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ZK und 3. Parteitag

In Nr. 8 des „Wperjod" erschien in der Rubrik „Aus der Partei" folgende, von Olminski verfasste Mitteilung: „Soeben ist uns eine Mitteilung zugegangen, die man in dem Sinne verstehen kann, dass das ZK mit der sofortigen Einberufung des Parteitages einverstanden sei. Wir verbürgen uns keineswegs für die Richtigkeit dieser Nachricht, halten sie aber für wahrscheinlich. Das ZK hat monatelang die Einberufung eines Parteitages bekämpft, indem es die Organisationen auflöste und die Komitees boykottierte und desorganisierte, die sich für den Parteitag ausgesprochen haben. Diese Taktik hat Schiffbruch erlitten. Jetzt ist das ZK, geleitet von seinem Grundsatz ,Zweckmäßigkeit ist alles, Formalität ist nichts' (die Worte Plechanows aus seinem Artikel „Schweigen ist unmöglich" in Nr. 66 der „Iskra". Die Red.), bereit, aus Zweckmäßigkeit' (d. h. zur Hintertreibung des Parteitages) auch hundertmal formell zu erklären, dass es für die sofortige Einberufung des Parteitages eintrete." Lenin fügte dem noch die Worte hinzu: „Wir hoffen, dass weder das Büro noch die örtlichen Komitees sich durch die Taschenspielerkunststücke der ,Schidlowski-Kommission' der Partei irreführen lassen werden". [Lenin, Sämtliche Werke, Band 7, Anm. 85]

Unter dem Einfluss der Ereignisse des 9. Januar und der ansteigenden Revolution begann ein großer Teil der menschewistischen Komitees sich dem Standpunkt der Bolschewiki sowohl in den taktischen Fragen als auch in der Frage der Einberufung des III. Parteitages zu nähern. Dem Zentralkomitee konnte natürlich dieser Umschwung in der Stimmung der menschewistischen Organisationen, die unter dem Druck der Arbeiter nach links schwenkten, nicht entgehen. Hinzu kam noch folgendes:

Am 9./22. Februar 1905 wurden neun Mitglieder des ZK, die sich in Moskau in der Wohnung des bekannten russischen Schriftstellers Leonid Andrejew zu einer Sitzung versammelten, ausspioniert und verhaftet. Es waren dies: Halperin, Kwjatkowski, Noskow, Karpow, Silwin, Dubrowinski, Alexandrowa, Krochmal und Rosanow (letztere drei waren Menschewisten, die Ende November 1904 in das ZK kooptiert wurden). Durch Zufall konnten zwei Mitglieder des ZK, Krassin und Lubimow, zur Sitzung nicht kommen, und so entgingen sie der Verhaftung. Die Verhaftung fast des gesamten „versöhnlerisch"-menschewistischen ZK brachte in die Reihen der Menschewiki große Verwirrung und veranlasste die in Freiheit gebliebenen Mitglieder des ZK, dem Gedanken des Parteitages näherzutreten und mit dem Büro der Komitees der Mehrheit Verhandlungen einzuleiten über die gemeinsame Organisierung des Parteitages auch gegen den Willen des Parteirats. Bereits am 4./17. März erließ das ZK einen Aufruf „An die Partei" mit der Aufforderung zur energischsten Vorbereitung eines sofortigen Parteitages. Dieser Aufruf wurde in Nr. 13 des „Wperjod" veröffentlicht. In der gleichen Nummer wurde ein Brief vom 6./19. März publiziert, der schon gemeinschaftlich vom ZK und dem Büro der Komitees der Mehrheit unterzeichnet war; ebenso ein Appell an die Partei, worin die Grundlagen des abgeschlossenen Vertrages zwischen dem ZK und dem Büro der Komitees der Mehrheit vom 12./25. März dargelegt werden und mitgeteilt wird, dass „die weitere Arbeit zur Einberufung des Parteitages gemeinsam vom Zentralkomitee und dem Büro der Komitees der Mehrheit, die ein Organisationskomitee bilden, durchgeführt wird". Der Vertrag, von dem Lenin in dem vorliegenden Artikel den ersten Punkt bringt, wurde in Nr. 95 der „Iskra" vom 31. März/ 13. April vollständig veröffentlicht. Als Lenin seinen Artikel „Der entlarvte Parteirat" schrieb und den Beschluss des Parteirates vom 7 April kritisierte, war die betreffende Nummer der „Iskra" noch nicht erschienen, deshalb spricht er von dem Vertrag als einem noch „unveröffentlichten“. Der Vertrag war unterzeichnet: für das Büro der Komitees der Mehrheit von S. Gussew , für das Zentralkomitee von L. Кrassin. [Lenin, Sämtliche Werke, Band 7, Anm. 128]

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