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Wladimir I. Lenin 19171000 Die Aufgaben unserer Partei in der Internationale

Wladimir I. Lenin: Die Aufgaben unserer Partei in der Internationale

Anlässlich der dritten Zimmerwalder Konferenz

[Nach Ausgewählte Werke, Band 10, Die Kommunistische Internationale. Moskau 1937, S. 24-26]

In der Nummer 22 des „Rabotschij Putj“ vom 28. September/11. Oktober war das Manifest der dritten Zimmerwalder Konferenz abgedruckt. Irren wir nicht, so wurde es nur noch in der Zeitung der internationalistischen Menschewiki, der „Iskra“, in der Nr. 1 vom 26. September/9. Oktober veröffentlicht, unter Beifügung ganz kurzer Angaben über die Zusammensetzung der dritten Zimmerwalder Konferenz und ihren Zeitpunkt (20.–27. August n. St.); in anderen Zeitungen erschien weder das Manifest noch (irgendwelche) einigermaßen eingehende Nachrichten über die Konferenz.

Wir verfügen jetzt über einiges Material über diese Konferenz, das aus einem Artikel in der Zeitung der schwedischen linken Sozialdemokraten, der „Politiken“ (dieser Artikel wurde im Organ der finnischen sozialdemokratischen Partei „Työmies“ übersetzt) und aus zwei schriftlichen Mitteilungen, von einem polnischen und einem russischen Genossen, die an der Konferenz teilnahmen, besteht. Wir wollen vorerst, auf Grund dieser Nachrichten, über die Konferenz im allgemeinen berichten und sodann zu ihrer Einschätzung und zur Einschätzung der Aufgaben unserer Partei übergehen.

I

Auf der Konferenz waren die Vertreter der folgenden Parteien und Gruppen anwesend: 1) der deutschen „unabhängigen“ sozialdemokratischen Partei („Kautskyaner“); 2) der schweizerischen Partei; 3) der schwedischen linken Partei (die, wie bekannt, jede Verbindung mit der opportunistischen Partei Brantings abgebrochen hat); 4) der Norweger und 5) der Dänen (in unserem Material wird nicht angegeben, ob von der offiziellen, opportunistischen dänischen Partei mit Minister Stauning an der Spitze die Rede ist); 6) der finnischen sozialdemokratischen Partei; 7) der Rumänen; 8) der SDAPR-Bolschewiki; 9) der SDAPR-Menschewiki (Panin halte schriftlich erklärt, er werde nicht teilnehmen, mit der Begründung, die Konferenz sei nicht vollständig; Axelrod aber kam. von Zeit zu Zeit zu den Sitzungen, unterschrieb jedoch nicht das Manifest); 10) der internationalistischen Menschewiki; 11) der amerikanischen Gruppe der „christlichen Sozialisten-Internationalisten“ (?); 12) der amerikanischen „Gruppe der sozialdemokratischen Propaganda“ (allem Anschein nach ist das dieselbe Gruppe, die in meiner Broschüre „Die Aufgaben des Proletariats in unserer Revolution [Entwurf einer Plattform der proletarischen Partei], S. 24, erwähnt wurde, denn gerade diese Gruppe begann im Januar 1917 die Zeitung „Internationalist“ herauszugeben); 13) der polnischen Sozialdemokraten, die im „Gebiets-Vorstand“ vereinigt sind; 14) der österreichischen Opposition („Klub Karl Marx“, der von der österreichischen Regierung nach der Tötung Stürgkhs durch Friedrich Adler geschlossen wurde; diesen Klub erwähnte ich in derselben Broschüre, S. 25); 15) der bulgarischen „unabhängigen Gewerkschaftsverbände“ (die, wie der Autor des in meinem Besitz befindlichen Briefes hinzufügt, nicht den „Engherzigen“, d. h. nicht der linken, internationalistischen bulgarischen Partei, sondern den „Weitherzigen“, d. h. der opportunistischen bulgarischen Partei angehören); dieser Vertreter kam erst nach Beendigung der Konferenz an, sowie auch die Vertreter der 16) serbischen Partei.

Von diesen 16 Parteien und Gruppen gehören zu jener „dritten“ Strömung, von der die Resolution unserer Konferenz vom 7.–12. Mai (24.–29. April) 1917 (und meine Broschüre, S. 23, wo diese Strömung die Strömung der „Internationalisten der Tat“ genannt wird) spricht, die Nummern 3, 8, 12, 13 und 14; näher zu dieser linken Strömung, oder zwischen ihr und dem „Zentrum“ der Kautskyaner stehen die Gruppen 4 und 16, obzwar es schwer ist, ihre Position genau zu bestimmen – möglicherweise gehören sie auch zum „Zentrum“. Weiter gehören die Gruppen 1, wahrscheinlich 2, 6 und 7, die Gruppe 10 und wahrscheinlich 15 zum kautskyanischen „Zentrum“. Die Gruppen 5 (falls es die Partei Staunings ist) und 9 sind Vaterlandsverteidiger, Ministerialisten, Sozialchauvinisten. Schließlich die offenbar vollständig zufällige Gruppe 11.

Hieraus ist ersichtlich, dass die Zusammensetzung der Konferenz äußerst bunt, sogar unsinnig war, denn es fanden sich Leute zusammen, die in der Hauptsache nicht einig und daher unfähig sind, wirklich einmütig, wirklich gemeinsam zu handeln, Leute, die unter sich in der Hauptrichtung ihrer Politik unvermeidlich auseinandergehen müssen. Natürlich ist die „Frucht“ der „Zusammenarbeit“ solcher Leute entweder Zank und „Tratsch“ oder aber Kautschuk-, Kompromissresolutionen, die zur Unterschlagung der Wahrheit geschrieben werden. Beispiele und Beweise dafür werden wir sogleich sehen1

November (Oktober) 1917

1 Die übrigen Blätter des Manuskripts sind nicht erhalten geblieben. Die Red.

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