Permanente Revolution 19320301 Stalin entzieht Trotzki das Sowjetbürgerrecht

Permanente Revolution: Stalin entzieht Trotzki das Sowjetbürgerrecht

[Nach Permanente Revolution, Zeitschrift der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten) (Sektion der Internationalen Linken Opposition) 2. Jahrgang Nr. 5 (Anfang März 1932), S. 5]

Die Presse meldet: «Des Bürgerrechts verlustig erklärt wurden: Trotzki, Abramowitsch, Dan, Parri etc.»

Die ungeheure Hetze gegen Trotzki, die Stalin neuerlich, beginnend mit seinem Brief gegen Slutzki. entfaltet hat, hat ihm also nicht genügt. Sein unauslöschlicher, persönlicher Hass, empfindlich gereizt durch den außerordentlichen Widerhall der Broschüren Trotzkis in Deutschland, will Taten sehen.

Stalin hat absichtlich bei dieser Gelegenheit, den grüßten lebenden Revolutionär in einen Topf geworfen mit verächtlichen Konterrevolutionären, um so den Namen des Gründers der roten Armee zu beschmutzen. Diese infame Idee ist allerdings nicht originell. Wurde sie doch schon mit Vorliebe von den Thermidorianern im Kampf gegen die Revolutionäre verwandt.

Dieses ekelhafte Schauspiel wird einzig zu dem Zweck inszeniert, den Boden für neue Schandtaten gegen Trotzki psychologisch vorzubereiten. Denn warum, fragen wir, erfolgt dieser Akt gegen die Dan. Abramowitsch etc. ausgerechnet heute, nachdem der Menschewikenprozess schon fast 1 Jahr zurückliegt!

Wir erinnern daran, dass vor einigen Monaten die «Rote Fahne» von Attentatsvorbereitungen von Weißgardisten nicht nur gegen heutige führende Sowjetpolitiker (Litwinow etc.), sondern auch gegen Trotzki durch den Weißgardisten Torkul berichtete. Dass diese Meldungen vollkommen ernst zu nehmen waren, zeigen die Vorbereitungen, die die Sowjetregierung selbst zur Reise Litwinows nach Genf traf. Auf die Hintergründe einer solchen Meldung durch Stalin haben wir seinerzeit deutlich hingewiesen, dass Stalin sich hier ein Alibi schaffen will für eine Tat, die zu verhindern er keinen Finger rührt. Diese neue Maßnahme vermehrt die Gefahr für Trotzkis Leben! Stalin will Trotzki den Weißen ausliefern! Er begünstigt weiter Turkuls Pläne.

Der Plan Stalins ist uns vollständig klar. Und wir werden zur gegebenen Zeit noch ausführlicher darüber berichten. Diese ganze Geschichte ist eine typische Stalinsche Angelegenheit, eine jener «gepfefferten Speisen» Stalins, vor denen schon Lenin gewarnt hat. Aber in all seinem blinden Hass soll sich Stalin, der nicht zufällig Bucharin so ausdrucksvoll die Theorie von der «Süßigkeit» der Rache entwickelt hat, über eins klar sein: Für alles was mit Trotzki geschehen wird, wird Stalin die volle (nicht etwa nur die historische) Verantwortung tragen.

Was den Versuch, Trotzki zu kompromittieren, betrifft. so ist er doch etwas zu plump. Nicht wenige erinnern sich, dass man zum Beispiel auch Lenin versucht hat. als hohenzollernschen Agenten hinzustellen.

Die Frage des Verhältnisses von Trotzki zur Sowjetunion wird nicht durch einen Pass bestimmt. Mit oder ohne Pass ist und bleibt Gen. L. D. Trotzki einer der Gründer des Sowjetstaates, der Schöpfer der roten Armee, der weitschauendste, ergebenste, stärkste Vorkämpfer der Sowjetunion. Auch ohne «Pass» ist er weit mehr Repräsentant des proletarischen Staates, den wir bejahen und mit allen Kräften stützen, als Stalin, der den Kommunismus kompromittiert und die Stärke der UdSSR untergräbt.

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