Baum 19320300 Wettbewerbe statt Einheitsfront

Baum: Wettbewerbe statt Einheitsfront

Hitler vor den Toren – der KJVD im Zeichen des Sturmquartals.

[Nach Permanente Revolution, Zeitschrift der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten) (Sektion der Internationalen Linken Opposition) 2. Jahrgang Nr. 5 (Anfang März 1932), S. 11 f. = Der Jungkommunist. Jugendbeilage der „Permanenten Revolution", II. Jahrgang, Nr. 2, S. 1 f.]

«Stellt den gesamten Verband auf den revolutionären Wettbewerb ein» heißt es in dem Aufruf des ZK des KJVD, der in der «Jungen Garde» erschien. Das ist auch tatsächlich zum Grundton in allen Zeilenvers., Konferenzen, Rundschreiben und Flugblättern des KJVD geworden. Es geht um die «Reichssturmfahne». Auf dem Plane stellt Gründung von RGO-Jugendgruppen, Mitgliederwerbung («im Sturme» – daher die Fluktuation), Zeitungs-, Broschürenverkauf. Es sollen Wettbewerbe zwischen Bezirken, Gruppen, Zellen und sogar Einzelwettbewerbe (zur Hebung des persönlichen Ehrgeizes) abgeschlossen werden. Außerdem wird zur Bildung von Sturmbrigaden und Werbekolonnen aufgerufen. Wie weit diese Wettbewerbsideologie geht, zeigt die verschiedentlich vorgenommene Verteilung von sogenannten «Sturmbüchern» an die einzelnen Mitglieder, in die die erzielten Erfolge eingeschrieben werden! «Jede Parteiarbeit ist eine politische, der Wettbewerb entpolitisiert und versportlicht sie.» «Sie ist zur Seele der Parteiarbeit geworden.» Diese Einschätzung gilt noch für den KJVD, da seine Arbeit fast ausschließlich in diesen Wettbewerben besteht.

Antifaschistische Einheitsfront – die zentrale Frage der Situation.

Unter den 10 Hauptaufgaben steht auch als dritte: Schaffung der revolutionären Einheitsfront mit den Mitgliedern der SAJ, des SJV, der gewerkschaftlichen Jugendsektionen, der christlichen und faschistischen Organisationen und Organisierung von Masseneintritten in den KJVD» «Bildung der revolutionären Einheitsfront» und im selben Satz «Organisierung von Masseneintritten in den KJV» Wieso? Man kann oft die Meldung finden: «x sozialdem. Jungarb. kommen zum KJVD. Folgt dem Beispiel, schließt die rote Einheitsfront!» In der Praxis besteht die revolutionäre Einheitsfront darin, dass sich der KJVD in Aufrufen an die Mitglieder der anderen Organisationen wendet, und sie auffordert, die rote Einheitsfront zu schließen und «unter Führung des KJVD zu kämpfen für Arbeit, Brot und Freiheit, für ein Sowjet-Deutschland». Mit wem? – gegen wen? – Nicht mit SAJlern und HJlern für Arbeit, Brot usw., sondern die Einheitsfront mit unseren proletarischen Klassengenossen des SJV und der SAJ gegen den Todfeind der Arbeiterklasse, gegen den Faschismus. Aufrufe zur Bildung der roten Einheitsfront unter Führung des KJVD bleiben stets unbeantwortet, weil die Führung des KJVD nicht von Anfang an anerkannt wird (andernfalls blieben die Jungarbeiter nicht bei SJV und SAJ). Aufrufe allein genügen nicht. Man muss mit Forderungen der gemeinsamen Abwehr des faschistischen Terrors für bestimmte Fälle an die Organisationen herantreten. Antifa, Schutzbanner und Jungbanner sollen nicht eine Organisation werden, aber sich verabreden, die proletarischen Bezirke von SA-Kasernen zu säubern, faschistische Terrorakte zurückzuschlagen, usw. Liegt das im Interesse des parlamentarischen Reformismus oder des revolutionären Kampfes? Nur Bürokraten der Stalin-Thälmannfraktion können das als Opportunismus bezeichnen. In den Betrieben muss man natürlich gemeinsame Organisationen aufbauen, zuweilen auch bei Häuserblockstaffeln der proletarischen Bezirke. Die komm. und soz. Jungarbeiter gründen diese antifasch. Arbeiterwehren, um den militärischen Angriff des Faschismus mit gleichen Waffen zurückzuschlagen. Werden zuerst infolge ihrer Überzahl die Sozialdemokraten Führer, so ist es klar, dass im weiteren Verlauf die revolutionäre KPD Führerin wird. Aber unsere Führung zur Voraussetzung machen, d. h. nur, sich den Weg zur Einheitsfront zu versperren.

Die Situation drängt immer mehr zum Entscheidungskampf zwischen Faschismus und Kommunismus. Siegen können wir nur mit der Mehrheit des Proletariats, deshalb Schluss mit den Wettbewerben, zurück zu einer ernsten Verbandsarbeit. Die Mehrheit der Arbeiterjugend wird erobert nicht durch Wettbewerbe, sondern durch Anwendung der Leninschen Einheitsfronttaktik.

Baum

Kommentare