Bemerkungen zum zweiten Programmentwurf Plechanows

Bemerkungen zum zweiten Programmentwurf Plechanows

Der allgemeinste und wesentlichste Mangel, der diesen Entwurf unannehmbar macht, ist, meines Erachtens, der ganze Typus des Programms, nämlich: es ist nicht das Programm einer praktisch kämpfenden Partei, sondern eine Prinzipienerklärung1, es ist viel eher ein Programm für Studierende (insbesondere im Hauptteil, der der Charakteristik des Kapitalismus gewidmet ist), und zwar für Studierende des ersten Semesters, wo vom Kapitalismus im Allgemeinen und noch nicht vom russischen Kapitalismus die Rede ist. Dieser wesentlichste Mangel ruft auch eine Reihe von Wiederholungen hervor, wobei das Programm bisweilen zu einem Kommentar wird. Ich werde mich bemühen, das durch die Analyse Punkt für Punkt nachzuweisen und dann das allgemeine Ergebnis zusammenzufassen.

Die Entwicklung des internationalen Austausches" usw. bis zu den Worten „und ist bereits seit langem international geworden" (§1 – der Bequemlichkeit des Zitierens halber werde ich jeden Absatz, d. h. die mit einem neuen Absatz beginnende Stelle, als Paragraphen bezeichnen und sie der Reihe nach nummerieren).

Sachlich kann nichts dagegen eingewendet werden. Nur sind die Worte „die große Befreiungsbewegung unserer Zeit" überflüssig, denn von dem freiheitlichen Charakter der Arbeiterbewegung ist weiter unten sehr viel und konkret die Rede.

Ferner steht dieser Absatz, meines Erachtens, nicht am richtigen Platz. Das Programm der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands muss mit einer Charakteristik des russischen Kapitalismus (und einer Anklage gegen ihn) beginnen, – und erst nachher die Internationalität der Bewegung unterstreichen, die der Form nach – um mit den Worten des Kommunistischen Manifestes zu sprechen – zunächst national sein muss.

§ II. „Ebenso wie die Sozialdemokraten aller anderen Länder stehen auch die russischen Sozialdemokraten auf internationalem Boden. Sie betrachten ihre Partei als einen Truppenteil der Weltarmee des Proletariats, als einen Teil der internationalen Sozialdemokratie."

Die von mir unterstrichenen Worte sind überflüssig, denn sie fügen nichts zu dem hinzu, was vorher und nachher gesagt ist. Diese überflüssigen Worte schwächen nur den vollkommen genügenden und anschaulichen Gedankenausdruck in den Worten „Truppenteil" und „Teil".

§ III. „Sie verfolgen dasselbe Endziel, das die Sozialdemokraten aller anderen Länder anstreben."

Das sind ebenfalls überflüssige Worte, denn sie werden weiter unten in § VIII („das Endziel aller Bestrebungen der internationalen Sozialdemokratie" usw.) und § XVII („die Einheit des gemeinsamen Endziels") zweimal wiederholt. Der „Truppenteil" der Armee ist eben darum ein Truppenteil, weil er dasselbe Ziel verfolgt.

§ IV. „Dieses gemeinsame Endziel der Sozialdemokraten aller Länder" (wieder eine überflüssige Wiederholung) „wird bestimmt durch den Charakter und den Entwicklungsgang der bürgerlichen Gesellschaft".

Ebenfalls überflüssige Worte, denn weiter wird eben gezeigt, wie der Charakter und der Entwicklungsgang der bürgerlichen Gesellschaft dieses Endziel „bestimmen". Dieser Paragraph ist etwas in der Art einer Überschrift, der Bezeichnung eines Abschnitts gehalten. Aber Überschriften, die in einem Lehrbuch oder in einem Aufsatz notwendig sind, sind im Programm durchaus nicht notwendig. Alles, was im Programm überflüssig, schwächt es2 (Engels in den Bemerkungen zu dem Entwurf des Erfurter Programms)3.

§ V und § VI (und auch der Anfang des § VII) rufen, abgesehen von Bemerkungen formaler Art, auch einen allgemeinen und wesentlichen Einwand hervor, der sich gegen den ganzen Typus des Programmentwurfs richtet.

Ich werde zunächst den allgemeinen Einwand darlegen (wobei es zum Teil notwendig sein wird, den Gegenentwurf zu verteidigen) und dann zu den formalen Bemerkungen übergehen.

§ V gibt die Definition des „entwickelten" Kapitalismus im Allgemeinen; § VI spricht von der „Erweiterung" der kapitalistischen Produktionsverhältnisse in dem Maße, wie die Technik sich entwickelt und die Großbetriebe zum Nachteil der Kleinbetriebe (oder auf Kosten der Kleinbetriebe) anwachsen, d. h. in dem Maße, wie der Kleinbetrieb durch den Großbetrieb verdrängt wird.

Eine solche Darstellungsweise ist unlogisch und nicht richtig. Nicht richtig – weil das kämpfende Proletariat nicht aus Definitionen lernt, was Kapitalismus ist (wie man aus Lehrbüchern lernt), sondern aus der praktischen Kenntnis der Widersprüche des Kapitalismus, der Entwicklung der Gesellschaft und ihrer Folgen. Und wir müssen in unserem Programm diese Entwicklung definieren, müssen – möglichst kurz und deutlich – sagen, dass die Sache soundso verläuft. Alle Erklärungen aber, warum es gerade so ist und nicht anders, alle Einzelheiten über die Formen, in denen sich die Grundtendenzen äußern, müssen wir den Kommentaren überlassen. Was Kapitalismus ist, – das wird sich schon ganz von selbst ergeben, aus unserer Darstellung, dass die Sache soundso steht (resp. verläuft).

Unlogisch – weil der Prozess der Verdrängung der Kleinbetriebe durch die Großbetriebe (§ VI) und der Prozess des Zerfallens der Gesellschaft in Eigentümer und Proletarier (§ V) ein und derselbe Prozess ist. Das aber kommt in der Fassung des Entwurfs nicht zum Ausdruck. Aus dem Entwurf ergibt sich folgendes: Erster Satz. Der entwickelte Kapitalismus besteht darin, dass der selbständige Kleinbetrieb zum größten Teil durch den Großbetrieb, der Lohnarbeiter beschäftigt, verdrängt wurde. Zweiter Satz. Die Herrschaft des Kapitalismus dehnt sich aus in dem Maße, wie der Kleinbetrieb durch den Großbetrieb verdrängt wird …

Ich denke, dass diese beiden Absätze aus dem erwähnten Grund zu einem Absatz verschmolzen werden müssen und dass der Prozess folgendermaßen in ihm zum Ausdruck kommen muss: die Entwicklung der Technik – die Verdrängung des Kleinbetriebes durch den Großbetrieb – die Konzentrierung der Produktionsmittel in den Händen der Kapitalisten und Grundbesitzer – der Ruin der selbständigen Kleinproduzenten: ihre Verwandlung in Proletarier oder in Abhängige des Kapitals.

Gegen eine solche Fassung (deren Versuch im Gegenentwurf gemacht worden ist) wird eingewandt:

(1) Sie stellt die Sache so dar, als hinge die Verelendung der russischen Bauernschaft (resp. die Bildung des Großgrundbesitzes in Russland usw.) nur von der Entwicklung des Kapitalismus ab.

