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Wladimir I. Lenin 19051010 Eine neue menschewistische Konferenz

Wladimir I. Lenin: Eine neue menschewistische Konferenz

[Proletarij", Nr. 20, 27. September/10. Oktober 1905. Nach Lenin, Sämtliche Werke, Band 8, Wien-Berlin 1931, S. 368 f.]

Es wurden uns hektographierte Resolutionen der „Konstituierenden (?!) Konferenz des Südens" der Menschewiki zugestellt. Auf die wichtigste Resolution (über die Reichsduma) werden wir noch zurückkommen. Vorläufig wollen wir bemerken, dass die Konferenz von den zwei Hauptpunkten der iskristischen „Duma"-Taktik die Ausübung eines „Druckes, damit in die Reichsduma" entschiedene Leute gewählt werden (im Sinne Martows, Tscherewanins, Parvus) entfernt, jedoch die „Organisierung allgemeiner Volkswahlen für die konstituierende Versammlung" angenommen hat. In der Frage der Zusammensetzung der Redaktion der „Iskra" wurden drei Resolutionen angenommen, doch ist die Frage trotzdem nicht gelöst. Die eine Resolution bittet Axelrod, nicht aus der Redaktion auszuscheiden; die andere bittet Plechanow, in die Redaktion zurückzukehren (wobei die Konferenz – wahrscheinlich, ohne die Absicht, einen Witz zu machen – ihr „Erstaunen" über das Ausscheiden Plechanows ausdrückt); die dritte dankt der „Iskra" und spricht ihr völliges Vertrauen usw. aus, doch wird die Frage der Zusammensetzung der Redaktion „einer allrussischen Konstituierenden Konferenz zur endgültigen Beschlussfassung übertragen". Die „Erste allrussische Konferenz" „übertrug" bekanntlich die Beschlussfassung über diese Frage den örtlichen Organisationen. Die örtlichen Organisationen „übertrugen" sie der Konstituierenden Konferenz … Das nennt man also Beseitigung des Bürokratismus und Formalismus… Vorderhand aber, bis die Sache entschieden ist, trägt die „Iskra" den Namen Zentralorgan – einen Namen, den ihr sogar ihre Anhänger nicht gegeben haben. Eine bequeme Position, das lässt sich nicht bestreiten!

Das Organisationsstatut der Konferenz des Südens ist eine Kopie des bereits bekannten Statuts, immerhin mit geringen Änderungen: es wurde der Paragraph hinzugefügt: „Das oberste Organ der Partei sind die Parteitage, die sich nach Möglichkeit einmal im Jahre versammeln." Wir begrüßen diese Verbesserung lebhaft. In Verbindung mit dem neuen und ausgezeichneten Punkt: „Das Zentralkomitee wird vom Parteitag gewählt", und mit dem ausgezeichneten Wunsche, auch die Frage der Zusammensetzung der Redaktion auf dem Parteitag zu entscheiden (wenn auch in Zukunft), zeugt diese Verbesserung von einer Bewegung in der Richtung der Beschlüsse des 3. Parteitages. Wir wollen hoffen, dass nach weiteren, sagen wir vier Monaten die nächste „Konstituierende" Konferenz auch die Art und Weise der Einberufung der Parteitage, dieser obersten Organe der Partei, festlegen wird … Um die Frage der Vereinigung geht die Konferenz leider herum, anstatt offen zu sagen: Wollt ihr euch auf der Grundlage des 3. Parteitages vereinigen? Wenn nicht, wollt ihr zwei Kongresse vorbereiten zu derselben Zeit und an demselben Orte? Wir wollen hoffen, dass die nächste „Konstituierende" Konferenz (hoffentlich früher als in vier Monaten!) diese Frage entscheiden wird.

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