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Vorimperialistisches im Programmentwurf

Hier sind die Bemerkungen jener Sektion der Kommission zur Programmrevision gemeint, die sich auf der Allrussischen Parteikonferenz im Mai (April) 1917 mit dem Leninschen Entwurf zur Ergänzung des ersten, des allgemeinen Teils des alten Programms beschäftigte (siehe „Entwurf zur Umarbeitung usw.“). Diese Sektion war mit Lenin im Wesentlichen nicht einverstanden. Sie fand, dass „die bloße Hinzufügung“ der Leninschen Zusätze „zum allgemeinen Teil des Programms eine rein mechanische Hinzufügung wäre, die des öfteren mit dem Gedankengang des allgemeinen Teils unseres Programms nicht in Einklang stünde“. Die Sektion hielt es für notwendig, den ganzen allgemeinen Teil des Programms so abzuändern, dass er überhaupt nur vom Imperialismus handle; es sei überflüssig, im Programm vom vorimperialistischen Kapitalismus zu sprechen, da ja der Imperialismus alle vorhergegangenen Stadien des Kapitalismus aufgesogen habe und da unter dem Imperialismus bereits alle Besonderheiten des Kapitalismus im Ganzen – Tausch, Produktion für den Markt, Krisen u. a. – bereits zu verschwinden beginnen. Die Sektion vergaß, dass der Imperialismus auf dem Boden dieser Besonderheiten emporwächst, dass er sich überall mit den vorimperialistischen Stadien der Entwicklung des Kapitalismus vermischt, dass dies in allen Ländern auch weiter so bleibt und besonders für Russland zutrifft, wo neben den Ansätzen des Imperialismus nicht nur vorimperialistische Stufen der Entwicklung des Kapitalismus, sondern auch vorkapitalistische Formen der Wirtschaft bestanden. Gegen den unrichtigen Standpunkt der Sektion trat Lenin in dem vorliegenden Artikel kategorisch auf. Später, im Oktober, als in Moskau eine Aufsatzsammlung von Miljutin, Sokolnikow, Lomow und Smirnow (ebenfalls unter dem Titel „Materialien zur Revision des Parteiprogramms“) erschien, die diesen Standpunkt der Sektion mit allen seinen Schlussfolgerungen vertrat, und als Bucharin in der Moskauer Zeitschrift „Spartak“ einen gleichen Gesichtspunkt entwickelte, veröffentlichte Lenin einen langen Artikel „Zur Revision des Parteiprogramms“, in welchem er diese „linke“ Position einer eingehenden Kritik unterzog. Auf dem VIII. Parteitage (1919), der das neue Parteiprogramm beschloss, vertrat Bucharin jenen Standpunkt, den die Kommission der Aprilkonferenz von 1917 eingenommen hatte. Auch er forderte eine Änderung des allgemeinen Teils des Programms in dem Sinne, dass er überhaupt nur vom Imperialismus handle. Und auch hier trat Bucharin gemeinsam mit Pjatakow gegen die Leninschen Gesichtspunkte in der nationalen Frage auf, wobei er jene „linke“ Linie fortsetzte, die von beiden während des imperialistischen Krieges noch vor 1917 verfolgt wurde und die von Pjatakow und anderen auf der Parteikonferenz von 1917 vertreten wurde. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 6, Anm. 33]

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