explosion könnte auch Europa in Flammen setzen. Der Zündstoff hat sich in den letzten Jahrzehnten berghoch angehäuft. Und alle diese Umstände zusammengenommen, führten schließlich zur Verweigerung weiterer Anleihen. Der jüngste Versuch der absolutistischen Regierung, wie bisher, in Frankreich eine Anleihe aufzunehmen, misslang: einerseits traut das Kapital dem Absolutismus nicht mehr; anderseits will das Kapital, in seiner Angst vor der Revolution, einen Druck auf den Absolutismus ausüben zur Herbeiführung eines Friedens mit Japan und eines Friedens mit der liberalen russischen Bourgeoisie.

Das europäische Kapital spekuliert auf den Frieden. Die Bourgeoisie nicht nur in Russland, sondern auch in Europa begann den Zusammenhang von Krieg und Revolution zu begreifen, sie bekam es mit der Angst zu tun vor einer wirklichen siegreichen Volksbewegung gegen den Zarismus. Die Bourgeoisie will die „Gesellschaftsordnung", die auf der Ausbeutung der Gesellschaft beruht, vor übermäßigen Erschütterungen bewahren, sie möchte die russische Monarchie als konstitutionelle oder scheinkonstitutionelle Monarchie erhalten und darum spekuliert die Bourgeoisie aus antiproletarischem und antirevolutionärem Interesse auf den Frieden. Diese unzweifelhafte Tatsache zeigt uns anschaulich, wie selbst eine so „einfache" und klare Frage, wie die Kriegs- und Friedensfrage, nicht richtig gestellt werden kann, wenn der Klassenantagonismus der modernen Gesellschaft außer Acht gelassen wird, wenn übersehen wird, dass die Bourgeoisie bei allen ihren Aktionen, so demokratisch und humanitär sie auch scheinen mögen, vor allem und am meisten die Interessen des „sozialen Friedens", d. h. die Interessen der Niederhaltung und Wehrlosmachung aller unterdrückten Klassen, schützt. Die proletarische Fragestellung über den Frieden unterscheidet sich deshalb und muss sich unterscheiden von der bürgerlich-demokratischen Fragestellung, wie das auch in Hinsicht auf den Freihandel, auf den Antiklerikalismus usw. der Fall ist. Das Proletariat kämpft und wird stets unbeirrt gegen den Krieg kämpfen, ohne jedoch auch nur einen Augenblick zu vergessen, dass das Verschwinden der Kriege nur mit dem völligen Verschwinden der Spaltung der Gesellschaft in Klassen möglich ist, dass man bei Aufrechterhaltung der Klassenherrschaft den Krieg nicht bloß vom demokratisch-sentimentalen Standpunkt bewerten kann, dass man bei einem Krieg zwischen ausbeutenden Nationen die Rolle der fortschrittlichen und der reaktionären Bourgeoisie der einen oder der anderen Nation auseinanderhalten muss. Die russische Sozialdemokratie hatte Gelegenheit, praktisch diese allgemeinen Grundsätze des Marxismus auf den japanischen Krieg anzuwenden. Als wir die Bedeutung dieses Krieges einer Betrachtung unterzogen (siehe Nr. 2 des „Wperjod", den Artikel „Der Fall Port Arthurs"), wiesen wir darauf hin, wie nicht nur unsere Sozialrevolutionäre (die Guesde und Hyndman wegen ihrer Sympathie für Japan tadelten), sondern auch die Anhänger der neuen „Iskra" auf einen falschen, bürgerlich-demokratischen Standpunkt geraten sind. Bei der neuen „Iskra" kam das zum Ausdruck in Betrachtungen, erstens über einen „Frieden unter allen Umständen", und zweitens über die Unzulässigkeit einer „Spekulation auf den Sieg der japanischen Bourgeoisie". Die einen wie die anderen Betrachtungen waren nur eines bürgerlichen Demokraten würdig, der die politischen Fragen auf einen sentimentalen Boden stellt. Die Wirklichkeit hat jetzt gezeigt, dass die Losung „Frieden unter allen Umständen" zur Losung der europäischen Börsenjobber und Reaktionäre geworden ist (Fürst Meschtscherski im „Graschdanin" spricht bereits klar von der Notwendigkeit des Friedens zur Rettung des Absolutismus). Die Spekulation auf den Frieden zur Niederschlagung der Revolution tritt uns augenfällig entgegen als eine Spekulation der Reaktionäre, im Gegensatz zur Spekulation des fortschrittlichen Bürgertums auf den Sieg der japanischen Bourgeoisie. Die Phrasen der neuen „Iskra" gegen das „Spekulieren" überhaupt erwiesen sich eben als sentimentale Phrasen, bar des Klassenstandpunktes und der Berücksichtigung der verschiedenen Kräfte.

