Vollmar, Georg von (1850–1922) – Deutscher Sozialdemokrat, stand zunächst auf dem linken Flügel der Partei, später wurde er extremer Opportunist. Nach Erlass des Sozialistengesetzes (1878) vertrat er sehr energisch die Notwendigkeit der Herausgabe eines illegalen Parteiorgans im Auslande, und als im Jahre 1879 in Zürich der „Sozialdemokrat" zu erscheinen begann, wurde V. zu seinem Redakteur ernannt. Später trat Bernstein an seine Stelle. In den 80er Jahren siedelte V. nach Bayern über, wo er dank seiner Tätigkeit weite Kreise der bayerischen Bauern für die Sozialdemokratie gewann. Diese „Eroberung" der Bauernschaft wurde erreicht auf Kosten der Änderung des Klassencharakters der örtlichen sozialdemokratischen Organisation und ihrer Umwandlung – unter dem Einfluss V.s – in einen Träger der Interessen der kleinen Eigentümer. V., der sich immer weiter nach rechts entwickelte, trat im Jahre 1891 mit der Forderung auf, die Tätigkeit der sozialdemokratischen Partei auf den Kampf für Reformen zu beschränken, und auf dem Frankfurter Parteitag im Jahre 1894 trat er für eine Revision des sozialdemokratischen Agrarprogramms ein, das nach seiner Ansicht die Aufrechterhaltung und Sicherung des bäuerlichen Kleinbesitzes im Rahmen der kapitalistischen Gesellschaft zu fordern hatte. In den Jahren 1894/95 war V. Mitglied der Kommission zur Ausarbeitung des Agrarprogramms (der Kommission gehörten außerdem David, Bebel, Liebknecht u. a. an). Der von der Kommission ausgearbeitete Entwurf entsprach seinem Inhalte nach den Ansichten V.s Der Breslauer Parteitag (1895) hat diesen Entwurf abgelehnt. Späterhin unterstützte V. stets Bernstein in seiner „Revision" des Marxismus, er war einer der einflussreichsten Führer des rechten Flügels der Partei. V. ist der Verfasser des Buches „Der isolierte soziale Staat" (1880) [Band 6]

Bekannter deutscher Sozialdemokrat, Revisionist, 1876 wegen Redigierens der sozialistischen „Dresdener Volkszeitung" aus Dresden ausgewiesen. Zu jener Zeit war V. äußerst revolutionär gestimmt, stand auf dem linken Flügel der Partei und wurde 1879 in Zürich Redakteur des illegalen „Sozialdemokrat". 1881 kehrte er nach Deutschland zurück, wurde in den Reichstag gewählt und gewann dort als talentvoller Redner einen Namen. Ende der 80er Jahre siedelte V. nach Bayern über. Die Betätigung unter den spezifischen bayrischen Verhältnissen, in einem Lande mit schwach entwickelten kapitalistischen Beziehungen und Klassengegensätzen wirkte sich auf die Auffassungen Vollmars aus. 1891 trat er in München bereits mit der Forderung auf, die Tätigkeit der Partei auf den Kampf für Reformen zu beschränken, war für Staatssozialismus, gegen die Verschärfung des Klassenkampfes. Nach 1900 war V. Anhänger des Bernsteinianertums, einer der einflussreichsten Führer des revisionistischen Flügels der Partei, forderte auf Parteitagen und Kongressen die Bewilligung des Budgets und propagierte eine Taktik des Reformismus und der Annäherung an die Liberalen. In seinen letzten Lebensjahren war er Mitglied des bayrischen Landtags und des Reichstags, wohnte den Parteitagen und internationalen Kongressen bei, nahm jedoch infolge seiner Krankheit nicht mehr den früheren aktiven Anteil am politischen Leben. [Band 12]