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Grigori Sinowjew 19190401 Neue Grausamkeiten der deutschen „sozialdemokratischen“ Regierung

Grigori Sinowjew: Neue Grausamkeiten der

deutschen „sozialdemokratischen“ Regierung

[Manifest, Richtlinien, Beschlüsse des Ersten Kongresses. Aufrufe und offene Schreiben des Exekutivkomitees bis zum Zweiten Kongress. Hamburg 1920, S. 79 f.]

Die Regierung der deutschen Sozialdemokraten hat in Berlin ein neues ungeheuerliches Verbrechen verübt. Die Regierung Scheidemann und Noske hat grausam einen alten Revolutionär, den ehemaligen Vertreter der polnischen Sozialdemokratie in der Zweiten Internationale, Genossen Leo Tyszko, niedergeschossen. Über dreißig Jahre hat Genosse Tyszko in den Reihen der Arbeiter für die Sache des Sozialismus gekämpft. Genosse Tyszko stand zu jener Zeit an der Spitze des heroischen polnischen Proletariats, als es in Warschau und Lodz die ersten revolutionären Barrikaden baute. Viele Jahre hat Genosse Tyszko als Kämpfer für die Sache der Arbeiter im Gefängnis verbracht. Im Jahre 1906 wurde er zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Als es ihm gelungen war, aus dem Zuchthaus zu entfliehen, widmete er sich sofort wieder dem Kampf für den Sozialismus. Die deutsche Novemberrevolution traf Genossen Tyszko im deutschen Gefängnis an, in das er von der Regierung Wilhelm II. geworfen worden war. Im Laufe von zehn Jahren war Genosse Tyszko einer der hervorragendsten und der Sache der deutschen revolutionären Bewegung ergebensten Arbeiter.

Nächst Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg war Genosse Tyszko der Hauptorganisator der Spartakusgruppe, der späteren Partei der Kommunisten Deutschlands. Der internationale Sozialismus hat keinen selbstaufopfernderen, keinen uneigennützigeren, keinen energischeren Arbeiter gekannt, als Genossen Leo Tyszko.

Und diesen Genossen haben jetzt die Scheidemann und Noske, die sich Sozialdemokraten nennen, grausam niedergeschossen.

Genosse Leo Tyszko wurde erschossen, weil er bis zum letzten Atemzug den Interessen der Arbeiterklasse und des Kommunismus treu war.

Genosse Leo Tyszko wurde erschossen, weil er ein Todfeind der bürgerlichen Staatsordnung war.

Die Kommunistische Internationale fordert die Arbeiter aller Länder auf, am Grabe dieses hervorragenden Kämpfers und unerschöpflich energischen Organisators die Häupter zu entblößen. Die Kommunistische Internationale ist überzeugt, dass der Tag nicht fern ist, an dem die Arbeiter Deutschlands mit den bürgerlichen Henkern und Schlächtern der Berliner Kommunarden: den Scheidemann, Ebert, Noske, nach Gebühr abrechnen werden.

Vorsitzender des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale.

G. Sinowjew.

1. April 1919.


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