Die Ereignisse, die das neue Gesicht der reaktionären Bourgeoisie offenbarten, stachen so sehr in die Augen, dass nunmehr auch die „Iskra" ihren Fehler einzusehen begann. Hat sie in Nr. 83 über unsern Artikel in Nr. 2 des „Wperjod" ärgerlich „geschimpft", so können wir jetzt in Nr. 90 (im Leitartikel) mit Vergnügen lesen: „Man kann nicht nur den Frieden fordern, denn Frieden bei Aufrechterhaltung des Absolutismus bedeutet das Verderben des Landes."1 So ist es: man kann nicht nur den Frieden fordern, denn ein zaristischer Friede ist nicht besser (und manchmal schlechter) als der zaristische Krieg; man kann nicht die Losung „Frieden unter allen Umständen" aufstellen, sondern nur Frieden zusammen mit dem Sturz des Absolutismus, einen Frieden, der von dem befreiten Volk, von der freien konstituierenden Versammlung geschlossen wird, d. h. nicht einen Frieden um jeden Preis, sondern lediglich um den Preis der Niederwerfung des Absolutismus. Wir wollen hoffen, dass die „Iskra", nachdem sie das begriffen hat, auch begreifen wird, dass ihre hochmoralischen Tiraden gegen das Spekulieren auf einen Sieg der japanischen Bourgeoisie deplatziert sind.

Doch kehren wir zum europäischen Kapital und zu seiner politischen „Spekulation" zurück. Wie sehr das zaristische Russland dieses Kapital fürchtet, ist unter anderem aus folgendem lehrreichen Vorfall zu ersehen. Das Organ der konservativen englischen Bourgeoisie, die „Times", veröffentlichten einen Artikel „Ist Russland zahlungsfähig?" In dem Artikel wurden die überschlauen finanziellen Machenschaften der Herren Witte, Kokowzow und Co. ausführlich aufgezeigt. Man wirtschafte mit ewigem Defizit. Man ziehe sich aus der Verlegenheit nur, indem man immer tiefer und tiefer in Schulden gerate. Dabei werde der Erlös der Anleihen für die Zeit von der einen Anleihe bis zur anderen in die Staatskasse gelegt, und dann weise man triumphierend auf die „Goldreserve" als „frei verfügbaren Bestand" hin. Das auf Pump erhaltene Gold wird jedem als Beweis für den Reichtum und die Zahlungsfähigkeit Russlands gezeigt! Kein Wunder, dass der englische Kaufmann diese Machenschaften mit den Streichen der berühmt gewordenen Hochstapler Humbert verglich, die geliehenes oder auf betrügerische Weise erlangtes Geld (oder auch einen Schrank angeblich mit Geld) zu zeigen pflegten, um neue Anleihen aufzunehmen!

Das häufige Auftreten der russischen Regierung als Schuldner auf den kontinentalen Märkten“ – schrieben die „Times" – „wird hervorgerufen nicht durch Kapitalmangel, durch den Bedarf werbender Unternehmungen oder durch zeitweilige und außerordentliche Ausgaben, sondern fast ausschließlich durch das normale Defizit des Nationaleinkommens. Bei einem solchen Stand der Dinge bedeutet es aber, dass Russland schnurstracks dem Bankrott entgegengeht. Die nationale Bilanz Russlands treibt es mit jedem Jahr in immer tiefere Verschuldung hinein. Seine Schulden an das Ausland übersteigen die nationalen Mittel und eine reale Sicherheit für diese Schulden hat es nicht. Seine Goldreserve ist ein riesiger Humbert-Schrank, dessen famose Millionen von den Opfern der Prellerei geliehen wurden und zu ihrer weiteren Prellerei dienen."