Dieser Einwand erscheint mir unbegründet. An der entsprechenden Stelle (und zwar am Ende des Programms) ist ganz klar gesagt, dass wir noch eine Unmenge von Überbleibseln des Leibeigenschaftssystems haben und dass diese Überbleibsel den Entwicklungsprozess „barbarisieren". Halten wir aber einmal den Prozess der Entwicklung des Kapitalismus für den grundlegenden Prozess der sozial-ökonomischen Entwicklung Russlands, so müssen wir gerade zu Anfang eine Charakteristik dieses Prozesses und seiner Widersprüche und Folgen geben. Nur so können wir deutlich unsern Gedanken zum Ausdruck bringen, dass der Prozess der Entwicklung des Kapitalismus, der Verdrängung des Kleinbetriebes, der Konzentrierung des Eigentums usw. vorwärtsschreitet und vorwärtsschreiten wird trotz aller Überreste des Leibeigenschaftssystems und über all diese Reste hinweg.

(2) Man sagt, der Satz, „der Kleinbetrieb wird immer mehr durch den Großbetrieb verdrängt", sei „zu kategorisch", „schablonenhaft" usw.

Ich muss darum erklären, auf Grund welcher Erwägungen ich diese Fassung für nicht weniger richtig und sehr viel besser halte als die des hier in Rede stehenden Entwurfs: „die Erhöhung der wirtschaftlichen Bedeutung der Großbetriebe, das Sinken der relativen Zahl der Kleinbetriebe, die Beschränkung ihrer Rolle im sozial-ökonomischen Leben des Landes".

Vom rein theoretischen Standpunkt aus sind diese beiden Fassungen vollkommen gleichbedeutend, und alle Versuche, einen sachlichen Unterschied zwischen ihnen zu konstruieren, sind ganz willkürlichA. „Die Erhöhung der Bedeutung der Großbetriebe und die Beschränkung der Rolle der Kleinbetriebe" – das ist eben die Verdrängung.

Die Verdrängung kann auch in nichts anderem bestehen. Die Schwierigkeit, die Verworrenheit der Frage der Verdrängung des Kleinbetriebes durch den Großbetrieb hat ihren Grund gar nicht darin, dass irgend jemand nicht zu verstehen imstande ist (ehrlich nicht imstande ist), dass die Verdrängung „die Erhöhung der Bedeutung der Großbetriebe und die Beschränkung der Rolle der Kleinbetriebe" bedeutet, – sondern ganz und ausschließlich darin, dass es schwer ist, eine Übereinstimmung zu erzielen in der Wahl der Anzeiger und der Kennzeichen der Verdrängung, resp. der Erhöhung der Bedeutung, resp. der Beschränkung der Rolle.

In ganz allgemeiner Form kann der Prozess der Entwicklung des Kapitalismus in dieser Beziehung folgendermaßen zum Ausdruck gebracht werden:

Ausgangsperiode:

Gesamtproduktion –100.

Großbetriebe = a; Kleinbetriebe = 100 a.

Nächste Periode: Gesamtproduktion = 200.

Großbetriebe = 2 a + b; Kleinbetriebe = 200 2 a b.

Man kann jede Bürgschaft dafür übernehmen, dass alle Angaben über das Wechselverhältnis zwischen Großbetrieb und Kleinbetrieb in dieses Schema hineinpassen. Und kein Mensch, der den Prozess verstehen will, kann daran zweifeln, dass das eben die Verdrängung ist. Ob nun 200 – 2a 2b größer ist als 100 a (relative Verdrängung) oder kleiner (absolute Verdrängung) – auf jeden Fall ist es eine Verdrängung. Das „nicht verstehen" kann nur ein „Kritiker", der nicht verstehen will, – und solchen Leuten kann man es doch nicht recht machen. Außerdem werden ja auch im Kommentar ausdrückliche Maßnahmen gegen sie ergriffen.

Die ganze Schwierigkeit der Frage besteht gar nicht darin, zu verstehen, dass die genannte Abänderung eine „Verdrängung" ist, sie besteht darin, wie eben diese Größen: 100, a usw. zu bestimmen sind. Das aber ist eine konkrete Frage, eine Tatsachenfrage, und die Lösung dieser Frage wird um kein Jota dadurch gefördert, dass man die Worte hinsetzt: „Erhöhung der Bedeutung und Beschränkung der Rolle."

Die ganze europäische Industriestatistik bestimmt z. B., in der übergroßen Zahl der Fälle, diese „Bedeutung" und diese „Rolle" durch die Zahl der Arbeiter (die Agrarstatistik – durch die Menge des Bodens). Und noch niemand hat gewagt zu bezweifeln, dass der Rückgang der Zahl der Arbeiter (resp. der Menge des Bodens) gerade die Verdrängung bedeutet. Die ganze Schwierigkeit besteht aber darin, dass solche Kennzeichen, wie die Zahl der Arbeiter (resp. die Menge des Bodens) sehr oft ungenügend sind. Die Verdrängung der Kleinbetriebe ist möglich, auch wenn die Zahl der Arbeiter (die Menge des Bodens) dieser Betriebe steigt – wenn, z. B. diese Arbeiter bereits fremdes Material bearbeiten, wenn dieser Boden mit schlechtem Vieh, mit schlechter gestellten Arbeitern bearbeitet wird, wenn er schlechter bestellt, schlechter gedüngt wird usw. Jeder weiß, dass die „kritischen Argumente" gegen das Marxsche Dogma" gerade von solchen „Missverständnissen" wimmeln, diese „Missverständnisse" aber werden durchaus nicht beseitigt, wenn man „Verdrängung" durch „Erhöhung der Bedeutung und Beschränkung der Rolle" ersetzt, denn es ist „allgemein üblich", die „Bedeutung" und die „Rolle" ganz einfach durch die Zahl der Arbeiter und die Menge des Bodens auszudrücken.

Niemand wird daran zweifeln, dass gerade die Verdrängung des Kleinbetriebs durch den Großbetrieb auf dem Gebiet der Landwirtschaft in solchen Prozessen zum Ausdruck kommt, wie es die Zersetzung der Bauernschaft ist, die Entwicklung der Verwendung von Maschinen besonders bei Großbesitzern, die Besserung des Arbeitsviehbestandes bei Großbesitzern und seine Verschlechterung bei Kleinbesitzern (Ersetzung der Pferde durch Kühe usw.), die wachsenden „Ansprüche" des Lohnarbeiters im Großbetrieb und die Verlängerung der Arbeitszeit, resp. die Verringerung des Verbrauchs der Kleinbauern, die bessere Bestellung des Bodens und besseres Düngen im landwirtschaftlichen Großbetrieb, schlechtere Bestellung und schlechteres Düngen im landwirtschaftlichen Kleinbetrieb, die Überholung der Kleinbetriebe durch die Großbetriebe auf dem Gebiete der Kredite und der Assoziation usw. Es ist gar nicht schwer nachzuweisen (und es braucht auch nicht nachgewiesen zu werden), dass all diese Prozesse eine „Verdrängung" bedeuten, – schwer nachzuweisen ist, dass gerade auf diese Prozesse die Aufmerksamkeit gelenkt werden muss, dass diese Prozesse tatsächlich vor sich gehen. Diese Schwierigkeit wird um nichts erleichtert durch die Worte „Erhöhung der Bedeutung und Beschränkung der Rolle": sie kann nur durch einen Kommentar erleichtert werden, nur durch das Aufzeigen, wie die Leute es nicht verstehen, den wahren Ausdruck des Verdrängungsprozesses (= Erhöhung der Bedeutung und Beschränkung der Rolle) zu definieren (ihn nicht definieren wollen).

