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Leo Trotzki 19190105 An die „Spartakus“gruppe in Deutschland und die Kommunistische Partei Deutsch-Österreichs

Leo Trotzki: An dieSpartakus“gruppe in Deutschland und

die Kommunistische Partei Deutsch-Österreichs

[„Prawda" Nr. 4, 5. Januar 1919. Eigene Übersetzung nach Л. Троцкий. Сочинения. Том 13. Москва-Ленинград, 1926 , S. 91-93, verglichen mit dem englischen Text]

Werte Genossen!

Mit großer Freude folgen wir eurem Kampf und euren Aktionen unter dem Banner des revolutionären Sozialismus. Ihr müsst unter extrem schwierigen Bedingungen kämpfen.

Die barbarische Invasion des anglo-französisch-amerikanischen Imperialismus, der selbst farbige Truppen gegen die aufflammende Weltrevolution schickt; die verräterische Politik der Regierungssozialisten, die unter dem Deckmantel der sozialistischen Republik eine Politik des Schutzes der kapitalistischen „Ordnung" und der Unverletzlichkeit des heiligen Privateigentums verfolgen; die schnelle Mobilisierung konterrevolutionärer Kräfte, die sich direkt auf die offizielle Sozialdemokratie stützen; schließlich die Existenz angeblich „linker" und „unabhängiger" Gruppen, die tatsächlich die Entfesselung der Kräfte der sozialistischen Revolution verhindern, und ihre Unterstützung der Verbrecher aus der gelben Sozialdemokratie an der Regierung – all das schafft eine äußerst schwierige Lage für unsere gemeinsame Sache.

Wir glauben aber nicht nur, sondern wir wissen: das deutsche und österreichische Proletariat muss die Bande, in denen seine Bourgeoisie es durch seine sozialdemokratischen Agenten hält, abwerfen.

Das deutsche und österreichische Proletariat wird bald sehen, dass die gepriesene demokratische Republik und die Nationalversammlung nichts anderes als ein Damm sind, der den Druck der revolutionären Welle aufhalten soll.

Das deutsche und österreichische Proletariat werden verstehen müssen, dass der einzige Ausweg für sie in ihrer eigenen Macht liegt, die rücksichtslos jeden Widerstand der Bourgeoisie unterdrücken wird, einer Macht, die nicht in Worten, sondern in Taten besteht und ein mächtiger Hebel für die sozialistische Reorganisation der Gesellschaft wird.

Die wirkliche Macht in Deutschland und in Deutsch-Österreich liegt jetzt in den Händen der alten Beamten der Monarchie. Die Herren Ebert und Renner, die in ihrem ganzen Leben eine demütige Angst vor dem Polizisten als Vertreter der bürgerlichen Staatsgewalt empfanden, ließen den ganzen alten Apparat, der jahrhundertelang als Instrument des Kampfes gegen die Volksmasse gebildet und gebaut wurde, in voller Unverletzlichkeit.

Die reale Macht der Bourgeoisie, die mit dem Segen „sozialistischer" Marionetten aufrechterhalten wird, muss ersetzt werden – und sie wird unvermeidlich ersetzt werden – durch die reale Macht des Proletariats, seine stahlharte revolutionäre Diktatur, trotz und ungeachtet der Sozialverräter, die auf dem ersten deutschen Sowjetkongress die Macht zugunsten der Bourgeoisie abgaben.

Die russische Arbeiterklasse, die die Zeit der Vereinbarungen mit der Bourgeoisie, die Angriffe der Konterrevolution, teilweise Niederlagen durchmachte, überzeugt sich durch Erfahrung, dass es in unserer Zeit der größten sozialen Schlachten der Weltgeschichte eines von beidem gibt: entweder die wahnwitzige, ungezügelt-grausame, blutige Diktatur der Generäle, die die kapitalistische Welt retten, oder die Diktatur der Arbeiter, die auf den Ruinen der kriegszerstörten Länder eine neue Welt aufbauten.

Und die Partei des Proletariats, unsere Partei, die zu Beginn der Revolution als ein „Haufen Wahnsinniger" galt und nun seit mehr als einem Jahr die Staatsgewalt innehat, freut sich besonders darüber, dass Bruderparteien in Deutschland und Österreich wachsen, die auf unser gemeinsames Ziel, den Sozialismus, auf unserem gemeinsamen Weg hinarbeiten: durch die Diktatur der Arbeiterklasse.

Der Tod der Bourgeoisie und der Sieg des Proletariats sind gleichermaßen unvermeidlich. Euer Sieg ist unvermeidlich, Genossen! Wir glauben und wissen, dass wir zusammen mit euch erreichen werden, dass wir auf den Ruinen der kapitalistischen Räuberei eine neue Welt der wirklichen menschlichen Brüderlichkeit und Solidarität aller Völker aufbauen werden.

Es lebe die Weltrevolution!

Es lebe die Diktatur des Proletariats!

Es lebe die internationale sozialistische Republik!

Es lebe der Kommunismus!

Im Auftrag des Zentralkomitees der Russischen Kommunistischen Partei (Bolschewiki).

N. Lenin, L. Trotzki, J. Swerdlow, J. Stalin, N. Bucharin.

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