Schlau, nicht wahr? Man sucht sich ein Opfer für den Betrug aus und leiht von ihm Geld. Dann zeigt man dasselbe Geld dem Opfer als Beweis des Reichtums, um wiederum neue Anleihen von ihm zu erhalten!

Der Vergleich mit der bekannten Hochstaplerfamilie Humbert war so treffend und hat das „Wesen" und den Sinn der berühmten „freien Bestände" so angeprangert, dass der Artikel des soliden konservativen Blattes Aufsehen erregte. Der Finanzminister Kokowzew in höchsteigener Person sandte ein Telegramm an die „Times", das dieses Blatt auch sofort veröffentlichte (am 10./23. März). Der beleidigte Kokowzew lud in diesem Telegramm die Redaktion der „Times" ein, nach Petersburg zu kommen und persönlich die Goldreserve nachzukontrollieren. Die Redaktion bedankte sich für die freundliche Einladung, lehnte sie aber ab, aus dem einfachen Grunde, weil der den Zarendiener beleidigende Artikel gar nicht bestritten hatte, dass die Goldreserve vorhanden sei. Der Vergleich mit den Humberts sollte nicht besagen, dass Russland die Goldreserve, auf die es sich beruft, nicht besitzt, sondern dass diese Reserve im Grunde fremdes, geliehenes und durch nichts gedecktes Geld ist, das nicht im geringsten für den Reichtum Russlands spricht und auf das sich bei weiteren Anleihen zu berufen lächerlich ist!2

Herr Kokowzew hatte den Witz des scharfsinnigen und boshaften Vergleichs nicht kapiert und machte sich durch sein Telegramm in der ganzen Welt lächerlich. Die Goldreserven in den Banken nachzukontrollieren gehört nicht zu den Pflichten der Journalisten – antworteten die „Times" dem Finanzminister. Und in der Tat, die Pflicht der Presse war es, das Wesen der Machenschaft, die mit Hilfe dieser zwar real existierenden, aber fiktiv als Beweis für den Reichtum des Landes hingestellten „Goldreserven" getrieben wird, aufzudecken. Nicht darum handelt es sich – belehrte den russischen Minister das Blatt in einem Artikel über dieses komische Telegramm – nicht darum handelt es sich, ob bei Ihnen diese Goldreserve vorhanden ist oder nicht. Wir glauben gern, dass sie da ist. Es handelt sich darum, wie Ihre Aktiva und Passiva aussehen. Wie groß ist die Summe Ihrer Schulden und wie sind sie gedeckt? Oder einfacher gesprochen, gehört die bei Ihnen liegende Reserve Ihnen oder ist sie geliehen und muss zurückgezahlt werden, wobei Sie nicht soviel haben, um die ganze Schuld zurückzahlen zu können? Und die englischen Bourgeois, die sich über den dummen Minister lustig machten, kauten ihm in allen Tonarten diese wahrhaftig nicht allzu schlaue Sache vor und fügten belehrend hinzu: wenn Sie jemand suchen, um euer Soll und Haben nachzuprüfen, warum wenden Sie sich nicht an die Vertreter des russischen Volkes? Die Vertreter des Volkes wollen ja jetzt zu einem Semski Sobor oder einer Nationalversammlung, wie sie dort bei euch heißt, zusammentreten. Sie werden bestimmt eine gehörige Nachprüfung, nicht allein der famosen „Goldreserve", sondern des gesamten Finanzgebarens des Absolutismus, nicht ablehnen. Und sicher werden sie eine solche Nachprüfung gründlich und mit voller Sachkenntnis durchführen können.