Es ist die reinste Einbildung, zu glauben, dass die Worte „Erhöhung der Bedeutung und Beschränkung der Rolle" tiefer, inhaltsreicher, umfassender seien als das „enge" und „schablonenhafte" Wort „Verdrängung". Diese Worte bringen nicht die geringste Vertiefung im Verständnis des Prozesses zum Ausdruck – sie bringen den Prozess nur unklarer und verschwommener zum Ausdruck. Und ich bekämpfe diese Worte so entschieden nicht wegen ihrer theoretischen Unrichtigkeit, sondern eben weil sie einer gewöhnlichen Unklarheit den Anschein der Tiefe geben.

Ein Mensch, „der zur Schule gegangen ist" und der weiß, dass schon die Verringerung des Anteils (und durchaus nicht unbedingt die absolute Verringerung) eine Verdrängung ist, wird hinter dieser Unklarheit den Wunsch erkennen, die Nacktheit des durch die Kritiker in Verruf gebrachten „Marxschen Dogmas" zu verdecken.B Der Mensch, der nicht zur Schule gegangen ist, wird nur seufzen über den unermessbaren „Abgrund der Weisheit", – während das Wort „Verdrängung" jedem Handwerker und jedem Bauern Dutzende und Hunderte von ihm bekannten Beispielen ins Gedächtnis rufen wird. Kein Unglück, wenn er nicht sofort diesen Ausdruck in seiner ganzen Tragweite begreift:

Selbst wenn einmal ein Fremdwort oder ein nicht auf den ersten Blick in seiner ganzen Tragweite zu erfassender Satz vorkommt, schadet das nichts.. Der mündliche Vortrag in den Versammlungen, die schriftliche Erklärung in der Presse tut da alles Nötige, und der kurze prägnante Satz befestigt sich dann, einmal verstanden, im Gedächtnis, wird Schlagwort, und das passiert der breiteren Auseinandersetzung nie"4 (Engels in der Kritik zum Erfurter Programmentwurf).

Auch vom Standpunkte des Stils sind die Worte „Erhöhung der Bedeutung und Beschränkung der Rolle" anstatt „Verdrängung" nicht erwünscht. Das ist nicht die Sprache einer revolutionären Partei, sondern die Sprache der „Russkije Wjedomosti". Das ist nicht die Ausdrucksweise einer sozialistischen Kundgebung, sondern die Ausdrucksweise eines statistischen Sammelbuchs. Es ist, als wären diese Worte absichtlich gewählt worden, um beim Leser den Eindruck zu erwecken, der eigentümliche Prozess sei nicht ein schroffer Prozess, sondern ein Prozess mit keinem bestimmten Ausgang, ein schmerzloser Prozess. Da aber in Wirklichkeit gerade das Gegenteil der Fall ist, so sind dementsprechend diese Worte einfach falsch. Wir können und dürfen nicht die abstraktesten Fassungen wählen, denn wir schreiben keinen Aufsatz gegen die Kritiker, sondern das Programm einer Kampfpartei, die sich an die Masse der Kustari und Bauern wendet. Wenn wir uns an sie wenden, müssen wir klipp und klar5 sagen, dass das Kapital sie „zu Dienern und Tributpflichtigen macht", sie „ruiniert", sie in die Reihen des Proletariats „drängt". Nur eine solche Fassung wird eine richtige Darstellung dessen sein, wofür jeder Kustar und jeder Bauer Tausende von Beispielen kennt. Und nur aus einer solchen Fassung wird sich unvermeidlich der Schluss ergeben: die einzige Rettung für euch ist der Anschluss an die Partei des Proletariats.

Zu den formalen Bemerkungen gegen § V und VI übergehend, will ich folgendes bemerken:

§ V spricht von der bürgerlichen Gesellschaft „in entwickelter Form" und sagt gleichzeitig, dass in ihr sowohl die „Schicht der Handwerker" als auch die „Kleinbauernschaft" sich erhalten haben. Es ergibt sich eine Ungenauigkeit. Wenn man die Worte „entwickelte Form" in streng theoretischem Sinne auffasst, so wird es in einer solchen Gesellschaft keine Handwerker und keine Kleinbauern geben. Und selbst wenn man diese Worte im landläufigen Sinn auffasst: die meist entwickelten Länder, – so wird es sich auch dann erweisen, dass z. B. in England eine „Kleinbauernschaft", als besondere soziale Schicht, eigentlich fast nicht mehr besteht.

Die Herrschaft der Warenproduktion auf der Grundlage der kapitalistischen Produktionsverhältnisse." Da stimmt etwas nicht. Natürlich ist die vollständig entwickelte Warenproduktion nur in der kapitalistischen Gesellschaft möglich, aber die „Warenproduktion" ist im allgemeinen sowohl logisch als auch geschichtlich ein Prius6 im Verhältnis zum Kapitalismus.

Der Ausdruck „die kapitalistischen Produktionsverhältnisse" ist im Entwurf nicht konsequent gebraucht. Verschiedentlich wird er ersetzt durch den Ausdruck „kapitalistische Produktionsweise" (§ XI). Meines Erachtens müsste man, um die Schwierigkeiten des Verständnisses des Programms zu verringern, ein und denselben Ausdruck gebrauchen, und zwar den zweiten, denn der erste ist mehr theoretisch, und ohne die Hinzufügung des Wortes „System" usw. (der Verhältnisse) weist er nicht auf etwas Abgeschlossenes und Ganzes hin.

Die feudal-handwerkliche Periode" … Hier wird fast wie absichtlich ein Ausdruck gewählt, der auf Russland am wenigsten anwendbar ist, denn die Anwendbarkeit des Ausdrucks „Feudalismus" auf unser Mittelalter wird bestritten. Die Charakteristik der „entwickelten" bürgerlichen Gesellschaft ist jedoch ihrem Wesen nach gerade so gegeben, wie sie auch auf Russland anwendbar ist (die selbständigen Kleinproduzenten und die Kleinbauern „haben sich erhalten", sie verkaufen „periodisch oder ständig ihre Arbeitskraft" usw.). Auf diese Weise widerlegt der Entwurf schon allein durch seine Fassung die Ansicht, dass man keine Charakteristik der Entwicklung des Kapitalismus schreiben könne, wenn man gerade Russland im Auge hat.

Die Handwerker-Kleinproduzenten, die auf Bestellung arbeiten" … Auf Bestellung der Verbraucher oder auf Bestellung der Kaufleute, die ihnen den Stoff liefern? Wahrscheinlich auf Bestellung der Verbraucher. Aber gerade in Russland arbeitet in der Industrie die Mehrheit der Kleinproduzenten nicht auf Bestellung, sondern für den Markt.

… „Der Hauptteil der Konsumtionsmittel" … (warum nicht auch der „Produktionsmittel"?) …„wird für den Absatz auf dem Innenmarkt oder auf dem internationalen Markt erzeugt" … Die unterstrichenen Worte sind eine überflüssige Wiederholung, denn auf die Entwicklung des internationalen Austausches ist in § I hingewiesen.

