Rosa Luxemburg: Brief an Kostja Zetkin

[Nach Gesammelte Briefe, Band 4, Berlin 1983, S. 200]

… [Berlin-Südende, 17. April 1912]

Juju, Liebling, ich habe mich sehr über Dein Brieflein vom Sonntag gefreut. Auch das Blümlein Immergrün hat uns beiden Freude gemacht, Mimi muss natürlich dabeisein und das Blümlein gründlich beriechen mit geschlossenen Augen. Ich stellte es ins winzige Gläslein mit Wasser, dann setzte sich der Schelm daneben und zog wie von ungefähr mit einer Kralle behutsam das Blümlein wieder aus dem Wasser, ich steckte es wieder hinein, und sie zog es gleich wieder raus; das kam ihr ungeheuer witzig vor, und das Spielchen wurde so lange fortgesetzt, bis das Gläslein umkippte und das Wasser auf die Tischdecke floss.

Von Mehring habe ich Nachrichten, dass er sich mit K. K. brieflich wegen der Artikel über mich scharf gezankt hat, dass Bebel gegen ihn in der »Neue Zeit« auftritt, dass er gegen den Vorstand zum Platzen geladen ist und dass er jetzt den K. K. zum »Sumpf« rechnet und eine »neue Linke« aufsteigen sieht unter seiner und »Röschens« Führung. Das hat mir Spaß gemacht. Jedenfalls ist es für die Sache sehr nützlich, dass M sich von K. K. ganz getrennt hat.

Seit gestern haben wir schöne sonnige Tage, nur gibt's noch kalten Wind.

Wir küssen Dich beide Na, Mi