Aber vielleicht“ – schließen die „Times" sarkastisch – „vielleicht veranlasst die Gewissheit, dass eine Vertretungskörperschaft auf ihrem Recht, eine solche Nachprüfung durchzuführen, bestehen wird, vielleicht veranlasst eben diese Gewissheit die Zarenregierung, die Einberufung einer solchen Versammlung zu fürchten, wenigstens in dem Falle, dass diese Versammlung eine halbwegs reale Macht besitzen sollte?"

Eine giftige Frage. Sie ist um so giftiger, um so bedeutungsvoller, als diese Frage im Grunde nicht die Zeitung „Times" sondern die gesamte europäische Bourgeoisie stellt – sie stellt, nicht um einen polemischen Ausfall zu machen, sondern um damit ihr Misstrauen gegenüber dem Absolutismus, ihren Widerwillen, ihm Geld zu leihen, ihr Bestreben, es mit einer gesetzlichen Vertretung der russischen Bourgeoisie zu tun zu haben, offen zum Ausdruck zu bringen. Es ist nicht eine Frage, sondern eine Warnung. Es ist kein Spott, sondern ein Ultimatum, das Ultimatum des europäischen Kapitals an den russischen Absolutismus. Wenn die Bundesgenossen Japans, die Engländer, dieses Ultimatum sarkastisch formulieren, so sagen die Bundesgenossen Russlands, die Franzosen, durch den Mund des erzkonservativen und erzbürgerlichen „Temps" dasselbe nur etwas milder; sie versüßen die Pillen, aber im Grunde weigern sie sich dennoch, weitere Anleihen zu gewähren, und raten dem Absolutismus, Frieden zu schließen sowohl mit Japan wie mit den russischen bürgerlichen Liberalen. Hier noch eine Stimme der nicht weniger soliden englischen Zeitschrift „The Economist"3:

In Frankreich beginnt man endlich die Wahrheit über die russischen Finanzen zu erkennen. Wir haben bereits vielfach darauf hingewiesen, dass Russland seit langem von geliehenem Geld lebt, dass sein Staatshaushalt trotz der schöngefärbten Erklärungen sämtlicher Finanzminister, die einander ablösen, von Jahr zu Jahr mit einem großen Defizit abgeschlossen wird, obwohl diese Defizite schlau vermittels buchhalterischer Kunststücke verschleiert werden; – dass endlich die famosen freien Bestände hauptsächlich aus dem Erlös der Anleihen und zum Teil aus den Einlagen in der Staatsbank bestehen."

Nachdem diese Finanzfachzeitschrift so dem russischen Absolutismus die bittere Wahrheit gesagt hat, hält sie es jedoch für notwendig, einige bürgerliche Trostworte hinzuzufügen: wenn ihr jetzt versteht, sofort Frieden zu schließen, und den Liberalen Konzessiönchen macht, so würde Europa zweifellos wieder beginnen, euch Millionen und aber Millionen als Anleihen zu gewähren.

Vor unsern Augen spielt sich etwas ab, was man als Spekulation der internationalen Bourgeoisie auf die Rettung Russlands vor der Revolution und des Zarismus vor dem völligen Zusammenbruch bezeichnen kann. Die Spekulanten üben einen Druck auf den Zaren aus durch Verweigerung der Anleihen. Sie setzen ihre Macht in Bewegung – die Macht des Geldsacks. Sie wünschen eine gemäßigte und akkurate bürgerlich-konstitutionelle (oder scheinkonstitutionelle) Ordnung in Russland. Unter dem Eindruck der sich rasch entwickelnden Ereignisse schließen sie sich, trotz der Verschiedenheiten der Nationalität, immer enger zu einem einheitlichen bürgerlichen antirevolutionären Block zusammen, die französischen Börsenjobber und die englischen Magnaten, die deutschen Kapitalisten und die russischen Kaufleute. Im Geiste dieser äußerst gemäßigten bürgerlichen Partei handelt das „Oswoboschdjenije". In Nr. 67, wo es das „Programm der demokratischen Partei" darlegt und sogar (auf wie lange?) das allgemeine, direkte und gleiche Wahlrecht mit geheimer Stimmabgabe anerkennt (und die Bewaffnung des Volkes durch bescheidenes Schweigen umgeht!) schließt Herr Struve seine neue profession de foi mit folgender charakteristischer Erklärung, die „der Wichtigkeit halber" in fetter Schrift gedruckt ist:

Im gegenwärtigen Moment muss außerhalb des Programms und über dem Programm jeder fortschrittlichen Partei in Russland die Forderung der sofortigen Beendigung des Krieges stehen. Praktisch bedeutet es, dass die im gegenwärtigen Augenblick in Russland bestehende Regierung – durch Vermittlung Frankreichs – Friedensverhandlungen mit der japanischen Regierung einleiten muss."4

Wir glauben, plastischer könnte man den Unterschied zwischen der bürgerlich-demokratischen und der sozialdemokratischen Forderung nach Beendigung des Krieges nicht kennzeichnen. Das revolutionäre Proletariat stellt diese Forderung nicht „über das Programm", es wendet sich damit nicht an die „im gegenwärtigen Augenblick bestehende Regierung", sondern an die freie, wirklich souveräne konstituierende Nationalversammlung. Das revolutionäre Proletariat „spekuliert" nicht auf die Vermittlung der französischen Bourgeoisie, die notorisch den Frieden aus antirevolutionären und antiproletarischen Interessen herbeizuführen sucht.

Schließlich schachert jetzt im Grunde mit derselben internationalen Partei der gemäßigten Bourgeoisie auch Herr Bulygin, indem er geschickt Zeit gewinnt, den Gegner ermüdet, ihn mit Versprechungen abspeist, absolut nichts Positives gewährt und alles, absolut alles in Russland beim Alten lässt, angefangen von der Entsendung von Truppen gegen die Streikenden, über Verhaftungen unzuverlässiger Personen und Repressalien gegen die Presse bis zur niederträchtigen Aufhetzung der Bauern gegen die Intellektuellen und der bestialischen körperlichen Züchtigung der rebellierenden Bauern. Und die Liberalen gehen auf den Leim, manche beginnen bereits Bulygin zu glauben und in der Juristischen Gesellschaft suchte Herr Kjusmin-Karawajew die liberale Gesellschaft zu überreden, das allgemeine Wahlrecht preiszugeben um der … um der … um der schönen Augen des Herrn Bulygin willen!5

Dem internationalen Block der gemäßigten konservativen Bourgeoisie kann nur eine Kraft widerstehen: der internationale Block des revolutionären Proletariats. Dieser Block hat sich im Sinne der politischen Solidarität bereits vollkommen gebildet. Was die praktische Seite der Angelegenheit und die revolutionäre Initiative betrifft, so hängt in dieser Hinsicht alles ab von der Arbeiterklasse Russlands und vom Erfolg seines demokratischen gemeinsamen Aufmarsches zum entscheidenden Kampf zusammen mit den Millionen der städtischen und ländlichen Armut.

1 Aus dem Artikel: „Was nun?" in Nr. 90 der „Iskra" vom 3./16. März 1905. Verfasser des Artikels war Dan.

2 Der Briefwechsel Kokowzews mit den „Times" ist in der Wochenausgabe der „Times" („The Times weekly edition") vom 24. März 1905 wiedergegeben.

3 Lenin zitiert hier den Artikel: „Russia's financial troubles" („Russlands Finanzkrise") in Nr. 32 des „Economist", 18. März 1905.

4 Aus dem Artikel P. Struves: „Die demokratische Partei und ihr Programm" im „Oswoboschdjenije" Nr. 67 vom 18. (5.) März 1905.

5 Es handelt sich um einen Vortrag Kjusmin-Karawajews in der Charkower Abteilung der Juristischen Gesellschaft am 7,/20. März 1905. Einen ausführlichen Bericht über diesen Vortrag brachte die Zeitung „Rusj" Nr. 59 vom 8./21. März 1905.

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