… „Die Mittel der Warenproduktion und -zirkulation". Ich denke, die unterstrichenen Worte müsste man aus dem Programm streichen und in den Kommentar setzen, denn dass die Zirkulationsmittel den Kapitalisten gehören, kann daraus abgeleitet werden, dass ihnen in der Gesellschaft der Warenwirtschaft die Produktionsmittel gehören.

… „Von den Personen, die außer ihrer Arbeitskraft keine Mittel der Produktion und der Zirkulation besitzen" So kann man nicht sagen.

Der Hinweis auf den „ständigen oder periodischen – im Verlaufe eines ganzen Jahres oder mehrerer Monate" – Verkauf der Arbeitskraft ist eine überflüssige Einzelheit, die im Kommentar anzuführen wäre.

§ VI … „Die wirtschaftliche Bedeutung der industriellen Großbetriebe erhöhend" – und weiter unten: die Beschränkung der Rolle der selbständigen Kleinproduzenten im allgemeinen. Sind die landwirtschaftlichen Großbetriebe zufällig weggelassen worden? Oder wollte man sagen, dass die wirtschaftliche Bedeutung der Großbetriebe nur in der Industrie steigt, dass aber die Rolle der Kleinbetriebe sowohl in der Industrie als auch in der Landwirtschaft sinkt? Sollte das zweite der Fall sein – dann wäre es vollkommen falsch. Auch in der Landwirtschaft steigt die „wirtschaftliche Bedeutung der Großbetriebe" (es genügt, als ein Beispiel, auf die Maschinen hinzuweisen, – weiter oben sind aber auch andere Beispiele angeführt) . Selbstverständlich ist der Prozess hier viel mehr verwickelt, doch muss davon (und zwar mit konkreten Erläuterungen) erst im Kommentar die Rede sein.

Die „mehr oder weniger vollständige, mehr oder weniger offene, mehr oder weniger schwer lastende“ Abhängigkeit“ ….. – das sind, meines Erachtens, überflüssige und den Sinn abschwächende Worte. Der im ursprünglichen Entwurf gebrauchte Ausdruck „Diener und Tributpflichtige" ist stärker und anschaulicher.

§ VII gibt zu Beginn eine überflüssige Wiederholung, wenn er noch einmal auf die „Verwandlung der Kleinproduzenten in Proletarier" hinweist, obgleich davon schon in § V und VI die Rede gewesen ist.

§ VII gibt eine weitläufige Erklärung dafür, dass die Steigerung der Nachfrage nach Arbeitskraft hinter der Steigerung ihres Angebots zurückbleibt. Die Darstellung gewinnt in diesem Falle kaum durch die „Weitläufigkeit". Eine vollständige Erklärung des Prozesses zu geben, ist natürlich ohnehin nicht gelungen (z. B. wird die steigende Verwendung der Frauen- und Kinderarbeit erwähnt, während das Steigen der Intensität der Arbeit nicht erwähnt wird u. ä. m.). Richtiger ist es darum, alle Erläuterungen (mit konkreten Beispielen) in den Kommentaren zu bringen, im Programm aber nur zu sagen, worin der Widerspruch des Kapitalismus besteht, welches seine Tendenz ist.

Man wendet ein, die Sache nehme eine falsche Form an, wenn man sagt: „Je weiter die Entwicklung der Technik fortschreitet, um so mehr bleibt die Steigerung der Nachfrage nach Arbeitskraft hinter der Steigerung ihres Angebots zurück"; die „Steigerung des Angebots" hänge bei weitem nicht nur vom „technischen Fortschritt" ab. Aber dieser Einwand ist unbegründet, denn die Worte „je weiter – um so mehr" bedeuten gar nicht dasselbe wie die Worte „da – infolgedessen". Wodurch die „Steigerung des Angebots" hervorgerufen wird, das ist im vorhergehenden Absatz dargelegt worden („Verelendung", „Verdrängung" etc.) und wird in den Kommentaren konkreter erläutert werden.

… „Der Anteil der Arbeiterklasse an der Gesamtmenge des materiellen Reichtums, der durch ihre Arbeit geschaffen wird, wird stets geringer" … Diese Worte stehen in dem Absatz, in dem von dem erhöhten Grad der Ausbeutung die Rede ist (man vergleiche die der zitierten Stelle unmittelbar vorangehenden Worte). Man kann darum meinen, dass unter „Anteil" das Verhältnis von v zu v + m verstanden wird. Dann ist es aber überflüssig und entspricht nicht den Worten „die Gesamtmenge des Reichtums".

Wenn aber die Gesamtmenge – c + v + m ist, so geht es, erstens, nicht gut an, c + m (gegen v) als „Anteil" zu bezeichnen, denn unter „Anteil" versteht man das, was eigentlich geteilt wird, d. h. die Konsumtionsmittel. Ferner gehört dann dieser Satz dem Inhalte nach zum folgenden Paragraphen, in dem vom Wachstum des gesellschaftlichen Reichtums (c + v + m) und der sozialen Ungleichheit die Rede ist. Darum ist es besser, die zitierten Worte, als überflüssige Wiederholung, wegzulassen.

Außerdem setzen die Worte durch ihre Fassung eine entwickelte Gesellschaft voraus, in der es nur Lohnarbeiter und Kapitalisten gibt (denn auch der Anteil der Kleinproduzenten wird geringer, das aber entspricht nicht dem Absatz V, der auch in der „entwickelten" Gesellschaft noch Kleinproduzenten bestehen lässt).

§ VIII müsste nach § IX und § X stehen: diese beiden letzten Paragraphen behandeln die Krisen, d. h. einen der Widersprüche des Kapitalismus, § VIII aber fasst das Ergebnis aller Widersprüche des Kapitalismus und aller Tendenzen seiner Entwicklung zusammen.

Den Worten „der Steigerung der Produktivität der Arbeit" müsste hinzugefügt werden: „der gesellschaftlichen und immer mehr vergesellschafteten Arbeit". Der Entwurf weist nicht an richtiger Stelle und in zu enger Form auf den Prozess der Vergesellschaftung der Arbeit hin (§ XI) („der Prozess der Vervollkommnung der Technik vereinigt immer mehr die Arbeit der Arbeiter"). Die Vergesellschaftung der Arbeit durch den Kapitalismus besteht nicht nur in der „Vereinigung der Arbeit der Arbeiter".

Die Worte „die Vergrößerung des Abstandes zwischen Besitzenden und Besitzlosen" nach den Worten „das Anwachsen der sozialen Ungleichheit" stellen eine überflüssige Wiederholung dar. Der Hinweis aber auf die „Vertiefung des Abgrundes" zwischen Proletariat und Bourgeoisie müsste unbedingt hinzugefügt werden zur Kennzeichnung der wichtigsten sozialen Folgen aller genannten Widersprüche des Kapitalismus und als Überleitung zum Klassenkampf.

Übrigens. Was die Kennzeichnung der sozialen Folgen des Kapitalismus anbelangt, so muss man sagen, dass der Entwurf hier ganz besonders an Abstraktheit leidet, da er sich auf den ganz ungenügenden Satz beschränkt: „Die Vervielfachung der Schwierigkeiten des Kampfes ums Dasein und aller mit ihm verknüpften Entbehrungen und Leiden". Ich halte es für unbedingt notwendig, dass eben auf die sozialen Folgen konkreter hingewiesen wird, die besonders schwer auf der Arbeiterklasse und den Kleinproduzenten lasten.

Gegen die Formulierung dieser Folgen im Gegenentwurf wird der Einwand erhoben, dass, z. B., die Worte „Erniedrigung aller Art" falsch seien. Ich denke, sie sind richtig, denn sie erfassen solche Erscheinungen, wie die Prostitution, die Verwandlung der „Intelligenz" in einfache Lohnempfänger, die Verwandlung des Arbeiters in einen Verkäufer von Frau und Kindern, die Unterordnung unter die eiserne Disziplin des Kapitals, die Ausnutzung der wirtschaftlichen Macht zur politischen Unterdrückung, zur Ausübung eines Druckes auf die Meinungsfreiheit usw. usf. Ebenso halte ich es für unbedingt notwendig, auf „die Armut und das Elend der Massen" unter dem Kapitalismus hinzuweisen. Ich schlage nicht vor, von einem absoluten Wachstum der Armut und des Elends zu sprechen, aber ich teile die Ansicht Kautskys, dass „ein ausführliches sozialdemokratisches Programm, welches nicht erkennen lässt, dass der Kapitalismus naturnotwendig Massenarmut und Massenelend erzeugt, das nicht als den Inhalt des Strebens der Sozialdemokratie den Kampf gegen diese Armut und dieses Elend bezeichnet, die entscheidende Seite unserer Bewegung verschweigt und also eine empfindliche Lücke enthält"7 (gegen den österreichischen Entwurf)8.

Ebenso ist, meiner Meinung nach, der Hinweis darauf notwendig, dass „eine verschwindende Minderheit der Bevölkerung alle Hauptvorteile (also nicht absolut alle) des Prozesses der Entwicklung der Produktivkräfte monopolisiert".

§ IX und § X sprechen von den Krisen. Sachlich ist, angesichts der geänderten Fassung, nichts einzuwenden. Aber der Form nach leiden diese Paragraphen an Wiederholungen (wieder der „Weltmarkt", wieder die „kapitalistischen Produktionsverhältnisse") . Es wäre weit besser, den Versuch, die Krisen zu erklären, aus dem Programm zu entfernen und sich auf die Feststellung ihrer Unvermeidlichkeit zu beschränken, die Erklärungen und Entwicklungen aber den Kommentaren zu überlassen. Denn es wird z. B. sowohl auf die Krise als auch auf die „Periode der Stagnation" hingewiesen, im großen und ganzen aber gelingt es ohnehin nicht, den ganzen Zyklus der kapitalistischen Industrie zu erfassen.

Die sozialen Folgen der Krisen werden wiederum mit Wiederholungen (es genügt, auf die „Verschärfung" des Prozesses usw. hinzuweisen) und wiederum zu schwach dargestellt: die Krisen machen nicht nur die Lage der Kleinproduzenten schwierig, führen nicht nur zur relativen und absoluten Verschlechterung ihrer Lage, sondern ruinieren sie geradezu und drängen sie in die Reihen des Proletariats.

Gegen § XI und XII habe ich einen äußerst wichtigen prinzipiellen Einwand: sie stellen in ganz einseitiger und falscher Form das Verhältnis des Proletariats zu den Kleinproduzenten dar (denn „die werktätige und ausgebeutete Masse" besteht eben aus dem Proletariat und den Kleinproduzenten). Sie widersprechen geradezu den Hauptgrundsätzen sowohl des Kommunistischen Manifests wie der Statuten der Internationale und der meisten modernen sozialdemokratischen Programme, und sie öffnen Tür und Tor für volkstümlerische, „kritische" und alle möglichen kleinbürgerlichen Missverständnisse.

… „Es wächst die Unzufriedenheit der werktätigen und ausgebeuteten Masse" – das ist richtig, aber es ist vollkommen falsch, die Unzufriedenheit des Proletariats und die Unzufriedenheit der Kleinproduzenten als identisch zu betrachten und zusammenzufassen, wie es hier getan ist. Die Unzufriedenheit der Kleinproduzenten weckt sehr oft das Bestreben (und muss unvermeidlich in ihnen oder in einem bedeutenden Teil von ihnen das Bestreben wecken), ihre Existenz, als die kleiner Eigentümer, zu behaupten, d. h. die Grundlagen des gegenwärtigen Systems zu verteidigen und es sozusagen noch zurück zu revidieren.

… „Es verschärft sich ihr Kampf und vor allem der Kampf ihres führenden Vertreters – des Proletariats"… Eine Verschärfung des Kampfes vollzieht sich natürlich auch bei den Kleinproduzenten. Aber ihr „Kampf" ist sehr oft gegen das Proletariat gerichtet, denn schon allein die Lage des Kleinproduzenten bringt in sehr vielem seine Interessen in einen scharfen Gegensatz zu den Interessen des Proletariats. Überhaupt ist das Proletariat gar nicht der „führende Vertreter" des Kleinbürgertums. Ist das auch manchmal der Fall, so nur dann, wenn der Kleinproduzent die Unvermeidlichkeit seines Untergangs erkennt, wenn er „seinen eigenen Standpunkt verlässt, um sich auf den des Proletariats zu stellen". Der führende Vertreter des Kleinproduzenten von heute, der „seinen eigenen Standpunkt" noch nicht verlassen hat, ist sehr oft der Antisemit und der Agrarier, der Nationalist und der Volkstümler, der Sozialreformer und der „Kritiker des Marxismus". Und gerade jetzt, wo die „Verschärfung des Kampfes" der Kleinproduzenten begleitet wird von der „Verschärfung des Kampfes" der „sozialistischen Gironde" gegen den „Berg" – ist es am wenigsten angängig, alle und jede Verschärfung in einen Topf zu werfen.

… „Die internationale Sozialdemokratie steht an der Spitze der Befreiungsbewegung der werktätigen und ausgebeuteten Masse" … Durchaus nicht. Sie steht nur an der Spitze der Arbeiterklasse, der Arbeiterbewegung, und wenn sich dieser Klasse andere Elemente anschließen, so sind es eben Elemente und nicht Klassen. Und ganz schließen sie sich nur dann an, wenn sie „ihren eigenen Standpunkt verlassen".

… „Sie organisiert ihre Kampfkräfte" … Auch das ist nicht richtig. Die Sozialdemokratie organisiert nirgends die „Kampfkräfte" der Kleinproduzenten. Sie organisiert nur die Kampfkräfte der Arbeiterklasse. Die im Entwurf gewählte Fassung ist um so weniger glücklich, je weniger man Russland im Auge hat, je mehr die Darstellung sich auf die „entwickelte" bürgerliche Gesellschaft beschränkt (vgl. § V).

Summa summarum. Der Entwurf spricht in positiver Form von dem revolutionären Wesen des Kleinbürgertums (wenn es das Proletariat „unterstützt" – bedeutet das nicht, dass es revolutionär ist?) und sagt kein Wort über seinen konservativen (und sogar reaktionären) Charakter. Das ist ganz einseitig und falsch.

In positiver Form können (und müssen) wir auf das konservative Wesen des Kleinbürgertums hinweisen. Und nur in bedingter Form dürfen wir auf seinen revolutionären Charakter hinweisen. Nur eine solche Fassung wird dem ganzen Geiste der Marxschen Lehre genau entsprechen. Das Kommunistische Manifest erklärt z. B. geradezu, dass

von allen Klassen, welche heutzutage der Bourgeoisie gegenüberstehen, nur das Proletariat eine wirklich revolutionäre Klasse ist… Der kleine Industrielle, der Handwerker, der Bauer sind nicht revolutionär, sondern konservativ. Noch mehr, sie sind reaktionär … Sind sie revolutionär („sind sie"!), so sind sie es im Hinblick auf den ihnen bevorstehenden Übergang ins Proletariat, so verlassen sie ihren eigenen Standpunkt, um sich auf den des Proletariats zu stellen."

Man sage nicht, dass in dem halben Jahrhundert, das seit dem Kommunistischen Manifest vergangen ist, die Dinge sich wesentlich geändert hätten. Gerade in dieser Beziehung hat sich nichts geändert: auch die Theoretiker haben diese These stets und ständig anerkannt (z. B. hat Engels im Jahre 1894 gerade von diesem Standpunkt aus das französische Agrarprogramm widerlegt9). Er sagte geradezu: solange der Kleinbauer seinen Standpunkt nicht verlässt, gehört er nicht zu uns – sein Platz ist bei den Antisemiten, mögen diese ihn vertrösten, und er wird dann um so sicherer zu uns kommen, je mehr die bürgerlichen Parteien ihn betrügen werden –, und faktische Bestätigungen dieser Theorie werden auch durch die Geschichte bis in unsere Zeit in Masse gegeben, bis zu nos chers amis10, den Herren „Kritikern".

Übrigens. Im Entwurf ist der Hinweis auf die Diktatur des Proletariats, der ursprünglich vorhanden war, weggelassen. Wenn das auch zufällig, aus Versehen, geschehen ist, – so bleibt doch die unzweifelhafte Tatsache bestehen, dass der Begriff „Diktatur" unvereinbar ist mit der positiven Anerkennung einer fremden Unterstützung des Proletariats. Wenn wir wirklich positiv wüssten, dass das Kleinbürgertum das Proletariat unterstützen wird, wenn das Proletariat seine, die proletarische Revolution vollbringt, so wäre es überflüssig, von „Diktatur" zu reden, denn dann wäre eine so überwiegende Mehrheit gesichert, dass man auch ohne Diktatur sehr gut auskommen könnte (wie die „Kritiker" auch glauben machen wollen). Die Anerkennung der Notwendigkeit der Diktatur des Proletariats ist aufs Innigste und untrennbar verbunden mit dem Satz des Kommunistischen Manifestes, in dem es heißt, dass nur das Proletariat eine wirklich revolutionäre Klasse ist.

Nebenbei gesagt, – wie „eifersüchtig" in dieser Beziehung Engels war, geht aus folgender Stelle seiner Kritik des Erfurter Entwurfes hervor. „Der Ruin weiter Volksschichten" – zitiert Engels den Entwurf und bemerkt:

Statt dieser deklamatorischen Phrase, die aussieht, als täte uns der Ruin von Bourgeois und Kleinbürgern noch leid (!!), würde ich die einfache Tatsache erzählen: „die durch den Ruin der städtischen und ländlichen Mittelstände, der Kleinbürger und Kleinbauern, den Abgrund zwischen Besitzenden und Besitzlosen erweitern" (oder vertiefen).C

Man wird mir entgegnen, dass im Gegenentwurf vom konservativen Wesen des Kleinproduzenten positiv die Rede sei („alle übrigen Klassen der modernen Gesellschaft sind für die Aufrechterhaltung der Grundlagen des bestehenden ökonomischen Systems"), während sein revolutionäres Wesen selbst unbedingt nicht zum Ausdruck komme.

Dieser Einwand ist völlig unbegründet. Das bedingt revolutionäre Wesen des Kleinproduzenten kommt im Gegenentwurf eben so zum Ausdruck, wie es einzig und allein zum Ausdruck kommen kann, d. h. durch die Fassung der Anklage gegen den Kapitalismus. Das bedingt revolutionäre Wesen des Kleinproduzenten kommt zum Ausdruck:

1. in den Worten über seine Verdrängung, seine Ruinierung durch den Kapitalismus. Wir, das Proletariat, klagen den Kapitalismus dafür an, dass er über den Ruin der Bauern zum Großbetrieb führt. Hieraus ergibt sich unmittelbar der Schluss, dass der Bauer, wenn er die Unvermeidlichkeit dieses Prozesses begreift, „seinen Standpunkt verlässt und unsern annimmt".

2. in den Worten, dass „Unsicherheit der Existenz und Arbeitslosigkeit, der Druck der Ausbeutung und Erniedrigung aller Art das Schicksal" (nicht nur des Proletariats, sondern) „immer breiterer Schichten der werktätigen Bevölkerung werden". Durch diese Fassung wird schon zum Ausdruck gebracht, dass das Proletariat der Vertreter der gesamten werktätigen Bevölkerung ist, und zwar ein Vertreter, angesichts dessen wir alle auffordern (und zwingen), ihren Standpunkt zu verlassen und sich auf unsern zu stellen, und nicht umgekehrt; wir verlassen nicht unsern Standpunkt, wir verschmelzen nicht unsern Klassenkampf mit allerhand unsicheren Kantonisten.

Und ebenso wird der Gedanke der Vertretung durch das Proletariat zum Ausdruck gebracht.

3. in den Worten von der Armut und dem Elend der Massen (der Massen im Allgemeinen, und nicht nur der Arbeiter).

Die Partei der revolutionären Klasse kann nur in dieser Form das bedingt revolutionäre Wesen der übrigen Klassen zum Ausdruck bringen, um ihnen die eigene Auffassung von ihren Nöten und von den Mitteln zur Behebung dieser Nöte auseinanderzusetzen, um in ihrer Kriegserklärung an den Kapitalismus nicht nur im eigenen Namen, sondern auch im Namen aller „notleidenden und verelendeten" Massen aufzutreten. Hieraus ergibt sich schon von selbst, dass, wer diese Lehre annimmt, gezwungen sein wird, zu uns zu kommen. Es wäre einfach lächerlich, wenn es uns einfallen sollte, darauf im Programm noch einmal besonders hinzuweisen und zu erklären, dass diese oder jene unzuverlässigen Elemente, wenn sie zu unserm Standpunkt übergehen, auch revolutionär sein werden! Das wäre das beste Mittel, den Glauben an uns gerade bei den schwankenden und schwachen Verbündeten zu zerstören, denen ohnehin der Glaube an uns fehlt.D

Außer diesem prinzipiellen Einwand gegen § XI und XII habe ich noch eine nur kurze formale Bemerkung gegen § XI zu machen. Es ist nicht angebracht, in diesem Paragraph von der „materiellen Möglichkeit der Beseitigung des Kapitalismus" zu sprechen: gerade in diesem Absatz ist nicht von den materiellen, sondern von den ideologischen Voraussetzungen der Beseitigung des Kapitalismus die Rede. Wenn man die materiellen Voraussetzungen erwähnt, so müssen auch die ideologischen (moralischen usw.) hinzugefügt werden. Aber es wäre viel richtiger, von dieser „materiellen Möglichkeit" in dem Absatz zu sprechen, der nicht von dem Klassenkampf, sondern von der Evolution und Tendenz des Kapitalismus handelt.

Es ist unlogisch, im § XII von der bevorstehenden sozialen Revolution zu sprechen, und erst im § XV – von dieser Revolution selber und ihrer Notwendigkeit. Die Reihenfolge müsste eine umgekehrte sein.

In § XIII scheint mir die Ersetzung der Worte „die Vernichtung (oder Aufhebung) des Privateigentums" durch den Ausdruck „die Expropriation der Ausbeuter" nicht sehr glücklich zu sein. Er ist weniger klar und weniger genau. Unglücklich gefasst ist auch der Schluss dieses Paragraphen: „die planmäßige Organisierung des gesellschaftlichen Produktionsprozesses zur Befriedigung der Bedürfnisse sowohl der gesamten Gesellschaft als auch ihrer einzelnen Mitglieder". Das genügt nicht. Eine solche Organisierung werden vielleicht auch noch die Trusts vornehmen. Es wäre genauer, wenn man sagte, „auf Rechnung der gesamten Gesellschaft" (denn das schließt die Planmäßigkeit in sich und weist auf diejenigen hin, die der Planmäßigkeit die Richtung geben), und nicht nur zur Befriedigung der Bedürfnisse der Mitglieder, sondern zur Sicherung der vollständigen Wohlfahrt und der freien allseitigen Entwicklung aller Mitglieder der Gesellschaft.

§ XIV ist, meines Erachtens, unbestimmt (ob wir die „gesamte" unterdrückte „Menschheit" befreien werden, das weiß ich nicht: z. B. die Unterdrückung der Charakterschwachen durch diejenigen, die einen recht festen Charakter haben). Besser wäre es, die Fassung zu wählen, die Marx in der Kritik des Gothaer Programms vorschlägt: die Abschaffung der Klassenunterschiede und der aus ihnen entspringenden Ungleichheit. Auch Engels bestand in der Kritik des Erfurter Programms darauf, dass „die Abschaffung der Klassen unsere Grundforderung ist11", und nur durch den genauen und direkten Hinweis auf diese „Grundforderung" geben wir unserem Versprechen, alle zu befreien und alle von allen Übeln zu erlösen, einen vollständig bestimmten (und nicht übertriebenen) Sinn.

§ XV – von der „Unterstützung des Proletariats durch andere Bevölkerungsschichten" und von der weggefallenen „Diktatur des Proletariats" war bereits oben die Rede.

§ XVI ist sehr merkwürdig und unangebracht. Die „politische Erziehung" des Proletariats besteht eben darin, dass wir es aufklären, organisieren, seinen Kampf leiten, – davon war aber bereits in §XII die Rede (wo nur noch etwas über die „Leitung seines Kampfes" hinzugefügt werden müsste).

§ XVII scheint mir ebenfalls eine überflüssige Wortvergeudung zu sein. Wozu überhaupt von der Abhängigkeit der nächsten Aufgaben von der Verschiedenheit der sozialpolitischen Lage reden? Mag man davon in Traktaten schreiben, wir aber müssen geradeheraus erklären, dass die und die Besonderheiten (die Überreste des Leibeigenschaftssystems, der Absolutismus usw.) unsere nächste Aufgabe in der und der Weise abändern.

§ XVIII: „In Russland wird der Kapitalismus immer mehr und mehr zur überwiegenden Produktionsweise" … Das genügt keineswegs. Er ist schon zur überwiegenden geworden (wenn ich sage, dass 60 bereits überwiegend ist gegenüber 40, so bedeutet das keineswegs, dass 40 nicht mehr besteht oder eine unwichtige Kleinigkeit geworden ist). Es gibt bei uns noch so viele Volkstümler, zur Volkstümlerei neigende Liberale und sich rasch zur Volkstümlerei zurückentwickelnde „Kritiker", dass es unmöglich ist, hier auch nur die geringste Unklarheit zu lassen. Und wenn der Kapitalismus noch nicht einmal „überwiegend" geworden ist, müsste man dann nicht auch mit der Sozialdemokratie noch etwas warten?

… „die Sozialdemokraten an die allererste Stelle schiebend" … Der Kapitalismus wird eben erst vorherrschend, und wir stehen schon an „allererster" Stelle Ich denke, man sollte von der allerersten Stelle überhaupt nicht reden: das geht von selbst aus dem Programm hervor. Wir wollen es nicht selber von uns sagen – möge es die Geschichte von uns sagen.

Der Entwurf lehnt anscheinend den Ausdruck „die alte, auf Leibeigenschaft beruhende Gesellschaftsordnung" ab, in der Meinung, das Leibeigenschaftssystem sei nur auf die Rechtsordnung anwendbar. Ich denke, dass diese Unterscheidung unbegründet ist: die „Leibeigenschaft" war natürlich eine rechtliche Einrichtung, aber sie entsprach einem besonderen System der gutsherrlichen (und bäuerlichen) Wirtschaft, sie trat auch in einer Menge nicht durch das „Recht" festgelegter Lebensverhältnisse in Erscheinung. Darum ist es kaum notwendig, den Ausdruck „vorkapitalistische, auf Leibeigenschaft beruhende Gesellschaftsordnung" zu umgehen.

Die „Beschreibung" des Leibeigenschaftsrechtes (die Massen waren ja ein getauftes Eigentum) in unserem Programm ist ganz unangebracht und überflüssig.

Es genügt nicht, vom Einfluss der Überreste des Leibeigenschaftssystems zu sagen, dass sie als schwerer Druck auf der werktätigen Masse lasten. Es ist notwendig, auch auf die Hemmung der Entwicklung der Produktivkräfte des Landes und auf die übrigen sozialen Folgen des Leibeigenschaftssystems hinzuweisen.E

§ XIX. Meines Erachtens ist es vollkommen überflüssig, darauf hinzuweisen, dass die Demokratie (oder die politische Freiheit) für uns eine „Übergangsstufe" ist (ein Übergang wozu? Von der Republik haben wir doch weiter unten geradezu als von der nächsten praktischen Forderung gesprochen), – und dass die Verfassung eine „natürliche rechtliche Ergänzung („Eigentum" ist anscheinend ein Fehler in der Abschrift) zu den kapitalistischen Produktionsverhältnissen" ist. Das ist im Programm durchaus nicht am Platz. Es genügt vollkommen, wenn wir sagen, dass der Absolutismus die „ganze gesellschaftliche Entwicklung" aufhält oder behindert: folglich kann sich auch die Entwicklung des Kapitalismus mit ihm nicht aussöhnen. Einzelheiten darüber müssen in den Kommentar aufgenommen werden, denn im Programm schwächen sie sogar unsere Kriegserklärung an den Absolutismus, – sie geben dem Programm ein literarisches, abstraktes Gepräge.

Wozu auch diese Gemeinplätze über rechtliche Ergänzungen zum Kapitalismus und über „Rechtsordnung" (§ XX), – wenn wir weiter viel unmittelbarer und bestimmter von der Republik sprechen? (Übrigens, in § XX steht der Ausdruck „das alte Leibeigenschaftssystem", der Entwurf selber gibt also hier dem Worte „Leibeigenschaft" einen weiteren als nur den rechtlichen Sinn.)

Über die Unvereinbarkeit des Absolutismus mit der Rechtsordnung zu sprechen, ist ebenfalls überflüssig, wenn gleich daneben die Forderung seines Sturzes und seiner Ablösung durch die Republik steht. Es wäre besser, sich klarer über die „Rechtlosigkeit" des Volkes unter dem Absolutismus usw. auszudrücken.

Der Absolutismus ist der schlimmste Feind der Freiheitsbestrebungen der Arbeiterklasse" es müsste hinzugefügt werden: „und der kulturellen Entwicklung des ganzen Volkes", oder etwas ähnliches. Damit (und nicht mit Worten über die „Vertreter") werden wir zum Ausdruck bringen, dass die Sozialdemokratie die Interessen nicht nur der Arbeiterklasse, sondern der gesamten gesellschaftlichen Entwicklung vertritt.

Alle angeführten Bemerkungen kurz zusammenfassend, finde ich in dem Entwurf vier Hauptmängel, die ihn meines Erachtens unannehmbar machen:

1. äußerste Abstraktheit vieler Fassungen, als wären sie nicht für eine Kampfpartei, sondern für einen Vortragskursus bestimmt;

2. das Beiseiteschieben und Vertuschen der Frage des besonderen russischen Kapitalismus ist ein besonders wichtiger Mangel, denn das Programm muss eine Übersicht und einen Leitfaden zur Agitation gegen den russischen Kapitalismus geben. Wir müssen mit einem offenen Werturteil über ihn auftreten und mit einer offenen Kriegserklärung eben an den russischen Kapitalismus;

3. die ganz einseitige und falsche Darstellung des Verhältnisses des Proletariats zu den Kleinproduzenten, die uns im Krieg sowohl gegen die „Kritiker" wie gegen viele andere den Boden nimmt;

4. das Bestreben, im Programm stets eine Erklärung des Prozesses zu geben. Es gelingt ohnehin nicht, Erklärungen zu geben, die Darstellung aber wird zu sehr in die Länge gezogen, es gibt eine Unmenge Wiederholungen, das Programm artet fortwährend in einen Kommentar aus.

Geschrieben Februar-März 1902

1 Das Wort „Prinzipienerklärung" bei Lenin deutsch. Die Red.

2 Dieser Satz bei Lenin deutsch. Die Red.

3 Kautsky hatte seinen Entwurf zum Programm der deutschen Sozialdemokratie vorher mehreren hervorragenden Führern der Arbeiterbewegung, darunter Engels, gezeigt. Nach Durchlesen des Entwurfs sandte Engels am 29. Juli 1891 an Kautsky eine Reihe von Bemerkungen, die zehn Jahre später in der „Neuen Zeit" (20. Jahrgang, 1901/02, Bd. I, Nr. 1, S. 5–13) unter dem Titel „Zur Kritik des sozialdemokratischen Programmentwurfs 1891" veröffentlicht wurden.

A Wer damit nicht einverstanden ist, dem möchten wir vorschlagen, auch nur ein einziges Beispiel einer solchen „Erhöhung der wirtschaftlichen Bedeutung der Großbetriebe und der Beschränkung der Rolle der Kleinbetriebe" anzuführen, die nicht eine für jeden klare Verdrängung der Kleinbetriebe durch die Großbetriebe wäre.

B Eine solche Auslegung der Unklarheit ist um so unvermeidlicher,, je weiter bekannt die bestimmte Fassung z. B. des Erfurter Programms ist: … „geht die Verdrängung der zersplitterten Kleinbetriebe durch kolossale Großbetriebe".

4 Das Zitat bei Lenin deutsch. Die Red.

5 „Klipp und klar" bei Lenin deutsch. Die Red.

6 Vorausgehendes. Die Red.

7 Das Zitat bei Lenin deutsch. Die Red.

8 Lenin meint den Artikel Kautskys „Die Revision des Programms der Sozialdemokratie in Österreich", der gegen den im August 1901 veröffentlichten Entwurf zu einem neuen Programm der österreichischen Sozialdemokratie gerichtet war und in der „Neuen Zeit" (20. Jahrgang, 1901/02, Bd. I, Nr. 3, S. 68–82) zum Abdruck gelangte. Die Kritik Kautskys richtete sich gegen die Zugeständnisse, die die Verfasser des Programmentwurfs, vor allem Viktor Adler, im Programmentwurf an das Bernsteinianertum gemacht hatten

9 Lenin meint den von Engels im Jahre 1894 geschriebenen und in der „Neuen Zeit", (13. Jahrgang, 1894/95, Bd. I, Nr. 10, S. 292–306) veröffentlichten Artikel unter dem Titel „Die Bauernfrage in Frankreich und Deutschland". Eine russische Übersetzung dieses Artikels hat es in der Periode der „Iskra" nicht gegeben.

10 Unseren lieben Freunden. Die Red.

C (Das Zitat – bei Lenin deutsch. Die Red.) Im Entwurf des Erfurter Programms war folgende Stelle enthalten: „In diesem Befreiungskampf verficht die Sozialdemokratie als die Verfechterin (oder Vertreterin – „Neue Zeit', IX,2 S. 789) nicht bloß der Lohnarbeiter, sondern der Ausgebeuteten und Unterdrückten insgesamt, alle Forderungen, Maßregeln und Einrichtungen, welche die Lage des Volkes im Allgemeinen und der Arbeiterklasse im Besonderen zu verbessern geeignet sind (bei Lenin – dieses Zitat deutsch. Die Red.). Und Engels riet entschieden, diese ganze Stelle auszustreichen, wobei er die Gelegenheit nicht vorbeigehen ließ, sich lustig zu machen: „des Volkes im Allgemeinen" (wer ist das?). Und dem Rat von Engels folgend, warf man diese Stelle ganz hinaus; der Paragraph, in dem es heißt: „Die Befreiung des Proletariats kann nur das Werk der Arbeiterklasse sein, weil alle anderen Klassen auf dem Boden des Privateigentums an den Produktionsmitteln stehen und die Erhaltung der Grundlagen der heutigen Gesellschaft zum gemeinsamen Ziel haben" – dieser Paragraph ist unter dem unmittelbaren Einfluss von Engels in schärferer Form als im ursprünglichen Entwurf angenommen.

D Je mehr „Güte" für den Kleinproduzenten (z. B. für den Bauern) wir im praktischen Teil unseres Programms an den Tag legen, desto „strenger" müssen wir uns diesen unzuverlässigen und zwiespältigen Elementen gegenüber im prinzipiellen Teil des Programms verhalten, ohne auch nur um ein Haar breit von unserem eigenen Standpunkt abzuweichen. Hier, bitte, nimmst du diesen, unsern Standpunkt an, dann wirst du allerhand „Güte“ bei uns finden, nimmst du ihn nicht an, – nun, dann zürne uns nicht! Dann werden wir unter der „Diktatur" über dich sagen: es ist überflüssig, Worte zu verlieren, wo nur Gewalt anzuwenden ist…

11 Die Engelsschen Worte bei Lenin deutsch. Die Red.

E Übrigens. Im Gegenentwurf ist der Ausdruck „die asiatisch-barbarischen Formen des Aussterbens der Bauernschaft" unglücklich gewählt. Man kann sagen: die Formen des Verschwindens, oder irgend etwas in dieser Art.

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